2022 – das Jahr der vielen „Ersten-Male“

Erste RTF, erste Rennen, erste 200er-Touren, erstes Fahren mit online-Bekanntschaften, erstes Rennrad und erstes Bikefitting. Dieses Jahr war definitiv ereignisreich. Neben den genannten Dingen habe ich auch mich im SUP-Paddeln und MTB-Fahren versucht. Eine kurze Übersicht bekommt ihr hier, lest auch sehr gerne noch einmal in die Beiträge rein.

Januar-März

Nach der Tour d´Zwift, die ich übrigens auch zum ersten Mal abschloss, meldete ich mich im Februar zu Tour d´Energie bei Göttingen an. Als Vorbereitung startete ich bei meiner ersten Radtourenfahrt (RTF) in Gieboldehausen und fuhr dort ganz optimistisch mit dem Rad hin. Dass ich den Großteil der Strecke alleine zurücklegte, war so nicht geplant. Ich denke, dass ich auch im nächsten Jahr wieder beim dieser schönen Veranstaltung starten werde, dieses Mal aber mental besser darauf eingestellt…. Vielleicht bin ich 2023 auch vorher nicht krank :).

April

Krank war ich auch kurz vor meinem nächsten Event, der TdE. Ihr seht: es lief richtig gut bei mir. Auch dieses Rennen – meine Premiere auf dem Rad mit Zeitmessung – lief nicht ganz so wie geplant, da ich kaum trainieren konnte. Auch hier war ich viele Kilometer Einzelkämpferin und hatte mit Krämpfen zu tun. Im Ziel war ich alleine und unzufrieden mit meiner Leistung, weshalb auch dieses Rennen nicht zu meinen Lieblingserlebnissen des Jahres zählt.

Mai

Mit weniger Druck ging es auf ein paar längere Touren alleine. Bei bombastischem Wetter zur Marienburg und eine Graveltour, die für ein MTB besser gewesen wäre, mir aber sehr viel Spaß gemacht hat.

Am Himmelfahrtswochenende fuhr ich am Donnerstag 190 km zu meiner Schwester und kämpfte mich sieben sonnige Stunden gegen den Nordwind. Am Samstag ging es zurück, leider mit Panne. Trotzdem machte ich an diesem Tag meine ersten 200km voll, da ich noch einen kleinen Umweg einplante.

Juni

Die nächste Langdistanz nahm ich mit meinem Radbuddy Kai zwei Wochen später in Angriff. Stets hügelig ging es mit etlichen Höhenmetern ins schöne Erfurt und selbstverständlich auch zurück. Die 230 km (meine längste Tour bisher) überforderte mich leider ziemlich und ich war extrem dankbar, dass ich viel Windschatten fahren durfte.

Juli

Der Juli führte mich zu einem Gesangsworkshop nach Italien. Viel Radfahren ließen Hitze und Zeit nicht zu, aber die gemachten Touren waren für mich etwas Besonderes und natürlich auch das Sightseeing in Florenz und Volterra. Wer es noch nicht getan hat – schaut euch den Beitrag nochmal an. Die Bilder zeigen es ganz gut 🙂

August

Mein zweites großes Rennen stand im Spätsommer an. In Hamburg startete ich bei der Cyclassics und es lief super, tolle Gruppe, bombastisches Tempo, bis mich eine Reißzwecke bei km 80 ausbremste. Irgendwie zeigte sich das ganze Jahr ziemlich unperfekt. Aber durch das Rennen und auch die Panne lernte ich tolle Menschen kennen. Für 2023 bin ich bereits angemeldet, um das Rennen einmal zu meiner Zufriedenheit zu beenden.

Kurz darauf nahm ich mit einigen Freunden an der Großen Weserrunde teil und fuhr dort 200km. Die Übernachtung zuvor war legendär 😂…

September – Oktober

Perfekt war aber, dass ich nach vier Jahren Pause so ganz vorsichtig wieder mit dem Laufen starten konnte. Mehr als 10 km (im Training nur 5-8) werde ich nicht mehr laufen, aber schon das macht mich ziemlich glücklich.

Ein weiteres Highlight – wenngleich das Wetter das anders sah – war meine Radtour nach Dresden, bei der ich eine Übernachtung in Leipzig einlegte. Die zweite Hälfte der Tour legte ich mit einer Bekanntschaft aus dem Internet zurück. Andy begleitete mich und bot mir Unterschlupf und eine ausführliche Stadtführung in Dresden. Ein tolles Wochenende und eine Bekanntschaft, die hoffentlich nicht im Sande verläuft.

November – Dezember

Ende des Jahres traf mein neues Schmuckstück, mein Carbon-Rennrad ein, welches bisher fast nur im Flur sein Dasein fristet. Der Einzige Ausflug bisher ging (im Kofferraum) zum Bikefitting nach Leinefelde.

Nun lasse ich das Jahr ausklingen und starte am 31. noch bei meinem ersten Lauf seit sehr langer Zeit. Dort werde ich ohne viel Training mal versuchen 5 km am Seeburger See in einer halbwegs akzeptablen Zeit zu absolvieren.

Daten und Zahlen

PoloStrava gibt das Sportjahr nur noch den Bezahlabbonenten frei. Das ist schade, aber an einige Zahlen komme ich auch so :).

Schwimmen: 68 Einheiten – Zeit: 30h 50 – Distanz: 90,54 km

Laufen: 14 Einheiten – Zeit: 7h 36 – Distanz:81 km – 913 Höhenmeter

Radfahren: 172 Einheiten – Zeit: 290h 57 – Distanz: 7.809 km – 62.337 Höhenmeter

West-Ost-Tour

Oder: Der große Kleidungsbelastungstest….

Durch eine berufliche Veränderung war das Radfahren die letzten Wochen etwas kurz gekommen, weshalb ich gerne das verlängerte Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit nutzen wollte, um ein paar Kilometer auf neuen Wegen zurückzulegen. Was lag da näher, als zur Feier des Tages der Wiedervereinigung weit in die ehemalige DDR zu fahren? Die Zielsuche gestaltete sich als relativ einfach, da ich gerne Andy – eine Facebook-Radbekanntschaft aus Dresden treffen wollte. An einem Tag fahre ich keine 300 km, weshalb ich einen Zwischenstopp in Leipzig einplante.

Die Wetterprognose war anfangs noch ganz nett, verschlechterte sich aber zusehends, sodass ich erst nicht sicher war, ob ich das Ganze nicht doch lassen sollte. Das Hotel in Leipzig war nicht stornierbar, weshalb ich mir selbst in den Allerwertesten trat und mich am Samstagmorgen um 6.45 Uhr auf den Weg machte. Die Tour hatte ich zuvor mal wieder mit komoot geplant und war bei der ersten Etappe von 770 hm ausgegangen. Aber Pustekuchen. Auf den Rox übertragen war plötzlich von über 1000 hm die Rede. Na herzlichen Dank. Es sollte also nichts mit einer flachen Tour werden… Mit voll bepackter „Arschrakete“ – die große Satteltasche – Rahmen- und Oberrohrtasche und gut befülltem Futterbeutel ging es los. Zunächst mit kurzer Hose und den neuen Beinlingen von Craft, Trikot, Armlingen und Regenjacke. Schon auf dem ersten Kilometer begannen die Beinlinge zu rutschen, was leider auch den ganzen Tag über immer wieder passierte, da weder sie noch meine Hose eine Gummierung haben.

Sonnenaufgang
Mensch, Craft, das geht doch besser

Sehr, sehr lästig… Dafür bekam ich ein schönes Morgenrot zu sehen, bevor es nach 8 km begann zu regnen. Also zog ich in Barbis auch die lange Regenhose an und war ab da als rotes Michelin-Mädchen unterwegs.

In voller Montur

Bald hatte ich Niedersachsen verlassen und befand mich „drüben“. Auf noch bekannten Wegen fuhr ich mal im Niesel-, mal im Landregen nach Nordhausen und von dort aus weiter den ebenfalls mehrfach gefahrenen Radweg parallel zur Nordhäuser Straße gen Osten. Zum Glück kam der Wind meist von hinten, gelegentlich jedoch auch böig von der Seite. Bald überfuhr ich die nächste Landesgrenze und landete bei Berga in Sachsen-Anhalt. Der Regen ließ nach und ich zog spontan die Regenhose aus um sie fünf Kilometer später bei Roßla wieder anzuziehen. In Sangerhausen war ich bei zwei Hügeln kurz am Zweifeln, ob ich das Ganze überhaupt packen würde. Danach kamen zwar nur noch wenige schlimme Höhenmeter, aber immer wieder kurze knackige Rampen. Bei einer derselbigen merkte ich plötzlich ein Reißen an der Hose. Der Klettverschluss am Bein der Regenhose hatte sich gelöst und das Kettenblatt sich in der jetzt zu lockeren Hose verbissen. Also hat leider auch die VAUDE Regenhose den Stresstest nicht so richtig bestanden.

Sangerhausen

Davon ließ ich mich nicht aufhalten und fuhr mit einigen Pausen, teilweise in zugigen und mit Erbrochenem dekorierten Bushaltestellen weiter. Ab Halle fuhr ich überwiegend entlang der Weißen Elster (mit einem unnötig hügeligen Abstecher nach Schkeuditz) und war mir nichts, dir nichts in Sachsen. Es wurde auch Zeit, denn ich war langsam wirklich platt. Mein Hotel erreichte ich schließlich nach knapp 170 km, von denen immerhin etwa 40 trocken waren.

Nach einer ausführlichen Dusche machte ich mich zu Fuß auf in die etwa drei Kilometer entfernte Innenstadt, die ich ja bereits durch einige Besuche kannte. Trotzdem spazierte ich die wichtigsten und für mich hübschesten Plätze der Innenstadt ab (natürlich an der Thomaskirche vorbei quer durch die Stadt bis zum Augustusplatz und parallel wieder zurück, vorbei an der Nikolaikirche und über den Marktplatz) und lauschte eine Weile einem Sänger vor Auerbachs Keller. Irgendwann machte ich mich auf den Rückweg.

Da mein Handy kaum noch Akku hatte, schaltete ich es vorsichtshalber aus. Als ich es zum Navigieren wieder einschalten wollte, verlangte es plötzlich den PIN der SIM-Karte. Das war mir bis dahin noch nie passiert…. Den hatte ich natürlich nicht zur Hand, sondern zu Hause, und wurde etwas nervös. Erst einmal musste ich aber etwas essen und bestellte mir in einer Dönerbude ein paar Falafel und bat den Verkäufer, ob ich sein Handy nutzen dürfte, um meine Radverabredung für den Folgetag zu koordinieren. Leider fiel mir aber auch mein Facebook-Passwort nicht ein… Etwas verzweifelt ging ich in Richtung Hotel (zum Glück ist mein Orientierungssinn nicht soo schlecht). Auf dem Weg dorthin sprach ich noch einen jungen Herrn mit einem Coffee Bike an und schilderte ihm meine Lage. Er erlaubte mir, mit seinem Profil meiner Radverabredung zu schreiben. Blöd nur, dass ich dessen Nickname nicht exakt im Kopf hatte und ihn nicht fand. Zurück im Hotel hatte ich mein Handy und die Radbegleitung abgeschrieben, als mir einfiel, dass ich es ja ohne SIM-Karte probieren könnte. Also am Empfang eine Büroklammer ergattert und die SIM-Karte rausgebastelt. So konnte ich wenigstens mit WLAN mein Handy nutzen. Was für eine Erleichterung.

Ziemlich müde wollte ich gegen 21.30 Uhr schlafen. Dazu kam es aber leider bis nach 24 Uhr nicht, da Straßenbahnen, feiernde Leute, Sirenen & Co. alles gaben, um die stilleverwöhnte Diva wachzuhalten.

Gegen 5.30 Uhr war die Nacht wieder zu Ende, obwohl es draußen erstaunlich leise war. Ich packte meine Sachen und schlug um 7.01 Uhr zum Frühstück auf. Merke: wenn Vietnamesen schreiben, dass es ab 7 Uhr Frühstück gibt, heißt es, dass es ab 7 Uhr langsam aufgebaut wird. Sehr charmant fand ich aber, dass der Mitarbeiter mit jeder Lebensmittellieferung, die er ans Buffett bringen wollte erst zu mir kam. Und das obwohl ich ihm mehrfach sagte, dass er ganz in Ruhe aufbauen solle und ich mir dann etwas hole.

Um 8.30 Uhr war ich mit Andy und seinem Freund Stephan am Hotel verabredet. Stephan durfte ich meine Klamotten ins Auto werfen (die er mit nach Dresden nahm) und schon war mein Rad nur noch halb so schwer. Auch das Wetter versprach etwas besser zu werden, daher nahm ich auch nur die Regenjacke mit und verzichtete auf die Regenhose. Zum Austausch ließ er mir Andy als Radbegleitung da. Der hatte aber sein eigenes Rad und war daher kein Ballast. Irgendwie seltsam, wenn man sich nur vom Schreiben her kennt und keine Ahnung hat, ob man sich leiden kann und wie weit man leistungsmäßig auseinander ist. Ein leicht flaues Gefühl hatte ich schon, was sich aber schnell verflüchtigte. Mit Andy fuhr ich quer durch Leipzig und er legte ein ganz schönes Tempo vor. Ab dem Völkerschlachtsdenkmal hatten wir halbwegs freie Fahrt und ich gab alles, um halbwegs dran zu bleiben. Trotzdem musste ich doch um eine Reduzierung des Tempos bitten. Ob es an der Tour am Vortag lag oder einfach der zu großen Leistungsdifferenz, ich weiß es nicht. Ich tippe aber auf ersteres, da mich die kleinsten Hügel zum Schnaufen brachten. (Memo an mich: mein Asthmaspray ist schon seit längerem alle – vielleicht mal bei Gelegenheit ein neues besorgen…).

Die ersten 80 km ging es lustig auf und ab. Selten ganz schlimm, aber es war stets hügelig. Ab Zehren fuhren wir auf dem Elberadweg und gönnten uns nur noch einen Anstieg auf die Burg in Meißen.

15 km vor Dresden bekam ich einen Hungerast. Mein Brötchen hatte ich schon lange vorher gegessen und lief plötzlich auf der letzten Rille. Dankenswerter Weise half mir Andy mit einem Riegel aus, sodass es irgendwie doch noch bis in die Dresdner Innenstadt schaffte, in der wir erst einmal Currywurst und Pommes verdrückten. Gestärkt schaffte ich auch noch die Runde durch den Großen Garten. Dann waren es auch nur noch wenige Meter bis zum Ziel und wir stellten die Räder nach 131 km ab. Ich ziemlich kaputt, Andy nicht so. Aber gut, beim nächsten Mal tobe ich mich am Vortag vielleicht nicht so aus…

Den Nachmittag nutzten wir ausführlich und er zeigte mir viele tolle Orte der Stadt. Nach einem kräftigen Platzregen beispielsweise das Schloss Albrechtsberg aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, welches auf der anderen Elbseite liegt und einen tollen Blick über Dresden bietet. Erbaut wurde es für den jüngsten Bruder Wilhelm des I. Wir schauten uns die vorgelagerten Weinberge, das Blaue Wunder, und die Gärten rund um das Schloss an.

Anschließend setzten wir unsere Tour in der Innenstadt fort. In dieser war ich zuletzt vor knapp 20 Jahren und konnte mich nur an wenig erinnern. Die Frauenkirche war damals noch nicht ganz fertig gestellt. Sie beeindruckte mich ziemlich. Am Fürstenzug, der aus 102 m die 34 Herrscher aus dem Geschlecht der Wettiner darstellt, spekulierten wir über die Bedeutung einiger lustiger Beinamen wie Dietrich der Bedrängte, Albrecht der Entartete und Friedrich der Gebissene.

In der Dämmerung und den nächsten aufziehenden düsteren Wolken wechselten wir noch einmal die Elbseite und schauten uns den Goldenen Reiter und – viel wichtiger – die Eisdiele von Terence Hill an. Wieder zurück über die Elbe ging es Richtung Zwinger, der im Moment eine ziemliche Baustelle ist. Dort erwischte uns auch der nächste Schauer, bei dem wir uns aber zum Glück unterstellen konnten. Nach einem leckeren Abendessen ging es auch ziemlich bald in die Federn.

Am Montag ging es zurück nach Hause, mit einem kleinen Abstecher zur Burg Kriebstein, der schönsten Ritterburg Sachsens, die ab 1384 gebaut und oft erweitert, umgebaut und den Geschmäckern der Zeit angepasst wurde. Zu ihr hoch führt die steilste Straße Sachsens mit 24 %. Vielleicht mal eine Radherausforderung…..

Alles in allem ein anstrengendes, aber trotz des mistigen Wetters ein schönes Wochenende, was mich zwar müde, aber mit dem Gefühl zurücklässt, es optimal genutzt zu haben. Einen großen Dank nochmal an Stephan für den Gepäckshuttle und Andy für die schöne Tour und Geduld und die Stadtführung.

Neben der kaputten Hose und den rutschenden Beinlingen hat es übrigens auch die Regenjacke erwischt. Da ist die Verschweißung der Naht im Nacken aufgegangen. Lief also richtig gut für meine Bekleidung…

Viel singen, schwitzen, Kultur und ein bisschen Radfahren in Italien

Seit etwa einem Dreivierteljahr bin ich Mitglied einer neuen Band „Coffee, Cake & Bass“. Mein Mitsänger Michael fragte mich im Frühjahr, ob ich nicht Lust auf einen Pop- und Jazz-Gesangsworkshop in der Toskana hätte. Alleine wäre ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen, aber mein Urlaub war noch nicht geplant und auf Mallorca hatte ich festgestellt, dass Urlaub alleine nicht immer so erquickend ist und Abende recht lang werden können. Also haderte ich nicht lange und sagte ihm zu. Die Planung überließ ich ihm, da er schon einige Male dort war. Direkt am ersten Ferientag ging es los. Kurz nach 5 Uhr rollte Michaels roter Audi in die Einfahrt und ich packte neben meinem Koffer auch mein Rad in seinen Kofferraum. Er war etwas angespannt, da seine AdBlue-Anzeige, bzw. die seines Wagens leuchtete. Am Tag zuvor hatte er wohl den Tank etwas überfüllt. Für den Fall der Fälle hatte er jedoch einen Werkstatttermin in Bamberg ausgemacht. Wir rollten also los und ich übernahm das Steuer nach den ersten etwa 100 km. Vorher erlosch jedoch in Anzeige, sodass wir entspannt an Erfurt vorbei Richtung Süden fahren konnten. In Bamberg machten wir jedoch trotzdem Halt um einen Kaffee zu trinken und machten einen kurzen Bummel durch die Innenstadt.

Neptunbrunnen „Gabelmoo“

Das Bamberger Rathaus

Von Bamberg ging es weiter an München vorbei, was reibungslos und staufrei klappte. Vor der österreichischen Grenze wollten tanken, da es hieß, es gäbe in Österreich Diesel-Mangel. Daher fuhren wir zwischen München und Rosenheim von der Autobahn ab, nachdem wir uns eine Vignette besorgt hatten. Eine Tankstelle abseits der Autobahn war jedoch in Deutschland nicht mehr zu finden, sodass wir mit halbleere Tank über die Grenze fuhren. Nach ziemlich viel Überland-Kurbelei fanden wir irgendwo bei Kufstein eine Tankstelle und füllten den Tank bevor aus auf der Autobahn Richtung Innsbruck weiter ging. Nun übernahm Michael wieder das Steuer und brachte uns über den Brenner, der auch erfreulich leer war. Nach ziemlich genau 1000 km kamen wir am späten Nachmittag am südlichen Zipfel des Gardasees an und fanden nach einiger Sucherei auch unser Hotel, in der Nähe des Gardalandes. Zwar war es ziemlich warm (38°C) und mir hing der Magen in den Kniekehlen, aber trotzdem machten wir uns zu Fuß auf, Richtung See. Ein Marsch, der Aufgrund leichter Orientierungsschwierigkeiten etwa sieben Kilometer lang war.  In der Altstadt von Peschiera der Garda suchten wir uns eine Pizzeria und genossen unser erstes italienisches Essen. Nach dem Essen machten wir auf dem Heimweg (der zum Glück etwas kürzer war) noch einige Fotos. Nach knapp zwölf Kilometern in Flipflops (und teilweise barfuß) brannten meine Füße gewaltig.

Nach einer unruhigen Nacht setzte ich mich vor dem Frühstück eine kleine Runde aufs Rad. Nüchtern war ich bisher noch nie gefahren und werde es wohl so bald auch nicht wieder tun. Müdigkeit, Temperatur, lange Fahrt und knurrender Magen forderten ihren Tribut und meine etwa 40 km lange Radfahrt dauerte deutlich länger als geplant. Ich machte einige Fotos und wollte eigentlich an die Spitze der Landzunge bei Sirmione. Leider war an der Scaligeroburg meine Reise zu Ende, da dort Fahrräder (auch geschobene) untersagt sind. Über holprige Straßen führte mich der Weg zurück zum Hotel, wo mich nach einer Dusche Michael und ein etwas spartanisches Frühstück erwarteten.

Sirmione

Nach dem Essen sattelten wir die Pferde und fuhren weiter zu unserem nächsten Etappenziel – Florenz.

Unser florentiner „Classic Hotel“ war nahe der Innenstadt und in einem altehrwürdigen Gemäuer nahe der Boboli Gärten. Entsprechend kühl war zum Glück das Zimmer. Die Temperatur genossen wir jedoch nur kurz, bevor wir uns gegen 14 Uhr in der Mittagshitze vorbei am Palazzo Pitti Richtung Innenstadt aufmachten. Nach knapp 15 Minuten schritten in bereits über die Ponte Vecchio ins Herz der Stadt und ich bestaunte von außen die Uffizien, den Palazzo Vecchio, den Dom, diverse Kirche und Plätze und überhaupt das Flair der Stadt, die Julius Cäser gegründet, und von den Medici so geprägt wurde. Wir drehten Runde um Runde und gönnten uns ein Eis vor der Santa Maria Novella, bevor wir weitere Denkmäler, Deckenfresken und Gebäude bestaunten und an Designerläden vorbei schlenderten. In Skulpturform begegneten wir ständig Michelangelos David-Kopie, aber auch Leonardo da Vinci und Dante standen in Stein gehauen in der Gegend herum. Die Opulenz zeigt die ehemalige Bedeutung der spätmittelalterlichen Handelsstadt und den Einfluss ihrer reichen Gönner, die Künstlern und Wissenschaftlern ein Zuhause in Florenz boten.

Palazzo Pitti

Die Uffizien

Der Duomo (Sanata Maria del Fiore), dekoriert mit rotem Marmor aus Siena, weißem aus Carrara und grünem aus Prato. Das erste Bauwerk dieser Dimension der Ranaissance.

Blick in den Palazzo Vecchio

Basilika San Lorenzo

Deckenfresko in San Marco

Eis geht immer

Kreuzgang der Basilica della Santissima Annunziata

Wir gönnten uns auch wieder etwas zu Essen. Und zwar nicht irgendwo, sondern direkt am Arno, mit Blick auf die Ponte Vecchio. Abends wollten wir uns von der Piazzale Michelangiolo aus den Sonnenuntergang anschauen, irrten uns aber bezüglich des Hügels und bestiegen zunächst den Hügel des Fortes di Belvedere. Zum Glück waren wir sehr früh dran, weshalb wir den steilen Abstieg und den Aufstieg auf den benachbarten Hügel noch mehr als rechtzeitig schafften. Dort fanden sich, je näher der Sonnenuntergang rückte, immer mehr Schaulustige ein, um für sich, oder die sozialen Medien den Sonnenuntergang auf Bilder zu bannen.

Ponte Vecchio

Auf der Piazzale Michelangiolo

Als die Sonne unter Applaus die Bühne verlassen hatte gingen wir entlang des Arnos und begleitet von Millionen von Mücken zurück. Nach etwa 17 km Pflastertreten fielen wir relativ erschöpft in die Betten. Am nächsten Morgen gab es ein etwas reichhaltigeres Frühstück (dieses Mal Buffet) und wir gingen erneut in die Stadt, um der Markthalle einen Besuch abzustatten. Wir probierte uns durch Mortadella, Trüffel und Balsamico und Michael kaufte sich ein Fläschchen von letzterem. Gegen 11.30 Uhr traten wir die Weiterreise Richtung Bestimmungsort an. Der Workshop sollte zwischen Volterra und Colle di Val d´Elsa (ganz grob in der Nähe von Siena) stattfinden. Die Zimmer waren noch nicht fertig, weshalb wir zunächst die Qualität des Pools überprüften – mit positivem Fazit – und nach und nach die ersten Teilnehmer kennenlernten.  

Am Nachmittag konnten wir die Zimmer beziehen. Unser Apartment war riesig. Ein großer Wohnraum mit Kochzeile, zwei Schlafzimmer und Bäder. Der einzig große Nachteil war, dass es direkt unterm Dach lag und die kleinen bodennahen Fenster nachts kaum für Abkühlung sorgten, weshalb ich keine Nach mehr als fünf oder sechs Stunden mit Unterbrechungen geschlafen habe.

Los ging es mit einem gemeinsamen Abendessen, in Form eines italienischen Buffets. Es zog sich bis in die späten Abendstunden, weshalb wir anschließend nur noch ins Bett fielen.

Zwar war ich mit Abstand das Küken der Gruppe, sie setzte sich aber aus sehr netten und interessanten Personen zusammen. So waren an den folgenden Tagen gute Gespräche garantiert. Das Coaching übernahm die Gesangspädagogin Anke Held, die ihren Job super machte und jeden an seiner Leistungsstufe abholte. Unterstützt wurde sie dabei von dem Jazzgitarristen Holger Schliestedt, der für eine abwechslungsreiche, stilsichere und auf die Sänger angepasste Begleitung sorgte. Die Teilnehmer kamen aus allen Ecken Deutschlands und der Schweiz und jede und jeder brachte auf seine Art Input mit in die Gruppe, sei es auf musikalische oder tänzerische Art oder durch Humor oder Theatererfahrung. Auch kamen wir in den Genuss kurzer Yoga– und NIA-Einheiten.

Da die kommenden Tage ziemlich durchgetaktet waren, fuhr ich nur wenig Rad. Am Sonntag und Dienstag fuhr ich vor dem Frühstück (aber immerhin nach einer Banane) 40 km (mit über 500 hm). Das war nicht wahnsinnig viel, aber viel mehr war einfach nicht drin. Zum Ausgleich schwamm ich viel und jeden Tag mussten wir zum Proberaum einige Höhenmeter überwinden, da er ein gutes Stück entfernt war.

Dieselben Höhenmeter begegneten mir natürlich auch beim Radfahren. Um auf die Straße zu gelangen muss hier zunächst eine knapp 1000 m lange und recht steile Schotterpiste bezwungen werden. Gut, dass ich mich für die Gravelbereifung entschieden habe. Auch ansonsten bot die Gegend wenig Erholung. Zwar waren die Straßen in einem recht guten Zustand, aber das Profil war äußerst wellig und die Autofahrer kannten keinen Abstand beim Überholen. Die anderen Radfahrer waren aber immerhin sehr nett und so hatte ich auf der zweiten Tour die Möglichkeit mich immerhin für rund fünf Kilometer an einen anderen Fahrer zu hängen. Denn insgesamt war meine Geschwindigkeit hier jenseits von Gut und Böse. Schlafmangel, Wärme, Uhrzeit (Startzeit war immer um 6 Uhr) und Profil zollten ihren Tribut. Aber ich genoß die Bewegung und vor allem natürlich Landschaft und malerische Orte, wie Colle di Val d´Elsa. Die Altstadt liegt hoch über der Unterstadt und ist wohl auch durch einen Aufzug zu erreichen.

Unsere Unterkunft – Antico Borgo Tignano

Colle di Val d’Elsa

Eine etwas längere Distanz fuhr ich an unserem freien Tag, dem Mittwoch. Nach dem Frühstück machte ich mich bei bereits über 30°C auf den Weg Richtung Volterra. Der Ort liegt lediglich 18 km von hier entfernt; bis dorthin müssen jedoch etwa 500 hm bezwungen werden. Anfangs machte ich mich für meine Verhältnisse ganz gut, da immer wieder auch Bergab-Passagen dabei waren, auf den letzten Metern musste ich jedoch gleich zweimal verschnaufen. Trotz fleißigen Trinkens (die erste Flasche war bereits leer), hatte ich aufgrund der staubigen Luft, des Ozons und der Trockenheit das Gefühl, mein Rachen gleiche einer Wüste. In Volterra sah ich mich ganz kurz um und beschloss, dass ich es mir auf dem Rückweg genauer anschauen wollte. Nun kam das Highlight der Tour. Von Volterra ging es in meist großzügigen Serpentinen über fast zehn Kilometer nur bergab. Zum Glück waren wenig Insekten unterwegs, sodass sie mir nicht alle zwischen den Zähnen hingen. Ein breites Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Auch die weiteren Kilometer durch das Val de Cecina waren trotz des Gegenwindes gut fahrbar und meistens hatte ich einen breiten Seitenstreifen, auf dem ich den Autofahrern etwas aus dem Weg gehen konnte. In Cecina angelangt suchte ich zunächst die Eisdiele, an der ich mich mit Michael verabredet hatte. Anschließend rollte ich noch etwas an der Strandpromenade entlang, da ich 45 Minuten zu früh war.

Blick zurück nach Volterra

Cecina

Nach einem leckeren Eis gingen wir an südlichen Strand, der von Pinienwäldern gesäumt ist. Unter den Pinien suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und ich schwamm noch einen Kilometer im Mittelmeer. Nachdem ich zwei Quallen begegnet war, etwas strandnäher als geplant… Unter den Pinien ruhten wir noch eine Weile und lauschten dem Krach der Zikaden und Hubschrauber, die ständig am Küstenstreifen kreisten, um Waldbrände früh zu erkennen.

Zurück ging es nicht mit dem Rad, sondern bequem mit dem Auto. Das sparte mir nicht nur einen mörderischen Anstieg, sondern gab mir zudem die Möglichkeit, mir noch einmal mit etwas mehr Muße – und Kamera – Volterra anzusehen.

Aufgrund der andauernden Hitze und der mit 7 1/2 h recht langen Workshopzeit pro Tag blieb das Rad die nächsten Tag stehen. Stattdessen schwamm ich jeden Tag etwas oder versuchte in den Mittagspausen etwas zu dösen, da der fehlende Schlaf doch etwas an die Substanz ging.

Am Freitag endete der Workshop mit einem Konzert aller Teilnehmer. Da ich mich selbst auf dem Klavier begleitete, war ich ungewöhnlich nervös, brachte meinen Auftritt aber gut über die Bühne und freute mich auch sehr über die Fortschritte der anderen Teilnehmer, die einem im Laufe dieser Woche zum Teil schnell ans Herz gewachsen waren.

Nach einer kleinen Terrassen-Session mit Klavier, Gitarren und Gesang verschwanden alle Teilnehmer um Mitternacht ins Bett. Das war auch ganz gut so, da wir entgegen der ursprünglichen Planung die Rückfahrt in einer Etappe fuhren und die rund 1300 km in einem durch fuhren. So lange am Stück habe ich glaube ich noch nicht gesungen… Die Disconacht auf Bayern 1 hat uns auf jeden Fall gut durch die Nacht gebracht.

Während meiner Zeit in Antico Borgo Tignano erreichte mich auch die Nachricht, dass mein Blog bei der fahrrad.de Blogwahl 2022 auf dem 4. Platz gelandet ist. Da bin ich ganz baff und begeistert. Vor allem, da es eine Auswertung gab und ich nun weiß, an welchen Ecken es noch hapert und was ich schon ganz gut mache. Ich freue mich über die Platzierung sehr und gratuliere auch allen anderen Teilnehmern!

Himmelfahrtskommando in den Norden

Schon bei meinem Bericht über die Tour zur Marienburg habe ich es vorsichtig angekündigt. Für das Himmelfahrtswochenende hatte ich mir etwas Größeres vorgenommen. Mit Gravelbereifung und etwas Gepäck wollte ich meine Schwester besuchen. Lieber wäre mir die Rennradbereifung gewesen, jedoch hatte meine Wahl zwei Gründe. Zum einen hatte ich mein Rad schwerer beladen als üblich, zum anderen hatte ich die Hoffnung, dass die etwas robusteren Reifen mir einen Plattfuß ersparen würden. So war das Reisetempo zwar etwa heruntergesetzt, aber ein hohes Tempo war nicht meine erste Priorität. Eine Zerrung in der Kniekehle brachte meine Planung etwas in Wanken. Da diese sich aber mehr bei Höhenmetern bemerkbar macht, ging ich das Unterfangen mit pinkem Tape in der Kniekehle trotzdem an.

Der Wecker klingelte am Donnerstag um 4.00 Uhr und nach einem gemütlichen Frühstück packte ich die letzten Sachen und saß kurz nach 5.00 Uhr auf dem Rad Richtung Norden.

Zunächst fuhr ich über Osterode und Willensen nach Kalefeld. Die Kirche dort wollte ich beim letzten Mal schon fotografiert haben. Mit ihrer Backsteingotik erinnert die Emporenhallenkirche an die Sakralbauten im Norden, also eine gute Einstimmung auf meine Tour. Der Weg führte mich auf ähnlichem Wege zum Schloss Marienburg. Dort traf ich um kurz vor 8 Uhr ein und dachte mir schon, dass ich dort wohl noch keinen Kaffee bekommen würde. Doch sogar die Runde über den Innenhof blieb mir verwehrt.

Also fuhr auf auf der anderen Seite des Berges wieder hinab Richtung Pattensen. Ab hier merkte ich, dass der Wind langsam zunahm, da die Tour nun flacher und windanfälliger wurde. Leider kam er aus Nordwesten, also immer von links oder von vorn. Das sollte sich bis zum Ende der Tour auch nicht mehr ins Positive verändern. In Hannover führte mich das Navi über Linden, hinter den Herrenhäuser Gärten vorbei (das habe ich erst bei der Nachbearbeitung gesehen), durch Leinhausen und Stöcken. In Stöcken bewunderte ich das Eingangsportal zum Stadtfriedhof.

Es war kurz vor 10 Uhr und langsam erwachten auch die Herren, die in großen Scharen zu Fuß oder hoch zu Rad auf ihre Vatertagstouren aufbrachen. Um 10.30 Uhr kreuzte ich die A2 und machte in luftiger Höhe über der Autobahn eine Pause, bevor es in Richtung Garbsen weiterging.

Landschaftlich reizvoll war die Strecke nicht. Das änderte sich erst wieder ab Neustadt am Rübenberge. Zwar wurden die Radwege weniger, die Orte jedoch deutlich netter, mit unzähligen alten Dreiseitenhöfen und viel rotem Backstein. Die Windstärke nahm zu und mein Durst leider auch. 1,5l sind für eine Tour wie diese definitiv nicht genug… Die Märkte hatten aufgrund des Feiertags geschlossen und die einzigen Tankstellen die ich fand, waren SB-Tankstellen ohne Einkaufsmöglichkeit. Im Ort Nöpke sah ich eine Frau mit Kinderwagen, die gerade auf ein Haus zusteuerte und bat sie darum, mir die Flaschen aufzufüllen. Mit einer Marathonläuferin hatte ich genau die richtige erwischt, da sie mir sagte, dass sie auch regelmäßig bei fremden Leuten um Wasser bitte. Nun ging es auf die Zielgerade. Der Wind fegte mir immer stärker ins Gesicht und jeder der noch 30 km zog sich elendig in die Länge. Eine längere Verschnaufpause an einem Bahnübergang, an dem der Verkehr über 5 Minuten auf die beiden durchfahrenden Züge warten durfte.

Immerhin genug Zeit, etwas zu essen und den Rox an die Powerbank zu hängen, dessen Akku bei Dauernavigation nach nun über 150 km langsam schwächelte. Einige Zeit später sah ich vor mir einen Planwagen vor mir. Ich kam ihm relativ zügig näher und hörte und sah bald die grob 15 Männer, die sich gegen das Wandern entschieden hatten. Als sie mich entdeckten war das Gegröle groß und man bot mir sogar ein Bier an. Dieses lehnte ich jedoch dankend ab und überholte den Traktor bei der nächsten Möglichkeit. Ich zähle jeden restlichen km, bis ich endlich um kurz nach 13 Uhr bei meiner Schwester ankam.

Den Freitag nutzten wir zum regenerativen Shoppen bei Bremen und ließen den Tag relativ entspannt angehen.

Samstag ging es wieder zurück. Allerdings startete ich erst gegen 8 Uhr, da wir ja noch gemütlich frühstücken wollten. Als ich das Rad aus der Garage holte schauerte es kräftig. Ich entschied mich dafür, diesen Schauer abzuwarten, was zu Glück nicht lange dauerte und fuhr im leichten Nieselregen und empfindlicher Kälte los. Schon auf den ersten Kilometern machte ich eine große Extraschleife. Ich hatte bei meiner Grobplanung Dörverden als Startpunkt angegeben – den nächst größeren Ort. Bei komoot hatte ich das genaue Ziel zwar noch geändert, aber nicht mehr auf den Rox geladen. Zwar wunderte ich mich, dass ich in die gefühlt falsche Richtung fuhr, hatte aber auch eine andere Route für den Rückweg geplant. Als ich das Problem erkannte, war es schon zu spät und Wenden hätte sich nicht mehr gelohnt. Mit einem immerhin sehr verkehrsberuhigtem Schlenker von etwa 5 km Umweg ging es irgendwann los in Richtung Süden. Der Wind kam heute eher aus westlicher Richtung und schob mich auf einigen Passagen recht zügig, meist schob er mich aber eher Richtung Straßenmitte.

Meine Beine fühlten sich gar nicht so ermüdet an, wie ich es zunächst befürchtet hatte. Heute fuhr ich etwas westlicher durch Hannover. Immer wieder gab es kleine Schauer und auch die Sonnen hat wenig Kraft, sodass ich die meiste Zeit mit Armlingen und/oder Regenjacke fuhr. In Langenhagen kam ich am Flughafen vorbei und überlegte kurz, das Rad als Gepäck aufzugeben und in wärmere Gefilde zu flüchten, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Stattdessehn gönnte ich mir eine kurze Auszeit am Maschsee, bevor ich weiter Richtung Hildesheim fuhr.

In Hildesheim war ein Kaffeestop geplant. Gegenüber des Bahnhofs fand ich ein Café, in das ich aber das Rad natürlich nicht hineinnehmen durfte. Da ich es am Bahnhof auch keinesfalls unangeschlossen alleine stehen lassen wollte setze ich mich als einziger Gast nach draußen und es gab prompt einen weiteren kräftigen Schauer. Zum Glück gab es ein Vordach, sodass ich nur etwas Spritzwasser abbekam. Auch bei meiner Frage nach einer Toilette hatte ich kein Glück, diese sei leider geschlossen. Als ich bei meiner Weiterfahrt eine Tankstelle entdeckte, hing auch dort ein Schild „Ich bin leider wieder verstopft“. Da wird man ja quasi zum Wildurinieren gezwungen….

Trotz veränderte Route kam ich wieder an der Marienburg vorbei. Doch halt, nein! Große Verwechslungsgefahr. Beide liegen in der Nähe von Hildesheim, jedoch ist das Schloss Marienburg ein Prachtbau jüngeren Datums, wohingegen diese Marienburg eine Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert ist. Leider habe ich es verpasst, Fotos zu machen und wollte keinen Schlenker dorthin fahren, daher hier ein Bild aus dem Internet.

060610 Universität Hildesheim Domäne Marienburg Foto Andreas Hartmann, Luisenstrasse 13, 31141 Hildesheim – fotoaha@aol.com

In Groß Düngen erinnerte mich der Ortsname an die Aufnahme von Nährstoffen und ich kaufte mir ein zucker- und koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk um meiner Flaschen aufzufüllen und wollte den Halt nutzen, um meine Blase zu leeren. Letzteres leider erfolglos („Nein, eine Kundentoilette haben wir nicht“). Kohlensäure in Radflaschen ist eher suboptimal. Ganze dreimal schlug mir der Druck beim Öffnen der Flasche gegen das Zäpfchen, ab dem vierten Trinken, hatte die Gefährdung nachgelassen ;).

Es folgte einer der größten Anstiege der Tour über den Weinberg bei Nette. In zum Glück nicht zu steilen Serpentinen ging es vier Kilometer den Berg hinauf und ein paar weniger auf der anderen Seite hinunter.

Bald landete ich in Rhüden. Von dort aus sollten es noch 50 km mit einigen Höhenmetern sein. Langsam merkte ich die Erschöpfung auch das lange Sitzen war nicht mehr so ganz komfortabel. Kurz gesagt, die Motivation war nicht mehr ganz so hoch, was unter anderem mit dem weiterhin etwas an April erinnernden Wetter zu tun hatte. 15 km weiter, kurz hinter Seesen machte mein Rad seltsame Geräusche. beim Blick nach unten wusste ich weshalb. Bei meinem hinteren Reifen war die Luft noch mehr raus als bei mir. Damit war mein Plan pannenfrei zu bleiben leider nicht aufgegangen. Ich hatte zwar alles dabei, was man braucht, leider ja aber die nicht die Kraft den Mantel wieder in die Felge zu bekommen. Also versuchte ich gar nicht erst den Schlauch zu wechseln, sondern versuchte es mit verschiedenen Telefonjokern. Leider hatte keiner Zeit und Möglichkeit mich abzuholen.

Also schob ich mein Rad und überlegte, was ich nun tun könnte. Nach Seesen die 4 km zurück laufen und den Zug nehmen, wäre die einfachste Lösung. Jedoch hatte ich vor, die Tour zu beenden und war todunglücklich. Da kam aber der Held in glänzender Rüstung und hoch zu Ross. Na gut, der Held in Rennradoutfit und Carbonrad und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte. Zerknirscht bejahte ich dies. Auch er hatte ganz schön mit dem Mantel zu kämpfen, aber nach einer knappen Viertelstunde war mein Rad wieder fahrbereit und ich unendlich dankbar. Nun konnte ich auch den Rest des Weges in Angriff nehmen. Zwar wurde es noch einmal ordentlich hügelig, aber irgendwie mobilisierte ich noch irgendwelche Kräfte um sogar eine Schleife über Hattorf zu fahren, um eine SD-Karte abzuholen. Dank dieser Zusatzkilometer (und denen zu Beginn) kam ich tatsächlich knapp über 200 km und jubelte innerlich, als der Tacho auf 200 km sprang. Zwar war diese Tour sicherlich nicht die landschaftliche Reizvollste und auch nicht die mit dem besten Fahrerlebnis auf Straße und Radwegen, aber es ging auch primär darum, meine Schwester zu besuchen und zu schauen, ob ich zwei dieser Distanzen in kurzer Zeit gewachsen bin.

Jetzt bin ich ziemlich müde, aber auch ordentlich stolz und werde erst einmal meinen Beinen ein paar Tage Ruhe gönnen. Knapp 390 km in drei (bzw. zwei aktiven) Tagen waren für mich eine ganz schöne Herausforderung.

Holterdiepolter durch den Harz

Seit einigen Tagen habe ich ja nun die Gravelreifen auf dem Rad und wollte die Gelegenheit beim Schopfe greifen und einige Touren fahren, die ich sonst vermeide. Los ging es am Dienstag mit einer Fahrt auf die Hanskühnenburg. Die Hanskühnenburg ist einer der nah gelegenen Berge (811 m. ü. NN) und dem Harzer Baudenstieg zugehörig. Ergo gibt es oben eine Baude mit Aussichtsturm, die zum Verweilen und Essen einlädt. Interessant ist, dass es dort oben weder Strom noch Wasser gibt. Im Winter wird dort lediglich mit Feuer geheizt und Wasser einmal wöchentlich mit einem Tankwagen hinaufgebracht. Mittwochs ist Ruhetag, ansonsten lohnt sich der Aufstieg oder die Fahrt mit dem Gravel oder MTB oder auch im Winter mit Langlaufskiern täglich von 9-16 Uhr, sei es für Kaffee und Kuchen oder eine deftige Mahlzeit. Wege gibt es zahlreiche aus allen Himmelsrichtungen.

Mein Weg führte mich an diesem schwülen Tag über Lonau. Von Lonau aus führen gleich zwei Wege zur HKB, einer über das linksseitige Mariental, einer über das Kirchtal. Für den Hinweg wählte ich den überwiegend geschotterten Weg des Marientals. Von meiner Haustür bis zur Baude sind es lediglich etwa 15 km, jedoch auch 580 hm. Und Höhenmeter sind ja nicht meine „Spezialität“. Leider waren die zahlreichen Pausen auch ziemlich unentspannt, da ständig Bremsen um mich herumschwirrten. Vier Stück konnte ich erlegen und stichfrei bleiben. Ganz langsam bewegte ich mich den Berg hoch und begegnete zunächst einem Reh, später noch einem Fuchs, die sich jedoch durch mein lautes Schnaufen nicht wirklich irritiert zeigten. Die letzten 600 m bis zur Baude wird der Weg noch einmal richtig steil. Ich versuchte mich an den ersten Metern, gab aber bald auf und schob mein Rad. Oben angekommen traf ich auf die Wanderkaiserin Hanna, die mit ihrem Hund im letzten Jahr alle 222 Stempel der Harzer Wandernadel in 50 Tagen erwandert hatte. Heute war sie jedoch nicht zum Wandern dort, sondern um mich und andere hungrige Radfahrer und Wanderer mit Kuchen und anderen Dingen glücklich zu machen.

Nach einem leckeren Stück Kokoskuchen rollte ich über den asphaltierten Weg des Kirchtals wieder nach Hause. Schneller als ich gucken konnte war ich wieder zu Hause.

Am Samstag machte ich mich wieder auf den Weg in den Harz, allerdings für eine längere Tour. Mit der Option auf Abkürzungen ging es zunächst über Steina nach Bad Sachsa und Wieda. Von dort aus folgte ich dem 25 km langen geschotterten Bahntrassenweg nach Braunlage. In Wieda selbst war es gar nicht so einfach diesem zu folgen, hinter Wieda war er jedoch meist eindeutig zu identifizieren. Einen Zwischenstopp machte ich am ehemaligen Bahnhof Stöberhai (Memo an mich: der Sonder-Stempel dort fehlt mir noch, genauso wie der am Kapellenfleck einige km weiter!).

Wer sein Rad liebt, der schiebt
Bahntrassenweg
Bahnhof Stöberhai

Am Bahnhof Stöberhai begann meine Actioncam zu meckern, dass sie kaum noch Akkuleistung habe. Das Laden der Kamera hatte ich wohl leider versäumt. Das war schade, da ich gerade von den Gravelpassagen eigentlich ein schönes Video machen wollte. Es fing ganz leicht immer wieder an zu nieseln und wurde mit jedem Höhenmeter frischer. Die Wahl der kurzen Bekleidung war vielleicht nicht die beste Idee gewesen. In Braunlage machte ich eine Pause und als ich weiterfuhr setzte ein richtiger Schauer ein. Der Weg führte mich unterhalb des Wurmbergs an der Brockenwegschanze entlang. Die Große Bodestraße und der Sögdingsweg sind zwar asphaltiert, was mir entgegenkommt, gehen jedoch schier unendlich lange bergauf.

Brockenwegschanze
Sögdingsweg

Die Kälte und der Regen machten den etwa 10%igen Anstieg nicht angenehmer. Oben angekommen fuhr ich am Wurmbergmoor vorbei.

Ulmer Weg

Der Ulmer Weg Richtung Dreieckiger Pfahl ist sicherlich super zum flowigen MTB-Fahren und selbst ich hatte hier Spaß, da der Weg nicht allzu fordernd war, aber mehr Konzentration erforderte als ein Schotterweg. Mittlerweile war es zum Glück wieder trocken und gelegentlich ließen sich einige Sonnenstrahlen blicken. Bis Oderbrück lief es ganz gut.

Oderteich
Grenzwertig…

Dann stieg der Anforderungsbereich am Oberen Oderweg stark an. Mit Wurzeln, Steinen und Stegen kam ich zunächst gut zurecht lediglich am Clausthaler Flutgraben musste ich mich geschlagen geben. Zu geröllig und zu steil….. Also schob ich einige Meter. Am Parkplatz Wolfswarte fuhr ich einige Zeit auf der Straße, und genoss die Erholung beim Bergabrollen. Hier kamen mir einige Fahrer der Sösetal-RTF entgegen, deren große Runde sie von Förste bis weit in den Harz verschlagen hatte. Kurz vor Altenau bog ich von der Straße ab um nahezu ebenerdig auf dem Dammgraben weiterzufahren. Diesen kannte ich schon durch Wanderungen und wollte ihn schon immer einmal fahren. Bis auf ein paar nasse Wurzeln und einen umgestürzten Baum mitten auf dem Weg ließ er sich sehr entspannt fahren.

Ein kräftiger Anstieg auf die und auf der Harzhochstraße standen mir jedoch noch bevor und ich quälte mich dabei ziemlich und benötigte die ein oder andere Pause.

Anstieg zur Harzhochstraße und bedrohliche Wolken

Auf der Harzhochstraße kamen mir wieder einige RFTler entgegen. Ich bog auf die Ackerstraße ab und später die Schmelzertalstraße über Sieber nach Hause. Eigentlich dachte ich, dass ich über das Siebertal entspannt nach Hause rollen könnte, hatte jedoch nicht mit dem extremen Gegenwind gerechnet, der die letzten sechs km noch einmal zu einer mentalen Bewährungsprobe machten.

Nach etwas mehr als 90 km und knapp 1500 hm war ich ziemlich erschöpft wieder zu Hause. Eine tolle Tour, die vielleicht doch mein Interesse am MTB-Fahren etwas geschürt hat. Teilweise hat das ja schon ziemlich Spaß gemacht. 🙂 Nur die Sorge um die Gravelreifen war teilweise doch groß, gerade bei dem scharfkantigen Gestein.

Tour de Zwift

Besser spät als nie wollte ich euch noch von meinen Erfahrungen bei der Tour de Zwift erzählen. Jeder Zwiftfahrer hat sicherlich schon davon gehört und die meisten haben vermutlich die Tour de Zwift schon einmal oder mehrfach abgeschlossen oder sind wenigstens einige der Etappe gefahren. Dieses Jahr wollte ich das auch einmal ausprobieren und stellte mich neben der zeitgleich laufenden Yoga-Challenge von Mady Morrison der Herausforderung.

Die Tour de Zwift findet jährlich im Januar auf der Online-Radplattform Zwift statt und jeder ist eingeladen, daran teilzunehmen. Auf die Teilnehmer wartet alle drei Tage eine neue Etappe. Mal flach, mal bergig, mal mit dem Mountainbike, aber immer mit vielen, vielen Teilnehmern. Die Etappen sind thematisch aufgebaut und es gibt jedes Mal drei unterschiedliche Streckenlängen, aus denen man frei wählen kann. Zusätzlich zu den drei Streckenlängen wird die jeweils mittlere Distanz auch als reines Frauenrennen angeboten. Innerhalb der Tour kann man jederzeit nach belieben die Distanzen wechseln oder verschiedene Distanzen einer Etappe fahren. Wichtig ist nur, dass man bei jeder Stage eine beliebige Distanz fährt,

Einige Menschen fahren die Tour sicherlich als ernsthaftes Rennen, mein Ziel war es, das TdZ-Kit zu bekommen (neue Klamotten gehen immer, und wenn sie nur für den Avatar sind) und einige neue Strecken zu fahren. Im Ranking der Rennen schaut man als Normalo ja sowieso dumm aus der Wäsche.

Stage 1 – Flat is fast

Kurz kann jeder, also legte ich am 10. Januar gleich mit dem Long Ride los und flog im Windschatten vieler anderer Teilnehmer mit 40 km/h über die knapp 50 km lange Runde. Das war kein Zuckerschlecken und sicherlich auch gleich eine meiner schnellsten Rennen. Zwei Tage später versuchte ich mich mit der Mitteldistanz, bei der allerdings das Knie etwas zwickte, da es bei der ersten Tour schon gut gefordert worden war.

Stage 2 – Mountain Madness

Am 15.01. wollte ich es mit der „Women Only“ Tour entspannter angehen. Natürlich klappt entspanntes Fahren im Eifer des Gefechts nicht und ich powerte wieder mehr als ich wollte. Da bei den Damenrennen die Teilnehmerzahlen deutlich geringer sind, war ich lange Zeit alleine unterwegs. Bei der Innsbruckrunde ist das nicht so dramatisch, da es anfangs überwiegend bergauf geht und der Windschatten nicht allzu viel bringt. Gegen Ende gruppierte ich mich mit zwei Mädels, mit denen ich bis ins Ziel einen top Schnitt drücken konnte. Durch ständiges Kreiseln haben wir alle davon profitiert. Wir warteten sogar einmal kurz, als eine der beiden aufgrund technischer Schwierigkeiten unfreiwillig „abstieg“. So einen coolen Zusammenhalt hatte ich bei den gemischten Rennen nie. So egoistisch sind wir Frauen scheinbar gar nicht.

Stage 3 – Round and round

Mitte des Monats war ich ich etwas angeschlagen, fuhr aber trotzdem bei der dritten Etappe den Long Ride. Die 40 km waren recht flach, sodass ich wieder nah an den 40er Schnitt kam. (Und nein, dieser Schnitt ist für mich outdoor nicht realistisch!)

Da zwei Tage später das Schwimmbad geschlossen hatte, fuhr ich auch bei dieser Etappe den Short Ride mit 12,45 km. Das ist definitiv keine Distanz, für die ich sonst aufs Rad steige. Das ist nicht arrogant gemeint. Es steckt eher die Unverhältnismäßigkeit zwischen Aufwand und Fahrtzeit dahinter. Und ich merke auch, das meine Sprintfähigkeiten ausbaufähig sind…

Stage 4 – Let’s get dirty

Am 22. Januar fuhr ich alle Distanzen hintereinander weg. Ursprünglich war die Idee, bei der ersten, langen Etappe Gas zu geben, die Mitteldistanz locker anzugehen und die Kurzdistanz wieder schnell zu fahren. Bei der letzten Runde war die Luft allerdings raus, da es auch viel mit dem Mountainbike über Schotter und durch Sand ging. Und so fuhr ich auch bei der Sprintdistanz eher hinterher.

Stage 5 – Urban delight

Zum Ausgleich fuhr ich bei der fünften Etappe lediglich die Damentour. Natürlich ließ ich mich geschwindigkeitsmäßig wieder viel zu sehr triggern. Denn schließlich möchte man von einer Gruppe nicht abreißen, da heißt es Zähne zusammenbeißen…

Stage 6 – Go long

Ab dieser Stage wurde es für mich anstrengend, da der Körper langsam genug vom Fahren am Limit hatte. Trotzdem versuchte ich mich wieder am Longride, der durch London führte und einmal den Fox Hill und den Box Hill hinaufführte. Ich kämpfte ordentlich und konnte am Berg auch einige wenige Fahrer hinter mir lassen.

Stage 7 – Escalator

So entspannt wie möglich fuhr ich den Frauen-Tour über die Makuri Islands, war hier aber auch oft wieder alleine unterwegs, da die Teilnehmerzahlen eher niedrig waren.

Stage 8 – Big City Champs

Das Finale der Tour nahm ich nur in der Mitteldistanz in Angriff. Am 04.02. fuhr ich 23 km durch das futuristische New York inklusive der gefürchteten Glasbrücken mit durchschnittlich 6,4% Steigung auf 1,3 km.

Und ganz ehrlich – ich war ganz froh, dass die TdZ nach 342,94 km vorbei war. Jetzt, Ende Februar, habe ich immerhin über 400 Radkilometer und über 14 Schwimmkilometer hinter mir, zudem viele, viele Yogaeinheiten.

Zwar war ich stolz, alle Etappen ganz ordentlich abgeschlossen zu haben, andererseits ist es für wenig rennerfahrene Radler langfristig eine ganz schöne Belastung, wenn man es nicht schafft, wirklich entspannt zu fahren. Die gefahrenen Geschwindigkeiten sind durch die vielen Teilnehmer viel höher als in der Realität, wobei man auch Outdoor in der Gruppe ganz andere Geschwindigkeiten fahren kann, als allein, aber meinem Gefühl nach ist der Windschatten digital doch etwas effizienter als im echten Leben.

Ganz mutig, hoffentlich nicht übermütig, habe ich mich in diesem Jahr zu meinen ersten echten Rennen angemeldet, unter anderem der Tour d’Energie in Göttingen am 24.04.22. Die ist schon ganz schön bald und ich fühle mich miserabel vorbereitet. Bei meiner ersten längeren Draußentour habe ich letztens ziemlich gelitten. Und die 105 km hatten nur halb so viele hm wie die TdE. Immerhin ist diese erst im April und ich werde hoffentlich vorher noch die ein oder andere längere Tour fahren und meine Beine wieder an echte Höhenmeter gewöhnen. Interessiert, aber noch nicht ganz entschlossen, bin ich auch an RFT Quer durchs Eichsfeld. Mit 116 km und 1000 hm wäre das sicherlich eine gute, aber auch sehr fordernde Vorbereitung. Mal schauen, ob ich mich das traue. Ist dort schon jemand mitgefahren?

Bild

Jahresrückblick 2021

Ein Jahr ohne Superlative aber mit vielen Kilometern und kleinen Highlights.

Beim Durchscrollen meiner Aktivitäten bei Strava stelle ich fest, dass das Jahr nicht außerordentlich spektakulär war, ich aber doch eine Menge erlebt habe. Im Januar ging es los mit viel Schnee und entsprechend wenig Radkilometern. Trotzdem war ich durch die 30-Tage Yoga Challenge von Mady Morrison und tolle Winterwanderungen in Bewegung.

Nach vier Radtouren bis Mitte Januar kam mein neues Spielzeug, das Kickrbike von Wahoo. Ich tourte ein wenig mit kinomaps, wo man per Videoaufzeichnung echte Touren nachfahren kann, bevor ich bald bei Zwift heimisch wurde. Da meine Schüler im Homeschooling waren, blieb etwas mehr Zeit für Sport. Das rächte sich auch ziemlich bald, da ich ja gelegentlich dazu neige etwas zu übertreiben. Und so hatte ich mich mit Wanderungen, Indoor-Radtouren und Yoga irgendwann mal wieder etwas überlastet. Ab Februar ging ich das Thema Sport wieder etwas ruhiger an und schaffte es so, meine Wattwerte zu verbessern. Cool waren die wenigen Meter mit André Greipel, der eines Tages an mir vorbeistrampelte. Ich bezweifle jedoch, dass er mich wahrgenommen hat.

Auch André Greipel kann mal mit nur 2.1 w/kg fahren…

Im Februar legte sich der Winter nochmal richtig ins Zeug, sodass ich ein paar Mal mit Langlaufskiern über die Felder rutschte und exzessiv meine Adduktoren trainierte. Da ich sonst nur Loipe gewohnt bin (in der ich mich auch eher schlecht als recht schlage), ist das Fahren in Treckerspuren und quer durch die Botanik ein ziemliches Abenteuer für mich.

Der März bestand aus einigen Meetups bei Zwift und dem Auffrischen der Freundschaft zu meiner Schulfreundin Anna, mit der ich zunächst auch nur bei Zwift fuhr. Auch meinen ersten Indoor-Hunderter bin ich im März gefahren. Da flach ja langweilig ist auch gleich mit 1200 hm (zweimal den Epic KOM hoch). Danach ging es mir nicht so richtig gut, da meine Getränkemenge etwas knapp bemessen gewesen war. Ende des Monats wurde das Wetter etwas besser, sodass ich mich gelegentlich auch mit dem Rad vor die Tür wagte. Ich konnte gleich feststellen, dass das Fahren nach Trainingsplan zu Erfolgen führte.

Anfang April hatte ich meinen FTP auf 180 W gearbeitet und konnte auch draußen nun vermehrt Krönchen bei Strava einfahren. Ab April beendete ich das Zwift-Abo und war wieder nur noch Outdoor unterwegs. Zu Ostern fuhr ich mit Kai eine längere Tour (knapp 110 km) Richtung Seesen und Bad Gandersheim auf zum großen Teil neuen Wegen. Eine schöne Abwechslung zu den doch ansonsten etwas ausgefahrenen Standard-Trainingswegen.

Bad Gandersheimer Dom

Das Frühjahr war windig und trug definitiv der Charakterformung bei, da der Wind meist von vorne kam. Im Mai wagten wir uns trotzdem auf eine längere Tour (150 km) zum Hohen Hagen, zwischen Göttingen und Hann. Münden. Der vielbesagte Berg war nach einigen Kilometern in den Beinen zwar anstrengend, aber bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Auch bei dieser Tour genossen wir wiederum einige neue Streckenabschnitte, durch die das Fahren wieder sehr an Reiz gewinnt. Eine sehr schöne Graveltour führte uns in den Harz. Allerdings fast ohne fiese Anstiege, sondern relativ flach über geschotterte Radwege auf ehemaligen Bahntrassen. Auf diese Weise kommt man überraschend entspannt nach Braunlage. Die Tour war klasse, wenngleich ich gleich zweimal… stürzte…. na ja, umkippte. Die falschen bzw. andere Cleats können ziemlich gemein sein….

Am Hohen Hagen

Das Wetter im Mai war unbeständig. Mal schaffte man es zwischen Hagel, Regen und Gewitter aufs Rad, mal war man gerade unterwegs, wenn es losging. Immerhin zeigte sich an den letzten Tagen des Monats noch einmal die Sonne, sodass eine lange, fordernde Tour nach Nordhausen (126 km) mit vielen Gravelanteilen und Pisten mit bis zu 8% möglich war. Auch diese Tour war klasse, da extrem abwechslungsreich bezüglich des Untergrunds und der Umgebung.

Schotterig nach Nordhausen

Der Juni ging regnerisch und kühl los, bevor er schlagartig für einige Tage extrem heiß wurde. Die Zeit nutzte ich für einige Runden im Jues, was – nach langer Schwimmabstinenz – wieder sehr gut tat. Ab Juli wurden die Touren endlich etwas spannender. Ein Jahreshighlight war auf jeden Fall meine erste Fahrt auf den Brocken. 133,33 km mit 1.641 hm. Mit einer netten Gruppe Göttinger Radler ging es auf den höchsten Berg des Harzes, vor dem ich einen ziemlichen Respekt hatte und immer noch habe. Die Tour hatte es auch wirklich in sich, bis kurz vor dem Ende lief es aber recht gut. Nur die letzten Meter auf der Brockenstraße überforderten mich etwas. So oder so bin ich aber – wenngleich ich auch ein bisschen schieben musste und meine Lunge lauter pfiff als die Brockenbahn – oben angekommen. Und was soll ich sagen? Auch ein halbes Jahr danach bin ich noch stolz wie Oskar, dass ich das geschafft habe.

Am Brockenstein

Wenige Tage später war ich mit Freundinnen unterwegs und genoss die Girls-Rides in der Umgebung sehr, da ich ja sonst eher das Radeln mit Männern gewohnt bin. Eine der Damen war meine bereits erwähnte Schulfreundin Anna. Im August fand ein Gegenbesuch in Frankfurt statt und wir machten den Vulkanradweg unsicher. 170 km Mädelspower – definitiv ein weiteres Rad-Highlight diesen Jahres, während dem Anna sich und mich sicherlich ein paar Mal verflucht hat, da sie noch nicht ganz so viele Rad-Kilometer in den Beinen hatte und sie die Distanz etwas unterschätzt hatte. Das Fazit ist aber, dass wir auch diese langen Touren stemmen können.

Mit Anna auf dem Weg zum Vulkanradweg

Nicht ganz so lang war die erste Etappe unseres einzigen Overnighters dieses Jahr. Nach 140 km, unter anderem über den mit zahlreichen Tunneln bestückten Kanonenbahnradweg, war ich allerdings schon ganz schön platt und eine schlaflose Nacht in einer Schutzhütte im Wald und Dauerregen am nächsten Tag führten dazu, dass wir die Tour auf mein Bitten bereits nach 50 km abbrachen. Ob das ein Schwächeeingeständnis ist? Nein, ich denke nicht. Ich habe dieses Jahr in der Tat drei Touren abgebrochen und bereue es bei keiner davon. Manchmal möchte der Körper einfach nicht so mitspielen und ich fahre Rad, weil es mir Spaß macht. Natürlich habe ich auch eine Menge Ehrgeiz, aber das Abbrechen einer Tour ist für mich kein Tabu.

Nach der Tour ging es weiter nach Hamburg und Kühlungsborn, wo wir auch abwechslungsreiche und spannende Touren fuhren. Leider meinte es das Wetter – vor allem an der Ostsee – wieder nicht so richtig gut mit uns.

Im Hamburger Elbtunnel
Am Leuchtturm in Warnemünde

Bereits im September entstaubte ich mein Kickrbike. Ich war gefragt worden, ob ich eine Rennserie bei Zwift mitfahren möchte. Zunächst war ich sehr motiviert, musste aber feststellen, dass Team-Rennen (Zwift Racing League – WTRL) keine Freude machen, wenn man in der falschen Leistungsklasse fährt und man immer nur hinterher fährt. Das wurde mir zwar nicht vorgeworfen – ganz im Gegenteil, mein Team hat sich sehr bemüht, mich zu motivieren – aber ich habe die letzten Rennen gerne den starken Mädels überlassen, sodass sie eine Chance auf eine bessere Platzierung hatten. Stattdessen bin ich lieber mit meiner neuen Rennradbereifung draußen herumgedüst und durfte feststellen, dass eine schmalere Bereifung mich etwa 2 km/h schneller macht.

Das kam mir sicherlich auch im Oktober zugute, als ich mit einer Männertruppe zum Kyffhäuser gefahren bin. Knappe 150 km war die Gesamtstrecke lang und hatte zum Glück nur etwas über 1000 hm. Bis kurz vor dem Kyffhäuser ging es gaaanz seicht bergab, sodass der Hinweg gar keine Probleme bereitete. Zurück kämpfte einer der Herren mit sich und der Gesamtsituation, was es für mich auch schwierig machte, da wir sehr rücksichtsvoll fahren mussten. Entsprechend des Hinwegs ging es auf dem Rückweg stetig gaaanz leicht bergauf. Immerhin durfte ich als Pacemaker ran und die Herrenrunde anführen. Das war auch mal eine ganz spannende Erfahrung.

Am Kyffhäuserdenkmal

Nach privaten Veränderungen im September flog ich im Oktober nach Mallorca. Ein richtig toller Urlaub mit viel Sonne, kühlem Wind und Bewegung an Land und im Wasser. Das war meine erste Auslandsraderfahrung und sie hat mich ziemlich begeistert (gerade habe ich nach einem Synonym für „geflashed“ gesucht und vorgeschlagen wurde unter anderem „enthusiasmieren“. Das muss ich unbedingt einmal irgendwann benutzen…). Das Fahren mit dem Mietrad hat gut geklappt und durch akribische Vorplanung mit komoot waren auch meine Touren klasse. Noch schöner wäre es sicherlich in Begleitung gewesen, da es auch auf der Baleareninsel ganz schön windig war.

Am Cap Formentor

Jetzt neigt sich das Jahr dem Ende zu. Insgesamt waren es sehr aktive Monate mit 7.500 Rad-und 22,5 Schwimmkilometern (hätten die Schwimmbäder nicht so lange zu gehabt, wäre es vermutlich mehr gewesen). Damit bin ich mehr als zufrieden. Nur zu Erinnerung, letztes Jahr waren es gerade einmal 4.500 km auf dem Rad. Ich schaue nun neugierig auf das nächste Jahr. Da werde ich – so sie denn stattfindet – bei der Cyclassics in Hamburg dabei sein. Außerdem möchte ich weitere Gegenden mit dem Rad erkunden. Wenn es gut läuft, rolle ich auch mal ein paar Kilometer durch die Toscana, aber das wird final wohl dieses nervige Virus entscheiden. Außerdem möchte ich unbedingt die 200 km knacken und vielleicht spontan noch an der ein oder anderen Veranstaltung teilnehmen. Das sind die Pläne für nächstes Jahr. Mal sehen, was sich davon umsetzen lässt.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und einen schönen Start ins neue Jahr. Bleibt gesund!

Radeln im Norden

Wieder einmal hat es uns einige Tage Richtung Norden verschlagen. Eigentlich war die Teilnahme an der Cyclassics geplant und das Hostel gebucht. Bekanntlich konnte das Radrennen leider nicht stattfinden. Trotzdem haben wir an den Reiseplänen festgehalten und reisten am Samstag an. der Check-In sollte ab 14 Uhr möglich sein, das Zimmer war aber natürlich noch nicht fertig. Gegen 15 Uhr waren wir mit Taschen und Rädern schließlich im Zimmer. Ganz schön eng, aber zu zweit ging es. Schnell umgezogen und runter ging es mit den Rädern. Ich hatte mir bei komoot eine schöne Runde gebastelt, aber blöderweise vergessen sie auf den Rox zu laden. Das war wirklich sehr ärgerlich. Trotzdem wurschtelten wir uns am Bahnhof vorbei, über die Mönkenbergstraße Richtung Landungsbrücken.

Schon dort waren wir gestresst von Scherben, und radelnden Touristenmassen. An den Landungsbrücken vorbei ging es zum Alten Elbtunnel, der natürlich durchfahren werden musste. Auch hier war viel los, sodass es schwierig war Fotos zu machen. Auf der anderen Seite des Tunnels genossen wir den Ausblick über die Hamburger Highlights und fuhren durch den Hafenbereich über richtig schlechte Straßen. Besser wurde es ab der Veddelkanalbrücke am Spreehafen. Hier durften wir feststellen, dass man in Hamburg tatsächlich einiges an Höhenmetern zurücklegen kann, wenn man nur über genug Brücken fährt.

Am Klütjenfelder Hauptdeich fuhren wir durch Veddel (was für ein kulturell bunter Stadtteil!) und über die Neue Elbbrücke zurück zu unserem Hostel am Bahnhof. Unser Fazit: Radfahren in Städten ist nicht so unser Ding. Auf dem Land fährt es sich deutlich entspannter und auch die Ampelarmut im Harzvorland finde ich ganz sympathisch. Man kommt einfach deutlich zügiger voran. Rein Fotografisch gibt Hamburg natürlich deutlich mehr her als unsere Heimat, was wir auf unserem 12 km-Spaziergang am Nachmittag und Abend genutzt haben. Denn insgesamt ist Hamburg eine wahnsinnig schöne und spannende Stadt, nur eben nicht unbedingt auf dem Rad. Vor allem die Speicherstadt liebe ich ja sowohl tagsüber als auch nachts und auch der Rundgang auf der Elphi war auch wieder großartig. Unterbrochen wurde der Spaziergang von einem Essen mit einer meiner besten Schulfreundinnen, die seit etlichen Jahren in Hamburg wohnt und deutlich häufiger besucht werden muss! Gegen 1 Uhr fielen wir müde ins Bett und machten uns am nächsten Tag auf den Weg an die Ostsee.

In unserem Urlaub in Kühlungsborn fuhren wir drei Touren. Eine relativ kurze (knappe 35km) zum etwa 100 Jahre alten Leuchturm Bastorf. Dieser ist ja der am höchsten gelegene Leuchtturm, aber zeitgleich auch einer der kleinsten in Deutschland. Die Feuerhöhe liegt bei 95,3m. Über Kopfsteinpflaster und Panzerplattenwege ging es im Hinterland über die Kühlung (der Höhenzug bei Kühlungsborn) zurück nach Hause. Da die Luft mit 20°C noch halbwegs warm war wagten wir uns auch ins Meer. Dieses hatte zwar nur 17°C aber tolle Wellen, in denen man zwar nicht schwimmen, aber prima Plantschen konnte. Nach 10 Minuten war es aber auch genug.

Am nächsten Tag wollten wir eine Tour nachfahren, die wir bereits vor zweieinhalb Jahren gefahren sind. Es war damals meine 6. Tour insgesamt und bis dahin längste. Es ging von Kühlungsborn an der Küste Richtung Westen zur Insel Poel. Die Rundfahrt über die Insel war damals nicht möglich, da für mich die 90km schon etwas über dem Limit waren. Dieses Mal wollten wir die Insel aber auch noch umrunden. Das Wetter war uns hold, und wir fuhren bei Sonne und wenig Wind los. Navigation war nicht wirklich nötig, da wir die Strecke schon halbwegs kannten. Nur an einer Stelle, an der wir uns schon damals unsicher waren, wussten wir wieder nicht weiter. Aber dafür hat man ja die Fahrradnavigation, die uns in Blengow über einen netten Singletrail auf den Ostseeradweg führte. Dieser ist sowieso top ausgeschildert, sodass bis Poel jetzt keine Irritationen mehr aufkamen. Auf der Halbinsel frischte der Wind merklich auf und bis zum nördlichen Zipfel stellte sich uns ein ganz schöner Wind in den Weg. Ab Gollwitz ging es wieder gen Westen und schließlich Süden, sodass uns der Wind eher half als störte. Jedoch musste man hier auf den teilweise sandigen Wegen ganz schön aufpassen. Am Hafen in Timmendorfer Strand gönnten wir uns ein Päuschen und verleibten uns unsere Brötchen ein, bevor wir über Gravelpassagen nach Hinterwangern und Wangern und nach Kirchdorf radelten um schließlich der Insel den Rücken zu kehren. Auf dem Rückweg nahmen wir den Ostseeradweg bis Rerik um die Route etwas zu variieren. Der Wind war nun wirklich fies und kam bis dahin immer von vorn, da wir nach Norden fuhren und ihm somit direkt in die Arme. Nach 107km und einem gemütlichen Schnitt von 22,8km/h kamen wir schließlich an. Ich war bei weitem nicht so erschöpft wie im Jahr 2018. Ein schönes Gefühl :).

Nach einem völlig verregneten Pausen-Tag, den wir teilweise in Rostock verbrachten, machten wir uns wieder auf den Weg. Dieses Mal aber Richtung Westen. Die Route hatte ich von einer Wander- und Radkarte in den Rox gebastelt und dachte sie wäre ganz nett. Zunächst fuhren wir nach Bad Doberan. Dort hatte ich eine Schleife durch den Stadtwald eingebaut, von der ich dachte, es wäre ein Radweg. Es war jedoch ein spannender Wanderweg mit vielen verwurzelten Singletrails (aufgrund der leichten Regenschauer immer wieder natürlich auch nass und matschig). Für Leute die Spaß an Bike-Parks haben prima, für mich teilweise nicht so. Immerhin war Kai glücklich und tobte sich ein wenig aus, während ich an einigen Passagen absteigen musste. Nach diesem Irrtum fing mein Rox an zu meckern. Ich hatte vergessen ihn zu laden. Verdammt. Und wir hatten noch so viele Kilometer vor uns… Dann war auch noch der geplante Weg gesperrt und wir mussten einige Kilometer wieder zurück und uns eine Alternative suchen. Ab dann wurde es spannend, da ich die Navigation stoppte und den Bildschirm ausmachte um Akku zu sparen. Etwas im Blindflug, aber glücklicherweise relativ direkt fanden wir nach Rostock, wo wir uns noch einmal etwas verfransten. Irgendwann landeten wir aber in bekannten Gefilden und folgten dem super ausgebauten Radweg entlang der Stadtautobahn (nicht schön aber schnell) nach Warnemünde. Nach der obligatorischen Brötchenpause, bei der mir vor Kälte die Hände kribbelten ging es über den Ostseeradweg zurück nach Kühlungsborn. Auch hier wieder durch den altbekannten Gespensterwald bei Nienhagen und durch Heiligendamm, wo eine Villa nach der anderen renoviert bzw. restauriert wird. Entlang des Meeres gibt es hier immer etwas zu sehen. Und was soll ich sagen? Der Rox hat (trotz einem Sicherungszwischenspeichern in Warnemünde) doch noch durchgehalten. Fast drei Stunden nach dem ersten Akku-Meckern lies sich die Aktivität noch klaglos speichern. Das waren wieder schöne 75 km.

Das war er auch schon, unser Sommerurlaub. Wenig Sommergefühle, bei eher herbstlichen Temperaturen, aber zumindest viel frischer Luft auch bei zahlreichen Spaziergängen und noch einem weiteren „Badetag“ (5 min. bei 17° Luft und Wasser…).

Overnighter im August

Der Sommer dieses Jahr lässt ja irgendwie zu wünschen übrig. Trotzdem war der Wunsch da, eine Bikepacking-Tour zu starten. Da Urlaub und Schönwetterfenster die Terminwahl stark eingrenzten lief es auf einen Overnighter, also eine Tour mit einer Übernachtung hinaus. Ich überlegte mir eine Tour über das Eichsfeld zum Kanonenbahnradweg, dann über den Wartburg-Herkulesradweg zum Herkules in Kassel und über Göttingen zurück. 244 km mit 2.690 Höhenmetern hätten es werden sollen. Doch wie sagte John Lennon schon so schön „Life is what happens to us while we are making other plans“. Es sollte also etwas anders kommen.

Die Wetterapps schlugen uns völlig unterschiedliche Wetterideen für die zwei Tage vor und ich wählte optimistisch die schönsten Aussichten aus. Morgens etwas Niesel, ab dann komplett trocken. Das klang doch gut. Der Niesel am Morgen war schon recht kräftig, wir warteten den Schauer ab und starteten entsprechend recht spät gegen 9.45 Uhr. Es ging östlich an Duderstadt vorbei über die Wehnder Warte nach Worbis. Schon hier war es ordentlich wellig und ich musste mal wieder erschrocken feststellen, was ein paar Kilo Gepäck am Rad so ausmachen.

Wir streiften Leinefelde und stießen bei Dingelstädt auf den Kanonenbahn-Radweg. Die Kanonenbahn war in den 1870er Jahren eine wichtige Militärverbindung zwischen Berlin und Frankreich. Auf 33 km ist er nun ein sehenswerter Radweg, der vor allem für seine Tunnel und das schöne Viadukt in Lengenfeld bekannt ist. Über dieses darf man jedoch nur mit der Draisine, nicht mit dem Rad fahren. Wie für ehemalige Bahnlinien typisch hielten sich auf der gesamten Strecke die Höhenmeter in Grenzen, es ging sogar überwiegend bergab.

Leider pustete uns dafür ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht, der sich noch bis zum Abend sehr „entgegenkommend“ zeigte… Der Küllstedter Tunnel beeindruckte uns besonders. Über 1530m ging es durch die kalte Dunkelheit und dem Wind entgegen, der sich in den Tunneln besonders schön kanalisieren konnte. Trotzdem eine absolute Empfehlung, sich diese Tour einmal vorzunehmen. Bitte unbedingt mit Licht. Es gibt eine bewegungsgesteuerte Notbeleuchtung, genug Sicherheit bietet sie aber bei unbeleuchtetem Gegenverkehr nicht.

Entlang des Flüsschens Frieda wurschtelten wir uns durch nach Eschwege. Da wir – aufgrund einer Brückensperrung – überwiegend den Schildern folgten nahmen wir einen Umweg nah Eschwege in Kauf, wo wir uns allerdings auch ein paar Mal etwas verfranzten. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen rollten wir durch die Innenstadt, kreuzten die Werra und fanden uns in Reichensachsen wie gewünscht auf dem Wartburg-Herkulesradweg wieder.

Dieser verbindet auf 110 km Eisenach mit Kassel und lässt sich sehr schön fahren, da er bis auf wenige Meter schön asphaltiert ist. Die ganz großen Sehenswürdigkeiten gab es auf unserem Streckenabschnitt jedoch nicht. Es ging durch einige hübsche Orte, viel jedoch auch entlang von Bundesstraßen. In Hessisch Lichtenau suchten wir noch einmal einen Supermarkt auf und Kai sorgte für die Abendverpflegung. In der Zeit schaute ich in der App Camp Wild nach einer Hütte in der Nähe. Diese war auch gar nicht weit weg und bedeutete lediglich einen Umweg von vier Kilometern (mit dem Rückweg auf die Tour entsprechend acht). Das Höhenprofil hatte ich mir natürlich nicht angehschaut. Tatsächlich ging es die ganze Zeit nämlich knackig bergauf. Nach 130 km und dem Gepäck kam ich dort geringfügig an meine Grenzen. Im Wald angekommen fanden wir aber eine geräumige Hütte unter einer riesigen Buche, Sitzgruppe und Mülleimer vor. Also alles, was man braucht. Mit Rettungsdecke als Unterlage, unseren Isomatten von Thermarest und den Schlafsäcken machten wir es uns gemütlich. Da ich ja einen schönen Schlafsack von Grüezibag gewonnen hatte war ich ganz heiß darauf, diesen auszuprobieren. Er hat ein Moskitonetz, was mit einem Reißverschluss an die Kopf-Öffnung gezippt werden. Für diesen Einsatzzweck klasse, da wir ja ohne Zelt unterwegs waren.

Leider kam ich trotz des coolen Schlafsacks nicht in den Schlaf. Ich bin ja eine ziemliche Frostbeule, aber tatsächlich war mir der Schlafsack bei einer geschätzten Temperatur von 14/15°C einfach viel zu warm. In meiner Verzweiflung habe ich ein Kleidungsstück nach dem anderen auszogen, aber es war immer noch viel zu warm. Bis drei Uhr lag ich immer noch wach, krabbelte immer wieder raus um die Blase zu leeren oder einfach etwas herunter zu kühlen. Nachdem ich einige Stunden keine Mücken mehr gehört hatte beschloss ich, den Schlafsack doch nur als Decke zu nutzen und konnte so wenigstens bis kurz vor 6 Uhr etwas schlafen. Mückenstiche gab es wirklich keine, nur eine Zecke hatte sich an meinen Arm verirrt.

Völlig übermüdet (also eher ich als Kai) packten wir am nächsten Morgen die Sachen zusammen und frühstückten. Inzwischen hatte feiner Nieselregen eingesetzt. Erfreulich war die vier Kilometer lange Abfahrt, die wir uns gestern Abend hochgekämpft hatten. In diese Richtung war sie gar nicht so schlimm. Wir waren in Regenjacken gestartet und mussten diese auch nicht mehr ausziehen, da der Regen immer stärker wurde. Außerdem taten mir vom Vortag die Beine gewaltig weh und durch die Müdigkeit war mir zu allem Überfluss auch noch übel. Bis Kassel kamen wir ganz gut voran, da wir heute zumindest keinen Gegenwind hatten und es ausnahmsweise lange tendenziell bergab ging. Die Orientierung in Kassel war leider nicht so toll. Bisher hatten wir versucht nur nach Schildern zu fahren, aber den Wartburg-Herkulesradweg hatten wir plötzlich irgendwie verloren. Da der Regen stärker und die Sicht mies war entschieden wir uns dazu, den Besuch beim Herkules zu verschieben. Wir bahnten uns den Weg nach Hann. Münden, der uns über viele Höhenmeter und Landstraßen oder auch Feldwege mit teilweise weichem Untergrund führte. Bei letzteren hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl überhaupt nicht von der Stelle zu kommen. Bei strömendem Regen rollten wir die Abfahrt nach Hann. Münden hinunter. Nach der Abfahrt waren die Beine eine Weile entlastet, aber ich wusste, dass Richtung Göttingen noch einiges an Höhenmetern auf uns zukommen würde. Daher bat ich Kai, die Tour an dieser Stelle abzubrechen. Nass bis auf die Knochen und mit schmerzenden Beinen wollte ich mich nicht weiterquälen. Schließlich soll das Ganze ja auch Spaß machen. Den hatte ich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht mehr. Als wir am Bahnhof ankamen ließ der Regen zwar nach, aber wir waren trotzdem froh uns dort umzuziehen und in trockener Kleidung mit der Bahn nach Herzberg zu fahren.

Den nächsten Overnighter starten wir auf jeden Fall bei stabilerem Wetter, mit einer harmloseren Strecke und dem dünneren Schlafsack (zumindest wenn die Nächte doch noch verhältnismäßig warm sind). Nach dieser Tour habe ich übrigens die 5000 Jahreskilometer voll. 😊

Vulkanradweg

Schulfreunde verliert man häufig irgendwann aus dem Blick. Auch bei Anna war das so. Nach dem Abi vor *hust* 14 Jahren haben wir uns vor einigen Jahren noch einmal zu Essen gehen verabredet und dann war lange Funkstille, da es sich irgendwie nicht ergeben hat. Im Winter war ich fleißig am Zwiften als sie plötzlich zu mir Kontakt aufnahm. Tatsächlich hatte auch sie mit dem Radfahren angefangen und sich ein Gravel gekauft (mittlerweile hat sie sogar auch schon ein schickes Rennrad). Beim Fachsimpeln über Zwift und Räder stellten wir fest, dass wir uns immer noch ziemlich gut verstehen. Und fuhren auch einige Male digital gemeinsam bei Zwift. Nun wohnt sie nicht mehr hier in der Gegend sondern in Frankfurt, was häufige Treffen eher ausschließt. Trotzdem sind wir vor ein paar Wochen bereits eine kleine Runde gefahren, als sie hier auf Heimatbesuch war. Bereits da hatten wir viel Spaß und ich versprach ihr einen Gegenbesuch. Schon platzte sie mit ihrem Plan heraus. Bei komoot habe sie eine Runde gefunden mit schlanken 160 km und 1400 hm. Ich war etwas ungläubig, aber sie hatte sich das in den Kopf gesetzt und ich kann einfach so schlecht „nein“ sagen. Außerdem lockte mich die Tour natürlich auch ungemein. Es sollte über den Vulkanradweg gehen und laut Höhenprofil etwa 80 km leicht bergauf und 80 km tendenziell eher bergab gehen. Das sollte mental auf der zweiten Hälfte ganz gut machbar sein – dachten wir. Aber häufig kommt ja alles anders als man denkt.

Das Wochenende rückte heran und ich reiste am Samstag bei meiner Cousine Regina und ihrer Familie an und durfte dort einen schönen Tag in Babenhausen verbringen. Mit Hundespaziergängen, Bummel durch Babenhausen, Leckereien vom Grill und einem gemütlichen Abend mit Gin Fizz, für den die Nachbarschaft noch Zuckersirup und Zitronen lieferte.

Die Nacht war viel zu kurz, aber ansonsten fühlte ich mich gut als ich mit dem Auto nach Frankfurt fuhr. Dort holte ich Anna ab und wir bahnten uns zunächst den Weg mit den Rädern aus Frankfurt raus. Aufgrund der angekündigten Böen hatte sie sich zum Glück für das schwerer aber stabilere Gravel entschieden. Die Sonne stand tief, es ging bergauf und schon hatte ich die erste rote Ampel übersehen und -fahren. Zum Glück nur eine Baustellenampel. Ohne weitere Verkehrsdelikte ging es einige Kilometer auf die Hohe Straße. Diese 38 km lange Regionalparkroute verläuft (wie ich jetzt im Nachhinein weiß…) zwischen Büdingen und Frankfurt, und war Teil des europaweiten Handelswegenetzes.

Auf der Hohen Straße blieben wir nicht lange sondern bogen ab Richtung Altenstadt, wo wir auf den Vulkanradweg auffuhren. Dieser fein asphaltierte Radweg führt von dort bis zum 94 km entfernten Schlitz. Ganz weit wollten wir jedoch nicht. Überall sahen wir riesige Gruppen von Störchen. Auch wenn sie schon lange nicht mehr selten sind war die schiere Masse beeindruckend. Über schnuckelige Orte ging es sanft ansteigend zunächst bis Gedern. Am dortigen Schloss machten wir eine kleine Pause um einige Orte weiter (kurz vor Grebenhain) den Vulkanradweg zu verlassen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung gut. Wir hatten fast die Hälfte geschafft und bald würde es ja bergab gehen. Davon war zu diesem Zeitpunkt leider noch nichts zu spüren. Dafür wurde aber der Wind zum Problem. Die angekündigten Böen waren unsere Dauerbegleiter und kamen meist von vorn oder auch gerne mal überraschend von der Seite. Dies machte Anna zu schaffen, da sie auf Landstraßen (auf denen die Leute übrigens noch schlimmer fahren als im Harz…) noch etwas unsicher ist. Die Kombination aus Wind, dauernden Anstiegen, Landstraßen mit doofen Autofahrern, Selbstzweifel und einem schmerzenden Hintern ließen die Laune rapide sinken, was ich ihr aber keineswegs übel nahm. Ich hatte oft genug selbst ähnliche Gefühle. Leider fehlte mir die Kraft mich auf ihr Tempo einzulassen und so fuhr ich gerade in den Anstiegen meist vor und wartete oben. Für die Motivation der Mitfahrerin totaler Bockmist, aber bei einer solchen Strecke für mich nicht anders machbar. Irgendwie kämpften wir uns bis nach Büdigen, welches eine wunderschöne mittelalterliche Altstadt (die europaweit zu den am besten erhaltenen zählt) und viel Kopfsteinpflaster hat. Dort spendierte Anna ein Eis und eigentlich sollte sich die Stimmung verbessern – es waren nur noch 40km bis zum Ziel.

Dann zog sich aber der Himmel zu und es begann zu gewittern und zu regnen. Was nun? Abwarten? Abbrechen? Weiterfahren? Nachdem das Gewitter nicht wirklich beeindruckend war, entschlossen wir uns, zunächst ein paar Orte weiter zu fahren. Schon nach dem nächsten holte uns der Regen richtig ein. Nass bis auf die Schuhe das Polster ging es weiter. Im Nachhinein ist es total ärgerlich, dass wir nicht gehschaut haben, wo die Hohe Straße beginnt. Denn schon ab Büdingen hätten wir darauf – ungestört von Autofahrern – unseren Weg bis Frankfurt fortsetzen können. Wir folgten jedoch der von komoot vorgeschlagenen Route und trafen erst in Ostheim auf die Hohe Straße. Noch immer warteten wir jedoch erfolglos auf die deutlichen negativ-Höhenmeter… Nun wurde Anna zwar nicht gerade euphorisch, aber man merkte, dass sie innerlich etwas aufatmete. die Erschöpfung war allerdings schon recht massiv und letztlich wollten wir nur noch ankommen. Mit einem Blick über die Skyline und die letzten Kilometer durch die Stadt endete unsere Tour in Frankfurt.

Ich verabschiedete Anna schnell, da sie ein Date mit ihrer Badewanne hatte und machte mich auf den Weg zurück nach Babenhausen.

Regina zauberte noch ein leckeres Essen, die Müdigkeit übermannte (oder heißt es jetzt überfraute?) mich jedoch recht bald.

Am nächsten Tag bin ich ganz glücklich, dass ich mir ausnahmsweise mal keinen Wolf gefahren habe. In der letzten Woche hatte ich noch ein bisschen mit der Satteleinstellung experimentiert und war scheinbar endlich erfolgreich. Heute Nacht habe ich tatsächlich durchgeschlafen und fast zwei Stunden länger als für mich üblich. Nach dem langen Schlaf fühle ich mich auch richtig gut. Ja, die Oberschenkel spüre ich, aber das darf ja auch sein :).

Auf Anna bin ich unglaublich stolz. Auch, wenn sie die letzten 80 km leider nicht mehr ganz so viel Freude hatte und sobald nicht noch einmal eine solche Rund fahren möchte hat sie sich tapfer durchgebissen und allen Zweiflern zum Trotz gezeigt was sie kann. Gerade bei den widrigen Verhältnissen hätten sicherlich viele die Tour abgebrochen.