Cyclassics 2022

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Gewinnspiele sind mein Ding und gelegentlich gewinnt man wirklich coole Dinge, wie zum Beispiel im letzten Jahr einen Startplatz für die 60 km Distanz bei den BEMER Cyclassics in Hamburg. Bereitgestellt hatte diesen sporting hamburg. Corona machte uns Startern im letzten Jahr jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn das Rennen wurde wenige Tage vorher abgesagt. In diesem Jahr sollte es aber wieder an den Start gehen. In der Zwischenzeit hatte ich mich dazu entschieden, auf 100 km umzumelden. Die Anfahrt sollte sich ja auch lohnen.

Bereits am Mittwoch fuhr ich nach Kühlungsborn um noch ein paar Tage am Wasser mitzunehmen. Mit dem Wetter hatte ich ziemlich Glück und erwischte lediglich einen Regentag. Die anderen beiden Tage verbrachte ich überwiegend am Strand und auch ein wenig auf dem Rad. Bei meiner kleinen 45 km-Runde legte ich auf auf den ersten 7 km bereits 100 hm zurück, indem ich die Kühlung überquerte. Ja, es gibt dort durchaus auch Hügel. Ein weiterer kleiner Anstieg erwartete mich am Bastorfer Leuchtturm. Vorher machte ich aber am Hafen in Rerik ein kleines Päuschen.

Über Strava hatte ich festgestellt, dass ein Bekannter aus dem Harz, mit dem ich vor etlichen Jahren mal auf den Brocken gelaufen war, ebenfalls in Kühlungsborn war. Aus einem Mal-kurz-hallo-sagen am Strand wurde ein ausgedehnter Strandtag mit Tobias, seinen Kids und Bekannten. Ich wurde auch zweimal zum SUP genötigt und war begeistert. Sicherlich ist mein Gleichgewichtssinn nicht der beste und auf dem kleineren Board landete ich auch zweimal im Wasser, aber es ist eine tolle Sportart, die ich dringend hier im Harz weiter ausüben möchte. Zwischen den zwei SUP-Einheiten schwamm ich auch noch 1000 m und hatte für diesen Tag mein Sportsoll definitiv erfüllt. Auch an den zwei Abenden, die ich noch in K´born verbrachte, war ich von der Gruppe eingeladen, zu den Musikevents mitzukommen. Das war schön, vor allem, da der zweite Abend mit einer Pink Floyd-Coverband (Who´s Pink) wirklich auch richtig gut war.

Am nächsten Tag schob ich mich innerhalb von drei Stunden im Auto durch Blechkolonnen von Kühlungsborn nach Hamburg. Irgendwann war ich dann auch im Hotel in der Nähe des Schanzenviertels angekommen. Das Zimmer war noch nicht fertig, weshalb ich mich zunächst zu Fuß auf den Weg zur Anmeldung machte. Die Anmeldung klappte reibungslos und ich traf noch auf einige (facebook-) Bekannte (Richard, und Tina, die ich bisher nur digital „kannte“ und Maik und Alain). Zusammen gönnten wir uns ein ein Weizen und schlenderten noch über die Expo. Dort griff ich noch einen Riegel ab und probierte die Druckwellenmassage bei Reboots aus. Ich hatte vor einiger Zeit einmal ein ähnliches No-Name-Produkt probiert, welches ich an den Knöcheln als eher unangenehm empfunden hatte. Dies war hier nicht der Fall. Von den Füßen her füllen sich nach und nach Kammern mit Luft und sorgen für eine Komprimierung und damit einer Lymphdrainage. Auf einer nicht zu hohen Stufe war das am Tag vor dem Rennen sehr angenehm.

Nach dem Bummel über die Expo ging nach und nach jeder seiner Wege. Meiner führte mich zurück ins Hotel und unter die Dusche. Danach ging ich ins Schanzenviertel, um etwas Essbares zu ergattern. Dies gelang mir auch. Die Cannelloni waren nicht weltbewegend, aber sie machten satt und waren preislich in Ordnung. Im Zimmer schaute ich noch ein bisschen fern und machte mich bald bettfertig. Das Zimmer ging nach hinten raus und war daher recht ruhig, sodass ich bis 5.58 Uhr schlief, zwei Minuten bevor der Wecker klingelt. Besser geht es nicht. Ich zog mir schnell etwas an und ging zum Frühstück, was auch super war. Anschließend belud ich mein Auto und präparierte mein Rad mit den Startnummern. Nur die Nummer am Lenker konnte ich noch nicht anbringen, da ein Kabelbinder im Startbeutel fehlte. Das holte ich aber bei der Startbeutelabgabe nach. Beim Servicepoint von Paul Lange überprüfte ich auch noch einmal den Luftdruck, damit auch ja nichts schiefgeht….

Am Eingang des Startbereichs L traf ich wieder auf Richard. Nach dem Start wuselte ich mich eine Weile durch und schloss mich einer überholenden Gruppe an. Diese war super und wuchs im Laufe des Rennens auch noch weiter an. Wir fuhren von vornherein ein beachtliches Tempo von 38 km/h und wurden auch nicht langsamer, da wir super starke Männer dabei hatten, die viel Führungsarbeit übernahmen. Ich war lediglich zweimal vorne und auch nur für wenige Kilometer. Im Wind war das nicht mein Wohlfühltempo. Im Sog lief es jedoch reibungslos und nur nach Kurven musste ich mehr reintreten und merkte da schon die Spannung in den Oberschenkeln und war immer wieder besorgt, von der Gruppe abzureißen, das Team sammelt mich aber immer wieder ein, sodass ich über lange Strecken nahezu entspannt mithalten konnte.

Über Schenefeld und Appen ging es flach bis Elmshorn, wo wir am Wendepunkt der Strecke ankamen, südlich führte uns der Weg wieder zurück Richtung Hamburg.

Ein bisschen Führungsarbeit habe ich auch übernommen. Hinter mir die großartige Gruppe, die mir ein bombastisches Tempo ermöglicht hat,

Bei Wedel, nach knapp 70 km passierte es. Plötzlich klang mein Reifen komisch und wurde schwammig und mein Blick nach untern bestätigte meine Vermutung – ich hatte einen Platten. Also ausgeschert und ohne nachzudenken das Hinterrad ausgebaut. Ich versuchte zunächst selbst den Mantel abzubekommen, was ich natürlich mal wieder nicht schaffte. Immerhin fand ich den Übeltäter, eine Reißzwecke, die sich in meinen Reifen verbissen hatte… Die Situation nervte mich unglaublich und ich war ziemlich sauer, enttäuscht und frustriert. Am liebsten hätte ich mich heulend an die Straße gesetzt, was mich aber irgendwie auch nicht weiter gebracht hätte. Da eilte mir ein Zuschauer zu Hilfe. Stefan Kahn (wir telefonierten am nächsten Tag noch, nachdem ich ihn im Netz ausfindig gemacht hatte. Der Tipp „google mal nach „Modellbau Hamburg“ half, nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Platten in Wedel passiert war), flitzte nach Hause um Werkzeug zu holen, während drei weitere Herren, die außerhalb des Rennens mir dem Rad unterwegs waren, sich meiner erbarmten und zu dritt irgendwann den Mantel von der Felge bekamen. Schlauch raus, neuer Schlauch rein, aufgepumpt und das Laufrad wieder eingebaut. Dann bekam ich noch einen großzügigen Anschubser und weiter ging es. Ich bin den Herren so unglaublich dankbar. Nur dank ihnen konnte ich das Rennen beenden. Zeit hatte es trotzdem gekostet. 20 Minuten hatte meine unfreiwillige Pause gedauert und alle schnellen Gruppen waren durch.

Die letzten 24 km war ich also als Einzelkämpferin (mit 4 bar auf dem Hinterrad) unterwegs und fand keinen Fahrer, er annähernd mein Tempo fuhr. Also Zähne zusammenbeißen und kämpfen. Den zweiten Verpflegungspunkt ließ ich (wie übrigens den ersten auch) links liegen und strampelte, was die Beine hergaben und zählte die Kilometer wie einen Countdown abwärts. Die einzigen Höhenmeter kamen jetzt, die aber eher Wellen als längere Anstiege waren. Und so konnte ich auch hier an den meisten gut vorbeifahren. Dies motivierte und pushte mich weiter. Als mein Countdown bei 10 km war, sah ich plötzlich ein Schild mit 4 km. Da fiel mir ein, dass jemand sagte, dass die Tour gar nicht 100 km lang sei. Ich mobilisierte noch einmal alle Kräfte und zog auf den letzten zwei Kilometern noch einmal das Tempo an. Zumindest habe ich ein Zieleinfahrtsfoto ohne störende Gruppe :).

Mit meinem Schnitt von 36,6 km/h bei Strava (mit Aufzeichnungs-Stop bei der Panne) könnte ich zufrieden sein, auch wenn ich weiß, dass ich mit der Gruppe locker einen 38er-Schnitt hätte ins Ziel fahren können. Was mich richtig wurmt ist das offizielle Tempo mit noch nicht einmal 33 km/h. Und einer nicht sehr grandiosen Platzierung. Wäre nichts passiert, wäre ich im vordersten Fünftel gelandet. Aber…. hätte, hätte Fahrradkette…

Jetzt muss ich wohl doch nächstes Mal noch einmal starten.

Im Nachhinein erreichte mich die Info, dass mehrere Fahrer aufgrund von Reißzwecken auf der Strecke das Rennen nicht beenden konnten. Unfassbar, was es für bescheuerte (entschuldigt die Wortwahl) Menschen gibt. Klar nerven die gesperrten Straßen, aber wie sauer muss man sein, um ein Event derart zu boykottieren und Fahrer zu gefährden oder mindestens zu frustrieren, die viel Vorfreude, Training und Geld in ein Event wie dieses investiert haben.

Radeln im Norden

Wieder einmal hat es uns einige Tage Richtung Norden verschlagen. Eigentlich war die Teilnahme an der Cyclassics geplant und das Hostel gebucht. Bekanntlich konnte das Radrennen leider nicht stattfinden. Trotzdem haben wir an den Reiseplänen festgehalten und reisten am Samstag an. der Check-In sollte ab 14 Uhr möglich sein, das Zimmer war aber natürlich noch nicht fertig. Gegen 15 Uhr waren wir mit Taschen und Rädern schließlich im Zimmer. Ganz schön eng, aber zu zweit ging es. Schnell umgezogen und runter ging es mit den Rädern. Ich hatte mir bei komoot eine schöne Runde gebastelt, aber blöderweise vergessen sie auf den Rox zu laden. Das war wirklich sehr ärgerlich. Trotzdem wurschtelten wir uns am Bahnhof vorbei, über die Mönkenbergstraße Richtung Landungsbrücken.

Schon dort waren wir gestresst von Scherben, und radelnden Touristenmassen. An den Landungsbrücken vorbei ging es zum Alten Elbtunnel, der natürlich durchfahren werden musste. Auch hier war viel los, sodass es schwierig war Fotos zu machen. Auf der anderen Seite des Tunnels genossen wir den Ausblick über die Hamburger Highlights und fuhren durch den Hafenbereich über richtig schlechte Straßen. Besser wurde es ab der Veddelkanalbrücke am Spreehafen. Hier durften wir feststellen, dass man in Hamburg tatsächlich einiges an Höhenmetern zurücklegen kann, wenn man nur über genug Brücken fährt.

Am Klütjenfelder Hauptdeich fuhren wir durch Veddel (was für ein kulturell bunter Stadtteil!) und über die Neue Elbbrücke zurück zu unserem Hostel am Bahnhof. Unser Fazit: Radfahren in Städten ist nicht so unser Ding. Auf dem Land fährt es sich deutlich entspannter und auch die Ampelarmut im Harzvorland finde ich ganz sympathisch. Man kommt einfach deutlich zügiger voran. Rein Fotografisch gibt Hamburg natürlich deutlich mehr her als unsere Heimat, was wir auf unserem 12 km-Spaziergang am Nachmittag und Abend genutzt haben. Denn insgesamt ist Hamburg eine wahnsinnig schöne und spannende Stadt, nur eben nicht unbedingt auf dem Rad. Vor allem die Speicherstadt liebe ich ja sowohl tagsüber als auch nachts und auch der Rundgang auf der Elphi war auch wieder großartig. Unterbrochen wurde der Spaziergang von einem Essen mit einer meiner besten Schulfreundinnen, die seit etlichen Jahren in Hamburg wohnt und deutlich häufiger besucht werden muss! Gegen 1 Uhr fielen wir müde ins Bett und machten uns am nächsten Tag auf den Weg an die Ostsee.

In unserem Urlaub in Kühlungsborn fuhren wir drei Touren. Eine relativ kurze (knappe 35km) zum etwa 100 Jahre alten Leuchturm Bastorf. Dieser ist ja der am höchsten gelegene Leuchtturm, aber zeitgleich auch einer der kleinsten in Deutschland. Die Feuerhöhe liegt bei 95,3m. Über Kopfsteinpflaster und Panzerplattenwege ging es im Hinterland über die Kühlung (der Höhenzug bei Kühlungsborn) zurück nach Hause. Da die Luft mit 20°C noch halbwegs warm war wagten wir uns auch ins Meer. Dieses hatte zwar nur 17°C aber tolle Wellen, in denen man zwar nicht schwimmen, aber prima Plantschen konnte. Nach 10 Minuten war es aber auch genug.

Am nächsten Tag wollten wir eine Tour nachfahren, die wir bereits vor zweieinhalb Jahren gefahren sind. Es war damals meine 6. Tour insgesamt und bis dahin längste. Es ging von Kühlungsborn an der Küste Richtung Westen zur Insel Poel. Die Rundfahrt über die Insel war damals nicht möglich, da für mich die 90km schon etwas über dem Limit waren. Dieses Mal wollten wir die Insel aber auch noch umrunden. Das Wetter war uns hold, und wir fuhren bei Sonne und wenig Wind los. Navigation war nicht wirklich nötig, da wir die Strecke schon halbwegs kannten. Nur an einer Stelle, an der wir uns schon damals unsicher waren, wussten wir wieder nicht weiter. Aber dafür hat man ja die Fahrradnavigation, die uns in Blengow über einen netten Singletrail auf den Ostseeradweg führte. Dieser ist sowieso top ausgeschildert, sodass bis Poel jetzt keine Irritationen mehr aufkamen. Auf der Halbinsel frischte der Wind merklich auf und bis zum nördlichen Zipfel stellte sich uns ein ganz schöner Wind in den Weg. Ab Gollwitz ging es wieder gen Westen und schließlich Süden, sodass uns der Wind eher half als störte. Jedoch musste man hier auf den teilweise sandigen Wegen ganz schön aufpassen. Am Hafen in Timmendorfer Strand gönnten wir uns ein Päuschen und verleibten uns unsere Brötchen ein, bevor wir über Gravelpassagen nach Hinterwangern und Wangern und nach Kirchdorf radelten um schließlich der Insel den Rücken zu kehren. Auf dem Rückweg nahmen wir den Ostseeradweg bis Rerik um die Route etwas zu variieren. Der Wind war nun wirklich fies und kam bis dahin immer von vorn, da wir nach Norden fuhren und ihm somit direkt in die Arme. Nach 107km und einem gemütlichen Schnitt von 22,8km/h kamen wir schließlich an. Ich war bei weitem nicht so erschöpft wie im Jahr 2018. Ein schönes Gefühl :).

Nach einem völlig verregneten Pausen-Tag, den wir teilweise in Rostock verbrachten, machten wir uns wieder auf den Weg. Dieses Mal aber Richtung Westen. Die Route hatte ich von einer Wander- und Radkarte in den Rox gebastelt und dachte sie wäre ganz nett. Zunächst fuhren wir nach Bad Doberan. Dort hatte ich eine Schleife durch den Stadtwald eingebaut, von der ich dachte, es wäre ein Radweg. Es war jedoch ein spannender Wanderweg mit vielen verwurzelten Singletrails (aufgrund der leichten Regenschauer immer wieder natürlich auch nass und matschig). Für Leute die Spaß an Bike-Parks haben prima, für mich teilweise nicht so. Immerhin war Kai glücklich und tobte sich ein wenig aus, während ich an einigen Passagen absteigen musste. Nach diesem Irrtum fing mein Rox an zu meckern. Ich hatte vergessen ihn zu laden. Verdammt. Und wir hatten noch so viele Kilometer vor uns… Dann war auch noch der geplante Weg gesperrt und wir mussten einige Kilometer wieder zurück und uns eine Alternative suchen. Ab dann wurde es spannend, da ich die Navigation stoppte und den Bildschirm ausmachte um Akku zu sparen. Etwas im Blindflug, aber glücklicherweise relativ direkt fanden wir nach Rostock, wo wir uns noch einmal etwas verfransten. Irgendwann landeten wir aber in bekannten Gefilden und folgten dem super ausgebauten Radweg entlang der Stadtautobahn (nicht schön aber schnell) nach Warnemünde. Nach der obligatorischen Brötchenpause, bei der mir vor Kälte die Hände kribbelten ging es über den Ostseeradweg zurück nach Kühlungsborn. Auch hier wieder durch den altbekannten Gespensterwald bei Nienhagen und durch Heiligendamm, wo eine Villa nach der anderen renoviert bzw. restauriert wird. Entlang des Meeres gibt es hier immer etwas zu sehen. Und was soll ich sagen? Der Rox hat (trotz einem Sicherungszwischenspeichern in Warnemünde) doch noch durchgehalten. Fast drei Stunden nach dem ersten Akku-Meckern lies sich die Aktivität noch klaglos speichern. Das waren wieder schöne 75 km.

Das war er auch schon, unser Sommerurlaub. Wenig Sommergefühle, bei eher herbstlichen Temperaturen, aber zumindest viel frischer Luft auch bei zahlreichen Spaziergängen und noch einem weiteren „Badetag“ (5 min. bei 17° Luft und Wasser…).

Graveltour #6 – 90 km-Ausflug zur Insel Poel

Unsere zweite Urlaubsradtour sollte zunächst von Kühlungsborn nach Wismar und zurück gehen. Nach dem Wälzen des Kartenmaterials wurde allerdings klar, dass wir dann mit weit über 90 km rechnen müssten. Da wurde mir doch etwas mulmig bei der Sache, da meine längste Strecke bei 55 km lag. Unbeaufsichtigt die Räder länger (auch abgeschlossen) stehen zu lassen um eine größere Pause in einem Café zu machen war keine Option und draußen sitzen bei 7°C sowieso nicht. Daher schlug ich alternativ eine Tour zur etwas näher gelegenen Insel Poel vor. Über den Daumen gingen wir von etwas 80 km aus. Wir packten reichlich trinken, einige Brote, Riegel und Kartenmaterial ein (zum Glück!) und machten uns gegen 9 Uhr auf den Weg.


Windmühle Stove von 1889

Durch den Stadtwald ging es nach Kühlungsborn-West und über Radwege vorbei am Riedensee. Auf dem Hinweg wählten wir Wege eher im Landesinneren um Kilometer zu sparen. Jedoch hatte das zur Folge, dass wir einige Hügel zu bewältigen hatten und uns einmal bei Blengow verfahren haben. Das wäre auf dem offiziellen Ostseeküstenradweg sicherlich nicht passiert. Um auf der sicheren Seite zu sein wechselten wir daher ab dort auf den Fernradweg. Vorbei ging es am Salzhaff, mit der Insel Wustrow im Hintergrund.

Wustrow ist eine Halbinsel hinter dem Ort Rerik und wurde 1933 zur Kasernenanlage. Bis 1993 blieb die Insel militärisch genutzt. Zwischen 1945 und 1993 war die Kaserne Standort der Sowjetischen Truppen. Wegen Munitionsrückständen ist die Insel bis heute gesperrt. Was für den Menschen vielleicht bedauerlich ist, kommt der Natur zugute.
Das Naturschutzgebiet „Wustrow“ besteht aus dem westlichen Teil der Halbinsel und ist mit den angrenzenden Wasserflächen 1940 ha groß. Inklusive dem anschließenden Salzhaff beherbergt das EU-Vogelschutzgebiet „Küstenlandschaft Wismar-Bucht“ viele halophile (salzliebende) Pflanzen und bis zu 90 Brutvogelarten.

Salzhaff mit der Insel Wustrow im Hintergrund

Über Boiensdorf und Blowatz fahren wir über vorbildlich ausgeschilderte Radwege nach Groß-Strömkendorf. Leider erobert die Natur auch die Radwege zurück. An einigen Stellen drücken unzählige Wurzeln den Asphalt hoch und sorgen für unangenehme schmerzhafte Buckel, die, wenn man sie unterschätzt ganz schön an den Armen reißen. So ganz ohne Federung schmerzen mir davon noch Tage später die Ellbogen.

In Groß-Strömkendorf führt ein Damm auf die Insel. Da der Himmel grau und der Wind eiskalt ist, beschränken wir uns auf die nötigsten Bilder. Ursprünglich war geplant, die Insel einmal zu umrunden, beim Blick auf die Uhr stelle ich aber fest, dass wir bereits bei über 45 km sind. Daher kürzen wir ab und fahren lediglich bis zum Kirchdorf.

Hier finden sich Überreste einer großen Festung aus dem 17. Jahrhundert. Zu ihr gehörte ein Schloss sowie eine Dorfkirche mit Außenanlage. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage stark beschädigt und verfiel zum großen Teil. Die Gebäude wurden im 19. Jahrhundert und 1934 durch Grabungen belegt. Es sind einige Erdwälle und Gräben erhalten. Der 47 m hohe Kirchturm stellte über Jahrhunderte hinweg eine Landmarke für die in die Wismarer Bucht einfahrenden Schiffe dar. Im Dorfmuseum ist die Anlage als Miniatur nachgebaut.

Dorfkirche

Nach einer kleinen Ess- und Fotopause machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg. Auf selbigen blieben wir ausschließlich auf dem Ostseeküstenradweg. Nach etwa 65 km verließen mich die Kräfte. Tatsächlich war ich ja bisher keine so lange Strecke – und erst recht nicht ohne größere Pause – gefahren, sodass ich ganz schön mit meiner Erschöpfung zu kämpfen hatte.

Dolmen – Großsteingrab aus der Jungsteinzeit

Leider ließ auch meine Laune zu wünschen übrig, da ich Kai zuliebe sehr gerne einen 100er gefahren wäre. Dafür ist es für mich aber definitiv zu früh. Mit brennenden Oberschenkeln, totaler körperlicher Erschöpfung und ein paar Frusttränen krochen wir in einem ganz fürchterlichen Rentnertempo zurück nach Kühlungsborn, wo es zur Belohnung ein Stück Kuchen gab.

Endlich zurück in Kühlungsborn

Hier zeigten unsere Uhren 88 km an. Jetzt mussten wir bis zu Hause natürlich die 90 noch voll machen, was ich auch irgendwie geschafft habe.

Mit dieser Tour ist mir mal wieder gezeigt worden, dass ich immer noch viel zu ehrgeizig bin. Ich muss viel entspannter werden und lernen mich nicht immer mit denen vergleichen zu wollen, die schon jahrelang fahren. Rein rational weiß ich das ja auch, aber ich kann häufig nicht über meinen Schatten springen… Daher auch ein dickes Dankeschön an Kai, dass du mich, auch wenn ich völlig frustriert und am Ende bin, erträgst. Ich versuche also mich darüber zu freuen, dass ich 90 km erfolgreich gemeistert habe. Und den ersten Hunderter schaffe ich auch irgendwann. Es muss ja nicht gleich innerhalb der ersten 10 Touren sein.

Graveltour #4 und #5 – Im Harz und an der Ostsee

Zusammengefasst ein kleiner Bericht zu den letzten Touren, da sich ja nicht jedes Mal ein eigener Text lohnt.

In der letzten Woche war ich bei leichtem Nieselregen das erste Mal mit dem Rad im Harz. Regen und Berge – ich fand mich sehr tapfer. Das Ziel war, das Siebertal etwa 15 km in eine Richtung zu beradeln und dann zu wenden, um meine Beine langsam an die Berge zu gewöhnen. Das Siebertal steigt zunächst sachte an, sodass die ersten Kilometer ganz gut liefen. Ab Kilometer 10 findet man sich allerdings auf den Serpentinen Richtung St. Andreasberg. Diese raubten mir ziemlich schnell die Kräfte und ich brauchte zwei kurze Zwischenstopps um wieder zu Kräften zu kommen. Nach 3,5 echt richtig gemeinen Kilometern war ich oben und stolz wie Oskar.

Nun hatte ich ja eigentlich vor, wieder zurück zu rollen, aber das hätte in der Auswertung doof ausgesehen, daher bin ich über Silberhütte nach Bad Lauterberg gefahren und über Barbis und Scharzfeld nach Hause. Bis auf leichte Krämpfe in der Rückseite der Oberschenkel lief der Rückweg echt ganz gut. 41,14 km mit 362 Hm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h, da kann ich als Anfänger nicht meckern.

Einige Tage später fuhren wir für vier Tage an die Ostsee. Leider hatte sich die Temperatur deutlich abgekühlt, aber trotzdem nutzen wir zwei Tage für Radtouren. Unser Domizil befand sich in Kühlungsborn, dem größten Bade- und Erholungsort Mecklenburg Vorpommerns.

Die Strandpromenade ist über 3 km lang und auch östlich befinden sich wunderschöne Strandabschnitte. Inmitten des Orts liegt der Stadtwald. Dieser ist überraschend groß. Dies lässt sich durch das Verschmelzen der Orte Brunshaupten, Arendsee und Gut Fulgen erklären, welche diesen Wald umgaben. Hier kann man wunderbar spazieren, kleine Runde laufen oder auch hindurch radeln. Auch Wild sieht man dort hin und wieder. Den Wald ließen wir bei unserer ersten Tour allerdings links liegen und fuhren gen Osten nach Warnemünde.

Über Börgerende und Nienhagen ging es entlang der Küste mit schönen Ausblicken, abwechlungsreichen Wegen (Asphalt, Pflaster, Waldboden, Schotter) und dem Gespensterwald nach Warnemünde. Störend waren nur die vielen anderen Touristen, die sich wenig fahrradfreundlich unberechenbar kreuz und quer auf den Wegen bewegten. Dies machte die Fahrt sehr anstrengend, da man kaum flüssig fahren konnte.

In Warnemünde fließt – wie der Name schon verrät – die Warnow in die Ostsee. Daher war schon im 14. Jahrhundert das Dorf sehr wichtig für Rostock, um sich den Hafenzugang zu sichern und wurde daher erworben und blieb bis ins 19. Jahrhundert eher die arme Exklave des großen Bruders Rostock. Heute zieht es viele Touristen nach Warnemünde, was sowohl dem langen breiten Sandstrand, dem charakteristischen Leuchtturm mit dem Kaffee-Pott als auch dem gut fluktuierten (Kreuzfahrt-)Hafen zuzuschreiben ist. Zudem lockt Warnemünde regelmäßig mit Veranstaltungen wie der Hans Sail oder diversen Sportwettkämpfen am, im und auf dem Wasser.

Wir spazierten bis ans vorderste Ende und gönnten uns anschließend am Hafen Fish&Chips, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Leider war es wie erwähnt ziemlich kalt, was einen längeren Aufenthalt nicht möglich machte. Für die Rückfahrt wählten wir den Radweg entlang der Straße, sodass wir zügig und mit wenig Hindernissen zurückfahren konnten. Nach 2:22 h und etwas über 55 km kamen wir wieder in Kühlunsborn an: Eine nette kurze Tour mit schönen Ausblicken. Allerdings ist sie nichts für Schnellfahrer, da der Weg entlang der Ostsee bei schönem Wetter immer sehr voll ist.

Meine Uhr verriet mir nach der Tour, dass dies mal wieder eine längste Strecke war. Das blieb sie aber nicht lange, denn zwei Tage später ging es weiter… In dem Sinne: bike on!

Kleine Anmerkung am Schluss: vielleicht möchtest du mir ja folgen? Darüber würde ich mich sehr freuen!