Die RIBBellin

Schon lange dachte ich über den Kauf eines „echten“ Rennrads nach. Zwischendurch tendierte ich auch kurz zum Kauf eines Mountainbikes, rückte von dieser Idee jedoch wieder schnell ab. Die allgemein explodierenden Kosten bewegten mich dazu, eher früher als später zuzuschlagen, da die Räder in der nächsten Saison vielleicht noch teurer werden. Lange suchte ich nach Rahmen und Marken, die mir gefielen, wägte ab, was ich brauche und was nicht und verzweifelte schließlich am Farbangebot. Mein Scott Speedster 10 Gravel ist in weiß-grau farblich sehr zurückhaltend und ich hätte gerne ein Bike mit weniger Understatement sondern mit mehr „hier bin ich“! Ein Rad, wie es nicht an jeder Ecke zu sehen ist, aber trotzdem bezahlbar war die Idee. SCOTT bietet leider oft nur sehr biedere Farben an und auch bei anderen Herstellern wurde ich nicht richtig fündig. Es entstand die Idee der individuellen Lackierung. Zunächst landete ich bei ORBEA. Die Räder überzeugten mich optisch, die Test nur teilweise. Also ging die Suche weiter und ich landete bei einer Marke, die mir bisher überhaupt nichts sagte.

RIBBLE ist der führende britische Radhersteller und produziert seit 1897. Zudem bieten sie ein faires Preis-Leistungsverhältnis und drei Jahre Gewährleistung. Einziger der Haken: der Brexit. Das Rad muss verzollt werden, was einige Gebühren mit sich bringt. Einmal den Einfuhrzoll von 14% und die Mehrwertsteuer, die in Deutschland berechnet wird. Trotzdem war ich neugierig und klickte mich durch die Seite und generierte spaßeshalber ein Rennrad. Die Farben überzeugten mich digital nichts so ganz, da ich mir nicht sicher war, ob sie wirklich so aussehen, wie sie angezeigt wurden. Das Orange beispielsweise wirkte eher in ein Braun. Auch hierfür bietet RIBBLE eine Lösung. Per Videocall landet man im Showroom in Preston (Lancashire) und kann mit einem netten Mitarbeitern sprechen, der einem die Farben auch vor der Kamera präsentiert, was mir einen deutlich genaueren Eindruck verschaffte. Allerdings tat ich mich mit seinem ziemlich fiesen Dialekt etwas schwer, bei der Klärung meiner anderen Fragen. Trotzdem bekam ich auf alle Fragen eine befriedigende Antwort. Nur die der Rahmengröße blieb bestehen. Denn – wie sollte es anders sein – stand ich genau zwischen M und L. Da mein Rücken verhältnismäßig lang ist, entschied ich mich für L und hoffte, dass das alles so passt und ich mich auch für die richtigen Komponenten entschieden hatte.

Online-Shopping

Ja, ich wagte es und klickte auf „bestellen“. Das war am 27.09.2022. Für die Fertigstellung wurde mir der 31.10. versprochen. Wie cool, kurz vor meinem Geburtstag. So richtig glauben konnte ich die schnelle Lieferung allerdings nicht. Und wie sollte es anders sein, kam einige Tage vor der Lieferung die Nachricht, dass sich „aufgrund fehlender Teile“ die Lieferung um zwei Monate verzögert. Das sah ich entspannt, da das Rad diesen Winter sowieso noch nicht auf die Straße darf. Doch alles kam anders und schon Ende November meldete Ribble den Versand, ich bezahlte online die rund 1000€ Zoll und am 01.12. stand der große braune Radkarton vor meiner Haustür. Ich war total ribbleig, nein hibbelig, wegen der Lackierung und total froh, als ich die ersten Teile des Rades freilegte.

Vor allem das „Pink Blossom Metallic“ ist der absolute Hammer und ich war froh, dass ich den Schriftzug in anthrazit und nicht schwarz gewählt hatte. An das „Seville Orange“ musste ich mich einen Moment gewöhnen, aber ich denke, dass die Kombination in der Sonne super aussehen wird, da ich zusätzlich zum Metallic Lack auch ein Glitzerfinish bestellt hatte. Wenn es ein divenhaftes Rad wird, dann auch richtig!

Die Komponenten sind von Level. Gut gefallen tut mir das Laufgeräusch der Laufräder mit Carbonfelgen und Messerspeichen. Das Lenkerband ist erst einmal orange. Ob es immer so bleiben wird weiß ich noch nicht. Ich wollte es aber einmal probieren, ob es zum Lack passt. Der Sattel ist von Fizik und ein Test. Mal schauen, ob ich mit dem zurecht komme. Falls nicht, wechsele ich wieder zu meinem Ergon, vielleicht aber in der Carbon-Variante.

Nun aber zur technischen Ausstattung, auf die viele ja hier schon warten:

Schaltgruppe: Shimano Ultegra Di2 R8100 2×12 (Kassette 11-34, Kettensatz 34/50)

Bremsen: Shimano Ultegra Hydraulisch Disc

Mit Pedalen (noch die schweren Shimano-MTB-Pedale, da ich die Schuhe ja auf beiden Rädern fahre) wiegt es knappe 9kg, also etwa 3kg leichter als mein Gravel.

Kosten: inkl. aller Steuern und Zölle knappe 6.000 €.

Da ich jetzt ein mega cooles Rad habe, habe ich mich dazu entschieden es auch mit einem Bikefitting vernünftig anpassen zu lassen. Also kontaktierte ich EIC-Bike in Leinefelde, die einen ziemlich guten Ruf genießen. Das Bikefitting klappte sogar noch in diesem Jahr, am 15.12. Finanziell schlug es noch einmal ordentlich zu Buche, aber was tut man nicht alles für ein paar mehr Watt auf dem Pedal. Mein Rad wurde mit Neugier begutachtet und ich erntete viel Lob bezüglich der Lackierung. Philipp, der Bikefitting-Spezialist, nahm sich volle zwei Stunden, um mich zunächst von Kopf bis Fuß zu vermessen und mich anschließend auf das Dummy-Bike zusetzen. Dort bekam ich für die 3D-Bewegungsanalyse Klebemarkierung an alle Gelenke, über die die Kamera während der Fahrt die Körperwinkel messen konnte. Nach der Grundeinstellung probierten wir verschiedene Sattelhöhen und -neigungen aus, sowie verschiedene Sättel. Vielleicht probiere ich meinen SQLab 612 (15er Breite), der bisher sein Dasein auf dem Kickrbike fristet doch noch einmal aus. Auch für die Schuhe bekam ich den Tipp doch das Fußgewölbe stärker zu unterstützen, um die Füße zu entlasten. Bei den ganz langen Touren um die 200km hatte ich ja immer brennende Fußsohlen. Ganz optimal ist mein Lenker leider nicht. Statt eines 120er Vorbaus wären 100mm für mich besser und mit 42cm ist der Lenker doch etwas breit. 38cm wäre optimal. Philipp versicherte mir aber, dass ich damit auch zurecht kommen sollte und ich nur bei ganz langen Strecken Probleme bekommen könnte. Ich werde es ausprobieren und mir im aller schlimmsten Fall irgendwann noch einmal einen neuen Lenker kaufen. Die Cleats saßen soweit gut, sodass dort nichts verändert werden musste. Alles in allem habe ich mich ziemlich wohl gefühlt und bekam auch noch eine Führung durch den Laden, bevor ich mich wieder ins Auto setzte nach Hause rollte. Ein toller Service, den ich jederzeit weiterempfehlen würde, vor allem, wenn Sitz- oder Knieprobleme oder ähnliches bestehen.

Nun steigt natürlich nun die Ungeduld, die den Frühling herbeisehnt um das gute Stück endlich auszuprobieren….

Longride zum Schloss Marienburg

Für den Tag gestrigen Samstag plante ich eine längere Runde um zu schauen, ob ich auch fit für Touren jenseits der 100 km bin.

Los ging es gegen 7.30Uhr, nachdem ich mir leckere Brötchen gebacken hatte. Über Gieboldehausen führte mich der Weg nach Lindau und Elvershausen. Schon dort begab ich mich in unbekannte Gefilde, nämlich auf den Anstieg Richtung Lagershausen. Der war zwar lang, aber aufgrund der wunderschönen Landschaft abwechslungsreich und lenkte mich gut ab.

In Imbshausen und Echte war ich bereits auf meiner ersten 100er Tour. Bald führte mich der Weg entlang der Leine mit welligen Straßen, schönen Brücken und überwiegend gutem Asphalt.

Ein minimaler Rückenwind sorgte für zügigen Vortrieb. Nur ein oder zwei Anstiege waren etwas knackiger, ansonsten führte der Weg stetig bergab. Schon ab Betheln (hinter Gronau) war das Schloss Marienburg zu sehen und der Weg nach Nordstemmen nicht mehr weit. Nach etwa 105 km war das Ziel erreicht. Der Anstieg zum Schloss war zum Glück nicht sehr lang und oben konnte ich mir das märchenhafte Schloss in Ruhe anschauen.

Doch was hat es mit diesem Schloss auf sich? Es war ein großer Liebesbeweis von König Georg von Hannover an seine Frau Königin Marie. Der neugotische Prachtbau (mit 130 Zimmern, Quelle) entstand zwischen 1858 und 1867, auf dem sagenumwobenen Marienberg, der angeblich von Zwergen bewohnt war. Genießen konnten die beiden ihr „Eldorado“ – wie sie es nannte – jedoch nicht. Georg erblindete noch vor Fertigstellung des Gebäudes und zunächst flüchtete er, ein Jahr später auch seine Frau mit den Kindern ins Exil nach Österreich (Quelle).

Derzeit streiten Ernst August Prinz von Hannover (Oberhaupt der Welfen und Urenkel Wilhelm des II.) und sein Sohn, der Investmentbanker Ernst August junior, um das Schloss. Der 68-jährige hatte seinem Sohn das Schloss vor einigen Jahren geschenkt und möchte diese Schenkung aufgrund „groben Undanks“ zurückziehen. Aufgrund der hohen Sanierungslast von 24 Millionen Euro hatte der Junior bereits 2019 versucht, das Schloss für einen Euro zu verkaufen. Der Einspruch des Vaters verhinderte dies allerdings (Quelle).

Ob Fan des Welfengeschlechts oder nicht, ein Besuch des Schlosses lohnt sich auf jeden Fall!

Nach einem Stück Apfelkuchen und einem Radler im Café Marie fuhr ich zurück. Nach der Pause moserten die Oberschenkel ein wenig, doch irgendwann wurde es besser. Nur das Tempo ließ sich nicht ganz so halten wie auf dem Hinweg.

Ab Gronau fuhr ich eine östlichere Route mit einem stetigen Anstieg bis Sibbesse und eine lustige Berg- und Talbahn, die allerdings auch Körner kostete. Auch die folgenden Anstiege, vor allem der bei Ellierode zeigten mir, dass mich die Kräfte langsam verließen. Plötzlich war zunächst der Feldweg nass, wenige Meter später auch ich. Bis Bad Gandersheim war der Schauer aber wieder vorbei und es ging es weiter über den Skulpturenradweg, der zum Glück ziemlich halbwegs flach ist. Der nächste kritische Punkt war die Überquerung des Harzhorns, an der ich einige Male stehen bleiben musste. Über Düderode ging es weiter über das Fissekental, welches ich schon einige Mal in Gegenrichtung durchquert hatte. Ab Willensen brachen die letzten 20 km an, die scheinbar kein Ende nehmen wollten. Jeder Hügel malträtierte die Oberschenkel und ich musste noch eine dringende Trinkpause einschieben.

Wieder einmal hat mir Strava einige km zu viel berechnet. Letztlich waren es heute wohl 193 km mit etwas über 1500 hm, für mich die längste Strecke, vor allem aber auch fordernder als die fast 200km an der Ostsee. Dies zeigt mir, dass ich meine Pläne für Himmelfahrt hoffentlich umsetzen kann. 🙂

Tour d´Energie 2022 – meine Renn-Premiere

Am 24.04.2022 war es soweit, es war der Tag meines ersten Rennens. Kai hatte mir dankenswerter Weise die Startunterlagen schon am Vortag abgeholt, sodass ich Rad, Helm und Rucksack bereits mit Startnummern versehen konnte. Am Morgen musste ich also nur mein Fahrrad und meine Siebensachen ins Auto legen und schon konnte es losgehen.

In Göttingen fand ich direkt einen Parkplatz und rollte zum Startbereich. Nachdem ich mir ein Dixie von innen angeschaut hatte, rollte ich nur wenige Meter am Leinekanal entlang und traf direkt auf Kai und Jörg Rausch. Ersterer war bereits aus Hattorf mit dem Rad angereist, letzterer wollte mit seinem Trekking-Rad die 45km-Runde unsicher machen. Wahnsinn!! Irgendwann gesellte sich auch noch Ralf Schäfer dazu, ein guter Zeitpunkt für ein erstes Gruppenfoto.

Anschließend ging es zum Startbereich, in dem ich meine Freundin Doris traf und auch noch einen Riegel abstaubte. 😉 Um 10.50 Uhr fiel der Startschuss und wenig später setzte sich auch unsere Gruppe in Bewegung. Kai startete in der Gruppe hinter mir und wollte mir bei dem Rennen Windschatten geben. Ich fuhr erst einmal alleine vor, da ich wusste, dass er mich irgendwann einholen würde. Es gab einen fliegenden Start, der das ganze Procedere etwas entspannte.

Schon nach wenigen Kilometern brauste das ganze Feld beinahe in zwei ungünstig stehende Supportfahrzeuge, vor denen leider etwas spät gewarnt wurde. Unzählige Fahrer hatten auch auf den nächsten Kilometern Pannen und standen am Rand und ich hoffte nur, pannen- und unfallfrei durchzukommen. Schließlich hatte auch Kai mich eingeholt und ich hängte mich in seinen Windschatten. Schon bald fing ich aber an zu keuchen und bat ihn, doch wirklich das Rennen auch als Rennen zu fahren und wollte mich einer Gruppe anschließen, um mein Tempo zu fahren. Mit der Resterkältung wollte ich nichts riskieren (bis dahin war das zumindest noch mein Vorsatz). Ich tingelte von Gruppe zu Gruppe. Von den einen fühlte ich mich ausgebremst, von anderen tempomäßig überfordert. So war ich immer wieder auch alleine unterwegs. Über den ersten Höhenzug ging es nach Hann Münden. Dort entledigte ich mich meiner Armlinge, die ich schon vorher heruntergeschoben hatte, da es doch etwas wärmer war als gedacht. Eigentlich hatte ich gehofft, von dort bis Hemeln etwas entspannen zu können, aber Wind und Wellen (also des Asphalts, nicht der Weser) machten auch den Weg bis Hemeln nicht unanstrengend. „Komm, an den da vorne hängen wir uns ran!“, sprach mich plötzlich ein netter Herr an und nahm mich spontan in den Windschatten. Solche Situationen hatte ich heute recht häufig, auch bei von hinten anrollenden Gruppen („Komm, häng dich rein!“) und war von so viel gutem Sozialverhalten (oder Gentlemen?) begeistert. In Hemeln ging laaange bergauf, fünf Kilometer mit einer immerhin nur mäßigen Steigung. Hier konnte ich laut schnaufend einige Fahrer hinter mir lassen, was mir – ich nehme an aufgrund der Geräuschkulisse – irritierte Blicke einbrachte. 🙂 Oben schnappte ich mir am Verpflegungsstand eine Cola und eine Apfelschorle, stürzte diese hinunter und weiter ging es, ebenfalls zunächst hinunter. Leicht wellig, eher aber bergauf ging es bis Dransfeld. Auf dem Weg ackerte ich wieder im Wind vor mich hin, als ich eine Fahrerin des TESA-Teams (Alex, wie sich später herausstellte) hinter mir rufen hörte „Vielleicht hättest du mal den Anstand, nach vorne zu fahren“. Sie meinet nicht mich, sondern den Herrn, der sich schon seit Längerem hinter mich geklemmt hatte. Schuldbewusst zog er auch an mir vorbei.

Mit dem sympathischen Team TESA

Mit Alex und ihrem Teamkollegen Herrn Virus zockelte ich anfangs den drei Kilometer langen Weg zum Hohen Hagen hoch, aber mich verließen dort die Kräfte ziemlich. Ich zockelte dort mit sagenhaften knappen 12km/h hoch und war ständig versucht, einfach abzusteigen. Das Publikum am Rand und natürlich auch die Fahrer hinter mir wussten dies aber zu verhindern. Oben angekommen nahm ich auch den nächsten Getränkestand in Anspruch und freute mich sehr auf die Abfahrt.

Wo schaut er denn hin?

Schon nach ein paar Metern war es mit der Freude aber vorbei. Krämpfe in den Waden und zeitgleich in den inneren Oberschenkelmuskeln hatte ich auch noch nicht. Bis Jühnde wurden sie richtig schlimm und erst ab Sieboldshausen wurde es etwas besser. Bis dahin hatte ich aber meine gerade erst gefundene tolle Gruppe längst ziehen lassen müssen. Ein Fahrer kam noch an mir vorbei und fragte mich, ob mit meinen Beinen alles ok wäre, er hätte auch solche Krämpfe gehabt. Wie gesagt, alle waren total nett und aufmerksam zu mir. Der Wind war weiterhin ziemlich gemein, außerdem setzte leichter Niesel ein und ich war wirklich froh, als wir endlich in Rosdorf einrollten. Ich hatte mich wieder einer Gruppe angeschlossen, die nun stetig das Tempo anzog. Da ich keine Ahnung hatte, wie viele Kilometer es noch genau bis zum Ziel waren, ein gewagtes Unterfangen. Trotzdem ging ich mit und schaffte es tatsächlich auch an der Gruppe dran zu bleiben. Für einen spektakulären finalen 100m Sprint standen jedoch keine Kraftreserven mehr zur Verfügung.

Lächeln trotz fieser Krämpfe

Im Ziel bemerkte ich, wie mir schlagartig kalt wurde. Also Armlinge wieder an und einen Riegel vertilgt. Ich schaute mich um, ob ich jemanden entdecken konnte, den ich kannte. Dies war nicht so, bis ich auf Kai traf. Der war schon auf dem Sprung nach Hause und zeigte mir noch, wo ich etwas zu Essen ergattern konnte. Das war auch nötig, wie mir meine mein Frieren und meine weißen Finger deutlich zeigten. Mit Nudeln und einem alkoholfreien Radler machte ich es mir an einem der Tische bequem und machte mich nach dem Festmahl zurück auf den Weg zum Auto. Den ursprünglichen Plan, vor Ort zu duschen hatte ich verworfen.

Erschöpft aber glücklich im Ziel.

Daher legte ich lediglich mein Rad und den halben Hausstand wieder ins Auto und begab mich auf den Heimweg. Dabei schaltete ich die Sitzheizung auf volle Power um wieder halbwegs auf Temperatur zu kommen. Eine weitere Premiere gab es zu Hause. Ich füllte mir tatsächlich die Badewanne im alten Bad. Normalerweise bin ich überhaupt kein Badewannenmensch und wasche ich dort nur mein Rad, aber heute war mir danach mich dort hineinzulegen. Die nächsten Tage werde ich es etwas ruhiger angehen lassen, um mich gänzlich auszukurieren.

Bei der Gesamtwertung der Damen bin ich mit 3:28:26h auf Platz 54 von 120 gelandet, in meiner Altersklasse auf dem 16. von 25 Plätzen.

Radtourenfahrt die Erste

Da demnächst mein erstes Radrennen ansteht, klang es nach einer guten Idee, als Vorbereitung an einer Radtourenfahrt teilzunehmen. In Gieboldehausen, also nicht weit von hier, wurde heute eine angeboten. Da das Rennen – die Tour d´Energie – über 100 km geht, lag es nahe, heute die Distanz mit 116 km in Angriff zu nehmen. So war zumindest die ursprüngliche Idee. Dann raffte mich allerdings in dieser Woche ein Infekt dahin (tägliche Tests alle negativ, aber bei DEN Halsschmerzen bin ich mir bis heute nicht sicher, ob das wirklich nur ein grippaler Infekt war…). Ab Mitte der Woche ging es mir langsam besser und ab Freitag schrumpften die Mandeln auch wieder halbwegs auf Normalgröße. Anstatt also die RTF (Radtourenfahrt) komplett abzusagen, entschied ich mich dazu, auf die nächst kürzere Distanz zu gehen, also 85 km. Welche postinfektiösen Hirnverquerungen mich allerdings dazu geritten haben, zu der Veranstaltung mit dem Rad zu fahren – fragt nicht…. Immerhin – auf dem Hinweg ging es ja bergab.

Mit etwa 17 oder 18 km auf dem Tacho (und einem Abstecher zur Rhumequelle, da ich zu früh oder zu schnell war) kam ich in Gieboldehausen an. Das Einchecken über einen QR-Code verlief super easy und man wurde von den VCE-Damen Dani und Jenny super nett begrüßt :). Überhaupt war die Veranstaltung klasse organisiert – vielen Dank dafür!

Die Sonne ließ noch auf sich warten und es war noch etwas frisch. Um 10 Uhr gingen die ersten Fahrer, darunter auch ich, an den Start.

Ich war ziemlich erschrocken, wie wenig Frauen unter den Teilnehmern waren, freute mich aber umso mehr, als ich meine Freundin Doris neben mir stehen sah. Die ersten Kilometer rollten wir sehr entspannt aber zügig, sodass man aufgrund des Windschattens fast mehr bremsen als treten musste.

Bild von Jenny Ohnesorge

Erst am Anstieg hinter Jützenbach trennte sich die Spreu vom Weizen, soll heißen: die Herren zogen gnadenlos an mir vorbei auf dem dem Weg zum Sonnenstein. Hinterm Sonnenstein kämpfte ich mich an einige Fahrer heran um gleich am nächsten Anstieg wieder gnadenlos stehen gelassen zu werden. Ich war von 500 hm ausgegangen, da das in der Ausschreibung so stand und freute mich, da diese nun erreicht waren. Pustekuchen. Die folgenden 380 hm waren wohl irgendwie unter den Tisch gefallen… Nach dem Sonnenstein wurden wir von den 120km-Fahrern getrennt. Plötzlich war ich ganz allein und wurschtelte mich so gut es ging durch die Gegend. Vor Worbis preschte ich den Berg im Unterlenker hinunter und spürte mal wieder meine linke Hand nicht mehr. Mit der roten Ampel hinter der Kurve und den Autos hatte ich nicht gerechnet und bekam meine tauben linken Finger auch nicht an den Bremshebel. Dafür tanzte mein Hinterrad laut jaulend und ich war erleichtert, dass ich ohne Sturz oder Crash mein Rad zum Stehen gebracht hatte Das war knapp. Ich war so neben der Spur, dass ich den anderen Fahrer an der Ampel auch völlig links, nein rechts, liegen ließ und machte, dass ich weiterkam. Puh war mir das peinlich. Irgendwann hatten er und ein anderer mich wieder eingeholt und wir fuhren einige km gemeinsam. Wieder schaffte ich es aber nicht, im Windschatten zu bleiben und riss ab. Ein paar Mal versuchte ich bei den Anstiegen aus dem Sattel zu gehen, was zu einem Aufschrei in der Muskulatur der Oberschenkel führte, weshalb mein Allerwertester ganz schnell wieder auf dem Sattel war. Den plötzlichen Hungerast nach für mich 70 stillte ich bei einer kleinen Pause mit einem Riegel. Kurz darauf war ich am Verpflegungspunkt, an dem ich die anderen beiden und weitere Fahrer traf. Motiviert hoffte ich nun, eine ausreichend große Gruppe gefunden haben, die mich im Windschatten mitnimmt. Das hätten sie sicherlich auch getan, wenn ich etwas schneller gewesen wäre. Als die Herren außer Sicht waren gab ich den Plan in einer Gruppe zu fahren endgültig auf und fuhr die letzten knapp 30 km alleine in meine Tempo. Zum Glück wurde es deutlich flacher, sodass ich nach 106 km schließlich ziemlich platt in Gieboldehausen ankam. Zwischenzeitlich war ich jedoch so erschöpft (inklusive Flimmern auf dem rechten Auge), dass ich die Ausschilderung vor Gieboldehausen übersah und von der vorgegebenen Strecke in Gieboldehausen etwas abwich. Ich hoffe, es wird mir verziehen.

Nun stürzte ich mich aufs Kuchenbuffett und das bereitgestellte Radler. Da der Kuchen so schnell weg war, hat es für ein Foto leider nicht mehr gereicht. Nach und nach trudelten auch die anderen ein. Ralf aus Göttingen, Doris und auch Kai, der die Langstrecke gefahren war. Die Sonne war schon auf den letzten Kilometern der Strecke aus ihrem Wolkenversteck herausgekommen und so genossen wir die Sonne, bevor es irgendwann auf den Heimweg ging, auf den ich so überhaupt gar keine Lust hatte.

Foto von Ralf Schäfer

Ihr erinnert euch, dass der Hinweg nur bergab ging? An der Topographie hatte sich auch bis zu meinem Rückweg leider nichts geändert. Noch einmal bündelte ich alle Kräfte für die letzten knapp 20 km und stoppte zu Hause den Rox bei 125 km und etwas über 1000hm.

Seien wir ehrlich. Dafür, dass zu Beginn der Woche noch nicht an Sport zu denken war, kann ich wirklich zufrieden sein. ein 29er Schnitt ist völlig in Ordnung. Allerdings weiß ich aber auch, dass ich für die TdE noch ein wenig trainieren sollte, wenn ich nicht wieder den anderen hinterherhecheln möchte.

Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an den VCE. Es war eine sehr gelungene Veranstaltung und ich hoffe, dass sich zukünftig vielleicht auch mehr Frauen trauen, daran teilzunehmen. Ach ja, ich entschuldige mich bei allen, die ich nicht gegrüßt habe aber kennen könnte. Mein Gesichtsgedächtnis ist miserabel (vor allem bei Teamkleidung). Wenn ich Personen nur von Strava oder facebook kenne, macht es das nicht leichter ;).

Bild

Jahresrückblick 2021

Ein Jahr ohne Superlative aber mit vielen Kilometern und kleinen Highlights.

Beim Durchscrollen meiner Aktivitäten bei Strava stelle ich fest, dass das Jahr nicht außerordentlich spektakulär war, ich aber doch eine Menge erlebt habe. Im Januar ging es los mit viel Schnee und entsprechend wenig Radkilometern. Trotzdem war ich durch die 30-Tage Yoga Challenge von Mady Morrison und tolle Winterwanderungen in Bewegung.

Nach vier Radtouren bis Mitte Januar kam mein neues Spielzeug, das Kickrbike von Wahoo. Ich tourte ein wenig mit kinomaps, wo man per Videoaufzeichnung echte Touren nachfahren kann, bevor ich bald bei Zwift heimisch wurde. Da meine Schüler im Homeschooling waren, blieb etwas mehr Zeit für Sport. Das rächte sich auch ziemlich bald, da ich ja gelegentlich dazu neige etwas zu übertreiben. Und so hatte ich mich mit Wanderungen, Indoor-Radtouren und Yoga irgendwann mal wieder etwas überlastet. Ab Februar ging ich das Thema Sport wieder etwas ruhiger an und schaffte es so, meine Wattwerte zu verbessern. Cool waren die wenigen Meter mit André Greipel, der eines Tages an mir vorbeistrampelte. Ich bezweifle jedoch, dass er mich wahrgenommen hat.

Auch André Greipel kann mal mit nur 2.1 w/kg fahren…

Im Februar legte sich der Winter nochmal richtig ins Zeug, sodass ich ein paar Mal mit Langlaufskiern über die Felder rutschte und exzessiv meine Adduktoren trainierte. Da ich sonst nur Loipe gewohnt bin (in der ich mich auch eher schlecht als recht schlage), ist das Fahren in Treckerspuren und quer durch die Botanik ein ziemliches Abenteuer für mich.

Der März bestand aus einigen Meetups bei Zwift und dem Auffrischen der Freundschaft zu meiner Schulfreundin Anna, mit der ich zunächst auch nur bei Zwift fuhr. Auch meinen ersten Indoor-Hunderter bin ich im März gefahren. Da flach ja langweilig ist auch gleich mit 1200 hm (zweimal den Epic KOM hoch). Danach ging es mir nicht so richtig gut, da meine Getränkemenge etwas knapp bemessen gewesen war. Ende des Monats wurde das Wetter etwas besser, sodass ich mich gelegentlich auch mit dem Rad vor die Tür wagte. Ich konnte gleich feststellen, dass das Fahren nach Trainingsplan zu Erfolgen führte.

Anfang April hatte ich meinen FTP auf 180 W gearbeitet und konnte auch draußen nun vermehrt Krönchen bei Strava einfahren. Ab April beendete ich das Zwift-Abo und war wieder nur noch Outdoor unterwegs. Zu Ostern fuhr ich mit Kai eine längere Tour (knapp 110 km) Richtung Seesen und Bad Gandersheim auf zum großen Teil neuen Wegen. Eine schöne Abwechslung zu den doch ansonsten etwas ausgefahrenen Standard-Trainingswegen.

Bad Gandersheimer Dom

Das Frühjahr war windig und trug definitiv der Charakterformung bei, da der Wind meist von vorne kam. Im Mai wagten wir uns trotzdem auf eine längere Tour (150 km) zum Hohen Hagen, zwischen Göttingen und Hann. Münden. Der vielbesagte Berg war nach einigen Kilometern in den Beinen zwar anstrengend, aber bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Auch bei dieser Tour genossen wir wiederum einige neue Streckenabschnitte, durch die das Fahren wieder sehr an Reiz gewinnt. Eine sehr schöne Graveltour führte uns in den Harz. Allerdings fast ohne fiese Anstiege, sondern relativ flach über geschotterte Radwege auf ehemaligen Bahntrassen. Auf diese Weise kommt man überraschend entspannt nach Braunlage. Die Tour war klasse, wenngleich ich gleich zweimal… stürzte…. na ja, umkippte. Die falschen bzw. andere Cleats können ziemlich gemein sein….

Am Hohen Hagen

Das Wetter im Mai war unbeständig. Mal schaffte man es zwischen Hagel, Regen und Gewitter aufs Rad, mal war man gerade unterwegs, wenn es losging. Immerhin zeigte sich an den letzten Tagen des Monats noch einmal die Sonne, sodass eine lange, fordernde Tour nach Nordhausen (126 km) mit vielen Gravelanteilen und Pisten mit bis zu 8% möglich war. Auch diese Tour war klasse, da extrem abwechslungsreich bezüglich des Untergrunds und der Umgebung.

Schotterig nach Nordhausen

Der Juni ging regnerisch und kühl los, bevor er schlagartig für einige Tage extrem heiß wurde. Die Zeit nutzte ich für einige Runden im Jues, was – nach langer Schwimmabstinenz – wieder sehr gut tat. Ab Juli wurden die Touren endlich etwas spannender. Ein Jahreshighlight war auf jeden Fall meine erste Fahrt auf den Brocken. 133,33 km mit 1.641 hm. Mit einer netten Gruppe Göttinger Radler ging es auf den höchsten Berg des Harzes, vor dem ich einen ziemlichen Respekt hatte und immer noch habe. Die Tour hatte es auch wirklich in sich, bis kurz vor dem Ende lief es aber recht gut. Nur die letzten Meter auf der Brockenstraße überforderten mich etwas. So oder so bin ich aber – wenngleich ich auch ein bisschen schieben musste und meine Lunge lauter pfiff als die Brockenbahn – oben angekommen. Und was soll ich sagen? Auch ein halbes Jahr danach bin ich noch stolz wie Oskar, dass ich das geschafft habe.

Am Brockenstein

Wenige Tage später war ich mit Freundinnen unterwegs und genoss die Girls-Rides in der Umgebung sehr, da ich ja sonst eher das Radeln mit Männern gewohnt bin. Eine der Damen war meine bereits erwähnte Schulfreundin Anna. Im August fand ein Gegenbesuch in Frankfurt statt und wir machten den Vulkanradweg unsicher. 170 km Mädelspower – definitiv ein weiteres Rad-Highlight diesen Jahres, während dem Anna sich und mich sicherlich ein paar Mal verflucht hat, da sie noch nicht ganz so viele Rad-Kilometer in den Beinen hatte und sie die Distanz etwas unterschätzt hatte. Das Fazit ist aber, dass wir auch diese langen Touren stemmen können.

Mit Anna auf dem Weg zum Vulkanradweg

Nicht ganz so lang war die erste Etappe unseres einzigen Overnighters dieses Jahr. Nach 140 km, unter anderem über den mit zahlreichen Tunneln bestückten Kanonenbahnradweg, war ich allerdings schon ganz schön platt und eine schlaflose Nacht in einer Schutzhütte im Wald und Dauerregen am nächsten Tag führten dazu, dass wir die Tour auf mein Bitten bereits nach 50 km abbrachen. Ob das ein Schwächeeingeständnis ist? Nein, ich denke nicht. Ich habe dieses Jahr in der Tat drei Touren abgebrochen und bereue es bei keiner davon. Manchmal möchte der Körper einfach nicht so mitspielen und ich fahre Rad, weil es mir Spaß macht. Natürlich habe ich auch eine Menge Ehrgeiz, aber das Abbrechen einer Tour ist für mich kein Tabu.

Nach der Tour ging es weiter nach Hamburg und Kühlungsborn, wo wir auch abwechslungsreiche und spannende Touren fuhren. Leider meinte es das Wetter – vor allem an der Ostsee – wieder nicht so richtig gut mit uns.

Im Hamburger Elbtunnel
Am Leuchtturm in Warnemünde

Bereits im September entstaubte ich mein Kickrbike. Ich war gefragt worden, ob ich eine Rennserie bei Zwift mitfahren möchte. Zunächst war ich sehr motiviert, musste aber feststellen, dass Team-Rennen (Zwift Racing League – WTRL) keine Freude machen, wenn man in der falschen Leistungsklasse fährt und man immer nur hinterher fährt. Das wurde mir zwar nicht vorgeworfen – ganz im Gegenteil, mein Team hat sich sehr bemüht, mich zu motivieren – aber ich habe die letzten Rennen gerne den starken Mädels überlassen, sodass sie eine Chance auf eine bessere Platzierung hatten. Stattdessen bin ich lieber mit meiner neuen Rennradbereifung draußen herumgedüst und durfte feststellen, dass eine schmalere Bereifung mich etwa 2 km/h schneller macht.

Das kam mir sicherlich auch im Oktober zugute, als ich mit einer Männertruppe zum Kyffhäuser gefahren bin. Knappe 150 km war die Gesamtstrecke lang und hatte zum Glück nur etwas über 1000 hm. Bis kurz vor dem Kyffhäuser ging es gaaanz seicht bergab, sodass der Hinweg gar keine Probleme bereitete. Zurück kämpfte einer der Herren mit sich und der Gesamtsituation, was es für mich auch schwierig machte, da wir sehr rücksichtsvoll fahren mussten. Entsprechend des Hinwegs ging es auf dem Rückweg stetig gaaanz leicht bergauf. Immerhin durfte ich als Pacemaker ran und die Herrenrunde anführen. Das war auch mal eine ganz spannende Erfahrung.

Am Kyffhäuserdenkmal

Nach privaten Veränderungen im September flog ich im Oktober nach Mallorca. Ein richtig toller Urlaub mit viel Sonne, kühlem Wind und Bewegung an Land und im Wasser. Das war meine erste Auslandsraderfahrung und sie hat mich ziemlich begeistert (gerade habe ich nach einem Synonym für „geflashed“ gesucht und vorgeschlagen wurde unter anderem „enthusiasmieren“. Das muss ich unbedingt einmal irgendwann benutzen…). Das Fahren mit dem Mietrad hat gut geklappt und durch akribische Vorplanung mit komoot waren auch meine Touren klasse. Noch schöner wäre es sicherlich in Begleitung gewesen, da es auch auf der Baleareninsel ganz schön windig war.

Am Cap Formentor

Jetzt neigt sich das Jahr dem Ende zu. Insgesamt waren es sehr aktive Monate mit 7.500 Rad-und 22,5 Schwimmkilometern (hätten die Schwimmbäder nicht so lange zu gehabt, wäre es vermutlich mehr gewesen). Damit bin ich mehr als zufrieden. Nur zu Erinnerung, letztes Jahr waren es gerade einmal 4.500 km auf dem Rad. Ich schaue nun neugierig auf das nächste Jahr. Da werde ich – so sie denn stattfindet – bei der Cyclassics in Hamburg dabei sein. Außerdem möchte ich weitere Gegenden mit dem Rad erkunden. Wenn es gut läuft, rolle ich auch mal ein paar Kilometer durch die Toscana, aber das wird final wohl dieses nervige Virus entscheiden. Außerdem möchte ich unbedingt die 200 km knacken und vielleicht spontan noch an der ein oder anderen Veranstaltung teilnehmen. Das sind die Pläne für nächstes Jahr. Mal sehen, was sich davon umsetzen lässt.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und einen schönen Start ins neue Jahr. Bleibt gesund!

Mallorca – Urlaub mit dem Leihrad

So richtig im Urlaub war ich ja schon lange nicht mehr. Schon vor zwei Jahren war ein Mallorcaurlaub gebucht, fiel aber aufgrund der Corona-Pandemie ins Wasser. So ganz aus dem Kopf bekommen hatte ich die Idee aber nicht und so buchte ich spontan einen Pauschalurlaub in den Herbstferien.

Das Ziel war Playa de Muro im Norden der Insel. Dies erschien mir ratsam, da das Gelände dort überwiegend flach ist, aber auch die Berge nicht weit sind, falls mir mal danach sein sollte.

Am 18.10. fuhr ich mit dem Zug nach Hannover und nistete mich für eine halbe Nacht bei Mareike, der besten Freundin meiner Schwester, ein. So früh wie der Flieger gedachte zu starten hätte ich keinen Zug von Herzberg nach Hannover bekommen.

Der Nachmittag und Abend waren sehr schön. Essen, mit dem Hund gehen und viel quatschen. Alt wurden wir jedoch beide nicht. Den Wecker stellte ich mir auf 3.33 Uhr.

Tag 1 – Hinreise und Wasserkontakt

Hannover – Noltemeyerbrücke

Tatsächlich war ich in der Nacht recht schnell aufbruchbereit und fand auch fast auf Anhieb den richtigen Weg zur S-Bahn ;). Um kurz nach vier ging es dort weiter. Erst Richtung Bahnhof und dann zum Flughafen. Bisher lief es wie am Schnürchen. Ärgerlich war nur, dass mir – als ich mein Gepäck aufgeben wollte – mitgeteilt wurde, dass der Flieger schlanke 80 Minuten später starten wird. Na super, da hätte ich locker eine Stunde länger schlafen können. Zumindest lief aber der Sicherheitscheck schneller ab als erwartet. Dann hieß warten, warten und nochmal warten. Kurz überlegte ich mir, mir ausnahmsweise einen Kaffee zu gönnen. Dieser war mir dann aber doch zu teuer und ich entschied mich für den halben Liter Wasser für 3,30 €. Man muss ja das Geld nicht mit beiden Händen rauswerfen…

Bei der TUI war irgendetwas schief gelaufen (der Grund für unsere Verspätung), weshalb uns das Belgische TUI Team sicher nach Palma flog. Als kleine Entschädigung gab es sogar ein kostenloses Festmahl bestehend aus einem Laugenteilchen und einem Getränk. Besser als gar nichts. 🙂

Mittags landeten wir endlich und schnell fand ich den richtigen Bus. Zum Glück war mein Hotel direkt das zweite auf der Tour, weshalb ich nach etwas über einer Stunde im Hotel eincheckte und mein Zimmer bezog. Klein, aber mit Eckbalkon, da ich das letzte Zimmer des Flures bekam. Dort hat man etwas länger Sonne und Blick auf den See und den Pool hinterm Hotel.

Die erste Amtshandlung war in die Badebekleidung zu schlüpfen und zum Strand zu spazieren. Der ist 500 m entfernt, aber das stört gar nicht. Dafür ist er bombastisch schön. Sauber, feinsandig und türkisblaues Wasser. Nur bis man schwimmen kann muss man etwas laufen, da das Wasser sehr seicht ist. Mit 23°C hatte das Wasser eine perfekte Temperatur. Nur die Luft war durch den Wind etwas frisch. Zum Radfahren aber bestimmt ideal. Nach einem Stückchen … ok, zwei Stückchen Kuchen und etwas Obst zog ich nochmal zum Strand los und spazierte ein Stündchen am Wasser auf und ab.

Playa de Muro

Alt wurde ich auch an diesem Abend nicht, da ich seit dem Flug Kopfschmerzen hatte und etwas unter Schlafmangel litt. Nach dem Abendessen verkrümelte ich mich daher aufs Zimmer, kuschelte mich in die Decke und las noch ein wenig bevor ich mich ins Reich der Träume verabschiedete.

Tag 2 – eine flache Runde zum Kennenlernen

Nach einer langen, langen Nacht (ich habe fast 10 Stunde geschlafen) wurde ich um 8 Uhr wach und ging ziemlich bald zum Frühstück. Das war gar nicht soo übel, aber auch nicht umwerfend. Zum Sattwerden war aber genug Leckeres da. Nachdem ich gesättigt war, packte ich meine Sachen zusammen und machte mich radelbereit. Außerdem packte ich mir meinen Rucksack. Um 9.30 Uhr wurde mein Rad geliefert. Ein Trek Emonda 6, leider mit Felgenbremsen und schon ganz schön ramponiert. Zumindest musste ich mir dazu zumindest um weitere Steinschläge keine Sorgen zu machen. Nach der Übergabe machte ich mich direkt auf den Weg Richtung Inca. Der Weg führte mich über viele ruhige Feldwege und Nebenstraßen und war vor allem eines – flach. So eben kommt man bei uns häufig nicht voran. Zunächst fuhr ich lange durch ein Naturschutzgebiet, welches reich an hohen Gräsern und Tierleichen auf der Straße war. Schleiereule, Kaninchen und einige undefinierbare Kleinsäuger. Traurig. Aber zumindest spricht es für den Tierreichtum des Naturschutzgebiets.

An den Hängen der Berge sah ich zwei größere Feuer. Zum Glück waren diese weit weg und hoffentlich gezielte Brände um die Waldbrandgefahr zu reduzieren. Ein frommer Wunsch, denn so richtig gezielt sah das nicht aus. Auch Hubschrauber kreisten immer wieder über der Insel. Nach einem Fotostop bei dem ich auch den Sattel nachjustierte, wollte ich mich einer Gruppe anschließen. Das Tempo der Herren passte ganz gut. Nach wenigen hundert Metern blockierte plötzlich mein Pedal und ich musste schlagartig anhalten. Erst dachte ich, die Kette sei heruntergeflogen. War sie aber nicht. Dann entdeckte ich den Übeltäter. Die Luftpupe war mit einem Klettband oberhalb des Pedals befestigt und hatte sich gelöst. Diese hatte das Pedal blockiert… Also Luftpumpe abgenommen und im Rucksack verpackt und weiter ging es.

Ein Großteil der Radwege sieht so oder so ähnlich aus
Blick auf Campanet

Die Gruppe war natürlich weg. Egal. Auch alleine fand ich prima den Weg nach Inca. Dort drehte ich eine kleine Runde durch die Innenstadt bevor ich den Heimweg antrat. Die Strecke zurück war landschaftlich wirklich schön, nur die Straßen wurden schlechter und man musste höllisch auf Schlaglöcher aufpassen. Der urige Ort Campanet bot enge Gässchen, ganz viel Charme und die einigen nennenswerten Höhenmeter der Tour. Bis zur Kirche musste ich einige Meter schieben. Auf dem Weg herunter (gar nicht so ohne mit Felgenbremsen…) fand ich einen Fahrradverleih, der meinen Sigma Rox 12.0 mit altem Schlauch etwas besser befestigte. Seit Beginn soff mir die Halterung nämlich bei jeder Unebenheit ab und ich hatte im Multitool keinen passenden Inbus. Entlang des weiteren Weges (Cami Vell de Pollença) gab es unzählige Olivenhaine mit lebendigen Rasenmähern in Form von Schafen. Die zugehörigen Fincas waren teilweise wirklich eindrucksvoll. Eine tolle Gegend, die am Sonntag wohl auch Teil der „Mallorca 312“ einem Gran Fondo mit bis zu 312km. Tatsächlich wurde ich heute schon von einem Briten gefragt, ob ich dabei sein. Eher nicht. Wobei es auch kürzere Etappen gäbe. Leider ist der Sonntag aber mein Abreisetag.

Die Kirche in Campanet
Eispause in Pollença vor der Santa Maria dels Àngels
Straße bieten häufig breite Randstreifen. Allerdings nicht immer so sauber wie hier…

In Pollença machte ich eine Eispause. Der Ort ist wirklich wunderschön und das Eis extrem lecker. Zwischen Port de Pollença und Alcúdia traf ich auf den Küstenweg, der mir ein Dauergrinsen ins Gesicht zauberte Trotz Gegenwind war es ein tolles Gefühl, direkt am türkisblauen Wasser mit Blick auf die Bucht, umgeben von eindrucksvollen Bergen zu radeln. Da freue ich mich auf Morgen früh. Dann fahre ich dort noch einmal lang. In Alcúdia machte ich schiebend einen Schlenker durch die Altstadt. Mit vielen engen Gässchen, ja auch viel Touristennippes, vielen gemütlichen Restaurants und alten Gemäuern ein tolles Ausflugsziel. Mein Besuch war eher kurz gehalten.

Ja, ganz nett hier…
Alcúdia – Porta der Moll
Sant Jaume

Entlang der Straße ging es die wenigen verbleibenden Kilometer zurück zum Hotel. Dort gab es ein Ministück und Kuchen und einen Berg Obst. Das Wetter war weiterhin klasse, sodass ich den Nachmittag für einen weiteren Strandbesuch nutzte. Die Kräfte reichten noch für 700m und eine Runde Sonnenbaden. Das war mit Abstand der wärmste und schönste Tag der Woche.

Tag 3 – bis ans Ende der Wel…. Insel

Die Nacht war mal wieder suboptimal. Mit etwas wenig Schlaf zu Beginn und Ende der Nacht ging ich pünktlich um 8 Uhr zum Frühstück und futterte mich erst mal durch die Süßwarenabteilung (Pain au chocolat, Croissant und Donut, alles in Miniformat) und anschließend durch die warme Theke (Würstchen mit Bohnen und Rührei) um wenigstens ein bisschen Grundlage zu schaffen und ein paar Aminosäuren zu tanken.

Um 9 Uhr saß ich pünktlich auf dem Rad. Noch war es etwas diesig, doch auch heute war der Weg entlang des Wassers wieder spitzenmäßig. So könnte ich stundenlang Rad fahren. Kurzzeitig konnte ich mich auch an drei spanische Herren hängen, die jedoch nach einigen Kilometern meinen Weg verließen. Schade, deren Tempo war sehr angenehm gewesen und hatte meine Pace kurzzeitig etwas verbessert. Durch die ein oder andere Fotopause in Port de Pollença verschlechterte ich ihn möglichst schnell wieder, war darüber aber kein bisschen traurig. Apropos Schnitt verschlechtern. Auf die Radwege ist eine Zahl, eine 20, aufgemalt in einem Kreis. Was die wohl heißen mag…?

Port de Pollença

Hinter dem Ort ging es relativ schlagartig in den Berg. Der erste Anstieg war mit 6% ausgezeichnet (im Sinne von „beschrieben“, nicht „super“) und zog sich über 4 km. Die ersten 220 Höhenmeter waren geschafft und ich auch schon ein bisschen. Danach rollte es über Serpentinen hinab und mir schwante schon Übles. Schließlich musste auch hier auch wieder zurück… Der nächste Anstieg von wieder 200 hm zog sich über 5 km, fühlte sich aber nicht wirklich entspannter an, da mir ein freundlicher Gegenwind entgegen pfoff. Bis zum Leuchtturm ging es immer wieder auf- und abwärts mit meinen Kräften eher letzteres. Getröstet wurde ich aber immer wieder von bombastischen Ausblicken. Zudem war ich glücklich, dass bisher wenig Autoverkehr herrschte und nur gelegentlich Radfahrer an mir vorbei zischten. Mit einem Mädel aus der französischen Schweiz nahm ich noch Kontakt auf und zog sie eine Weile den Berg hoch. Zumindest bestätigte sie mir das hinter, dass ich sie gut gepusht hätte. Nach knapp 30 km erreichte ich den Höhepunkt der Tour, das Cap Formentor, das östlichste Ende der Insel. Der Leuchtturm der die Spitze kennzeichnet ist wirklich sehenswert.

Blick auf Port de Pollença
Mirador Es Colomer
Interessante Form…
Bild von Mallorca Cycling Photos. Die Herren stehen da regelmäßig und die Fotos kann man am Folgetag bestellen.
Cap Formentor

Ich schnackte noch ein wenig mit der neuen Bekanntschaft, machte Fotos mit meiner Kamera und fremden Handys, aß meine Banane, die ich beim Frühstück hatte mitgehen lassen und machte mich auf den Rückweg. Die Schweizerin war bereits losgefahren.

Bild von Mallorca Cycling Photos
Bild von Mallorca Cycling Photos

Auf dem Rückweg kamen mir die Anstiege (bis auf zwei Teilstücke) gar nicht so lang wie auf der Hinfahrt vor. Möglicherweise trug der Rückenwind dazu bei, dass er mir leichter fiel, auch wenn ich zwei Pausen bis oben einlegen musste. Ab dann musste ich bis Port de Pollença nur noch rollen lassen. Herrlich, auch wenn ich vorsichtig fuhr, da die Felgenbremsen doch nicht so ganz die gewohnte Bremskraft haben.

Unten bog ich ab in Richtung Cala Sant Vicenç. Der Ort wurde hochgelobt für seine Buchten. Auch hier erwartete mich leider kein ganz ebener Weg und wieder Gegenwind. Leider wurden meine Erwartungen nicht so ganz erfüllt. Der Ort hat viel Beton und ja, zwei ganz nette Strände, aber sooo überwältigend fand ich sie nicht. Vielleicht war ich aber auch knörig, da ich recht wenig getrunken hatte. Daher hielt ich am örtlichen Sparmarkt und gönnte mir eine spanische Zitronenlimo. Gestärkt fuhr ich einen ähnlichen Weg zurück und bandelte mit einem schätzungsweise 60-70-jährigen Herrn aus Deutschland an. Der fuhr in dieselbe Richtung und ein ähnliches Tempo und spendeten uns im Wechsel Windschatten. In der Satteltasche hatte er allerdings zusätzliche 100 Watt versteckt, die er gelegentlich zuschaltete. Damit hängte er mich zweimal ganz schön ab, wartete dann aber wieder auf mich.

Bucht von Cala Sant Vicenç

Kurz vor Port de Alcúdia trennten sich unsere Wege und ich landete kurz darauf wohlbehalten aber fix und alle am Hotel. Den Nachmittag verbrachte ich auch lediglich auf einer der Liegen am Pool.

Tag 4 – Aktive Regeneration

Der Wetterbericht versprach nichts Gutes und so plante ich zwei Aktivitäten, die notfalls auch bei nicht so gutem Wetter möglich wären. Entweder – wenn es stärker regnet – nur ein Spaziergang durch das angrenzende Naturschutzgebiet oder aber eine längere Wanderung östlich von Alcúdia. Direkt nach dem Öffnen der Augen machte ich dasselbe mit den Vorhängen und stellte zufrieden fest, dass es zwar stürmisch, aber keineswegs nass war. Das änderte sich auch bis nach dem Frühstück nicht. Also legte ich das Wanderoutfit an und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Wenig später kam der Bus und chauffierte mich bis an den Rand der Altstadt von Alcúdia. Von dort bewegte ich mich auf Schusters Rappen nördlich von Port Alcúdia vorbei in das Compament de la Victòria um einen 13 km Rundweg zu wandern. Der Weg war geprägt von viel scharfkantigem Gras, Wind und noch viel mehr Tieren. Los ging es mit domestizierten Eseln und Schweinen und später begegneten mir ständig Ziegen. Meistens roch ich sie, bevor ich sie sah.

Blick auf die Bucht von Alcúdia
Leuchtturm von Alcúdia

Ich hielt mich mit viel Fotografie auf und genoss den Weg und die Aussicht. Am schönsten war tatsächlich die Ruhe. Mir begegneten auf dem Weg über den Berg lediglich vier Personen. Der Anteil der Ziegen war beträchtlich höher. Nach dem Abstieg kreuzten plötzlich zwei männliche Fasane. So schnell hatte ich leider die Kamera nicht griffbereit. Anschließend führte mich der Weg zunächst durch die wohlhabende Siedlung von Bonaire. Da lässt es sich ganz schön wohnen. Am Hafen (der im Gegensatz zu den Villen eher enttäuschend war) pilgerte ich entlang des Wassers bis auf Höhe Alcúdia.

Playa de Sa Font de Sant Joan

Dort ging es nach etwa 13 km zur Stadt zurück. Ich bummelte noch ein wenig über die Stadtmauer und durch die belebten und stilleren Gassen des Ortes und genoss den mittelalterlichen Charme und das Gewusel der Touristen. Anschließend fuhr ich mit dem Bus zurück zum Playa de Muro.

Stadtmauer von Alcúdia

Der Magen hing mir mittlerweile in den Kniekehlen, da ich bis auf einen Riegel und eine Banane nichts gegessen hatte. Bis zum Abendessen blieb allerdings noch zwei Stunden Zeit. Diese nutzte ich, um zum Assos Outlet by Huerzeler zu gehen. Fast hätte ich mir auch eine Bib gekauft, aber leider ab es die nur noch in schwarz-weiß (weiß an der Hose mag ich nicht) oder in schwarz in XL und das war zu groß. Kurz vor dem Assos-Store entdeckte ich eine Fahrradmesse über die ich auch noch schlenderte. Da wie oben bereits erwähnt hier am Samstag der Gran Fondo über die Insel startet gibt es kein anderes Thema mehr auf der Insel. Mittlerweile wurde ich schon diverse Male gefragt, ob ich Sonntag auch dabei sei…. Vielleicht nächstes Jahr?

Tag 5 – Highway to Petra

Irgendwie ist der Schlaf hier nicht so berauschend. Gestern beglückte mich noch bis halb zwei eine Abba-Cover-Band zwei Stockwerke unter mir. Danach wurden noch einige Stühle gerückt und irgendwann war ich über den toten Punkt hinweg und konnte bis halb drei nicht mehr schlafen. Da mich auch noch eine ausstehende Info und die Radabgabe beschäftigten war ich auch früh (gegen 5.30 Uhr) wieder wach. Die Info um die es ging war, wann ich nach Palma zum Flughafen fahre. Mein Flug soll ja um 15.50 Uhr gehen, mein Transferbus war für 4.40 Uhr terminiert. Das empfand ich als Frechheit, da ich ja noch etwas vom Tag haben wollte. Also stellte ich den Reiseveranstalter vor die Wahl. Entweder ich fahre früh, lasse mir von denen aber einen Transfer vom Flughafen nach Palma organisieren, dass ich nach der Aufgabe der Koffer die Hauptstadt kennenlernen kann oder ich bestehe auf einen späteren Bus. Grund für die frühe Abfahrtzeit ist auch der Gran Fondo, für den ja die meisten Hauptverkehrsstraßen gesperrt werden. Seit nachmittags habe ich die Antwort. Zwar muss ich 500 m laufen, werde aber erst kurz nach 12 mit dem Bus abgeholt. Na geht doch!

Die Sorge mit dem Fahrrad rührte daher, dass ich noch eine größere Runde geplant hatte und das Rad um 15 Uhr abgeben sollte. Frühstück ist ja erst ab 8.00 Uhr und vor 8.45 Uhr kam ich nicht los. Ich entschied mich trotzdem für die Tour mit 90 km. Rein fahrtechnisch nicht das Riesenproblem, jedoch sollte das fotografieren und Kuchenessen etwas bis ganz zu kurz kommen. Bei der letzten Tour hätte ich mir gerne nochmal guten Mallorquinischen Kuchen gegönnt.

Heute führte mich der Weg zunächst mit kräftigem Seitenwind bis hinter Can Picafort und weiter parallel zur Küstenlinie. Nach 15 km wendete ich mich ins Landesinnere und wurde für die nun anstehenden Höhenmeter mit Rückenwind gepushed. Das war klasse, vor allem der der „Highway“ nach Petra in Wellen langsam bergauf und gnadenlos geradeaus geht.

Straße nach Petra – ein Blick zurück
Petra – Pfarrkirche San Pere

In Petra war eigentlich ein Kuchenstop geplant. Dieser musste entfallen und ich fuhr weiter nach Sineu. Hier gab es nicht nur eine hübsche Windmühle, schöne Gässchen und eine tolle Kirche, sondern auch eine öffentlich zugängliche Bahnradbahn. Auf dieser kreise ich dreimal (recht langsam, da mit Kamera in der Hand) und hatte dieses lustige Erfahrung dann aber auch abgehakt.

Molí d´en Pau
Parròquia de Santa Maria de Sineu
Öffentliche Bahnradbahn

Seitlich bewindet ging es an leider recht stark befahrenen Straßen nach Inca. Und von dort ohne Umwege weiter nach Muro. Auch hier hätte ich gerne mehr Zeit verbracht, aber die innere Unruhe ließ keine Kaffeepause zu. Über Can Picafort ging es schließlich zurück. Tatsächlich war ich noch vor 13 Uhr da. Einen Kaffee und ein Stück Kuchen hätte ich locker geschafft. Aber ich konnte den Gegenwind auf den letzten knapp 30 km nicht einschätzen. Auch die mögliche Erschöpfung der letzten Tage wollte ich nicht unterschätzen. Ein Stück Kuchen gab es trotzdem. Im Hotel. Sicherlich ist da qualitativ aber noch Luft nach oben.

Muro

Kurz vor Can Picafort machte ich noch einen Stop bei einer großen Schafherde und musste an mich halten, um nicht laut loszuprusten. Tatsächlich meint man, je länger man sich das Ge“mähe“ anhört verschiedene Charaktere heraus zu hören. Von der mies gelaunten Alten bis zum Teenager, (wenige) gut gelaunte Schafe und viele, die einfach nur ihren Senf dazu geben müssen.

Wer lästert denn da?

Der Tag ingesamt war heute recht frisch. Trotzdem wollte ich noch einmal ins Meer. Doch mit der seichten Bucht von vorgestern hatte das Wasser heute nicht viel gemein. Nachdem gestern noch rot geflaggt war hing heute nur noch die gelbe Flagge, aber ich kam mir beim schwimmen ein bisschen vor wie in einer Waschmaschine. Deswegen hatte ich nach wenigen Metern schon die Nase voll (oder vielmehr die Nasenhöhlen gespült). Auch wenn der Bikini hinter von oben bis unten voller Sand war, war das noch einmal schön.

Tag 6 – Das war´s schon?

Heute ist der Tag der Abreise gekommen. Ich sitze auf gepackten Koffern und warte auf den Bus zum Flughafen. Rückblickend ging die Zeit viel zu schnell herum, aber es war ein großartiger Urlaub und meine erste Radreise im Ausland. Definitiv kann ich die Faszination verstehe, die Rennradfahrer jedes Jahr wieder auf die Insel ziehen. Noch einmal etwas Sommer im Herbst genießen, größtenteils tolle Wege und Straßen zum Radfahren und unterschiedlich anspruchsvolle Touren auf relativ kleinem Raum machen Mallorca wirklich zur idealen Radfahrinsel. Die Autofahrer sind hier deutlich geduldiger und sozialer als in Deutschland und nur selten fühlte ich mich auf den Straßen gedrängt oder gestresst. Drei Dinge würde ich jedoch beim nächsten Mal anders machen. Zum einen ist eine Woche etwas kurz, daher würde ich beim nächsten Mal 10 Tage buchen. Außerdem würde ich vermutlich mit jemandem reisen, denn eigentlich hatte ich vor viel Mandelkuchen zu essen und die Cafés kennenzulernen. Alleine fühlte ich mich da jedoch nicht wohl, weshalb ich das nicht gemacht habe. Das wäre auch der dritte Punkt, den ich ändern würde: mehr einkehren und nicht all inclusive buchen. Das erhöht die Flexibilität und lässt einen entspannt sich in ein beliebiges Café setzen. So hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich auch im Hotel Kuchen essen könne….

Beim Blick aus dem Fenster stelle ich fest, dass es angefangen hat zu regnen. Das macht den Abschied von der Insel leichter. Vielen Dank, Mallorca, für die Schöne Zeit und te veo de nuevo pronto!