Vor zwei Jahren hatte ich einen Startplatz für die Große Weserrunde mit Start in Rinteln gewonnen. 2020 entfiel dieses Event allerdings und im Jahr 2021 war ich erkrankt. Die Veranstalter waren jedoch so großzügig, mich in diesem Jahr starten zu lassen. Angeboten werden Distanzen von 80 bis 350 k. Wir entschieden uns für die 200 km – eine Herausforderung, die aber nicht unmöglich ist. Ich fuhr nicht alleine, sondern nahm – schon ein bisschen schräg – meinen Exfreund Kai mit. Außerdem hatten sich auch Bernd aus Bad Grund und Jörg aus Hildesheim angemeldet. Kurzerhand buchten wir vier zwei Zimmer in einer seehr günstigen Unterkunft (20€ pro Person – ohne Frühstück). Entsprechend rustikal empfing uns der holländische Vermieter mit fleckigem bauchfreien T-Shirt in seinem Fachwerkhaus, das teilweise nach bester Heimwerkerkunst umgebaut, teilweise aber auch etwas naturbelassen war. Es war… interessant, aber für eine Nacht völlig ausreichend. Nur eine Badezimmertür wäre schön gewesen… Der Holländer räumte uns auch sogleich das TV Möbel aus dem Zimmer, damit wir unsere Räder dort parken konnten.

Abends gab es Pizza in Rinteln und dann versuchten wir zu schlafen, was mehr schlecht als recht gelang. Gespräche der Ukrainer, die ebenfalls in dem Haus untergebracht waren, knallende Autotüren, quietschende Reifen und mein lästiges ISG hielten mir neben Kais Geschnurchele (richtiges Schnarchen war es nicht) wach.


Ein paar Stunden Schlaf bekam ich aber doch, bevor um 5 Uhr der Wecker klingelte. Wir zogen uns um, luden die Räder auf´s Auto und rollten nach Rinteln. Dort starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel mit unserem Frühstück, während kurze Zeit später auch Jörg und Bernd eintrudelten.



Um 7:02 ging es los und wir starteten mit einigen Mitfahrern flussaufwärts auf der östlichen Seite der Weser und rechneten ständig mit Regen. Anfangs noch in einer größeren Gruppe, splitteten wir uns nach einer Weile auf und verloren dabei auch Jörg und Bernd. Die Strecke war zwar beschildert, einige Schilder wiesen jedoch in die falsche Richtung, was mehrfach zu Irritationen führte. Der Regen ließ weiterhin auf sich warten. In der Nacht hatte es jedoch kräftig geregnet und gestürmt, sodass überall Zweige und Äste lagen. Bei einem Ausweichmanöver (bergauf und daher langsam) stürzte ein Fahrer und versuchte sich noch an mir abzustützen. Zum Glück stürzte ich aber nicht mit und auch ihm ist nichts passiert. Auch ein Erdrutsch und schlammige Überbleibsel überschwemmter Straßen begegneten uns und zeugten von einer wilden Nacht.


Nach der ersten Essenspause nach 50 km schlossen wir uns einem Team aus Minden (El Toro Radsport) an. Hier bekam ich nach und nach noch ein paar Infos zum Gruppenfahren in zwei Reihen. Das war wichtig, da ich ja auch immer wieder versucht habe Führungsarbeit zu übernehmen, aber nach 120 km einfach nicht mehr im Wind das Tempo halten konnte und kurz davor war, die Gruppe zu verlassen, um ja keinen Ärger mit den Mitfahrern zu provozieren. Da war ich für die Tipps sehr dankbar und es hat auch wunderbar funktioniert. Vielen Dank an die Herren für das Mitziehen.




Nicht so gut lief es für Kai, der nach 82 km einen Platten hatte. Ich sollte in der Gruppe weiterfahren. Leider kämpfte er recht lange mit dem Schlauchwechsel (Tubeless Ready Felgen sind etwas wunderbares…), sodass er uns vor der nächsten Pause nicht mehr einholte. Über Bodenwerder und Holzminden kamen wir schließlich zum Wendepunkt in Beverungen, wo Kai wieder etwas abgekämpft zu uns stieß wir Nudeln aßen und anschließend den Weg auf der westlichen Weserseite zurück nach Rinteln antraten. Ab dort hatte wir Gegenwind, der auch in der Gruppe Kräfte kostete.





Nach einer weiteren Stärkung bei etwa km 140 ging es in die Berge. Das WeserBERGland heißt nach nicht grundlos so. Ausgewiesen war die Strecke mit über 1600 hm, letztlich waren es wohl etwas über 1300. Blöderweise kamen die Anstiege zum Schluss und so kämpfte ich mich Berg um Berg und Anstieg um Anstieg weiter Richtung Ziel nicht ohne zwischendurch mal ein wenig zu hyperventilieren. Als der letzte Anstieg geschafft war, lag noch eine Abfahrt und ein paar letzte Kilometer vor uns, bevor wir glücklich ins Ziel einfuhren. Auf der Brücke fotografierte uns noch ein Fotograf oder Journalist, der uns später auch noch interviewte. Mal schauen, was mit diesem Interview passiert. 🙂
Wir holten uns unsere Urkunden ab und nutzten die Duschen, bevor wir uns aufs Essen stürzten. Überhaupt kulinarisch war die Weserrunde ein großes Vergnügen. Auch die Mitfahrer waren allesamt sehr sympathisch und man traf ein paar bekannte Gesichter. Wir kommen bestimmt gerne wieder, auch wenn die Höhenmeter am Ende schon eine ziemliche Zumutung sind ;)…. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal sogar Sonne? Wobei wir schon sehr glücklich waren, wider Erwarten trocken über den Tag zu kommen.

