Schwimmen statt radeln

Das neue Jahr bot wettertechnisch bisher wenig Abwechslung, dafür jedoch Grautöne in jeder Schattierung und viele Niederschläge, sodass ich nicht traurig war, dass ich dieses Wochenende fast nur im Wasser verbrachte. Nachdem mir bereits zwei Freunde (Jenny und Matthias) begeistert von einem Kraul-Camp erzählt hatten, war ich neugierig und meldete mich kurzerhand an.

Besagtes Kraul-Camp findet regelmäßig (etwa 10x jährlich) im Hotel am Vitalpark in Heilbad Heiligenstadt statt und wird angeboten von H2O-Bloxx. Gründer von H2O-Bloxx und unser Trainer ist Marco Henrichs, der neben seiner Schwimmtrainerausbildung auch Athletik- und Ausdauertrainer sowie Spezialist für Freiwasser- und Langstreckenschwimmen und das Schwimmen im Triathlon ist. Das machte es für mich besonders interessant, da ich mich gerne an längere Distanzen wagen und mich in diesem Jahr erstmalig im Triathlon versuchen möchte. Ganz günstig sollte das Camp nicht werden, denn ich gönnte mir die Übernachtung und Verpflegung im Hotel, um mich voll und ganz auf das Camp konzentrieren zu können.

Freitag reiste ich am späten Nachmittag an und bezog in aller Ruhe mein Zimmer, bevor es um 18 Uhr mit einer Begrüßung los ging. Außer mir waren acht weitere Sportler angereist, zum Teil aus Erfurt, Lüneburg, dem Bückeburger Raum, Süddeutschland und dem Ruhrgebiet. Demnach hatte ich mit 45 km die kürzeste Anreise.

Beim Kennenlernen stellte sich schnell heraus, dass die meisten Teilnehmer bereits mehrjährige Triathlonerfahrung hatten und viele auch regelmäßig am Schwimmtraining im Verein teilnehmen. Auch die aufgerufenen Schwimmzeiten schüchterten mich etwas ein. Trotzdem ging ich möglichst unbefangen in die erste etwa 80-minütige Einheit und stellte schnell fest, dass ein oder zwei Teilnehmer sehr schnell waren und der ein- oder andere eine tolle und saubere Technik hatte, dass ich mich aber keineswegs verstecken musste. Wir starteten mit einem Aufwärmen und einigen Übungen, bevor es an die Sprints und Videoaufnahmen ging. Ich muss gestehen, dass ich im ganzen Trubel vergessen habe, was genau wir am Freitag in welcher Reihenfolge gemacht haben. Bei den Videoaufnahmen nahm Marco uns aus drei Perspektiven auf, um unsere Schwachstellen aufzudecken. Im Sprint nahm Marco die Zeiten auf 25 und 200m. 200m sind für mich in etwas das, was auch ein 800m-Lauf ist. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Kein Sprint, aber auch keine Ausdauerdistanz, also ziemlich unangenehm. Trotzdem gab ich alles und war recht zufrieden mit meinen Zeiten.

Auf geht’s!

Gegen 20:30 Uhr gab es endlich im Hotel Abendessen und wir verabschiedeten uns gegen 22 Uhr alle relativ zügig ins Bett. Das Klima unter den Teilnehmern war am ersten Abend – wie soll ich sagen – irgendwie seltsam. Richtige Gespräche kamen nicht auf und als Nicht-Triathlet hatte man das Gefühl irgendwie nicht so ganz ernst genommen zu werden. Meine Rettung war aber Katharina aus Lüneburg (es muss am gemeinsamen Job liegen…), mit der ich mich zum Glück gut unterhalten konnte. Nur saß sie beim Essen irgendwie immer zu weit weg… Die anderen Teilnehmer tauten bis Sonntag größtenteils auch noch etwas auf, sodass die Runde zumindest ein bisschen kommunikativer wurde.

Ich schlief wie ein Stein und wurde am nächsten Morgen wirklich erst um 6.50 Uhr von meinem Wecker geweckt. Noch etwas müde, aber eigentlich ausgeruht schlüpfte ich in meine Klamotten und ging zum ersten kleinen Frühstück, da die erste Trainingseinheit bereits um 8 Uhr begann. Am Vormittag wurden der Front-Quadrant Kraulstil axial (also eher schmal) und schulterbreit, Beinarbeit und Atmung thematisiert und trainiert. Wie bei allen Einheiten wechselten wir lustig durch die Batterie an Materialien: Brett, Kurzflossen und Pullbuoy, lediglich die Paddles nutzten wir nicht.

Atmungsübung am Beckenrand

Nach 90 Minuten Training hatten wir nur kurz Zeit zum Duschen und für ein zweites Frühstück, bevor es um 11 Uhr mit dem Theorieblock weiterging. Diesen hielt Marco kurz. Er ging einmal auf das Thema Superkompensation und Trainingsintensitäten ein und ermahnte uns, wenig im mittleren HF-Bereich zu trainieren, sondern eher in den äußeren Bereichen, also Grundlagenausdauer 1 und Sprintschnelligkeit. Da muss ich wirklich – zumindest gelegentlich – etwas verändern, da ich beim Schwimmen meistens nur im Grundlagenbereich trainiere und beim Radfahren und Laufen immer den zu hohen mittleren Zonen. Echte Sprintübungen mache ich beim Radfahren höchstens indoor, beim Schwimmen mit einer zu geringen Intensität und zu langer Distanz und auch beim Laufen mit zu langen Distanzen. Marcos Tipp: Lieber weniger Schwimm-Sprintintervalle mit maximal 25m, diese aber am Puls- und Frequenzlimit. Hier solle ich mit Abgangszeiten arbeiten. Also beispielsweise alle 50s in den Sprint starten und die verbleibende Zeit zur Regeneration nutzen.

In der Videoanalyse zeigte er uns allen in Zeitlupe unsere Schwachstellen. Meine größten waren definitiv der zu hohe Kopf und der zu lange Arm in der Zug- und Druckphase. Dafür war der Beinschlag gar nicht so übel wie ich immer dachte. Beide Baustellen bekam ich in der Kürze der Zeit natürlich nicht ausgemerzt, aber zumindest weiß ich, woran ich in Zukunft arbeiten kann.

Es folgten einige Stunden Freizeit, die ich dazu nutzte, einzukaufen (Bananen, Kekse und Getränke) und mich bei zwei kurzen Saunagängen etwas zu erholen. Die restliche Zeit verbrachte ich dösend und fernsehguckend auf dem Bett, bevor es um 17 Uhr weiterging.

Das dritte Training war das Forderndste. Marcos Ton wurde kurz etwas schärfer, als vielen von uns am „Pendeln“ beim axialen Kraulen scheiterten. Einige pendelten zu viel und drehten aktiv den Kopf, andere zu wenig und schließlich ging er nach verschiedenen Übungsansätzen zu einer anderen Übung über. Es folgte eine Übung für den Umgang mit (Luft-)Stress. Dazu tauchten wir mit Kurzflossen bis zu Beckenmitte an und durch einen Ring hindurch und kraulten so schnell wie möglich die Bahn zu Ende. Prompt meldete sich bei mir ein Krampf und ich war froh, dass es nur zwei Durchgänge dieser Übung gab. Beim erneuten 25m Sprint verbesserten sich alle Zeiten 8bei mir von 20,02 auf 17,58s ( jeweils beim Wasserstart), was dafür spricht, dass zumindest einige Tipps auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Wir übten zwei Varianten des Orientierungsblicks, der im Freiwasser und beim Triathlon wichtig ist. Während man sich beim Wasserballkraul mit kurzen geraden Kraulzügen nach oben drückt, nutzt man bei der anderen Variante den langen Arm, um sich etwas aus dem Wasser zu drücken. Abschließend probierten wir das Schwimmen im Wasserschatten, wobei ich dabei das Feld anführen sollte.

Wasserschatten – alle mir hinterher!

Nach einem opulenten Abendessen ging es recht früh ins Bett. Die Nacht war leider nicht gut. Zunächst konnte ich nicht einschlafen, dann quälten mich gleich drei Alpträume.

Am nächsten Morgen erwachte ich gegen 6.30 Uhr ziemlich gerädert und mit einem leichten Ziehen in den Schultern. Beim Frühstück erfuhr ich, dass es den anderen auch nicht viel besser ging. Wir wussten, dass heute noch zwei Angstgegner auf uns warten. Ein erneutes 200m Schwimmen und die Rollwende.

Wir begannen das Training mit einer Wiederholung und selbstständigem Korrekturschwimmen und kamen recht bald zum Schwerpunkt Freiwasser. Zunächst übten wir die Atmung zur Schulter bei seitlichen Wellen, die wir selbst durch Schwimmbretter am Beckenrand erzeugten. Dann ging es daran, eine Boje schnell, auf kürzestem Weg und ohne dabei viel Geschwindigkeit zu verlieren zum umschwimmen. Anschließend machten wir eine kleine Pause, um anschließend in der 200m-Distanz noch einmal alles zu geben. Die meisten Teilnehmer verbesserten sich, trotz der Vorbelastung. Nur wenige waren so erschöpft, dass sie die 200m nicht ohne Pausen beenden konnte. Ich verbesserte mich um unglaubliche 21 Sekunden (von 3:29 auf 3:08 min!). Darauf war ich ziemlich stolz.

Rollwende

Abschließend übten wir die Rollwende, was bei vielen lustig aussah, da keiner von uns diese Rolle vorher beherrscht hatte. Ich bekam die Rolle zwar hin, aber der Abstand zum Beckenrand passte meistens nicht und ich brauchte beim Abstoßen viel zu viel Zeit zur Orientierung. Aber auch das kann ich zukünftig mal üben. Bis die Rollwende jedoch einen zeitlichen Vorteil gegenüber meiner Kippwende bringt (bei der ich glaube ich recht gut bin) wird es dauern…

Nach vier Einheiten an drei Tagen bin ich nun ziemlich erschöpft und habe soo viel Input bekommen, dass hoffe, zukünftig das ein oder andere umzusetzen. Vielleicht buche ich mir im Sommer oder Herbst noch einmal ein Einzeltraining. Auch diese bietet Marco an, wenn er in Heilbad Heiligenstadt ist.

Gruppenbild

Meinen Schwimmanteil werde ich jedoch zukünftig nicht erhöhen, sondern ihn bei etwas einmal die Woche belassen, sodass sich vermutlich keine sprunghaften Verbesserungen einstellen werden. Jedoch werde ich mehr auf die Techniktipps achten und die Sprints einbauen.

Ich lege ein Training wie dieses jedem ans Herz, der sein Kraulen verbessern möchte. Zwar richtet sich der Kurs auch an Anfänger, ich weiß aber nicht, ob die Frustration nicht etwas hoch wäre. Besser wäre hier vielleicht ein reiner Anfängerkurs oder ein Einzelcoaching.

(Die Bilder am und im Wasser stammen alle von Marco Henrichs.)

2022 – das Jahr der vielen „Ersten-Male“

Erste RTF, erste Rennen, erste 200er-Touren, erstes Fahren mit online-Bekanntschaften, erstes Rennrad und erstes Bikefitting. Dieses Jahr war definitiv ereignisreich. Neben den genannten Dingen habe ich auch mich im SUP-Paddeln und MTB-Fahren versucht. Eine kurze Übersicht bekommt ihr hier, lest auch sehr gerne noch einmal in die Beiträge rein.

Januar-März

Nach der Tour d´Zwift, die ich übrigens auch zum ersten Mal abschloss, meldete ich mich im Februar zu Tour d´Energie bei Göttingen an. Als Vorbereitung startete ich bei meiner ersten Radtourenfahrt (RTF) in Gieboldehausen und fuhr dort ganz optimistisch mit dem Rad hin. Dass ich den Großteil der Strecke alleine zurücklegte, war so nicht geplant. Ich denke, dass ich auch im nächsten Jahr wieder beim dieser schönen Veranstaltung starten werde, dieses Mal aber mental besser darauf eingestellt…. Vielleicht bin ich 2023 auch vorher nicht krank :).

April

Krank war ich auch kurz vor meinem nächsten Event, der TdE. Ihr seht: es lief richtig gut bei mir. Auch dieses Rennen – meine Premiere auf dem Rad mit Zeitmessung – lief nicht ganz so wie geplant, da ich kaum trainieren konnte. Auch hier war ich viele Kilometer Einzelkämpferin und hatte mit Krämpfen zu tun. Im Ziel war ich alleine und unzufrieden mit meiner Leistung, weshalb auch dieses Rennen nicht zu meinen Lieblingserlebnissen des Jahres zählt.

Mai

Mit weniger Druck ging es auf ein paar längere Touren alleine. Bei bombastischem Wetter zur Marienburg und eine Graveltour, die für ein MTB besser gewesen wäre, mir aber sehr viel Spaß gemacht hat.

Am Himmelfahrtswochenende fuhr ich am Donnerstag 190 km zu meiner Schwester und kämpfte mich sieben sonnige Stunden gegen den Nordwind. Am Samstag ging es zurück, leider mit Panne. Trotzdem machte ich an diesem Tag meine ersten 200km voll, da ich noch einen kleinen Umweg einplante.

Juni

Die nächste Langdistanz nahm ich mit meinem Radbuddy Kai zwei Wochen später in Angriff. Stets hügelig ging es mit etlichen Höhenmetern ins schöne Erfurt und selbstverständlich auch zurück. Die 230 km (meine längste Tour bisher) überforderte mich leider ziemlich und ich war extrem dankbar, dass ich viel Windschatten fahren durfte.

Juli

Der Juli führte mich zu einem Gesangsworkshop nach Italien. Viel Radfahren ließen Hitze und Zeit nicht zu, aber die gemachten Touren waren für mich etwas Besonderes und natürlich auch das Sightseeing in Florenz und Volterra. Wer es noch nicht getan hat – schaut euch den Beitrag nochmal an. Die Bilder zeigen es ganz gut 🙂

August

Mein zweites großes Rennen stand im Spätsommer an. In Hamburg startete ich bei der Cyclassics und es lief super, tolle Gruppe, bombastisches Tempo, bis mich eine Reißzwecke bei km 80 ausbremste. Irgendwie zeigte sich das ganze Jahr ziemlich unperfekt. Aber durch das Rennen und auch die Panne lernte ich tolle Menschen kennen. Für 2023 bin ich bereits angemeldet, um das Rennen einmal zu meiner Zufriedenheit zu beenden.

Kurz darauf nahm ich mit einigen Freunden an der Großen Weserrunde teil und fuhr dort 200km. Die Übernachtung zuvor war legendär 😂…

September – Oktober

Perfekt war aber, dass ich nach vier Jahren Pause so ganz vorsichtig wieder mit dem Laufen starten konnte. Mehr als 10 km (im Training nur 5-8) werde ich nicht mehr laufen, aber schon das macht mich ziemlich glücklich.

Ein weiteres Highlight – wenngleich das Wetter das anders sah – war meine Radtour nach Dresden, bei der ich eine Übernachtung in Leipzig einlegte. Die zweite Hälfte der Tour legte ich mit einer Bekanntschaft aus dem Internet zurück. Andy begleitete mich und bot mir Unterschlupf und eine ausführliche Stadtführung in Dresden. Ein tolles Wochenende und eine Bekanntschaft, die hoffentlich nicht im Sande verläuft.

November – Dezember

Ende des Jahres traf mein neues Schmuckstück, mein Carbon-Rennrad ein, welches bisher fast nur im Flur sein Dasein fristet. Der Einzige Ausflug bisher ging (im Kofferraum) zum Bikefitting nach Leinefelde.

Nun lasse ich das Jahr ausklingen und starte am 31. noch bei meinem ersten Lauf seit sehr langer Zeit. Dort werde ich ohne viel Training mal versuchen 5 km am Seeburger See in einer halbwegs akzeptablen Zeit zu absolvieren.

Daten und Zahlen

PoloStrava gibt das Sportjahr nur noch den Bezahlabbonenten frei. Das ist schade, aber an einige Zahlen komme ich auch so :).

Schwimmen: 68 Einheiten – Zeit: 30h 50 – Distanz: 90,54 km

Laufen: 14 Einheiten – Zeit: 7h 36 – Distanz:81 km – 913 Höhenmeter

Radfahren: 172 Einheiten – Zeit: 290h 57 – Distanz: 7.809 km – 62.337 Höhenmeter

West-Ost-Tour

Oder: Der große Kleidungsbelastungstest….

Durch eine berufliche Veränderung war das Radfahren die letzten Wochen etwas kurz gekommen, weshalb ich gerne das verlängerte Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit nutzen wollte, um ein paar Kilometer auf neuen Wegen zurückzulegen. Was lag da näher, als zur Feier des Tages der Wiedervereinigung weit in die ehemalige DDR zu fahren? Die Zielsuche gestaltete sich als relativ einfach, da ich gerne Andy – eine Facebook-Radbekanntschaft aus Dresden treffen wollte. An einem Tag fahre ich keine 300 km, weshalb ich einen Zwischenstopp in Leipzig einplante.

Die Wetterprognose war anfangs noch ganz nett, verschlechterte sich aber zusehends, sodass ich erst nicht sicher war, ob ich das Ganze nicht doch lassen sollte. Das Hotel in Leipzig war nicht stornierbar, weshalb ich mir selbst in den Allerwertesten trat und mich am Samstagmorgen um 6.45 Uhr auf den Weg machte. Die Tour hatte ich zuvor mal wieder mit komoot geplant und war bei der ersten Etappe von 770 hm ausgegangen. Aber Pustekuchen. Auf den Rox übertragen war plötzlich von über 1000 hm die Rede. Na herzlichen Dank. Es sollte also nichts mit einer flachen Tour werden… Mit voll bepackter „Arschrakete“ – die große Satteltasche – Rahmen- und Oberrohrtasche und gut befülltem Futterbeutel ging es los. Zunächst mit kurzer Hose und den neuen Beinlingen von Craft, Trikot, Armlingen und Regenjacke. Schon auf dem ersten Kilometer begannen die Beinlinge zu rutschen, was leider auch den ganzen Tag über immer wieder passierte, da weder sie noch meine Hose eine Gummierung haben.

Sonnenaufgang
Mensch, Craft, das geht doch besser

Sehr, sehr lästig… Dafür bekam ich ein schönes Morgenrot zu sehen, bevor es nach 8 km begann zu regnen. Also zog ich in Barbis auch die lange Regenhose an und war ab da als rotes Michelin-Mädchen unterwegs.

In voller Montur

Bald hatte ich Niedersachsen verlassen und befand mich „drüben“. Auf noch bekannten Wegen fuhr ich mal im Niesel-, mal im Landregen nach Nordhausen und von dort aus weiter den ebenfalls mehrfach gefahrenen Radweg parallel zur Nordhäuser Straße gen Osten. Zum Glück kam der Wind meist von hinten, gelegentlich jedoch auch böig von der Seite. Bald überfuhr ich die nächste Landesgrenze und landete bei Berga in Sachsen-Anhalt. Der Regen ließ nach und ich zog spontan die Regenhose aus um sie fünf Kilometer später bei Roßla wieder anzuziehen. In Sangerhausen war ich bei zwei Hügeln kurz am Zweifeln, ob ich das Ganze überhaupt packen würde. Danach kamen zwar nur noch wenige schlimme Höhenmeter, aber immer wieder kurze knackige Rampen. Bei einer derselbigen merkte ich plötzlich ein Reißen an der Hose. Der Klettverschluss am Bein der Regenhose hatte sich gelöst und das Kettenblatt sich in der jetzt zu lockeren Hose verbissen. Also hat leider auch die VAUDE Regenhose den Stresstest nicht so richtig bestanden.

Sangerhausen

Davon ließ ich mich nicht aufhalten und fuhr mit einigen Pausen, teilweise in zugigen und mit Erbrochenem dekorierten Bushaltestellen weiter. Ab Halle fuhr ich überwiegend entlang der Weißen Elster (mit einem unnötig hügeligen Abstecher nach Schkeuditz) und war mir nichts, dir nichts in Sachsen. Es wurde auch Zeit, denn ich war langsam wirklich platt. Mein Hotel erreichte ich schließlich nach knapp 170 km, von denen immerhin etwa 40 trocken waren.

Nach einer ausführlichen Dusche machte ich mich zu Fuß auf in die etwa drei Kilometer entfernte Innenstadt, die ich ja bereits durch einige Besuche kannte. Trotzdem spazierte ich die wichtigsten und für mich hübschesten Plätze der Innenstadt ab (natürlich an der Thomaskirche vorbei quer durch die Stadt bis zum Augustusplatz und parallel wieder zurück, vorbei an der Nikolaikirche und über den Marktplatz) und lauschte eine Weile einem Sänger vor Auerbachs Keller. Irgendwann machte ich mich auf den Rückweg.

Da mein Handy kaum noch Akku hatte, schaltete ich es vorsichtshalber aus. Als ich es zum Navigieren wieder einschalten wollte, verlangte es plötzlich den PIN der SIM-Karte. Das war mir bis dahin noch nie passiert…. Den hatte ich natürlich nicht zur Hand, sondern zu Hause, und wurde etwas nervös. Erst einmal musste ich aber etwas essen und bestellte mir in einer Dönerbude ein paar Falafel und bat den Verkäufer, ob ich sein Handy nutzen dürfte, um meine Radverabredung für den Folgetag zu koordinieren. Leider fiel mir aber auch mein Facebook-Passwort nicht ein… Etwas verzweifelt ging ich in Richtung Hotel (zum Glück ist mein Orientierungssinn nicht soo schlecht). Auf dem Weg dorthin sprach ich noch einen jungen Herrn mit einem Coffee Bike an und schilderte ihm meine Lage. Er erlaubte mir, mit seinem Profil meiner Radverabredung zu schreiben. Blöd nur, dass ich dessen Nickname nicht exakt im Kopf hatte und ihn nicht fand. Zurück im Hotel hatte ich mein Handy und die Radbegleitung abgeschrieben, als mir einfiel, dass ich es ja ohne SIM-Karte probieren könnte. Also am Empfang eine Büroklammer ergattert und die SIM-Karte rausgebastelt. So konnte ich wenigstens mit WLAN mein Handy nutzen. Was für eine Erleichterung.

Ziemlich müde wollte ich gegen 21.30 Uhr schlafen. Dazu kam es aber leider bis nach 24 Uhr nicht, da Straßenbahnen, feiernde Leute, Sirenen & Co. alles gaben, um die stilleverwöhnte Diva wachzuhalten.

Gegen 5.30 Uhr war die Nacht wieder zu Ende, obwohl es draußen erstaunlich leise war. Ich packte meine Sachen und schlug um 7.01 Uhr zum Frühstück auf. Merke: wenn Vietnamesen schreiben, dass es ab 7 Uhr Frühstück gibt, heißt es, dass es ab 7 Uhr langsam aufgebaut wird. Sehr charmant fand ich aber, dass der Mitarbeiter mit jeder Lebensmittellieferung, die er ans Buffett bringen wollte erst zu mir kam. Und das obwohl ich ihm mehrfach sagte, dass er ganz in Ruhe aufbauen solle und ich mir dann etwas hole.

Um 8.30 Uhr war ich mit Andy und seinem Freund Stephan am Hotel verabredet. Stephan durfte ich meine Klamotten ins Auto werfen (die er mit nach Dresden nahm) und schon war mein Rad nur noch halb so schwer. Auch das Wetter versprach etwas besser zu werden, daher nahm ich auch nur die Regenjacke mit und verzichtete auf die Regenhose. Zum Austausch ließ er mir Andy als Radbegleitung da. Der hatte aber sein eigenes Rad und war daher kein Ballast. Irgendwie seltsam, wenn man sich nur vom Schreiben her kennt und keine Ahnung hat, ob man sich leiden kann und wie weit man leistungsmäßig auseinander ist. Ein leicht flaues Gefühl hatte ich schon, was sich aber schnell verflüchtigte. Mit Andy fuhr ich quer durch Leipzig und er legte ein ganz schönes Tempo vor. Ab dem Völkerschlachtsdenkmal hatten wir halbwegs freie Fahrt und ich gab alles, um halbwegs dran zu bleiben. Trotzdem musste ich doch um eine Reduzierung des Tempos bitten. Ob es an der Tour am Vortag lag oder einfach der zu großen Leistungsdifferenz, ich weiß es nicht. Ich tippe aber auf ersteres, da mich die kleinsten Hügel zum Schnaufen brachten. (Memo an mich: mein Asthmaspray ist schon seit längerem alle – vielleicht mal bei Gelegenheit ein neues besorgen…).

Die ersten 80 km ging es lustig auf und ab. Selten ganz schlimm, aber es war stets hügelig. Ab Zehren fuhren wir auf dem Elberadweg und gönnten uns nur noch einen Anstieg auf die Burg in Meißen.

15 km vor Dresden bekam ich einen Hungerast. Mein Brötchen hatte ich schon lange vorher gegessen und lief plötzlich auf der letzten Rille. Dankenswerter Weise half mir Andy mit einem Riegel aus, sodass es irgendwie doch noch bis in die Dresdner Innenstadt schaffte, in der wir erst einmal Currywurst und Pommes verdrückten. Gestärkt schaffte ich auch noch die Runde durch den Großen Garten. Dann waren es auch nur noch wenige Meter bis zum Ziel und wir stellten die Räder nach 131 km ab. Ich ziemlich kaputt, Andy nicht so. Aber gut, beim nächsten Mal tobe ich mich am Vortag vielleicht nicht so aus…

Den Nachmittag nutzten wir ausführlich und er zeigte mir viele tolle Orte der Stadt. Nach einem kräftigen Platzregen beispielsweise das Schloss Albrechtsberg aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, welches auf der anderen Elbseite liegt und einen tollen Blick über Dresden bietet. Erbaut wurde es für den jüngsten Bruder Wilhelm des I. Wir schauten uns die vorgelagerten Weinberge, das Blaue Wunder, und die Gärten rund um das Schloss an.

Anschließend setzten wir unsere Tour in der Innenstadt fort. In dieser war ich zuletzt vor knapp 20 Jahren und konnte mich nur an wenig erinnern. Die Frauenkirche war damals noch nicht ganz fertig gestellt. Sie beeindruckte mich ziemlich. Am Fürstenzug, der aus 102 m die 34 Herrscher aus dem Geschlecht der Wettiner darstellt, spekulierten wir über die Bedeutung einiger lustiger Beinamen wie Dietrich der Bedrängte, Albrecht der Entartete und Friedrich der Gebissene.

In der Dämmerung und den nächsten aufziehenden düsteren Wolken wechselten wir noch einmal die Elbseite und schauten uns den Goldenen Reiter und – viel wichtiger – die Eisdiele von Terence Hill an. Wieder zurück über die Elbe ging es Richtung Zwinger, der im Moment eine ziemliche Baustelle ist. Dort erwischte uns auch der nächste Schauer, bei dem wir uns aber zum Glück unterstellen konnten. Nach einem leckeren Abendessen ging es auch ziemlich bald in die Federn.

Am Montag ging es zurück nach Hause, mit einem kleinen Abstecher zur Burg Kriebstein, der schönsten Ritterburg Sachsens, die ab 1384 gebaut und oft erweitert, umgebaut und den Geschmäckern der Zeit angepasst wurde. Zu ihr hoch führt die steilste Straße Sachsens mit 24 %. Vielleicht mal eine Radherausforderung…..

Alles in allem ein anstrengendes, aber trotz des mistigen Wetters ein schönes Wochenende, was mich zwar müde, aber mit dem Gefühl zurücklässt, es optimal genutzt zu haben. Einen großen Dank nochmal an Stephan für den Gepäckshuttle und Andy für die schöne Tour und Geduld und die Stadtführung.

Neben der kaputten Hose und den rutschenden Beinlingen hat es übrigens auch die Regenjacke erwischt. Da ist die Verschweißung der Naht im Nacken aufgegangen. Lief also richtig gut für meine Bekleidung…

Laufversuch und mit dem Rad zum Frühstück nach Braunlage

Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt weiß, dass ich aufgrund von Arthrose in den Großzehengrundgelenken im November 2018 das Laufen an den Nagel gehängt habe. Mit den Schmerzen machte es für mich einfach keinen Sinn mehr. Seit einigen Monaten bin ich jedoch wieder überwiegend schmerzfrei, weshalb ich dachte, dass ich es gerne wieder probieren würde. Keine Extreme und keine langen Strecken, das würde sicherlich nicht gut gehen, aber eine Handvoll Kilometer mal wieder laufend zurücklegen können wäre toll.

Letzte Woche bestellte ich mir neue Laufschuhe (so etwas habe ich die letzten vier Jahre ja nicht besessen) und zwar die Hoka Carbon X3. Mit ihrer Carbonsohle haben sie eine sehr hohe Steifigkeit, die meinen Zeh hoffentlich entlasten sollte. Da ich es auf ein Sonderangebot angelegt hatte sind sie leider minimal zu klein, aber blaue Zehennägel hole ich mir hoffentlich trotzdem nicht. Es dauerte fast eine Woche bis ich mich traute zu laufen. Was daran so schwierig ist? Vermutlich der Druck an mich selbst. Natürlich wäre ich enttäuscht, nach zwei Kilometern gehen zu müssen oder hatte auch Angst davor, dass die Schmerzen wiederkommen. Die Sonne lachte jedoch, der Morgen begann großartig, also schnürte ich die Schuhe und los ging´s. Ich wählte ganz optimistisch gleich eine wellige Strecke und auch wenn sich die Beine etwas schwer anfühlten lief es sich recht gut. Über den Papenberg ging es zurück nach Herzberg und einmal um den Jues und ich hatte zum Schluss tatsächlich 5,5 km auf der Uhr mit einer Pace von 6 min/km. Damit bin ich für den Start extrem zufrieden. Jetzt heißt es nur Däumchen drücken, dass es auch so bleibt….

Nachmittags ging es mit meinem neuen Kollegium nach Northeim zum Stand Up Paddeln. Unsere Schule hat reichlich Bretter und so konnten alle, die Lust darauf hatten bei super Temperaturen (warum auch immer hatte ich den langen Neo eingepackt, mich dann aber für den Badeanzug entschieden) aber kräftigem Wind eine Runde auf dem Kiessee paddeln.

Nach den beiden Sporteinheiten wachte ich heute Morgen mit leichtem wohligem Muskelkater auf, der aber nach dem ersten Frühstück gleich vertrieben werden sollte. Mein Pannenretter Stefan aus Hamburg (Cyclassics) hatte mich zusammen mit seiner Frau Inken auf einen Kaffee in ihr gemeinsames Ferienhaus (ein wunderschönes Blockhaus) in Braunlage eingeladen. Da ich ihm sowieso etwas schuldig war, bot ich an, zum Frühstück vorbeizukommen und Brötchen mitzubringen.

Um 7.30 Uhr ging es los. Leider hatte ich auf den ersten Kilometern bis zur Odertalsperre mit kräftigem Gegenwind zu tun. Ab dem Anstieg Höhe Rinderstall wurde es aber besser, trotzdem brauchte ich für die ersten 15 km länger als geplant. der lange Anstieg zog sich quälend lang und ich hatte das Gefühl kaum vom Fleck zu kommen. Kurz vor dem Ende kam mir ein Radfahrer entgegen, der mir schwer bekannt vorkam. Kai war eine ähnliche Runde anders herum gefahren und begleitete mich noch die letzten Meter bis zur Bergkuppe. Den Rest schaffte ich gut alleine und stand um 8.58 Uhr beim Bäcker. Die avisierten 9 Uhr schaffte ich nicht ganz pünktlich, aber wir hatten ja auch AB 9 Uhr vereinbart. Ich wählte den Bäcker mit der längsten Schlange (was eine gute Entscheidung war) und fuhr die letzten Meter bis zum Feriendomizil in der Nähe des Bodefalls. Dort erwarteten mich die beiden schon winkend und sehr herzlich und hatten ein tolles Frühstück aufgefahren. Ich verbrachte dort ein paar schöne Stunden und durfte mich noch ins Gästebuch eintragen und das Blockhaus besichtigen, was die beiden zum Großteil selbst errichtet hatten. Sicherlich sehen wir uns mal wieder. Sei es in Hamburg, Herzberg oder Braunlage.

Schließlich musste ich mich aber doch loseisen und setzte meine Tour in Richtung Oderteich fort. Nach dem Anstieg dort hoch war das Schlimmste an Höhenmetern geschafft. Der Sonnenberg hatte nun keinen großen Schrecken mehr. Kurz vor der Kuppe des Sonnenbergs hatte ich zwei Rennradfahrer im Nacken, die ich bis zum Ortsausgang St. Andreasberg leider wieder verloren hatte. Bergab kann ich… Trotzdem wäre etwas Begleitung nett gewesen, denn im Siebertal traf ich wider erwarten leider wieder auf Gegenwind. Trotzdem lief es ganz gut und ich entschied mich, nach einem kurzen Stop zu Hause noch nach Hattorf zum Flugplatzfest weiterzufahren um dort noch einen Crêpe zu essen und den Kunstfliegern zuzuschauen. So kam ich auf 77 km mit 850 hm (komoot hatte etwas mehr berechnet). Eine tolle spätsommerliche Tour mit netten Begegnungen. Ich habe sie sehr genossen und freue mich, dass das Bergfahren immer besser klappt. 🙂

Die 12. Große Weserrunde 2022

Vor zwei Jahren hatte ich einen Startplatz für die Große Weserrunde mit Start in Rinteln gewonnen. 2020 entfiel dieses Event allerdings und im Jahr 2021 war ich erkrankt. Die Veranstalter waren jedoch so großzügig, mich in diesem Jahr starten zu lassen. Angeboten werden Distanzen von 80 bis 350 k. Wir entschieden uns für die 200 km – eine Herausforderung, die aber nicht unmöglich ist. Ich fuhr nicht alleine, sondern nahm – schon ein bisschen schräg – meinen Exfreund Kai mit. Außerdem hatten sich auch Bernd aus Bad Grund und Jörg aus Hildesheim angemeldet. Kurzerhand buchten wir vier zwei Zimmer in einer seehr günstigen Unterkunft (20€ pro Person – ohne Frühstück). Entsprechend rustikal empfing uns der holländische Vermieter mit fleckigem bauchfreien T-Shirt in seinem Fachwerkhaus, das teilweise nach bester Heimwerkerkunst umgebaut, teilweise aber auch etwas naturbelassen war. Es war… interessant, aber für eine Nacht völlig ausreichend. Nur eine Badezimmertür wäre schön gewesen… Der Holländer räumte uns auch sogleich das TV Möbel aus dem Zimmer, damit wir unsere Räder dort parken konnten.

Abends gab es Pizza in Rinteln und dann versuchten wir zu schlafen, was mehr schlecht als recht gelang. Gespräche der Ukrainer, die ebenfalls in dem Haus untergebracht waren, knallende Autotüren, quietschende Reifen und mein lästiges ISG hielten mir neben Kais Geschnurchele (richtiges Schnarchen war es nicht) wach.

Bernd, ich, Kai und Jörg
Für den kleinen Hunger

Ein paar Stunden Schlaf bekam ich aber doch, bevor um 5 Uhr der Wecker klingelte. Wir zogen uns um, luden die Räder auf´s Auto und rollten nach Rinteln. Dort starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel mit unserem Frühstück, während kurze Zeit später auch Jörg und Bernd eintrudelten.

Um 7:02 ging es los und wir starteten mit einigen Mitfahrern flussaufwärts auf der östlichen Seite der Weser und rechneten ständig mit Regen. Anfangs noch in einer größeren Gruppe, splitteten wir uns nach einer Weile auf und verloren dabei auch Jörg und Bernd. Die Strecke war zwar beschildert, einige Schilder wiesen jedoch in die falsche Richtung, was mehrfach zu Irritationen führte. Der Regen ließ weiterhin auf sich warten. In der Nacht hatte es jedoch kräftig geregnet und gestürmt, sodass überall Zweige und Äste lagen. Bei einem Ausweichmanöver (bergauf und daher langsam) stürzte ein Fahrer und versuchte sich noch an mir abzustützen. Zum Glück stürzte ich aber nicht mit und auch ihm ist nichts passiert. Auch ein Erdrutsch und schlammige Überbleibsel überschwemmter Straßen begegneten uns und zeugten von einer wilden Nacht.

Nach der ersten Essenspause nach 50 km schlossen wir uns einem Team aus Minden (El Toro Radsport) an. Hier bekam ich nach und nach noch ein paar Infos zum Gruppenfahren in zwei Reihen. Das war wichtig, da ich ja auch immer wieder versucht habe Führungsarbeit zu übernehmen, aber nach 120 km einfach nicht mehr im Wind das Tempo halten konnte und kurz davor war, die Gruppe zu verlassen, um ja keinen Ärger mit den Mitfahrern zu provozieren. Da war ich für die Tipps sehr dankbar und es hat auch wunderbar funktioniert. Vielen Dank an die Herren für das Mitziehen.

Nicht so gut lief es für Kai, der nach 82 km einen Platten hatte. Ich sollte in der Gruppe weiterfahren. Leider kämpfte er recht lange mit dem Schlauchwechsel (Tubeless Ready Felgen sind etwas wunderbares…), sodass er uns vor der nächsten Pause nicht mehr einholte. Über Bodenwerder und Holzminden kamen wir schließlich zum Wendepunkt in Beverungen, wo Kai wieder etwas abgekämpft zu uns stieß wir Nudeln aßen und anschließend den Weg auf der westlichen Weserseite zurück nach Rinteln antraten. Ab dort hatte wir Gegenwind, der auch in der Gruppe Kräfte kostete.

Mit den roten Stieren
Kai ist wieder da!
Weiter geht’s…

Nach einer weiteren Stärkung bei etwa km 140 ging es in die Berge. Das WeserBERGland heißt nach nicht grundlos so. Ausgewiesen war die Strecke mit über 1600 hm, letztlich waren es wohl etwas über 1300. Blöderweise kamen die Anstiege zum Schluss und so kämpfte ich mich Berg um Berg und Anstieg um Anstieg weiter Richtung Ziel nicht ohne zwischendurch mal ein wenig zu hyperventilieren. Als der letzte Anstieg geschafft war, lag noch eine Abfahrt und ein paar letzte Kilometer vor uns, bevor wir glücklich ins Ziel einfuhren. Auf der Brücke fotografierte uns noch ein Fotograf oder Journalist, der uns später auch noch interviewte. Mal schauen, was mit diesem Interview passiert. 🙂

Wir holten uns unsere Urkunden ab und nutzten die Duschen, bevor wir uns aufs Essen stürzten. Überhaupt kulinarisch war die Weserrunde ein großes Vergnügen. Auch die Mitfahrer waren allesamt sehr sympathisch und man traf ein paar bekannte Gesichter. Wir kommen bestimmt gerne wieder, auch wenn die Höhenmeter am Ende schon eine ziemliche Zumutung sind ;)…. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal sogar Sonne? Wobei wir schon sehr glücklich waren, wider Erwarten trocken über den Tag zu kommen.

Cyclassics 2022

Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten

Gewinnspiele sind mein Ding und gelegentlich gewinnt man wirklich coole Dinge, wie zum Beispiel im letzten Jahr einen Startplatz für die 60 km Distanz bei den BEMER Cyclassics in Hamburg. Bereitgestellt hatte diesen sporting hamburg. Corona machte uns Startern im letzten Jahr jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn das Rennen wurde wenige Tage vorher abgesagt. In diesem Jahr sollte es aber wieder an den Start gehen. In der Zwischenzeit hatte ich mich dazu entschieden, auf 100 km umzumelden. Die Anfahrt sollte sich ja auch lohnen.

Bereits am Mittwoch fuhr ich nach Kühlungsborn um noch ein paar Tage am Wasser mitzunehmen. Mit dem Wetter hatte ich ziemlich Glück und erwischte lediglich einen Regentag. Die anderen beiden Tage verbrachte ich überwiegend am Strand und auch ein wenig auf dem Rad. Bei meiner kleinen 45 km-Runde legte ich auf auf den ersten 7 km bereits 100 hm zurück, indem ich die Kühlung überquerte. Ja, es gibt dort durchaus auch Hügel. Ein weiterer kleiner Anstieg erwartete mich am Bastorfer Leuchtturm. Vorher machte ich aber am Hafen in Rerik ein kleines Päuschen.

Über Strava hatte ich festgestellt, dass ein Bekannter aus dem Harz, mit dem ich vor etlichen Jahren mal auf den Brocken gelaufen war, ebenfalls in Kühlungsborn war. Aus einem Mal-kurz-hallo-sagen am Strand wurde ein ausgedehnter Strandtag mit Tobias, seinen Kids und Bekannten. Ich wurde auch zweimal zum SUP genötigt und war begeistert. Sicherlich ist mein Gleichgewichtssinn nicht der beste und auf dem kleineren Board landete ich auch zweimal im Wasser, aber es ist eine tolle Sportart, die ich dringend hier im Harz weiter ausüben möchte. Zwischen den zwei SUP-Einheiten schwamm ich auch noch 1000 m und hatte für diesen Tag mein Sportsoll definitiv erfüllt. Auch an den zwei Abenden, die ich noch in K´born verbrachte, war ich von der Gruppe eingeladen, zu den Musikevents mitzukommen. Das war schön, vor allem, da der zweite Abend mit einer Pink Floyd-Coverband (Who´s Pink) wirklich auch richtig gut war.

Am nächsten Tag schob ich mich innerhalb von drei Stunden im Auto durch Blechkolonnen von Kühlungsborn nach Hamburg. Irgendwann war ich dann auch im Hotel in der Nähe des Schanzenviertels angekommen. Das Zimmer war noch nicht fertig, weshalb ich mich zunächst zu Fuß auf den Weg zur Anmeldung machte. Die Anmeldung klappte reibungslos und ich traf noch auf einige (facebook-) Bekannte (Richard, und Tina, die ich bisher nur digital „kannte“ und Maik und Alain). Zusammen gönnten wir uns ein ein Weizen und schlenderten noch über die Expo. Dort griff ich noch einen Riegel ab und probierte die Druckwellenmassage bei Reboots aus. Ich hatte vor einiger Zeit einmal ein ähnliches No-Name-Produkt probiert, welches ich an den Knöcheln als eher unangenehm empfunden hatte. Dies war hier nicht der Fall. Von den Füßen her füllen sich nach und nach Kammern mit Luft und sorgen für eine Komprimierung und damit einer Lymphdrainage. Auf einer nicht zu hohen Stufe war das am Tag vor dem Rennen sehr angenehm.

Nach dem Bummel über die Expo ging nach und nach jeder seiner Wege. Meiner führte mich zurück ins Hotel und unter die Dusche. Danach ging ich ins Schanzenviertel, um etwas Essbares zu ergattern. Dies gelang mir auch. Die Cannelloni waren nicht weltbewegend, aber sie machten satt und waren preislich in Ordnung. Im Zimmer schaute ich noch ein bisschen fern und machte mich bald bettfertig. Das Zimmer ging nach hinten raus und war daher recht ruhig, sodass ich bis 5.58 Uhr schlief, zwei Minuten bevor der Wecker klingelt. Besser geht es nicht. Ich zog mir schnell etwas an und ging zum Frühstück, was auch super war. Anschließend belud ich mein Auto und präparierte mein Rad mit den Startnummern. Nur die Nummer am Lenker konnte ich noch nicht anbringen, da ein Kabelbinder im Startbeutel fehlte. Das holte ich aber bei der Startbeutelabgabe nach. Beim Servicepoint von Paul Lange überprüfte ich auch noch einmal den Luftdruck, damit auch ja nichts schiefgeht….

Am Eingang des Startbereichs L traf ich wieder auf Richard. Nach dem Start wuselte ich mich eine Weile durch und schloss mich einer überholenden Gruppe an. Diese war super und wuchs im Laufe des Rennens auch noch weiter an. Wir fuhren von vornherein ein beachtliches Tempo von 38 km/h und wurden auch nicht langsamer, da wir super starke Männer dabei hatten, die viel Führungsarbeit übernahmen. Ich war lediglich zweimal vorne und auch nur für wenige Kilometer. Im Wind war das nicht mein Wohlfühltempo. Im Sog lief es jedoch reibungslos und nur nach Kurven musste ich mehr reintreten und merkte da schon die Spannung in den Oberschenkeln und war immer wieder besorgt, von der Gruppe abzureißen, das Team sammelt mich aber immer wieder ein, sodass ich über lange Strecken nahezu entspannt mithalten konnte.

Über Schenefeld und Appen ging es flach bis Elmshorn, wo wir am Wendepunkt der Strecke ankamen, südlich führte uns der Weg wieder zurück Richtung Hamburg.

Ein bisschen Führungsarbeit habe ich auch übernommen. Hinter mir die großartige Gruppe, die mir ein bombastisches Tempo ermöglicht hat,

Bei Wedel, nach knapp 70 km passierte es. Plötzlich klang mein Reifen komisch und wurde schwammig und mein Blick nach untern bestätigte meine Vermutung – ich hatte einen Platten. Also ausgeschert und ohne nachzudenken das Hinterrad ausgebaut. Ich versuchte zunächst selbst den Mantel abzubekommen, was ich natürlich mal wieder nicht schaffte. Immerhin fand ich den Übeltäter, eine Reißzwecke, die sich in meinen Reifen verbissen hatte… Die Situation nervte mich unglaublich und ich war ziemlich sauer, enttäuscht und frustriert. Am liebsten hätte ich mich heulend an die Straße gesetzt, was mich aber irgendwie auch nicht weiter gebracht hätte. Da eilte mir ein Zuschauer zu Hilfe. Stefan Kahn (wir telefonierten am nächsten Tag noch, nachdem ich ihn im Netz ausfindig gemacht hatte. Der Tipp „google mal nach „Modellbau Hamburg“ half, nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Platten in Wedel passiert war), flitzte nach Hause um Werkzeug zu holen, während drei weitere Herren, die außerhalb des Rennens mir dem Rad unterwegs waren, sich meiner erbarmten und zu dritt irgendwann den Mantel von der Felge bekamen. Schlauch raus, neuer Schlauch rein, aufgepumpt und das Laufrad wieder eingebaut. Dann bekam ich noch einen großzügigen Anschubser und weiter ging es. Ich bin den Herren so unglaublich dankbar. Nur dank ihnen konnte ich das Rennen beenden. Zeit hatte es trotzdem gekostet. 20 Minuten hatte meine unfreiwillige Pause gedauert und alle schnellen Gruppen waren durch.

Die letzten 24 km war ich also als Einzelkämpferin (mit 4 bar auf dem Hinterrad) unterwegs und fand keinen Fahrer, er annähernd mein Tempo fuhr. Also Zähne zusammenbeißen und kämpfen. Den zweiten Verpflegungspunkt ließ ich (wie übrigens den ersten auch) links liegen und strampelte, was die Beine hergaben und zählte die Kilometer wie einen Countdown abwärts. Die einzigen Höhenmeter kamen jetzt, die aber eher Wellen als längere Anstiege waren. Und so konnte ich auch hier an den meisten gut vorbeifahren. Dies motivierte und pushte mich weiter. Als mein Countdown bei 10 km war, sah ich plötzlich ein Schild mit 4 km. Da fiel mir ein, dass jemand sagte, dass die Tour gar nicht 100 km lang sei. Ich mobilisierte noch einmal alle Kräfte und zog auf den letzten zwei Kilometern noch einmal das Tempo an. Zumindest habe ich ein Zieleinfahrtsfoto ohne störende Gruppe :).

Mit meinem Schnitt von 36,6 km/h bei Strava (mit Aufzeichnungs-Stop bei der Panne) könnte ich zufrieden sein, auch wenn ich weiß, dass ich mit der Gruppe locker einen 38er-Schnitt hätte ins Ziel fahren können. Was mich richtig wurmt ist das offizielle Tempo mit noch nicht einmal 33 km/h. Und einer nicht sehr grandiosen Platzierung. Wäre nichts passiert, wäre ich im vordersten Fünftel gelandet. Aber…. hätte, hätte Fahrradkette…

Jetzt muss ich wohl doch nächstes Mal noch einmal starten.

Im Nachhinein erreichte mich die Info, dass mehrere Fahrer aufgrund von Reißzwecken auf der Strecke das Rennen nicht beenden konnten. Unfassbar, was es für bescheuerte (entschuldigt die Wortwahl) Menschen gibt. Klar nerven die gesperrten Straßen, aber wie sauer muss man sein, um ein Event derart zu boykottieren und Fahrer zu gefährden oder mindestens zu frustrieren, die viel Vorfreude, Training und Geld in ein Event wie dieses investiert haben.

Auf ein Eis nach Erfurt – oder: War doof – merkste selbst…

Heute ging es auf eine lockere 230 km lange Runde nach Osten, genauer gesagt nach Erfurt. Die Strecke war super easy und ich hatte die ganze Zeit über ein Lächeln im Gesicht….

So könnte ein Blog klingen, wenn ich eine top Ausdauer-Sportlerin wäre und mir jeder Kilometer in den Schoß fallen würde. Dem ich aber leider nicht so. Ich bin auf der Tour ordentlich an meine Grenzen gekommen, habe gekämpft, gelitten und geheult und war ziemlich unzufrieden mit mir. Macht mich das jetzt zu einer schlechten Radfahrerin? Das weiß ich nicht, zum Glück ist mir das auch egal (mit meinen „I can besser kiss than I ride“-Socken sowieso). Alles ging damit los, das ich nach der Tour zu meiner Schwester dachte, dass mich nun nichts und niemand aufhalten kann. Und so plante ich eine Tour nach Erfurt. Dort war ich zuletzt als Kind und es liegt im 100 km Radius. Also ein gutes Ziel. Über komoot plante ich die Route als Rundfahrt über Mühlhausen und Sondershausen, lud großspurig auch bei facebook zu der Tour ein und kündigte einen 26er Schnitt an. Zum Glück hatte sich nur Kai eingefunden, mitzufahren. Ralf hatte überlegt, ab Erfurt mitzufahren. Im Nachhinein bin ich froh, dass er nicht dabei war, da meine Laune vermutlich nur schwer zu ertragen war.

Zwar war ich die ganze Woche schon irgendwie groggy, aber das hinderte mich nicht daran, morgens um 6 Uhr mit Kai zu starten. Zwar merkte ich, dass meine Beinmuskulatur immer noch nicht wieder ganz im Lot war, aber sie fühlten sich etwas besser an, als die anderen Tage der Woche. Schon bis Worbis warteten jede Menge Höhenmeter auf uns, die nur vom Anstieg hinter Niederorschel getoppt wurden. Bis dahin war aber alles gut und wir waren zwar nicht schnell unterwegs, aber ich war optimistisch, das Ganze zu schaffen. Den ersten längeren Zwischenstopp machten wir – wie geplant – in Mühlhausen. Die Altstadt mit eindrucksvoller Stadtmauer, Toren, Türmen und Kirchen hat einen ganz besonderen Charme und gerne wäre ich mit der Kamera noch länger durch die Altstadt gestreift. Aber nach einem Cookie und Kaffee ging es weiter.

Über den Unstrutradweg fuhren wir an Bad Langensalza vorbei. Dieser fährt sich prima, ist innerhalb der Orte jedoch kein Garant für schnelles Tempo, da er phasenweise recht verwinkelte und eng ist.

Irgendwann landeten wir – dank komoot mit hohem Bundesstraßenanteil – in Erfurt. Ermüdungstechnisch wäre ich hier nicht böse gewesen, wenn die Tour bereits vorbei wäre, da mir die Höhenmeter schon ganz schön zu schaffen gemacht hatten. Mit Blick auf den Dom gönnten wir uns ein Eis und rollten durch die Innenstadt zur Krämerbrücke. Neben dieser kann die Rialto-Brücke in Venedig einpacken, denn hier kuscheln sich 32 Fachwerkhäuser über dem Wasser, die größtenteils noch heute Kunsthandwerker beherbergen. Eine tolle Atmosphäre.

Richtung Norden verließen wir die Stadt und fuhren Richtung Straußfurt und Greußen. Dort stoppten wir beim Supermarkt, um unsere Getränke aufzufüllen. Das war bitter nötig, denn plötzlich bemerkte ich, wie sehr ich beim Trinken gespart hatte. Weiterhin ging es bergauf und bergab und jedes Mal riss ich wieder bei den Anstiegen von Kai ab und meine Oberschenkel waren dicht. Auch begannen mein Rücken zu zwicken und meine Fußaußenkanten zu brennen. Die Hände taten auch weh und ich wollte nur noch nach Hause. Aber zwischen diesem und mir lagen in Sonderhausen noch immer noch knapp 60 km und noch viele, viele Höhenmeter. Eine Pause reihte sich an die andere und die geschätzte Ankunftszeit rutschte immer weiter nach hinten. Irgendwo zwischen Kleinfurra und Nohra hatte ich meinen ersten kleinen Heulkrampf. Ich konnte nicht mehr, war verzweifelt, sauer auf mich selbst und hatte keine Ahnung, wie ich den Rest noch schaffen sollte. Relativ schnell hatte ich mich wieder gefangen, was aber nichts an meiner körperlichen Verfassung änderte. Ich klebte nur noch in Kais Windschatten und riss immer wieder an den Anstiegen ab und versuchte mich, so gut es ging zusammenzureißen. Auf Höhe von Bad Sachsa liefen wieder die Tränen und ich überlegte, meine Eltern anzurufen, dass sie mich abholen. Kai motivierte mich weiterzufahren und irgendwie haben wir es geschafft, nach 12 Stunden und knapp 9 Stunden Fahrzeit wieder bei mir anzukommen.

Von Touren mit über 200 km nehme ich jetzt definitiv erst mal wieder Abstand. Ich habe heute gelernt, dass man, nur weil man 200 km flach fahren kann, noch lange nicht 230 km mit knapp 1800 hm fahren kann. Erst recht nicht, wenn man durch diverse Städte und Orte fährt, in denen man ständig halten und bremsen muss. Trotzdem hat sich die Tour gelohnt, da mir vor allem Mühlhausen sehr gut gefallen hat. Trotzdem bleibt eine gewissen Unzufriedenheit und Fassungslosigkeit, dass ich mich dermaßen überschätzen konnte. Ich dachte wirklich, ich könne so eine Tour alleine schaffen. Jetzt wurde ich schmerzhaft eines Besseren belehrt. Aber auch solche Geschichten gehören dazu. Zumindest sind ein paar ganz schöne Fotos entstanden. 🙂 Jetzt ist erst einmal Regeneration angesagt.

Himmelfahrtskommando in den Norden

Schon bei meinem Bericht über die Tour zur Marienburg habe ich es vorsichtig angekündigt. Für das Himmelfahrtswochenende hatte ich mir etwas Größeres vorgenommen. Mit Gravelbereifung und etwas Gepäck wollte ich meine Schwester besuchen. Lieber wäre mir die Rennradbereifung gewesen, jedoch hatte meine Wahl zwei Gründe. Zum einen hatte ich mein Rad schwerer beladen als üblich, zum anderen hatte ich die Hoffnung, dass die etwas robusteren Reifen mir einen Plattfuß ersparen würden. So war das Reisetempo zwar etwa heruntergesetzt, aber ein hohes Tempo war nicht meine erste Priorität. Eine Zerrung in der Kniekehle brachte meine Planung etwas in Wanken. Da diese sich aber mehr bei Höhenmetern bemerkbar macht, ging ich das Unterfangen mit pinkem Tape in der Kniekehle trotzdem an.

Der Wecker klingelte am Donnerstag um 4.00 Uhr und nach einem gemütlichen Frühstück packte ich die letzten Sachen und saß kurz nach 5.00 Uhr auf dem Rad Richtung Norden.

Zunächst fuhr ich über Osterode und Willensen nach Kalefeld. Die Kirche dort wollte ich beim letzten Mal schon fotografiert haben. Mit ihrer Backsteingotik erinnert die Emporenhallenkirche an die Sakralbauten im Norden, also eine gute Einstimmung auf meine Tour. Der Weg führte mich auf ähnlichem Wege zum Schloss Marienburg. Dort traf ich um kurz vor 8 Uhr ein und dachte mir schon, dass ich dort wohl noch keinen Kaffee bekommen würde. Doch sogar die Runde über den Innenhof blieb mir verwehrt.

Also fuhr auf auf der anderen Seite des Berges wieder hinab Richtung Pattensen. Ab hier merkte ich, dass der Wind langsam zunahm, da die Tour nun flacher und windanfälliger wurde. Leider kam er aus Nordwesten, also immer von links oder von vorn. Das sollte sich bis zum Ende der Tour auch nicht mehr ins Positive verändern. In Hannover führte mich das Navi über Linden, hinter den Herrenhäuser Gärten vorbei (das habe ich erst bei der Nachbearbeitung gesehen), durch Leinhausen und Stöcken. In Stöcken bewunderte ich das Eingangsportal zum Stadtfriedhof.

Es war kurz vor 10 Uhr und langsam erwachten auch die Herren, die in großen Scharen zu Fuß oder hoch zu Rad auf ihre Vatertagstouren aufbrachen. Um 10.30 Uhr kreuzte ich die A2 und machte in luftiger Höhe über der Autobahn eine Pause, bevor es in Richtung Garbsen weiterging.

Landschaftlich reizvoll war die Strecke nicht. Das änderte sich erst wieder ab Neustadt am Rübenberge. Zwar wurden die Radwege weniger, die Orte jedoch deutlich netter, mit unzähligen alten Dreiseitenhöfen und viel rotem Backstein. Die Windstärke nahm zu und mein Durst leider auch. 1,5l sind für eine Tour wie diese definitiv nicht genug… Die Märkte hatten aufgrund des Feiertags geschlossen und die einzigen Tankstellen die ich fand, waren SB-Tankstellen ohne Einkaufsmöglichkeit. Im Ort Nöpke sah ich eine Frau mit Kinderwagen, die gerade auf ein Haus zusteuerte und bat sie darum, mir die Flaschen aufzufüllen. Mit einer Marathonläuferin hatte ich genau die richtige erwischt, da sie mir sagte, dass sie auch regelmäßig bei fremden Leuten um Wasser bitte. Nun ging es auf die Zielgerade. Der Wind fegte mir immer stärker ins Gesicht und jeder der noch 30 km zog sich elendig in die Länge. Eine längere Verschnaufpause an einem Bahnübergang, an dem der Verkehr über 5 Minuten auf die beiden durchfahrenden Züge warten durfte.

Immerhin genug Zeit, etwas zu essen und den Rox an die Powerbank zu hängen, dessen Akku bei Dauernavigation nach nun über 150 km langsam schwächelte. Einige Zeit später sah ich vor mir einen Planwagen vor mir. Ich kam ihm relativ zügig näher und hörte und sah bald die grob 15 Männer, die sich gegen das Wandern entschieden hatten. Als sie mich entdeckten war das Gegröle groß und man bot mir sogar ein Bier an. Dieses lehnte ich jedoch dankend ab und überholte den Traktor bei der nächsten Möglichkeit. Ich zähle jeden restlichen km, bis ich endlich um kurz nach 13 Uhr bei meiner Schwester ankam.

Den Freitag nutzten wir zum regenerativen Shoppen bei Bremen und ließen den Tag relativ entspannt angehen.

Samstag ging es wieder zurück. Allerdings startete ich erst gegen 8 Uhr, da wir ja noch gemütlich frühstücken wollten. Als ich das Rad aus der Garage holte schauerte es kräftig. Ich entschied mich dafür, diesen Schauer abzuwarten, was zu Glück nicht lange dauerte und fuhr im leichten Nieselregen und empfindlicher Kälte los. Schon auf den ersten Kilometern machte ich eine große Extraschleife. Ich hatte bei meiner Grobplanung Dörverden als Startpunkt angegeben – den nächst größeren Ort. Bei komoot hatte ich das genaue Ziel zwar noch geändert, aber nicht mehr auf den Rox geladen. Zwar wunderte ich mich, dass ich in die gefühlt falsche Richtung fuhr, hatte aber auch eine andere Route für den Rückweg geplant. Als ich das Problem erkannte, war es schon zu spät und Wenden hätte sich nicht mehr gelohnt. Mit einem immerhin sehr verkehrsberuhigtem Schlenker von etwa 5 km Umweg ging es irgendwann los in Richtung Süden. Der Wind kam heute eher aus westlicher Richtung und schob mich auf einigen Passagen recht zügig, meist schob er mich aber eher Richtung Straßenmitte.

Meine Beine fühlten sich gar nicht so ermüdet an, wie ich es zunächst befürchtet hatte. Heute fuhr ich etwas westlicher durch Hannover. Immer wieder gab es kleine Schauer und auch die Sonnen hat wenig Kraft, sodass ich die meiste Zeit mit Armlingen und/oder Regenjacke fuhr. In Langenhagen kam ich am Flughafen vorbei und überlegte kurz, das Rad als Gepäck aufzugeben und in wärmere Gefilde zu flüchten, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Stattdessehn gönnte ich mir eine kurze Auszeit am Maschsee, bevor ich weiter Richtung Hildesheim fuhr.

In Hildesheim war ein Kaffeestop geplant. Gegenüber des Bahnhofs fand ich ein Café, in das ich aber das Rad natürlich nicht hineinnehmen durfte. Da ich es am Bahnhof auch keinesfalls unangeschlossen alleine stehen lassen wollte setze ich mich als einziger Gast nach draußen und es gab prompt einen weiteren kräftigen Schauer. Zum Glück gab es ein Vordach, sodass ich nur etwas Spritzwasser abbekam. Auch bei meiner Frage nach einer Toilette hatte ich kein Glück, diese sei leider geschlossen. Als ich bei meiner Weiterfahrt eine Tankstelle entdeckte, hing auch dort ein Schild „Ich bin leider wieder verstopft“. Da wird man ja quasi zum Wildurinieren gezwungen….

Trotz veränderte Route kam ich wieder an der Marienburg vorbei. Doch halt, nein! Große Verwechslungsgefahr. Beide liegen in der Nähe von Hildesheim, jedoch ist das Schloss Marienburg ein Prachtbau jüngeren Datums, wohingegen diese Marienburg eine Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert ist. Leider habe ich es verpasst, Fotos zu machen und wollte keinen Schlenker dorthin fahren, daher hier ein Bild aus dem Internet.

060610 Universität Hildesheim Domäne Marienburg Foto Andreas Hartmann, Luisenstrasse 13, 31141 Hildesheim – fotoaha@aol.com

In Groß Düngen erinnerte mich der Ortsname an die Aufnahme von Nährstoffen und ich kaufte mir ein zucker- und koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk um meiner Flaschen aufzufüllen und wollte den Halt nutzen, um meine Blase zu leeren. Letzteres leider erfolglos („Nein, eine Kundentoilette haben wir nicht“). Kohlensäure in Radflaschen ist eher suboptimal. Ganze dreimal schlug mir der Druck beim Öffnen der Flasche gegen das Zäpfchen, ab dem vierten Trinken, hatte die Gefährdung nachgelassen ;).

Es folgte einer der größten Anstiege der Tour über den Weinberg bei Nette. In zum Glück nicht zu steilen Serpentinen ging es vier Kilometer den Berg hinauf und ein paar weniger auf der anderen Seite hinunter.

Bald landete ich in Rhüden. Von dort aus sollten es noch 50 km mit einigen Höhenmetern sein. Langsam merkte ich die Erschöpfung auch das lange Sitzen war nicht mehr so ganz komfortabel. Kurz gesagt, die Motivation war nicht mehr ganz so hoch, was unter anderem mit dem weiterhin etwas an April erinnernden Wetter zu tun hatte. 15 km weiter, kurz hinter Seesen machte mein Rad seltsame Geräusche. beim Blick nach unten wusste ich weshalb. Bei meinem hinteren Reifen war die Luft noch mehr raus als bei mir. Damit war mein Plan pannenfrei zu bleiben leider nicht aufgegangen. Ich hatte zwar alles dabei, was man braucht, leider ja aber die nicht die Kraft den Mantel wieder in die Felge zu bekommen. Also versuchte ich gar nicht erst den Schlauch zu wechseln, sondern versuchte es mit verschiedenen Telefonjokern. Leider hatte keiner Zeit und Möglichkeit mich abzuholen.

Also schob ich mein Rad und überlegte, was ich nun tun könnte. Nach Seesen die 4 km zurück laufen und den Zug nehmen, wäre die einfachste Lösung. Jedoch hatte ich vor, die Tour zu beenden und war todunglücklich. Da kam aber der Held in glänzender Rüstung und hoch zu Ross. Na gut, der Held in Rennradoutfit und Carbonrad und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte. Zerknirscht bejahte ich dies. Auch er hatte ganz schön mit dem Mantel zu kämpfen, aber nach einer knappen Viertelstunde war mein Rad wieder fahrbereit und ich unendlich dankbar. Nun konnte ich auch den Rest des Weges in Angriff nehmen. Zwar wurde es noch einmal ordentlich hügelig, aber irgendwie mobilisierte ich noch irgendwelche Kräfte um sogar eine Schleife über Hattorf zu fahren, um eine SD-Karte abzuholen. Dank dieser Zusatzkilometer (und denen zu Beginn) kam ich tatsächlich knapp über 200 km und jubelte innerlich, als der Tacho auf 200 km sprang. Zwar war diese Tour sicherlich nicht die landschaftliche Reizvollste und auch nicht die mit dem besten Fahrerlebnis auf Straße und Radwegen, aber es ging auch primär darum, meine Schwester zu besuchen und zu schauen, ob ich zwei dieser Distanzen in kurzer Zeit gewachsen bin.

Jetzt bin ich ziemlich müde, aber auch ordentlich stolz und werde erst einmal meinen Beinen ein paar Tage Ruhe gönnen. Knapp 390 km in drei (bzw. zwei aktiven) Tagen waren für mich eine ganz schöne Herausforderung.

Holterdiepolter durch den Harz

Seit einigen Tagen habe ich ja nun die Gravelreifen auf dem Rad und wollte die Gelegenheit beim Schopfe greifen und einige Touren fahren, die ich sonst vermeide. Los ging es am Dienstag mit einer Fahrt auf die Hanskühnenburg. Die Hanskühnenburg ist einer der nah gelegenen Berge (811 m. ü. NN) und dem Harzer Baudenstieg zugehörig. Ergo gibt es oben eine Baude mit Aussichtsturm, die zum Verweilen und Essen einlädt. Interessant ist, dass es dort oben weder Strom noch Wasser gibt. Im Winter wird dort lediglich mit Feuer geheizt und Wasser einmal wöchentlich mit einem Tankwagen hinaufgebracht. Mittwochs ist Ruhetag, ansonsten lohnt sich der Aufstieg oder die Fahrt mit dem Gravel oder MTB oder auch im Winter mit Langlaufskiern täglich von 9-16 Uhr, sei es für Kaffee und Kuchen oder eine deftige Mahlzeit. Wege gibt es zahlreiche aus allen Himmelsrichtungen.

Mein Weg führte mich an diesem schwülen Tag über Lonau. Von Lonau aus führen gleich zwei Wege zur HKB, einer über das linksseitige Mariental, einer über das Kirchtal. Für den Hinweg wählte ich den überwiegend geschotterten Weg des Marientals. Von meiner Haustür bis zur Baude sind es lediglich etwa 15 km, jedoch auch 580 hm. Und Höhenmeter sind ja nicht meine „Spezialität“. Leider waren die zahlreichen Pausen auch ziemlich unentspannt, da ständig Bremsen um mich herumschwirrten. Vier Stück konnte ich erlegen und stichfrei bleiben. Ganz langsam bewegte ich mich den Berg hoch und begegnete zunächst einem Reh, später noch einem Fuchs, die sich jedoch durch mein lautes Schnaufen nicht wirklich irritiert zeigten. Die letzten 600 m bis zur Baude wird der Weg noch einmal richtig steil. Ich versuchte mich an den ersten Metern, gab aber bald auf und schob mein Rad. Oben angekommen traf ich auf die Wanderkaiserin Hanna, die mit ihrem Hund im letzten Jahr alle 222 Stempel der Harzer Wandernadel in 50 Tagen erwandert hatte. Heute war sie jedoch nicht zum Wandern dort, sondern um mich und andere hungrige Radfahrer und Wanderer mit Kuchen und anderen Dingen glücklich zu machen.

Nach einem leckeren Stück Kokoskuchen rollte ich über den asphaltierten Weg des Kirchtals wieder nach Hause. Schneller als ich gucken konnte war ich wieder zu Hause.

Am Samstag machte ich mich wieder auf den Weg in den Harz, allerdings für eine längere Tour. Mit der Option auf Abkürzungen ging es zunächst über Steina nach Bad Sachsa und Wieda. Von dort aus folgte ich dem 25 km langen geschotterten Bahntrassenweg nach Braunlage. In Wieda selbst war es gar nicht so einfach diesem zu folgen, hinter Wieda war er jedoch meist eindeutig zu identifizieren. Einen Zwischenstopp machte ich am ehemaligen Bahnhof Stöberhai (Memo an mich: der Sonder-Stempel dort fehlt mir noch, genauso wie der am Kapellenfleck einige km weiter!).

Wer sein Rad liebt, der schiebt
Bahntrassenweg
Bahnhof Stöberhai

Am Bahnhof Stöberhai begann meine Actioncam zu meckern, dass sie kaum noch Akkuleistung habe. Das Laden der Kamera hatte ich wohl leider versäumt. Das war schade, da ich gerade von den Gravelpassagen eigentlich ein schönes Video machen wollte. Es fing ganz leicht immer wieder an zu nieseln und wurde mit jedem Höhenmeter frischer. Die Wahl der kurzen Bekleidung war vielleicht nicht die beste Idee gewesen. In Braunlage machte ich eine Pause und als ich weiterfuhr setzte ein richtiger Schauer ein. Der Weg führte mich unterhalb des Wurmbergs an der Brockenwegschanze entlang. Die Große Bodestraße und der Sögdingsweg sind zwar asphaltiert, was mir entgegenkommt, gehen jedoch schier unendlich lange bergauf.

Brockenwegschanze
Sögdingsweg

Die Kälte und der Regen machten den etwa 10%igen Anstieg nicht angenehmer. Oben angekommen fuhr ich am Wurmbergmoor vorbei.

Ulmer Weg

Der Ulmer Weg Richtung Dreieckiger Pfahl ist sicherlich super zum flowigen MTB-Fahren und selbst ich hatte hier Spaß, da der Weg nicht allzu fordernd war, aber mehr Konzentration erforderte als ein Schotterweg. Mittlerweile war es zum Glück wieder trocken und gelegentlich ließen sich einige Sonnenstrahlen blicken. Bis Oderbrück lief es ganz gut.

Oderteich
Grenzwertig…

Dann stieg der Anforderungsbereich am Oberen Oderweg stark an. Mit Wurzeln, Steinen und Stegen kam ich zunächst gut zurecht lediglich am Clausthaler Flutgraben musste ich mich geschlagen geben. Zu geröllig und zu steil….. Also schob ich einige Meter. Am Parkplatz Wolfswarte fuhr ich einige Zeit auf der Straße, und genoss die Erholung beim Bergabrollen. Hier kamen mir einige Fahrer der Sösetal-RTF entgegen, deren große Runde sie von Förste bis weit in den Harz verschlagen hatte. Kurz vor Altenau bog ich von der Straße ab um nahezu ebenerdig auf dem Dammgraben weiterzufahren. Diesen kannte ich schon durch Wanderungen und wollte ihn schon immer einmal fahren. Bis auf ein paar nasse Wurzeln und einen umgestürzten Baum mitten auf dem Weg ließ er sich sehr entspannt fahren.

Ein kräftiger Anstieg auf die und auf der Harzhochstraße standen mir jedoch noch bevor und ich quälte mich dabei ziemlich und benötigte die ein oder andere Pause.

Anstieg zur Harzhochstraße und bedrohliche Wolken

Auf der Harzhochstraße kamen mir wieder einige RFTler entgegen. Ich bog auf die Ackerstraße ab und später die Schmelzertalstraße über Sieber nach Hause. Eigentlich dachte ich, dass ich über das Siebertal entspannt nach Hause rollen könnte, hatte jedoch nicht mit dem extremen Gegenwind gerechnet, der die letzten sechs km noch einmal zu einer mentalen Bewährungsprobe machten.

Nach etwas mehr als 90 km und knapp 1500 hm war ich ziemlich erschöpft wieder zu Hause. Eine tolle Tour, die vielleicht doch mein Interesse am MTB-Fahren etwas geschürt hat. Teilweise hat das ja schon ziemlich Spaß gemacht. 🙂 Nur die Sorge um die Gravelreifen war teilweise doch groß, gerade bei dem scharfkantigen Gestein.

Longride zum Schloss Marienburg

Für den Tag gestrigen Samstag plante ich eine längere Runde um zu schauen, ob ich auch fit für Touren jenseits der 100 km bin.

Los ging es gegen 7.30Uhr, nachdem ich mir leckere Brötchen gebacken hatte. Über Gieboldehausen führte mich der Weg nach Lindau und Elvershausen. Schon dort begab ich mich in unbekannte Gefilde, nämlich auf den Anstieg Richtung Lagershausen. Der war zwar lang, aber aufgrund der wunderschönen Landschaft abwechslungsreich und lenkte mich gut ab.

In Imbshausen und Echte war ich bereits auf meiner ersten 100er Tour. Bald führte mich der Weg entlang der Leine mit welligen Straßen, schönen Brücken und überwiegend gutem Asphalt.

Ein minimaler Rückenwind sorgte für zügigen Vortrieb. Nur ein oder zwei Anstiege waren etwas knackiger, ansonsten führte der Weg stetig bergab. Schon ab Betheln (hinter Gronau) war das Schloss Marienburg zu sehen und der Weg nach Nordstemmen nicht mehr weit. Nach etwa 105 km war das Ziel erreicht. Der Anstieg zum Schloss war zum Glück nicht sehr lang und oben konnte ich mir das märchenhafte Schloss in Ruhe anschauen.

Doch was hat es mit diesem Schloss auf sich? Es war ein großer Liebesbeweis von König Georg von Hannover an seine Frau Königin Marie. Der neugotische Prachtbau (mit 130 Zimmern, Quelle) entstand zwischen 1858 und 1867, auf dem sagenumwobenen Marienberg, der angeblich von Zwergen bewohnt war. Genießen konnten die beiden ihr „Eldorado“ – wie sie es nannte – jedoch nicht. Georg erblindete noch vor Fertigstellung des Gebäudes und zunächst flüchtete er, ein Jahr später auch seine Frau mit den Kindern ins Exil nach Österreich (Quelle).

Derzeit streiten Ernst August Prinz von Hannover (Oberhaupt der Welfen und Urenkel Wilhelm des II.) und sein Sohn, der Investmentbanker Ernst August junior, um das Schloss. Der 68-jährige hatte seinem Sohn das Schloss vor einigen Jahren geschenkt und möchte diese Schenkung aufgrund „groben Undanks“ zurückziehen. Aufgrund der hohen Sanierungslast von 24 Millionen Euro hatte der Junior bereits 2019 versucht, das Schloss für einen Euro zu verkaufen. Der Einspruch des Vaters verhinderte dies allerdings (Quelle).

Ob Fan des Welfengeschlechts oder nicht, ein Besuch des Schlosses lohnt sich auf jeden Fall!

Nach einem Stück Apfelkuchen und einem Radler im Café Marie fuhr ich zurück. Nach der Pause moserten die Oberschenkel ein wenig, doch irgendwann wurde es besser. Nur das Tempo ließ sich nicht ganz so halten wie auf dem Hinweg.

Ab Gronau fuhr ich eine östlichere Route mit einem stetigen Anstieg bis Sibbesse und eine lustige Berg- und Talbahn, die allerdings auch Körner kostete. Auch die folgenden Anstiege, vor allem der bei Ellierode zeigten mir, dass mich die Kräfte langsam verließen. Plötzlich war zunächst der Feldweg nass, wenige Meter später auch ich. Bis Bad Gandersheim war der Schauer aber wieder vorbei und es ging es weiter über den Skulpturenradweg, der zum Glück ziemlich halbwegs flach ist. Der nächste kritische Punkt war die Überquerung des Harzhorns, an der ich einige Male stehen bleiben musste. Über Düderode ging es weiter über das Fissekental, welches ich schon einige Mal in Gegenrichtung durchquert hatte. Ab Willensen brachen die letzten 20 km an, die scheinbar kein Ende nehmen wollten. Jeder Hügel malträtierte die Oberschenkel und ich musste noch eine dringende Trinkpause einschieben.

Wieder einmal hat mir Strava einige km zu viel berechnet. Letztlich waren es heute wohl 193 km mit etwas über 1500 hm, für mich die längste Strecke, vor allem aber auch fordernder als die fast 200km an der Ostsee. Dies zeigt mir, dass ich meine Pläne für Himmelfahrt hoffentlich umsetzen kann. 🙂