Pleiten, Pech und Pannen – aber trotzdem schön

In den Herbstferien entschloss ich mich, mit Andy aus Dresden an die Ostsee zu fahren, um dort ein paar Touren gemeinsam zu fahren. Los ging es mit einer kleinen Sightseeing-Runde zum Bastorfer Leuchtturm und nach Rerik. Die Runde war sehr entspannt und die Sonne sorgte für einen tollen Nachmittag.

Für den nächsten Tag war eine längere Tour nach Schwaan geplant. Schwaan wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu Künstlerkolonie und ist noch immer sehr sehenswert, durch viele Kunstwerke, schöne Brücken und bemalte Hauswände. Daher wollte ich schon immer dorthin. Die geplante Route war 106 km lang.

Es war kühler und vor allem viel nebliger als gedacht. Bereits nach 15 km war bei Andy die Luft raus. Dies bemerkte ich, da ich plötzlich feinen Milchregen aus dem Reifen abbekam. Da es ein schleichender Platten war, schafften wir es noch auf der letzten Rille zurück nach Kröpelin, zur dortigen Fahrradwerkstatt. Dort zeigte sich große Hilfsbereitschaft, aber leider nicht soo viel Ahnung, da der Mechaniker noch nie ein Rennrad in der Hand hatte und auch noch keine Steckachse kannte. Trotzdem schaffte er es, einen Schlauch einzuziehen und wir fuhren weiter.

Wenige Kilometer später war der Reifen leider wieder platt. Und im Mantel fand sich ein ziemlich beeindruckender Cut. Also gab ich Andy meinen Schlauch und „opferte“ meine CO2-Kartusche (das funktioniert übrigens super!). Positiv gestimmt rollten wir weiter. Bis Schwaan waren es nur noch 8 km als es unter meinem Hintern plötzlich schwammig wurde. Das konnte doch nicht wahr sein! Keine Luft, kein Schlauch – Ende der Tour. Leider im Nirgendwo.

Etwa einen Kilometer weiter stießen wir auf eine Bushalstestelle, warfen einen flüchtigen Blick auf den Fahrplan und freuten uns, dass der nächste Bus in 45 kommen sollte. Also warteten wir und versuchten parallel Kleintransporter anzuhalten, um vielleicht doch nach Hause oder zumindest nach Bad Doberan zu trampen. Leider hielten lediglich einige Autos an, in die wir nicht mit beiden Rädern passten. Trotzdem toll, wenn sich Menschen finden, die helfen wollen! Der Bus kam auch nach 50 Minuten nicht, sodass wir den Fahrplan doch noch einmal genauer studierten. Die kleine Bemerkung, dass er nur am Wochenende fährt, hatten wir leider überlesen und die weiteren zwei Stunden bis zum nächsten Bus wollten wir nicht warten. Also kontaktierte Andy die Taxiunternehmen der Region, um ein Taxi zu organisieren, das uns mit Rädern mitnehmen konnte und ich hielt weiter den Daumen in den frischen Wind. Das Taxi kam etwa 30 Minuten später und ich war mittlerweile ganz schön durchgefroren. Für schlanke 70 Euro reisten wir zurück nach Kühlungsborn und suchten dort zeitnah den nächsten Radladen auf, um ausreichend Schläuche und CO2-Kartuschen zu erwerben. Schließlich wollten wir am Folgetag eine größere Tour von Neukloster aus fahren. Eine so teure kurze Radtour bin ich bisher noch nie gefahren, denn mehr als 50km sind es nicht geworden…

Der nächste Morgen verwöhnte uns wieder mit viel Sonne. Und wir starteten mitten in Neukloster Richtung Schwerin. Das Profil war unerwartet wellig und windig war es zudem auch. Anfang hing ich viel in Andys Windschatten, da er gleich ein straffes Tempo vorlegte.

Wir fuhren östlich bis zur Mitte des Schweriner Sees und überquerten ihn bei Rampe. Schnell waren wir am Schweriner Schloss und nutzten den Aufenthalt für einen ausführlichen Fotostop.

Anschließend fuhren wir mit viel Seeblick am Südufer entlang nach Crivitz. In Crivitz meldete sich der Hunger und wir kehrten in einer alten und richtig guten Bäckerei ein. Der Kuchen war verhältnismäßig günstig und richtig lecker!

Als wir losfuhren passierte es, Andy fuhr sich auf dem Kopfsteinpflaster erneut einen Platten. Wieder wechselte er den Schlauch und entschied sich, den alten Schlauch in den Mantel zu legen, um den Cut zu verstärken. Dafür benötigte er eine Schere oder etwas vergleichbares. Also klingelte er bei einer älteren Dame und fragte sie nach einem Messer. Sie war sichtlich erschrocken. Sicherlich hatte sie noch nie erlebt, dass bei einem Überfall vorher nach einem Messer gefragt wurde. Nachdem sie die Tür schnell wieder geschlossen hatte, brachte sie schließlich ein kleines Küchenmesser, was seinen Dienst tat. Mit repariertem Reifen ging es weiter.

Vor der Tour hatten wir beschlossen, die Runde zu kürzen, wenn wir wieder einen Platten haben. Das taten wir auch und fuhren nicht bis Goldberg, sondern relativ direkt durch Sternberg und ein Stück durchs Warnowtal. Am Ende des Tals erwartete uns eine fiese und plötzliche Steigung. Ich hatte sie kürzer kalkuliert und fluchte etwas, als sie auch nach der Kurve noch weiter ging. Hätte ich das geahnt, wäre ich den Berg entspannter angegangen. Laut schnaufend kam ich aber oben an. In Groß Görnow fuhren wir durch ein altes Rittergut, welches derzeit saniert wird. In ein paar Jahren ist es sicherlich wunderschön!

Musste ich am Anfang ziemlich keulen, ließen nun bei Andy etwas die Kräfte nach weshalb ich vor fuhr. Mit kräftigem Rückenwind ging das auch wie von alleine, wenngleich die Strecke weiterhin fröhlich bergauf und bergab ging. Aber auch seenreich war die Gegend, was die Fahrt sehr abwechslungsreich gestaltete. Nicht umsonst waren wir auf Teilen der MSR (Mecklenburger Seenrunde) unterwegs. Das nun folgende Waldstück gefiel mir besonders gut. Der Asphalt war überwiegend in einem super Zustand. Für den zügigen PKW-Verkehr war der Weg nur etwas schmal. Die kleinen Rampen machten aber total Spaß, auch wenn sie fordernd waren. Langsam wurde ich auch ziemlich erschöpft und war froh, als wir die letzte Kuppe vor Neukloster erreicht hatten und nur noch bergab rollen mussten um das Zeil zu erreichen. Ein Gutes hatte die Abkürzung: ohne diese wären wir wohl zu spät zum Inder gekommen. 😉


Nach dem Urlaub verabredet ich mich am 30.10. mit Kai, der vorschlug zum Josephskreuz bei Stolberg im Harz zu fahren. Ich plante bei Komoot die Strecke und stellte fest, das selbst durch den Harz die Strecke nicht viel mehr Höhenmeter hatte als am Harzrand entlang. Also fuhren wir los über Bad Lauterberg und Braunlage und von dort aus Richtung Osten über Sorge, Tanne, Hasselfelde und Stiege.

Pause in Stiege

Ab Stiege wechselte die Landschaft von kahlen ehemaligen Fichtenbeständen zu einer grünen, belaubten Hochebene. So richtig fühlte man sich dort gar nicht mehr im Harz. Langsam ging es bergauf und ab dem Parkplatz Auerberg folgte der größte Anstieg der Tour, der sich mit knapp 6 Prozent über 1,4 km zum Ziel hochzog.

Das Josephskreuz ist 38m hoch und wurde ursprünglich 1832 für Graf Joseph zu Stolberg-Stolberg angefertigt. Der Graf selbst ist nicht so bekannt, umso bekannter jedoch der Architekt des Doppelkreuzes. Es war kein anderer als Karl Friedrich Schinkel, um den man im Berliner Raum überhaupt nicht herum kommt. Leider brannte dieses Holzkreuz 1880 ab. Da es gerade in Mode war (siehe Eiffelturm in Paris) wurde er durch einen anderen Künstler Ende des 19. Jahrhunderts in Stahl erneut gebaut. Seitdem wurde es zweimal umfangreich restauriert und ist ein echter Blickfang, der aus jeder Himmelsrichtung gut aussieht.

Das Josephskreuz

Dort gönnten wir uns bei bestem Wetter eine Pause, bevor wir nach Stolberg rollten. Dort lockten zahlreiche Fotomotive, aber die Zeit drängt etwas, weshalb wir nur kurz dort hielten. Am Harzrand ging es stets wellig zurück Richtung Heimat.

Stolberg – ein wunderschöner Fachwerkort

Im Örtchen Buchholz wurden wir von einigen verkleideten jungen Herren aufgehalten, die teilweise in DDR-Polizeiuniformen dort Schützenfest feierten und um Wegezoll bettelten. Als sie uns fragten, woher wir kommen und ich sagte „aus der Nähe von Osterode“, sagten sie, dass wir ja dann gleich da seien. Ja, man kann 45 km als „gleich“ bezeichnen, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Zwei Orte später wussten wir, was sie meinten. Auch dort gibt es ein Örtchen namens Osterode… Bis Ellrich wurden die Wellen immer anstrengender und ich war froh, als wir endlich wieder bei Walkenried wieder in Niedersachsen landeten. Ich hatte knapp 1400hm und wollte gerne noch die 1500 erreichen. Dafür machten wir zunächst noch einen sehr plötzlichen Schlenker in Scharzfeld. Der kam so spontan, das ich nicht mehr rechtzeitig in den leichteren Gang schalten konnte. Trotzdem kam ich irgendwie den Berg hoch. In Herzberg fehlten mir immer noch ein paar Höhenmeter. Daher fuhren wir noch zum Schloss hoch, wo meine Höhenmeter endlich über 1500 anstiegen . Dafür zeigte mir Strava statt meiner 140km nur 139,9km. Der Klassiker. Aber irgendwas ist ja immer. Die Tour war richtig schön, das Wetter für Ende Oktober bombastisch. Es geht nichts über nette und rücksichtsvolle Radbegleitungen. Das gilt natürlich auch für Andy.

Radeln an der Ostsee

In den Herbstferien ging es mal wieder nach Kühlungsborn an die Ostsee. Natürlich wurden auch die Räder wieder gesattelt und alles an Radbekleidung eingepackt, was der Kleiderschrank hergibt, da der Oktober doch recht wechselhaft sein kann. Leider fühlte ich mich von Anfang an etwas schlapp und es kam, was kommen musste – pünktlich zum Urlaub war die Erkältung da. Von größeren Touren mussten wir also leider Abstand nehmen. Daher beließen wir es bei zwei Touren und einigen Spazierfahrten. Zu Beginn fuhren wir eine etwa 30 km lange Runde in die Abenddämmerung ins benachbarte Rerik. Auf dem Hinweg nutzen wir den offiziell beschilderten Weg, unter anderem an einem Großsteingrab vorbei. Bei diesem Dolmen („Steintisch“) aus der Jungsteinzeit handelt es sich um ein Grab einer Einzelperson.

Rerik ist der Ort, der direkt vor der Halbinsel Wustrow liegt, die früher von militärischer Bedeutung war. Die militärschen Altlasten habe es zum Sperrgebiet gemacht. Einige der Ruinen kann man vom Sperrzaun aus sehen.

Nach einem kurzen Abstecher in den Sand und den Hafen in Rerik machten wir uns auf den Rückweg.

Früher, so erzählte ich Kai, gab es einen schönen Küstenweg, der leider seit der Sturmflut 2017 abgebrochen ist. Damit hatte ich ihn natürlich neugierig gemacht und wir wollten einfach mal schauen, wie weit man kommt. Als wir an einer Stelle wenden wollten trafen wir auf eine hilfsbereite Dame, die meinte, dass man zwar etwas sportlich sein müsse, dass der Weg aber halbwegs passierbar sei. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Also ging es los, über schmale Trails und viel Sand. Eigentlich machte das schon Spaß. Nur an einer etwa 1,5 m hohen Kante mussten wir definitiv absteigen und uns die Räder herunterreichen. Kurz vor der Dunkelheit waren wir wieder zurück in Kühlungsborn. Das wurde auch allerhöchste Zeit, da wir keine Beleuchtung dabei hatten…

Am folgenden Tag fuhren wir eine 50 km-Tour über Rerik, Kröpelin und Bad Doberan und schauten uns die Klosteranlage in Doberan an. Das Doberaner Münster zählt zu den bedeutendsten Backsteinbauten Europas und war bis ins 16. Jahrhundert die Klosterkirche des Zisterzienser-Klosters. Für Loriot-Fans vielleicht interessant: im Münster befindet sich die Kapelle der Familie von Bülow.

Eingangsportal

Große Teile der Klostermauer stehen noch, genauso wie das Beinhaus.

Beinhaus

Vom Wirtschaftsgebäude und der sogenannten Wolfsscheune sind nur noch die Grundmauern erhalten.

Wirtschaftsgebäude

Der Park wurde im 18. Jahrhundert in einen englischen Garten verwandelt. Wunderbar, um spazieren zu gehen und um Fotos zu schießen.

Zugegebenermaßen haben wir diese Fotos an einem anderen Tag gemacht…

Auf dem Rückweg aus dem Urlaub kamen noch ein paar Kilometer Radfahrt in Lüneburg dazu, doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

Graveltour #4 und #5 – Im Harz und an der Ostsee

Zusammengefasst ein kleiner Bericht zu den letzten Touren, da sich ja nicht jedes Mal ein eigener Text lohnt.

In der letzten Woche war ich bei leichtem Nieselregen das erste Mal mit dem Rad im Harz. Regen und Berge – ich fand mich sehr tapfer. Das Ziel war, das Siebertal etwa 15 km in eine Richtung zu beradeln und dann zu wenden, um meine Beine langsam an die Berge zu gewöhnen. Das Siebertal steigt zunächst sachte an, sodass die ersten Kilometer ganz gut liefen. Ab Kilometer 10 findet man sich allerdings auf den Serpentinen Richtung St. Andreasberg. Diese raubten mir ziemlich schnell die Kräfte und ich brauchte zwei kurze Zwischenstopps um wieder zu Kräften zu kommen. Nach 3,5 echt richtig gemeinen Kilometern war ich oben und stolz wie Oskar.

Nun hatte ich ja eigentlich vor, wieder zurück zu rollen, aber das hätte in der Auswertung doof ausgesehen, daher bin ich über Silberhütte nach Bad Lauterberg gefahren und über Barbis und Scharzfeld nach Hause. Bis auf leichte Krämpfe in der Rückseite der Oberschenkel lief der Rückweg echt ganz gut. 41,14 km mit 362 Hm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h, da kann ich als Anfänger nicht meckern.

Einige Tage später fuhren wir für vier Tage an die Ostsee. Leider hatte sich die Temperatur deutlich abgekühlt, aber trotzdem nutzen wir zwei Tage für Radtouren. Unser Domizil befand sich in Kühlungsborn, dem größten Bade- und Erholungsort Mecklenburg Vorpommerns.

Die Strandpromenade ist über 3 km lang und auch östlich befinden sich wunderschöne Strandabschnitte. Inmitten des Orts liegt der Stadtwald. Dieser ist überraschend groß. Dies lässt sich durch das Verschmelzen der Orte Brunshaupten, Arendsee und Gut Fulgen erklären, welche diesen Wald umgaben. Hier kann man wunderbar spazieren, kleine Runde laufen oder auch hindurch radeln. Auch Wild sieht man dort hin und wieder. Den Wald ließen wir bei unserer ersten Tour allerdings links liegen und fuhren gen Osten nach Warnemünde.

Über Börgerende und Nienhagen ging es entlang der Küste mit schönen Ausblicken, abwechlungsreichen Wegen (Asphalt, Pflaster, Waldboden, Schotter) und dem Gespensterwald nach Warnemünde. Störend waren nur die vielen anderen Touristen, die sich wenig fahrradfreundlich unberechenbar kreuz und quer auf den Wegen bewegten. Dies machte die Fahrt sehr anstrengend, da man kaum flüssig fahren konnte.

In Warnemünde fließt – wie der Name schon verrät – die Warnow in die Ostsee. Daher war schon im 14. Jahrhundert das Dorf sehr wichtig für Rostock, um sich den Hafenzugang zu sichern und wurde daher erworben und blieb bis ins 19. Jahrhundert eher die arme Exklave des großen Bruders Rostock. Heute zieht es viele Touristen nach Warnemünde, was sowohl dem langen breiten Sandstrand, dem charakteristischen Leuchtturm mit dem Kaffee-Pott als auch dem gut fluktuierten (Kreuzfahrt-)Hafen zuzuschreiben ist. Zudem lockt Warnemünde regelmäßig mit Veranstaltungen wie der Hans Sail oder diversen Sportwettkämpfen am, im und auf dem Wasser.

Wir spazierten bis ans vorderste Ende und gönnten uns anschließend am Hafen Fish&Chips, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Leider war es wie erwähnt ziemlich kalt, was einen längeren Aufenthalt nicht möglich machte. Für die Rückfahrt wählten wir den Radweg entlang der Straße, sodass wir zügig und mit wenig Hindernissen zurückfahren konnten. Nach 2:22 h und etwas über 55 km kamen wir wieder in Kühlunsborn an: Eine nette kurze Tour mit schönen Ausblicken. Allerdings ist sie nichts für Schnellfahrer, da der Weg entlang der Ostsee bei schönem Wetter immer sehr voll ist.

Meine Uhr verriet mir nach der Tour, dass dies mal wieder eine längste Strecke war. Das blieb sie aber nicht lange, denn zwei Tage später ging es weiter… In dem Sinne: bike on!

Kleine Anmerkung am Schluss: vielleicht möchtest du mir ja folgen? Darüber würde ich mich sehr freuen!