Himmelfahrtskommando in den Norden

Schon bei meinem Bericht über die Tour zur Marienburg habe ich es vorsichtig angekündigt. Für das Himmelfahrtswochenende hatte ich mir etwas Größeres vorgenommen. Mit Gravelbereifung und etwas Gepäck wollte ich meine Schwester besuchen. Lieber wäre mir die Rennradbereifung gewesen, jedoch hatte meine Wahl zwei Gründe. Zum einen hatte ich mein Rad schwerer beladen als üblich, zum anderen hatte ich die Hoffnung, dass die etwas robusteren Reifen mir einen Plattfuß ersparen würden. So war das Reisetempo zwar etwa heruntergesetzt, aber ein hohes Tempo war nicht meine erste Priorität. Eine Zerrung in der Kniekehle brachte meine Planung etwas in Wanken. Da diese sich aber mehr bei Höhenmetern bemerkbar macht, ging ich das Unterfangen mit pinkem Tape in der Kniekehle trotzdem an.

Der Wecker klingelte am Donnerstag um 4.00 Uhr und nach einem gemütlichen Frühstück packte ich die letzten Sachen und saß kurz nach 5.00 Uhr auf dem Rad Richtung Norden.

Zunächst fuhr ich über Osterode und Willensen nach Kalefeld. Die Kirche dort wollte ich beim letzten Mal schon fotografiert haben. Mit ihrer Backsteingotik erinnert die Emporenhallenkirche an die Sakralbauten im Norden, also eine gute Einstimmung auf meine Tour. Der Weg führte mich auf ähnlichem Wege zum Schloss Marienburg. Dort traf ich um kurz vor 8 Uhr ein und dachte mir schon, dass ich dort wohl noch keinen Kaffee bekommen würde. Doch sogar die Runde über den Innenhof blieb mir verwehrt.

Also fuhr auf auf der anderen Seite des Berges wieder hinab Richtung Pattensen. Ab hier merkte ich, dass der Wind langsam zunahm, da die Tour nun flacher und windanfälliger wurde. Leider kam er aus Nordwesten, also immer von links oder von vorn. Das sollte sich bis zum Ende der Tour auch nicht mehr ins Positive verändern. In Hannover führte mich das Navi über Linden, hinter den Herrenhäuser Gärten vorbei (das habe ich erst bei der Nachbearbeitung gesehen), durch Leinhausen und Stöcken. In Stöcken bewunderte ich das Eingangsportal zum Stadtfriedhof.

Es war kurz vor 10 Uhr und langsam erwachten auch die Herren, die in großen Scharen zu Fuß oder hoch zu Rad auf ihre Vatertagstouren aufbrachen. Um 10.30 Uhr kreuzte ich die A2 und machte in luftiger Höhe über der Autobahn eine Pause, bevor es in Richtung Garbsen weiterging.

Landschaftlich reizvoll war die Strecke nicht. Das änderte sich erst wieder ab Neustadt am Rübenberge. Zwar wurden die Radwege weniger, die Orte jedoch deutlich netter, mit unzähligen alten Dreiseitenhöfen und viel rotem Backstein. Die Windstärke nahm zu und mein Durst leider auch. 1,5l sind für eine Tour wie diese definitiv nicht genug… Die Märkte hatten aufgrund des Feiertags geschlossen und die einzigen Tankstellen die ich fand, waren SB-Tankstellen ohne Einkaufsmöglichkeit. Im Ort Nöpke sah ich eine Frau mit Kinderwagen, die gerade auf ein Haus zusteuerte und bat sie darum, mir die Flaschen aufzufüllen. Mit einer Marathonläuferin hatte ich genau die richtige erwischt, da sie mir sagte, dass sie auch regelmäßig bei fremden Leuten um Wasser bitte. Nun ging es auf die Zielgerade. Der Wind fegte mir immer stärker ins Gesicht und jeder der noch 30 km zog sich elendig in die Länge. Eine längere Verschnaufpause an einem Bahnübergang, an dem der Verkehr über 5 Minuten auf die beiden durchfahrenden Züge warten durfte.

Immerhin genug Zeit, etwas zu essen und den Rox an die Powerbank zu hängen, dessen Akku bei Dauernavigation nach nun über 150 km langsam schwächelte. Einige Zeit später sah ich vor mir einen Planwagen vor mir. Ich kam ihm relativ zügig näher und hörte und sah bald die grob 15 Männer, die sich gegen das Wandern entschieden hatten. Als sie mich entdeckten war das Gegröle groß und man bot mir sogar ein Bier an. Dieses lehnte ich jedoch dankend ab und überholte den Traktor bei der nächsten Möglichkeit. Ich zähle jeden restlichen km, bis ich endlich um kurz nach 13 Uhr bei meiner Schwester ankam.

Den Freitag nutzten wir zum regenerativen Shoppen bei Bremen und ließen den Tag relativ entspannt angehen.

Samstag ging es wieder zurück. Allerdings startete ich erst gegen 8 Uhr, da wir ja noch gemütlich frühstücken wollten. Als ich das Rad aus der Garage holte schauerte es kräftig. Ich entschied mich dafür, diesen Schauer abzuwarten, was zu Glück nicht lange dauerte und fuhr im leichten Nieselregen und empfindlicher Kälte los. Schon auf den ersten Kilometern machte ich eine große Extraschleife. Ich hatte bei meiner Grobplanung Dörverden als Startpunkt angegeben – den nächst größeren Ort. Bei komoot hatte ich das genaue Ziel zwar noch geändert, aber nicht mehr auf den Rox geladen. Zwar wunderte ich mich, dass ich in die gefühlt falsche Richtung fuhr, hatte aber auch eine andere Route für den Rückweg geplant. Als ich das Problem erkannte, war es schon zu spät und Wenden hätte sich nicht mehr gelohnt. Mit einem immerhin sehr verkehrsberuhigtem Schlenker von etwa 5 km Umweg ging es irgendwann los in Richtung Süden. Der Wind kam heute eher aus westlicher Richtung und schob mich auf einigen Passagen recht zügig, meist schob er mich aber eher Richtung Straßenmitte.

Meine Beine fühlten sich gar nicht so ermüdet an, wie ich es zunächst befürchtet hatte. Heute fuhr ich etwas westlicher durch Hannover. Immer wieder gab es kleine Schauer und auch die Sonnen hat wenig Kraft, sodass ich die meiste Zeit mit Armlingen und/oder Regenjacke fuhr. In Langenhagen kam ich am Flughafen vorbei und überlegte kurz, das Rad als Gepäck aufzugeben und in wärmere Gefilde zu flüchten, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Stattdessehn gönnte ich mir eine kurze Auszeit am Maschsee, bevor ich weiter Richtung Hildesheim fuhr.

In Hildesheim war ein Kaffeestop geplant. Gegenüber des Bahnhofs fand ich ein Café, in das ich aber das Rad natürlich nicht hineinnehmen durfte. Da ich es am Bahnhof auch keinesfalls unangeschlossen alleine stehen lassen wollte setze ich mich als einziger Gast nach draußen und es gab prompt einen weiteren kräftigen Schauer. Zum Glück gab es ein Vordach, sodass ich nur etwas Spritzwasser abbekam. Auch bei meiner Frage nach einer Toilette hatte ich kein Glück, diese sei leider geschlossen. Als ich bei meiner Weiterfahrt eine Tankstelle entdeckte, hing auch dort ein Schild „Ich bin leider wieder verstopft“. Da wird man ja quasi zum Wildurinieren gezwungen….

Trotz veränderte Route kam ich wieder an der Marienburg vorbei. Doch halt, nein! Große Verwechslungsgefahr. Beide liegen in der Nähe von Hildesheim, jedoch ist das Schloss Marienburg ein Prachtbau jüngeren Datums, wohingegen diese Marienburg eine Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert ist. Leider habe ich es verpasst, Fotos zu machen und wollte keinen Schlenker dorthin fahren, daher hier ein Bild aus dem Internet.

060610 Universität Hildesheim Domäne Marienburg Foto Andreas Hartmann, Luisenstrasse 13, 31141 Hildesheim – fotoaha@aol.com

In Groß Düngen erinnerte mich der Ortsname an die Aufnahme von Nährstoffen und ich kaufte mir ein zucker- und koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk um meiner Flaschen aufzufüllen und wollte den Halt nutzen, um meine Blase zu leeren. Letzteres leider erfolglos („Nein, eine Kundentoilette haben wir nicht“). Kohlensäure in Radflaschen ist eher suboptimal. Ganze dreimal schlug mir der Druck beim Öffnen der Flasche gegen das Zäpfchen, ab dem vierten Trinken, hatte die Gefährdung nachgelassen ;).

Es folgte einer der größten Anstiege der Tour über den Weinberg bei Nette. In zum Glück nicht zu steilen Serpentinen ging es vier Kilometer den Berg hinauf und ein paar weniger auf der anderen Seite hinunter.

Bald landete ich in Rhüden. Von dort aus sollten es noch 50 km mit einigen Höhenmetern sein. Langsam merkte ich die Erschöpfung auch das lange Sitzen war nicht mehr so ganz komfortabel. Kurz gesagt, die Motivation war nicht mehr ganz so hoch, was unter anderem mit dem weiterhin etwas an April erinnernden Wetter zu tun hatte. 15 km weiter, kurz hinter Seesen machte mein Rad seltsame Geräusche. beim Blick nach unten wusste ich weshalb. Bei meinem hinteren Reifen war die Luft noch mehr raus als bei mir. Damit war mein Plan pannenfrei zu bleiben leider nicht aufgegangen. Ich hatte zwar alles dabei, was man braucht, leider ja aber die nicht die Kraft den Mantel wieder in die Felge zu bekommen. Also versuchte ich gar nicht erst den Schlauch zu wechseln, sondern versuchte es mit verschiedenen Telefonjokern. Leider hatte keiner Zeit und Möglichkeit mich abzuholen.

Also schob ich mein Rad und überlegte, was ich nun tun könnte. Nach Seesen die 4 km zurück laufen und den Zug nehmen, wäre die einfachste Lösung. Jedoch hatte ich vor, die Tour zu beenden und war todunglücklich. Da kam aber der Held in glänzender Rüstung und hoch zu Ross. Na gut, der Held in Rennradoutfit und Carbonrad und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte. Zerknirscht bejahte ich dies. Auch er hatte ganz schön mit dem Mantel zu kämpfen, aber nach einer knappen Viertelstunde war mein Rad wieder fahrbereit und ich unendlich dankbar. Nun konnte ich auch den Rest des Weges in Angriff nehmen. Zwar wurde es noch einmal ordentlich hügelig, aber irgendwie mobilisierte ich noch irgendwelche Kräfte um sogar eine Schleife über Hattorf zu fahren, um eine SD-Karte abzuholen. Dank dieser Zusatzkilometer (und denen zu Beginn) kam ich tatsächlich knapp über 200 km und jubelte innerlich, als der Tacho auf 200 km sprang. Zwar war diese Tour sicherlich nicht die landschaftliche Reizvollste und auch nicht die mit dem besten Fahrerlebnis auf Straße und Radwegen, aber es ging auch primär darum, meine Schwester zu besuchen und zu schauen, ob ich zwei dieser Distanzen in kurzer Zeit gewachsen bin.

Jetzt bin ich ziemlich müde, aber auch ordentlich stolz und werde erst einmal meinen Beinen ein paar Tage Ruhe gönnen. Knapp 390 km in drei (bzw. zwei aktiven) Tagen waren für mich eine ganz schöne Herausforderung.

Bild

Jahresrückblick 2021

Ein Jahr ohne Superlative aber mit vielen Kilometern und kleinen Highlights.

Beim Durchscrollen meiner Aktivitäten bei Strava stelle ich fest, dass das Jahr nicht außerordentlich spektakulär war, ich aber doch eine Menge erlebt habe. Im Januar ging es los mit viel Schnee und entsprechend wenig Radkilometern. Trotzdem war ich durch die 30-Tage Yoga Challenge von Mady Morrison und tolle Winterwanderungen in Bewegung.

Nach vier Radtouren bis Mitte Januar kam mein neues Spielzeug, das Kickrbike von Wahoo. Ich tourte ein wenig mit kinomaps, wo man per Videoaufzeichnung echte Touren nachfahren kann, bevor ich bald bei Zwift heimisch wurde. Da meine Schüler im Homeschooling waren, blieb etwas mehr Zeit für Sport. Das rächte sich auch ziemlich bald, da ich ja gelegentlich dazu neige etwas zu übertreiben. Und so hatte ich mich mit Wanderungen, Indoor-Radtouren und Yoga irgendwann mal wieder etwas überlastet. Ab Februar ging ich das Thema Sport wieder etwas ruhiger an und schaffte es so, meine Wattwerte zu verbessern. Cool waren die wenigen Meter mit André Greipel, der eines Tages an mir vorbeistrampelte. Ich bezweifle jedoch, dass er mich wahrgenommen hat.

Auch André Greipel kann mal mit nur 2.1 w/kg fahren…

Im Februar legte sich der Winter nochmal richtig ins Zeug, sodass ich ein paar Mal mit Langlaufskiern über die Felder rutschte und exzessiv meine Adduktoren trainierte. Da ich sonst nur Loipe gewohnt bin (in der ich mich auch eher schlecht als recht schlage), ist das Fahren in Treckerspuren und quer durch die Botanik ein ziemliches Abenteuer für mich.

Der März bestand aus einigen Meetups bei Zwift und dem Auffrischen der Freundschaft zu meiner Schulfreundin Anna, mit der ich zunächst auch nur bei Zwift fuhr. Auch meinen ersten Indoor-Hunderter bin ich im März gefahren. Da flach ja langweilig ist auch gleich mit 1200 hm (zweimal den Epic KOM hoch). Danach ging es mir nicht so richtig gut, da meine Getränkemenge etwas knapp bemessen gewesen war. Ende des Monats wurde das Wetter etwas besser, sodass ich mich gelegentlich auch mit dem Rad vor die Tür wagte. Ich konnte gleich feststellen, dass das Fahren nach Trainingsplan zu Erfolgen führte.

Anfang April hatte ich meinen FTP auf 180 W gearbeitet und konnte auch draußen nun vermehrt Krönchen bei Strava einfahren. Ab April beendete ich das Zwift-Abo und war wieder nur noch Outdoor unterwegs. Zu Ostern fuhr ich mit Kai eine längere Tour (knapp 110 km) Richtung Seesen und Bad Gandersheim auf zum großen Teil neuen Wegen. Eine schöne Abwechslung zu den doch ansonsten etwas ausgefahrenen Standard-Trainingswegen.

Bad Gandersheimer Dom

Das Frühjahr war windig und trug definitiv der Charakterformung bei, da der Wind meist von vorne kam. Im Mai wagten wir uns trotzdem auf eine längere Tour (150 km) zum Hohen Hagen, zwischen Göttingen und Hann. Münden. Der vielbesagte Berg war nach einigen Kilometern in den Beinen zwar anstrengend, aber bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Auch bei dieser Tour genossen wir wiederum einige neue Streckenabschnitte, durch die das Fahren wieder sehr an Reiz gewinnt. Eine sehr schöne Graveltour führte uns in den Harz. Allerdings fast ohne fiese Anstiege, sondern relativ flach über geschotterte Radwege auf ehemaligen Bahntrassen. Auf diese Weise kommt man überraschend entspannt nach Braunlage. Die Tour war klasse, wenngleich ich gleich zweimal… stürzte…. na ja, umkippte. Die falschen bzw. andere Cleats können ziemlich gemein sein….

Am Hohen Hagen

Das Wetter im Mai war unbeständig. Mal schaffte man es zwischen Hagel, Regen und Gewitter aufs Rad, mal war man gerade unterwegs, wenn es losging. Immerhin zeigte sich an den letzten Tagen des Monats noch einmal die Sonne, sodass eine lange, fordernde Tour nach Nordhausen (126 km) mit vielen Gravelanteilen und Pisten mit bis zu 8% möglich war. Auch diese Tour war klasse, da extrem abwechslungsreich bezüglich des Untergrunds und der Umgebung.

Schotterig nach Nordhausen

Der Juni ging regnerisch und kühl los, bevor er schlagartig für einige Tage extrem heiß wurde. Die Zeit nutzte ich für einige Runden im Jues, was – nach langer Schwimmabstinenz – wieder sehr gut tat. Ab Juli wurden die Touren endlich etwas spannender. Ein Jahreshighlight war auf jeden Fall meine erste Fahrt auf den Brocken. 133,33 km mit 1.641 hm. Mit einer netten Gruppe Göttinger Radler ging es auf den höchsten Berg des Harzes, vor dem ich einen ziemlichen Respekt hatte und immer noch habe. Die Tour hatte es auch wirklich in sich, bis kurz vor dem Ende lief es aber recht gut. Nur die letzten Meter auf der Brockenstraße überforderten mich etwas. So oder so bin ich aber – wenngleich ich auch ein bisschen schieben musste und meine Lunge lauter pfiff als die Brockenbahn – oben angekommen. Und was soll ich sagen? Auch ein halbes Jahr danach bin ich noch stolz wie Oskar, dass ich das geschafft habe.

Am Brockenstein

Wenige Tage später war ich mit Freundinnen unterwegs und genoss die Girls-Rides in der Umgebung sehr, da ich ja sonst eher das Radeln mit Männern gewohnt bin. Eine der Damen war meine bereits erwähnte Schulfreundin Anna. Im August fand ein Gegenbesuch in Frankfurt statt und wir machten den Vulkanradweg unsicher. 170 km Mädelspower – definitiv ein weiteres Rad-Highlight diesen Jahres, während dem Anna sich und mich sicherlich ein paar Mal verflucht hat, da sie noch nicht ganz so viele Rad-Kilometer in den Beinen hatte und sie die Distanz etwas unterschätzt hatte. Das Fazit ist aber, dass wir auch diese langen Touren stemmen können.

Mit Anna auf dem Weg zum Vulkanradweg

Nicht ganz so lang war die erste Etappe unseres einzigen Overnighters dieses Jahr. Nach 140 km, unter anderem über den mit zahlreichen Tunneln bestückten Kanonenbahnradweg, war ich allerdings schon ganz schön platt und eine schlaflose Nacht in einer Schutzhütte im Wald und Dauerregen am nächsten Tag führten dazu, dass wir die Tour auf mein Bitten bereits nach 50 km abbrachen. Ob das ein Schwächeeingeständnis ist? Nein, ich denke nicht. Ich habe dieses Jahr in der Tat drei Touren abgebrochen und bereue es bei keiner davon. Manchmal möchte der Körper einfach nicht so mitspielen und ich fahre Rad, weil es mir Spaß macht. Natürlich habe ich auch eine Menge Ehrgeiz, aber das Abbrechen einer Tour ist für mich kein Tabu.

Nach der Tour ging es weiter nach Hamburg und Kühlungsborn, wo wir auch abwechslungsreiche und spannende Touren fuhren. Leider meinte es das Wetter – vor allem an der Ostsee – wieder nicht so richtig gut mit uns.

Im Hamburger Elbtunnel
Am Leuchtturm in Warnemünde

Bereits im September entstaubte ich mein Kickrbike. Ich war gefragt worden, ob ich eine Rennserie bei Zwift mitfahren möchte. Zunächst war ich sehr motiviert, musste aber feststellen, dass Team-Rennen (Zwift Racing League – WTRL) keine Freude machen, wenn man in der falschen Leistungsklasse fährt und man immer nur hinterher fährt. Das wurde mir zwar nicht vorgeworfen – ganz im Gegenteil, mein Team hat sich sehr bemüht, mich zu motivieren – aber ich habe die letzten Rennen gerne den starken Mädels überlassen, sodass sie eine Chance auf eine bessere Platzierung hatten. Stattdessen bin ich lieber mit meiner neuen Rennradbereifung draußen herumgedüst und durfte feststellen, dass eine schmalere Bereifung mich etwa 2 km/h schneller macht.

Das kam mir sicherlich auch im Oktober zugute, als ich mit einer Männertruppe zum Kyffhäuser gefahren bin. Knappe 150 km war die Gesamtstrecke lang und hatte zum Glück nur etwas über 1000 hm. Bis kurz vor dem Kyffhäuser ging es gaaanz seicht bergab, sodass der Hinweg gar keine Probleme bereitete. Zurück kämpfte einer der Herren mit sich und der Gesamtsituation, was es für mich auch schwierig machte, da wir sehr rücksichtsvoll fahren mussten. Entsprechend des Hinwegs ging es auf dem Rückweg stetig gaaanz leicht bergauf. Immerhin durfte ich als Pacemaker ran und die Herrenrunde anführen. Das war auch mal eine ganz spannende Erfahrung.

Am Kyffhäuserdenkmal

Nach privaten Veränderungen im September flog ich im Oktober nach Mallorca. Ein richtig toller Urlaub mit viel Sonne, kühlem Wind und Bewegung an Land und im Wasser. Das war meine erste Auslandsraderfahrung und sie hat mich ziemlich begeistert (gerade habe ich nach einem Synonym für „geflashed“ gesucht und vorgeschlagen wurde unter anderem „enthusiasmieren“. Das muss ich unbedingt einmal irgendwann benutzen…). Das Fahren mit dem Mietrad hat gut geklappt und durch akribische Vorplanung mit komoot waren auch meine Touren klasse. Noch schöner wäre es sicherlich in Begleitung gewesen, da es auch auf der Baleareninsel ganz schön windig war.

Am Cap Formentor

Jetzt neigt sich das Jahr dem Ende zu. Insgesamt waren es sehr aktive Monate mit 7.500 Rad-und 22,5 Schwimmkilometern (hätten die Schwimmbäder nicht so lange zu gehabt, wäre es vermutlich mehr gewesen). Damit bin ich mehr als zufrieden. Nur zu Erinnerung, letztes Jahr waren es gerade einmal 4.500 km auf dem Rad. Ich schaue nun neugierig auf das nächste Jahr. Da werde ich – so sie denn stattfindet – bei der Cyclassics in Hamburg dabei sein. Außerdem möchte ich weitere Gegenden mit dem Rad erkunden. Wenn es gut läuft, rolle ich auch mal ein paar Kilometer durch die Toscana, aber das wird final wohl dieses nervige Virus entscheiden. Außerdem möchte ich unbedingt die 200 km knacken und vielleicht spontan noch an der ein oder anderen Veranstaltung teilnehmen. Das sind die Pläne für nächstes Jahr. Mal sehen, was sich davon umsetzen lässt.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und einen schönen Start ins neue Jahr. Bleibt gesund!

Höhenmeter-Torto(u)r – viel Wind und viel Kopfsteinpflaster

Bei Facebook habe ich zusammen mit meinem Freund und noch einem Bekannten einen Startplatz für die CycleTour von Braunschweig nach Magdeburg gewonnen. Diese findet am 15.09., also nächste Woche statt. Hier werden verschiedene Distanzen angeboten. Ein Rennen über 100 km bei dem ich die geforderte Geschwindigkeit von 28 km/h noch nicht fahren kann. Eine 60 km-Tour die zwischen den beiden Städten beginnt und ohne Zeitmessung stattfindet und dasselbe noch über die 100er-Distanz. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat, aber ich habe mich für die 100er-Runde angemeldet. Prinzipiell sicher machbar, wäre da nicht die Querung des Elm, die dazu führt, dass die Tour 890 Höhenmeter hat. Bisher hatten auch meine längeren Fahrten eher so um die 500… Damit ich nicht völlig in der nächsten Woche überrumpelt werde habe ich mir mit komoot eine schöne 80 km Runde zusammengebastelt. „Schön“ wirkte sie zumindest auf dem PC. Wirklich schön war zumindest das Wetter. Also die Sonne schien… Aber der Wind war alles andere als ohne.

Wie mir immer wieder eingebläut wird, bin ich am Donnerstag ganz locker und leicht tretend gegen 16.30 Uhr losgerollt. Allerdings war das schlagartig am ersten Berg nach etwa 10 km vorbei. Mit einer ersten Verschnaufpause und völlig abgekämpft kam ich oben am Windpark Königshagen an. Da die Rückseite des Hügels gepflastert ist, war auch die Abfahrt alles andere als entspannt. Etwas angenehmer verlief der weitere nur leicht hügelige Weg über Silkerode, Zwinge und Sonnenstein, da Asphalt nur selten böse Überraschungen bereit hält. In Sonnenstein lotste mich meine Uhr auf einen Feldweg, der schon mental einiges an Kraft verlangte. Er ging nämlich lange schnurgerade bergauf.

Auch an der nächsten Kreuzung führte mich der Weg noch höher, was immerhin durch eine schöne Aussicht  belohnt wurde. Von nun an wurde es richtig unangenehm. Zwar wechselten Bergauf- und Bergabschnitte, jedoch wurde an jedem steileren Abschnitt der Teer durch Kopfsteinpflaster abgelöst. Ich vermute, dass dies übermütigen Autorasern die Felddurchfahrt vermiesen soll. Mir hat es diesen Abschnitt allerdings auch vermiest. Schön war erst wieder die lange Gerade nach Limlingerode, bei der ich entspannt strampeln konnte. Zwischen Mackenrode und Tettenborn kreuzte ich die ehemalige innerdeutsche Grenze und in Tettenborn zog mir jemand den Stecker.

Grenzübergang zwischen Mackenrode und Tettenborn
Die neue Ortsumgehung.

Ich versuchte mehr zu trinken und nahm ein Gel und kämpfte mich weiter. Eigentlich war das Ziel Walkenried. Ein Schild wies allerdings daraufhin, dass die Ortsdurchfahrt gesperrt sei. Ich fuhr noch ein paar Meter in Richtung Walkenried, hörte noch einmal ganz tief in mich hinein und wendete. Mit ziemlicher Sicherheit wäre ich als Radfahrer durch die Sperrung hindurch gekommen, aber ich hatte keine Lust auf böse Überraschungen und wählte daher den direkten Weg über Bad Sachsa, vorbei am Sachstenstein mit schönen Abbruchkanten aus dem Gipsabbau.

In Sachsa wähnte ich mich auf dem Rückweg und fast zu Hause, was ich nach knapp 50 km ja auch war. Allerdings hatte ich den 1,2 km langen Anstieg in Sachsa mit teilweise über 10% Steigung unterschätzt. Auf halber Strecke überlegte ich, meine Eltern anzurufen und mich abholen zu lassen. Ich konnte WIRKLICH nicht mehr. Einige Meter schob ich das Rad und nippte noch ein paar Mal an meinem Wasser, was fast aufgebraucht war. Dunkel wurde es auch langsam und ich wollte nur noch nach Hause. Einen Anstieg bei Stein musste ich noch überstehen, dann lief es wieder besser, da bergab. In Barbis sprang ich über meinen Schatten und bat eine junge Frau mein Wasser aufzufüllen. Die 1,25l hatten nicht gereicht. Erst nach dreieinhalb Stunden rollte ich vor der Haustür vor. Mit knappen 70 km und über 700 Höhenmeter. Wind und Höhenmeter haben mir wirklich zu schaffen gemacht. Anstatt mich für das nächste Wochenende zu beruhigen bin ich jetzt erst recht nervös und weiß nicht, ob ich die Strecke bewältigen kann. Andererseits kann ich dann in der Gruppe fahren und ich habe mit meinem Freund mentale Unterstützung dabei, dass ich irgendwie auch 900 hm schaffe. Ich werde berichten.

Neues Outfit von owayo

(BEITRAG ENTHÄLT WERBUNG OHNE FINANZIELLES INTERESSE)

Es gab Post von owayo! Nein nicht geschenkt, sondern brav bestellt und bezahlt. Das habe ich gestern ausgepackt und war ganz aufgeregt. Ich hatte bisher ja nur Trikots mit Ärmeln (kurze und lange) und ein geliehenes ärmelloses von meinem Freund. Allerdings bleiben bei Trikots mit kurzen Ärmeln die Schultern weiß und wenn ich Konzerte singe, sieht das im Kleid ganz fürchterlich aus. Daher wollte ich gerne ein eigenes ohne Ärmel haben. Lange hatte ich im Internet gesucht und nicht so richtig das Passende gefunden. Lediglich auf fragwürdigen chinesischen Seiten gab es ganz nette Designs und auf ganz exklusiven europäischen Seiten. Da kam mir der Gedanke, mir selbst eins mit Wiedererkennungswert zu entwerfen. Bei der Suche stieß ich schnell auf die Seite von owayo, einem deutschen Hersteller, der komplett in Deutschland produzieren lässt. Ich fing sofort an zu basteln und entwarf mir auch gleich noch ein paar Winter-Armlinge. Die brauche ich sowieso noch. Um das Outfit zu komplettieren gab es auch noch eine Cap dazu. Damit auch alles gut passt bestellte ich mir zuvor Probeartikel um bei den Größen keinen Fehler zu machen. Die die Probeartikel zahlt man lediglich den Rückversand, das ist fair. Bestellt man in größeren Margen ist owayo sehr günstig. Bei Einzelanfertigungen zahlt man entsprechend mehr. Irgendwie wollte mein Freund kein pink-schwarzes-Trikot mit der Aufschrift „die Diva radelt“. Ich kann mir nicht erklären, warum… Nun hoffe ich aber, dass das Geld gut investiert ist und freue mich über die neuen Sachen. Bezahlt habe ich insgesamt 201,40 €:

Radtrikot CT5w Pro Ärmellos (Damen): 101,50 € (kostet ein gutes Markentrikot auch)

Armlinge Winter CAAW5 Pro: 49,00 € (der Preis ist völlig im Rahmen und ich liebe die Qualität)

Radmütze CACP5 Pro: 46,00 € (das ist für so ein Mützchen verdammt viel Geld….)

Der Rest waren die Versandkosten.

Was sagt ihr dazu? Über Kommentare würde ich mich sehr freuen!

Durch das Land der 1000 roten Ampeln – Ruhrgebiets-Tour

(Beitrag enthält Werbung ohne finanzielles Interesse)

Am Pfingstwochenende stand Familienbesuch auf der Agenda. Meine Cousine und ihr Mann sind kürzlich Eltern geworden und meine Oma wollte auch einmal wieder besucht werden. Machen wir uns nichts vor, vom Harz ins Ruhrgebiet – das schaffe ich noch nicht mit dem Rad, aber die Entfernung von 37 km zwischen Kamen und Bochum reizte mich doch, sodass ich neben meiner Reisetasche auch mein Fahrrad in den Kofferraum legte. Nun stellte sich noch die Frage, wie komme ich gefahrlos von A nach B? Zuerst befragte ich Google Maps zu einer geeigneten Radstrecke. Dieses spuckte mir Wege über verschiedene Bundesstraßen aus. Das war das Letzte, was ich wollte, da diese im städtischen Bereich doch eher Autobahncharakter haben. Also schaute ich einmal bei komoot. komoot ist eine App für Sportler aller Art und kann weltweit eingesetzt werden. Toll ist auch, dass die Untergrundbeschaffenheit angegeben wird. Allerdings können Routen kostenfrei nur online angezeigt werden. Gerade bei längeren Touren leidet der Handyakku dann sehr. Zudem habe ich keine Halterung für mein Handy. Allerdings habe ich eine Garmin fenix 5s. Die hat zwar selbst kein Kartenmaterial, aber kann gespeicherte Routen mithilfe eines Richtungspfeils wiedergeben. Auch dies ist allerdings kostenpflichtig. Eine Einzelregion kostet 3,99 €, ist aber häufig beim ersten Mal kostenfrei. Diese hätte aber nicht meine ganze Route abgedeckt. Ein Regionenpaket kostet 8,99 €. Das deckt deutlich mehr ab, wäre mir für eine Tour aber zu teuer gewesen. Daher habe ich zum Komplett-Paket gegriffen, dass einem weltweit Karten (auch zur offline-Nutzung) zur Verfügung stellt und lebenslang kostenlose Karten-Updates bietet. Allerdings ist komoot ein ziemlicher Datensauger, ähnlich wie Strava. Dessen sollte man sich bewusst sein. Ansonsten bin ich aber sehr zufrieden mit der App und die Navigation hat wunderbar geklappt. Nach jedem Abzweig bekommt man die Bestätigung ob man noch auf dem richtigen Weg oder falsch abgebogen ist.

Um 5.10 Uhr klingelte der Wecker, um 6 Uhr saß ich im Auto und fuhr nach Kamen. Das Wetter versprach gut zu werden und bei meiner Ankunft gegen 8.30 Uhr waren die laut Wetterbericht angekündigten 17°C erreicht. Also konnte ich, nachdem ich meine Oma begrüßt und mich umgezogen hatte, ärmellos, aber mit Weste losrollen. Über Südkamen führte ging es über die Landstraße nach Afferde.

Über Wickede, Asseln und Brackel näherte ich mich größtenteils über Radwege Dortmund. In Asseln stieß ich auf die hübsche Lutherkirche, die deutlich älter wirkt, als sie ist. Der Grundstein für den neugotischen Bau wurde tatsächlich erst 1904 gelegt.

Im Ortsteil Wambel ist eine der größten Galopprennbahnen Deutschlands. Der Radweg führt hinter dieser vorbei und ist durch eine Betonwand getrennt. Diese Betonwand ist zum Sprayen freigegeben und dies führt dazu, dass sich die Graffiti-Künstler hier in aller Ruhe austoben können und tolle Kunstwerke entstehen. Auf dem Rückweg wollte ich noch einige davon fotografieren, aber leider hatte ich da die Zeit im Nacken.

Ab Wambel wurde es wirklich anstrengend. Erstens hatte ich tatsächlich das Höhenprofil des Ruhrgebiets etwas unterschätzt. Mit dem Harz ist es nicht vergleichbar, aber wenn man mit einer flachen Route gerechnet hat, merkt man jeden Hügel, was in Bochum seinen Höhepunkt finden sollte, im wahrsten Sinne des Wortes. Nein, viel schlimmer waren die Ampeln. Leider habe ich verpasst mitzuzählen, wie oft ich an diesen hämisch rotleuchtenden Geräten stand, aber um die 30 Mal sollte es gewesen sein. Vermutlich sogar häufiger. Das ständige langsamer werden und hoffe, dass sie doch noch umspringt, anhalten, warten und wieder anfahren ist kräftezehrend. Selbst in den verkehrsberuhigten Zonen kann man nur begrenzt entspannt fahren. Wenn ein Fahrer eines tiefer gelegten Golf sein Auto am liebsten über die Schwellen heben möchte und auch zwischen den Bodenwellen nicht ansatzweise Platz macht, dass man an ihm vorbeifahren könnte ist das zum Brechen. Von den Autos die kreuz und quer auf Fahrradwegen und – streifen parken muss ich gar nicht erst reden.

An der Westfalenhalle und dem Signal Iduna Park fuhr ich unter anderem über Schönau, Stockum und Witten nach Bochum. Meine Cousine lebt mit ihrer Familie im Ortsteil Querenburg, wo auch die Uni und Hochschule zu finden sind. Wikipedia bezeichnet die Gegend rund um Bochum als „Flachhügeligen Landrücken“, der geprägt ist durch „gleichmäßigen Steigungen und Gefälle“. Das habe ich gemerkt, wobei, der letzte Anstieg mit 10,9%iger Steigung echt gemein war, vor allem wenn man um die Kurve kommt und in einem viel zu schweren Gang in den Berg geht.

Angekommen in Bochum (11.02 Uhr) war für den Knirps gerade Fütterungszeit angesagt, sodass ich Zeit hatte, mich etwas frisch zu machen und umzuziehen. Angekündigt hatte ich mich für 11 Uhr, gehofft hatte ich auf 10.45 Uhr. Tatsächlich hatte ich aufgrund der Ampeln volle zwei Stunden gebraucht. Dann durfte ich den kleinen neuen Erdenbürger kennen lernen, der jetzt knapp einen Monat alt ist. Selten habe ich ein so entspanntes Kind kennengelernt. Nicht nur, weil er nach dem Stillen fast sofort einschlief, sondern auch ansonsten wirkte er durchweg zufrieden. Hoffentlich bleibt das noch ein bisschen so. Da die letzten Wochen für die frisch gebackenen Eltern noch sehr turbulent waren, hatte ich für den Besuch nur zwei Stunden einkalkuliert um ihnen nicht allzu lange zur Last zu fallen. Das war wirklich schade, da ich gerne noch geblieben wäre. Allerdings hatte ich mich zum Kaffee bei der Oma angemeldet. Das nächste Mal bleibe ich aber auf jeden Fall länger. Nach einem leckeren Mittagessen (selbstgemachte Pizza und Salat – aber nur ganz wenig, dass ich noch radeln kann), setzte ich mich wieder auf den Drahtesel und fuhr zurück.

Auf dem Heimweg nahmen die Böen ganz schön zu und die Temperatur machte mir etwas zu schaffen. Mittlerweile lag die die Temperatur bei etwa 27°C. Da ich schon recht spät dran war, verkniff ich mir weitere Fotopausen, die ich mir auf dem Hinweg vorgenommen hatte. Erst in Wambel zückte ich noch einmal die Kamera, da dort ein Graffitikünstler gerade bei der Arbeit war. Der freute sich über mein Interesse und stand bereitwillig Modell. Auch erzählt er ein wenig über das legale und illegale Sprayen. Das war sehr spannend. Ein netter Kerl.

Fast pünktlich um 15.40 Uhr kam ich bei meiner Oma zum Kaffeetrinken an. Der Erdbeerkuchen kam jetzt gerade recht. Auch wenn ich die Höhenmeter im Ruhrgebiet unterschätzt habe 474 waren es auf der Tour) , war es trotz allem eine interessante Erfahrung in der Stadt zu fahren. Wenn auch viel langsamer als hier, mit 23 km/h, war es mindestens genau anstrengend, da man nicht in einen gleichmäßigen Tritt kam. Ich lerne, daraus, dass man in Städten definitiv mehr Zeit einplanen muss.

Löcher im Magen, Hyperventilieren und nasse Füße

Lange habe ich nichts von mir hören lassen. Leider war in den letzten Wochen nicht so richtig viel Zeit für längere Touren und wenn es die Zeit hergegeben hätte, war das Wetter so mies, dass doch eher das Sofa gelockt hat. Zwei Tage nach der letzten Tour, bei der wir zu viert unterwegs waren, habe ich mich mit Kai noch einmal in den Harz begeben. Eine 40er Runde mit einigen Höhenmetern zwischen Sieber und Silberhütte. Dort habe ich das erste Mal in meinem Leben hyperventiliert. Ich wusste nicht, dass ich so hysterisch werden kann. Ist aber ein wirklich doofes Gefühl, wenn man vor sich hinkeucht und das Gefühl hat, dass die Luftröhre immer enger wird. Mit panischem Geheule – das volle Programm. Woran genau das gelegen hat weiß ich bis heute nicht. Vermutlich eine Mischung aus Pollenallergie, zu schnellem Fahren am Berg und Erschöpfung von der letzten Tour. Was lernen wir daraus? Ruhig bleiben, Antihistamine nehmen und Regenerationszeiten einhalten. Zur Beruhigung gab es hinterher ein Eis in Bad Lauterberg. Dank Kais Windschatten fuhr ich trotz des kleinen Aussetzers persönliche Rekorde auf einigen Streckenabschnitten.

Etwa eine Woche später, am 30. April habe ich Kai von der Arbeit abgeholt und dabei prompt zwei Krönchen (Queen of the Mountain) bei Strava abgetaubt. Diese sogar aus eigener Kraft und ohne Windschatten. Das macht mich immer gleich doppelt stolz.

Der nächste Dämpfer kam am 01. Mai. Geplant war eine große Feiertags-Runde. Am Nachmittag zuvor war mir allerdings etwas flau im Magen und ich konnte kaum etwas essen. Dies sollte sich am nächsten Tag böse rächen. Von Herzberg ging es über Mühlenberg nach Osterode und Badenhausen. Schon auf den ersten 20 km hatte ich ein großes Loch im Bauch und auch der Müsliriegel konnte dies nicht so recht stopfen. Wir rollten weiter nach Eisdorf und Nienstedt. Auch kräftemäßig lief es nicht rund, sodass ich auf dem Weg nach Marke mitten am Berg anhalten musste um etwas zu essen. Nach Marke ging es bergab. Zum Glück nicht im übertragenen Sinne, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Katlenburg und Wachenhausen waren die nächsten Ziele. Durch die Feldmark ging es – teilweise über Schotter – nach Bils- und Gieboldehausen. Über Rhumspringe fuhren wir zurück nach Hause. Auch die letzten Kilometer hatte ich ganz schön zu kämpfen. Trotzdem wurden es über 67 hügelige Kilometer, die bei super Wetter größtenteils trotzdem Spaß gemacht haben.

Vier Tage später lief es besser. Wieder nahmen wir eine knapp 70 km lange Tour in Angriff. Allerdings dieses Mal über Osterode, Ührde, Wulften, Gieboldehausen nach Duderstadt, wo wir uns Kuchen und Laugenstangen gönnten und dann auf direktem Wege zurück fuhren. Anfangs waren die Beine noch schwer, aber dann lief es ganz gut.

Am 11. Mai nahm ich alleine noch einmal die Serpentinen nach Silberhütte in Angriff um das Hyperventilations-Drama zu verarbeiten. Eher eine Pflichttour, da es ununterbrochen geregnet hat. Ich bin ja nicht wasserscheu, aber irgendwann waren meine Füße klitschnass und meine Zehen stachen, da sie nicht mehr vernünftig durchblutet wurden. Egal – ich möchte ja nicht als Schönwetterradler enden. Da muss man da einfach durch. Und es hat sich gelohnt. Trotz zweier kurzer Pausen am Berg bin ich persönliche Bestzeit gefahren und die Schnappatmung war relativ schnell vorbei.

Am Donnerstag habe ich es getan und bin mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Ich hatte erst zur dritten Stunde und musste lediglich eine Klassenarbeit schreiben lassen. Auf dem Rückweg hängte ich einige Kilometer dran und war letztendlich 86 km unterwegs. Ganz allein und ohne Windschatten. Die Strecke war flach und daher konnte ich eine für mich recht hohe Geschwindigkeit von 26,6 km/h durchhalten. Bei der Tour führte mich der Weg nach Northeim. Mittags besuchte ich Kai kurz in Gieboldehausen und von dort radele ich zurück. Ärgerlicherweise vergaß ich beim Losfahren meine Uhr zu starten. Dies merkte ich erst kurz vor Rhumspringe. Wäre mir das nicht passiert, hätte ich vielleicht die 90 km voll gemacht. Aber frustriert von der fehlenden Dokumentation verzichtete ich darauf. Da ich das erste Mal alleine eine so lange Strecke gefahren bin, war dies sicherlich auch die richtige Entscheidung, da meine Oberschenkel kurz vor dem Ziel anfingen zu zittern.

Um mich zu motivieren habe ich übrigens bei http://www.owayo.de (Achtung, Werbung) ein bisschen Geld für selbst designte Radbekleidung ausgegeben. Sie sollte hier Mitte Juni eintrudeln. Ich bin total gespannt, auch auf eure Reaktion.

Graveltour #4 und #5 – Im Harz und an der Ostsee

Zusammengefasst ein kleiner Bericht zu den letzten Touren, da sich ja nicht jedes Mal ein eigener Text lohnt.

In der letzten Woche war ich bei leichtem Nieselregen das erste Mal mit dem Rad im Harz. Regen und Berge – ich fand mich sehr tapfer. Das Ziel war, das Siebertal etwa 15 km in eine Richtung zu beradeln und dann zu wenden, um meine Beine langsam an die Berge zu gewöhnen. Das Siebertal steigt zunächst sachte an, sodass die ersten Kilometer ganz gut liefen. Ab Kilometer 10 findet man sich allerdings auf den Serpentinen Richtung St. Andreasberg. Diese raubten mir ziemlich schnell die Kräfte und ich brauchte zwei kurze Zwischenstopps um wieder zu Kräften zu kommen. Nach 3,5 echt richtig gemeinen Kilometern war ich oben und stolz wie Oskar.

Nun hatte ich ja eigentlich vor, wieder zurück zu rollen, aber das hätte in der Auswertung doof ausgesehen, daher bin ich über Silberhütte nach Bad Lauterberg gefahren und über Barbis und Scharzfeld nach Hause. Bis auf leichte Krämpfe in der Rückseite der Oberschenkel lief der Rückweg echt ganz gut. 41,14 km mit 362 Hm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h, da kann ich als Anfänger nicht meckern.

Einige Tage später fuhren wir für vier Tage an die Ostsee. Leider hatte sich die Temperatur deutlich abgekühlt, aber trotzdem nutzen wir zwei Tage für Radtouren. Unser Domizil befand sich in Kühlungsborn, dem größten Bade- und Erholungsort Mecklenburg Vorpommerns.

Die Strandpromenade ist über 3 km lang und auch östlich befinden sich wunderschöne Strandabschnitte. Inmitten des Orts liegt der Stadtwald. Dieser ist überraschend groß. Dies lässt sich durch das Verschmelzen der Orte Brunshaupten, Arendsee und Gut Fulgen erklären, welche diesen Wald umgaben. Hier kann man wunderbar spazieren, kleine Runde laufen oder auch hindurch radeln. Auch Wild sieht man dort hin und wieder. Den Wald ließen wir bei unserer ersten Tour allerdings links liegen und fuhren gen Osten nach Warnemünde.

Über Börgerende und Nienhagen ging es entlang der Küste mit schönen Ausblicken, abwechlungsreichen Wegen (Asphalt, Pflaster, Waldboden, Schotter) und dem Gespensterwald nach Warnemünde. Störend waren nur die vielen anderen Touristen, die sich wenig fahrradfreundlich unberechenbar kreuz und quer auf den Wegen bewegten. Dies machte die Fahrt sehr anstrengend, da man kaum flüssig fahren konnte.

In Warnemünde fließt – wie der Name schon verrät – die Warnow in die Ostsee. Daher war schon im 14. Jahrhundert das Dorf sehr wichtig für Rostock, um sich den Hafenzugang zu sichern und wurde daher erworben und blieb bis ins 19. Jahrhundert eher die arme Exklave des großen Bruders Rostock. Heute zieht es viele Touristen nach Warnemünde, was sowohl dem langen breiten Sandstrand, dem charakteristischen Leuchtturm mit dem Kaffee-Pott als auch dem gut fluktuierten (Kreuzfahrt-)Hafen zuzuschreiben ist. Zudem lockt Warnemünde regelmäßig mit Veranstaltungen wie der Hans Sail oder diversen Sportwettkämpfen am, im und auf dem Wasser.

Wir spazierten bis ans vorderste Ende und gönnten uns anschließend am Hafen Fish&Chips, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Leider war es wie erwähnt ziemlich kalt, was einen längeren Aufenthalt nicht möglich machte. Für die Rückfahrt wählten wir den Radweg entlang der Straße, sodass wir zügig und mit wenig Hindernissen zurückfahren konnten. Nach 2:22 h und etwas über 55 km kamen wir wieder in Kühlunsborn an: Eine nette kurze Tour mit schönen Ausblicken. Allerdings ist sie nichts für Schnellfahrer, da der Weg entlang der Ostsee bei schönem Wetter immer sehr voll ist.

Meine Uhr verriet mir nach der Tour, dass dies mal wieder eine längste Strecke war. Das blieb sie aber nicht lange, denn zwei Tage später ging es weiter… In dem Sinne: bike on!

Kleine Anmerkung am Schluss: vielleicht möchtest du mir ja folgen? Darüber würde ich mich sehr freuen!

Mein Drahtesel

Die Entscheidung ist gefallen, ein Rad muss her. Eines das hoffentlich Spaß macht. Aber was für ein Zweirad soll es werden? Ein E-Bike hätte den Vorteil, dass ich mit meinem Freund mithalten könnte. Ist aber, wenn man ein gutes haben möchte, nicht so ganz günstig. Daher lassen wir den Motor erst mal weg und fahren bio.

Rennrad, MTB oder Hollandrad? Ok, letzteres ist keine Option. Es soll ja ein Sportgerät sein. Mountainbikes sind schon toll: robust, gutes Profil, toll gefedert…. aaaaber ich hasse es, bergauf zu fahren, da meine Beine da schlapp machen und bergab bin ich ein ganz furchtbarer Angsthase, der – wenn andere fröhlich Schotterpisten herunter brettern – sein Rad schieben würde.
Aber Rennräder haben so dünne Reifen und so gar keinen Komfort. Außerdem käme ich mir als Radfahr-Greenhorn auf einem reinen Rennrad auch völlig fehl am Platz vor. Da wäre mit der Erwartungsdruck zu hoch…. Zum Glück gibt es Alternativen. Die Wahl ist auf ein Gravelbike gefallen, also ein etwas stabileres Rennrad mit vernünftigen Reifen, die auch auf unbefestigten Wegen eine gute Figur machen.
Bei der Markenwahl wurde ich durch meine Kontakte zum bike point in Gieboldehausen ziemlich direkt zu Scott geführt. Es macht durchaus Sinn eine Marke zu wählen, für die man für Serviceleistungen nicht zig Kilometer fahren muss. Natürlich ist Scott im Gegensatz beispielsweise zu Cube teurer, den Service habe ich aber direkt ums Eck.

Bei der Modellauswahl habe ich mich schwer getan. Über das selbst gesteckte Budget von 1000€ war ich schnell hinaus. Einerseits weiß ich noch nicht, ob mir Radfahren Spaß macht und wie lange meine Karriere dort andauern wird, andererseits macht das Radeln auf gutem Material sicherlich mehr Spaß als auf einem Drahtesel, der an allen Ecken klappert und quietscht. Da spreche ich aus Erfahrung…

Carbon ist ein schöner Werkstoff, aber für einen Amateur wie mich nicht nötig. Also habe ich im Januar einen Alu-Esel bestellt. Er ist weiß und hört auf den Namen SCOTT SPEEDSTER GRAVEL 10. Es hat die Ultegra-Ausstattung und wiegt knappe 10 kg. Die Damenmodelle von Scott wären für meine Baulänge von 1,78m nicht wirklich hilfreich. Das Rad ist ungesehen bestellt und ich hoffe sehr, dass es zu mir passt. Zuvor hatte ich auf dem Rad meines Freundes (Addict Größe M) und eines Bekannten (Größe L) probegesessen und mich daraufhin für die Größe L entschieden. Die Lieferung lässt noch etwas auf sich Warten, aber Mitte April sollte es da sein.

https://www.scott-sports.com/de/de/product/scott-speedster-gravel-10-bike

Bis April wird jetzt die Zeit genutzt und alle möglichen Onlineshops nach Angebote von Hosen, Helmen, Trikots, Handschuhen und was sonst noch so fehlt durchforstet. Ich glaube, der Postbote hasst mich bald… Ständig kommen hier Pakete an von bike24 bis fahrrad.de und und und…. Bisher habe ich immerhin schon eine Hose und einen Helm. In der nächsten Woche stelle ich euch die fünf Bib-Shorts vor, die ich probiert habe.