Schweinefleisch soll Entzündungen im Körper verursachen. Das ist mir nicht neu. Aufgrund meiner Arthose-Problematik durchaus ein Grund auf Schweinefleisch zu verzichten. Den Versuch ging ich im letzten Jahr an. Ich verbannte Schweinefleisch von meinem Speiseplan und aß weniger Zucker in der Hoffnung, die Schmerzen in den Zehen würden nachlassen. Zusätzlich lagen vermehrt Lebensmittel auf dem Teller die entzündungshemmend wirken sollen, wie Brokkoli, Spinat, Zimt, Ingwer und Chili. Zum Sattwerden gab es häufig Hülsenfrüchte. Die Schmerzen vergingen leider nicht. Immerhin nahm ich prima ab. Ab nahm aber gleichzeitig auch meine Leistungsfähigkeit – und zwar radikal.
Das Laufen fiel mir schwerer und schwerer und oft ging am Berg gar nichts mehr. Die Lunge pfiff und ich musste oft stehen bleiben um wieder Luft zu bekommen… Erst nahm ich noch an, dass ich möglicherweise zu wenig esse oder eine asthmatische Erkrankung entwickele. Diese würde aber nicht erklären, dass mit jedem Lauf auch die Muskulatur der Beine immer mehr verhärtete und mir die Beine schmerzten. Nebenbei ließ die Konzentrationsfähigkeit nach und ich war ständig müde. Als nach einigen Monaten mir zu Hause der Weg die Treppe hinauf schwer fiel bin ich endlich zum Arzt gegangen. Einen Monat später hatte ich vor mit drei Freunden den Harz zu Fuß zu überqueren (100km an einem Tag) (https://www.facebook.com/HexenstiegAnEinemTag/). Die Umsetzung dieses Plans schien zu diesem Zeitpunkt für mich undenkbar….

Nach dem Bluttest bekam ich am nächsten Tag einen Anruf, ob ich bitte möglichst schnell noch einmal in der Praxis vorbeikommen könnte. Sowohl meine Eisen als auch meine Ferritinwerte waren völlig aus dem Ruder gelaufen, also viel zu niedrig. Der Eisenwert gibt den Wert des Eisens im Blut an. Als Rückversicherung hat man das gespeicherte Eisen Ferritin. Mein Eisenspeicher war ratzekahl leer, der Blutwert mies. Für die Bildung der Blutkörperchen und den Sauerstofftransport ist Eisen unerlässlich und mein Leistungsabfall nur logisch.
Wie konnte es aber dazu kommen? Natürlich fehlte mir das Eisen aus dem Schweinefleisch. Für Rindfleisch war ich zu geizig und Geflügel konnte ich irgendwann nicht mehr sehen, weshalb ich plötzlich bei einer überwiegend vegetarischen Ernährung gelandet war.
Fehler Nummer 1: Keine Aufnahme von tierischem Eisen.
Nur tierisches Eisen in Fleisch und Fisch („Häm-Eisen“) ist zweiwertig und wird vom Körper gut aufgenommen (20-30%). Natürlich liefern auch pflanzliche Lebensmittel Eisen. Dieses ist allerdings dreiwertig und kann vom Körper schlechter aufgenommen werden (1-10%). Morgens gibt es bei mir immer Müsli, abends oft Hülsenfrüchte oder eisenhaltiges Gemüse wie rote Bete oder Spinat. Wo lagen aber nun die Fehler?
Fehler Nummer 2: Falsche Lebensmittelkombinationen hemmen die Aufnahme des Eisens.
Auch darauf hatte ich nicht geachtet. Milchprodukte und die Oxalsäure des Spinats, sowie Pflanzenproteine und Phytate (in Hülsenfrüchten) und Polyphenole (in Kaffee und schwarzem Tee) verschlechtern die Aufnahmerate noch einmal.
Abhilfe verschafften mir hochdosierte Eisentabletten, die penibel weit entfernt von anderen Mahlzeiten (u.a. gegen 3 Uhr nachts) oder tagsüber mit Orangensaft zu mir nahm. Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme. Nach drei Wochen merkte ich eine deutliche Verbesserung und fühlte mich wieder etwas fitter.
Laut meiner Hausärztin brauchen die Ferritinspeicher etwa sechs Wochen um sich wieder zu füllen. Bis dahin sollte ich von größeren sportlichen Aktivitäten absehen um meine Organe zu schonen. Wenngleich es völlig unvernünftig war habe ich die Wanderung über den Harz nach vier Wochen Eiseneinnahme trotzdem in Angriff genommen. Und es fühlte sich toll an. Zumindest was die Leistungsfähigkeit angeht. Natürlich fühlte es sich nach etwa 80 km gar nicht mehr toll an, aber das lag nicht an der Sauerstoffversorgung, sondern an den Blasen an den Füßen, den schmerzenden Knochen und Gelenken…

Mittlerweile esse ich hin und wieder Schweinefleisch, achte aber darauf, dass ich regelmäßig auch mal ein Stück Rind oder Leber esse, um nicht wieder in ein Leistungsloch zu fallen. Dass man hier selbstverständlich auf regionale Produkte und gute Haltung achten sollte muss ich hier nicht erwähnen? Da ich kein großer Freund von Nahrungsergänzungsmitteln bin, ist vegetarische Ernährung für mich leider keine Option, da mein Körper mit Fe(III) nicht allzu viel anfangen kann.
