Da demnächst mein erstes Radrennen ansteht, klang es nach einer guten Idee, als Vorbereitung an einer Radtourenfahrt teilzunehmen. In Gieboldehausen, also nicht weit von hier, wurde heute eine angeboten. Da das Rennen – die Tour d´Energie – über 100 km geht, lag es nahe, heute die Distanz mit 116 km in Angriff zu nehmen. So war zumindest die ursprüngliche Idee. Dann raffte mich allerdings in dieser Woche ein Infekt dahin (tägliche Tests alle negativ, aber bei DEN Halsschmerzen bin ich mir bis heute nicht sicher, ob das wirklich nur ein grippaler Infekt war…). Ab Mitte der Woche ging es mir langsam besser und ab Freitag schrumpften die Mandeln auch wieder halbwegs auf Normalgröße. Anstatt also die RTF (Radtourenfahrt) komplett abzusagen, entschied ich mich dazu, auf die nächst kürzere Distanz zu gehen, also 85 km. Welche postinfektiösen Hirnverquerungen mich allerdings dazu geritten haben, zu der Veranstaltung mit dem Rad zu fahren – fragt nicht…. Immerhin – auf dem Hinweg ging es ja bergab.
Mit etwa 17 oder 18 km auf dem Tacho (und einem Abstecher zur Rhumequelle, da ich zu früh oder zu schnell war) kam ich in Gieboldehausen an. Das Einchecken über einen QR-Code verlief super easy und man wurde von den VCE-Damen Dani und Jenny super nett begrüßt :). Überhaupt war die Veranstaltung klasse organisiert – vielen Dank dafür!

Die Sonne ließ noch auf sich warten und es war noch etwas frisch. Um 10 Uhr gingen die ersten Fahrer, darunter auch ich, an den Start.

Ich war ziemlich erschrocken, wie wenig Frauen unter den Teilnehmern waren, freute mich aber umso mehr, als ich meine Freundin Doris neben mir stehen sah. Die ersten Kilometer rollten wir sehr entspannt aber zügig, sodass man aufgrund des Windschattens fast mehr bremsen als treten musste.

Erst am Anstieg hinter Jützenbach trennte sich die Spreu vom Weizen, soll heißen: die Herren zogen gnadenlos an mir vorbei auf dem dem Weg zum Sonnenstein. Hinterm Sonnenstein kämpfte ich mich an einige Fahrer heran um gleich am nächsten Anstieg wieder gnadenlos stehen gelassen zu werden. Ich war von 500 hm ausgegangen, da das in der Ausschreibung so stand und freute mich, da diese nun erreicht waren. Pustekuchen. Die folgenden 380 hm waren wohl irgendwie unter den Tisch gefallen… Nach dem Sonnenstein wurden wir von den 120km-Fahrern getrennt. Plötzlich war ich ganz allein und wurschtelte mich so gut es ging durch die Gegend. Vor Worbis preschte ich den Berg im Unterlenker hinunter und spürte mal wieder meine linke Hand nicht mehr. Mit der roten Ampel hinter der Kurve und den Autos hatte ich nicht gerechnet und bekam meine tauben linken Finger auch nicht an den Bremshebel. Dafür tanzte mein Hinterrad laut jaulend und ich war erleichtert, dass ich ohne Sturz oder Crash mein Rad zum Stehen gebracht hatte Das war knapp. Ich war so neben der Spur, dass ich den anderen Fahrer an der Ampel auch völlig links, nein rechts, liegen ließ und machte, dass ich weiterkam. Puh war mir das peinlich. Irgendwann hatten er und ein anderer mich wieder eingeholt und wir fuhren einige km gemeinsam. Wieder schaffte ich es aber nicht, im Windschatten zu bleiben und riss ab. Ein paar Mal versuchte ich bei den Anstiegen aus dem Sattel zu gehen, was zu einem Aufschrei in der Muskulatur der Oberschenkel führte, weshalb mein Allerwertester ganz schnell wieder auf dem Sattel war. Den plötzlichen Hungerast nach für mich 70 stillte ich bei einer kleinen Pause mit einem Riegel. Kurz darauf war ich am Verpflegungspunkt, an dem ich die anderen beiden und weitere Fahrer traf. Motiviert hoffte ich nun, eine ausreichend große Gruppe gefunden haben, die mich im Windschatten mitnimmt. Das hätten sie sicherlich auch getan, wenn ich etwas schneller gewesen wäre. Als die Herren außer Sicht waren gab ich den Plan in einer Gruppe zu fahren endgültig auf und fuhr die letzten knapp 30 km alleine in meine Tempo. Zum Glück wurde es deutlich flacher, sodass ich nach 106 km schließlich ziemlich platt in Gieboldehausen ankam. Zwischenzeitlich war ich jedoch so erschöpft (inklusive Flimmern auf dem rechten Auge), dass ich die Ausschilderung vor Gieboldehausen übersah und von der vorgegebenen Strecke in Gieboldehausen etwas abwich. Ich hoffe, es wird mir verziehen.
Nun stürzte ich mich aufs Kuchenbuffett und das bereitgestellte Radler. Da der Kuchen so schnell weg war, hat es für ein Foto leider nicht mehr gereicht. Nach und nach trudelten auch die anderen ein. Ralf aus Göttingen, Doris und auch Kai, der die Langstrecke gefahren war. Die Sonne war schon auf den letzten Kilometern der Strecke aus ihrem Wolkenversteck herausgekommen und so genossen wir die Sonne, bevor es irgendwann auf den Heimweg ging, auf den ich so überhaupt gar keine Lust hatte.

Ihr erinnert euch, dass der Hinweg nur bergab ging? An der Topographie hatte sich auch bis zu meinem Rückweg leider nichts geändert. Noch einmal bündelte ich alle Kräfte für die letzten knapp 20 km und stoppte zu Hause den Rox bei 125 km und etwas über 1000hm.
Seien wir ehrlich. Dafür, dass zu Beginn der Woche noch nicht an Sport zu denken war, kann ich wirklich zufrieden sein. ein 29er Schnitt ist völlig in Ordnung. Allerdings weiß ich aber auch, dass ich für die TdE noch ein wenig trainieren sollte, wenn ich nicht wieder den anderen hinterherhecheln möchte.

Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an den VCE. Es war eine sehr gelungene Veranstaltung und ich hoffe, dass sich zukünftig vielleicht auch mehr Frauen trauen, daran teilzunehmen. Ach ja, ich entschuldige mich bei allen, die ich nicht gegrüßt habe aber kennen könnte. Mein Gesichtsgedächtnis ist miserabel (vor allem bei Teamkleidung). Wenn ich Personen nur von Strava oder facebook kenne, macht es das nicht leichter ;).
Eigentlich bist du Unvernünftig.
Nach so einem Infekt sollte man die Woche darauf höchstens Grundlage fahren. Mit ein wenig Pech haut es dich nach so einer Runde voll um.
Gruß und Danke für deinen schönen Blog, Steffen.
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Lieber Steffen,
selbstverständlich hast du Recht – es war unvernünftig. Auch in Hinblick auf drohende Herzmuskelentzündungen und so. Aber gelegentlich mache ich leider ziemlich unvernünftig Dinge. 🙈
Viele Grüße
Isabel
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