Schwimmen statt radeln

Das neue Jahr bot wettertechnisch bisher wenig Abwechslung, dafür jedoch Grautöne in jeder Schattierung und viele Niederschläge, sodass ich nicht traurig war, dass ich dieses Wochenende fast nur im Wasser verbrachte. Nachdem mir bereits zwei Freunde (Jenny und Matthias) begeistert von einem Kraul-Camp erzählt hatten, war ich neugierig und meldete mich kurzerhand an.

Besagtes Kraul-Camp findet regelmäßig (etwa 10x jährlich) im Hotel am Vitalpark in Heilbad Heiligenstadt statt und wird angeboten von H2O-Bloxx. Gründer von H2O-Bloxx und unser Trainer ist Marco Henrichs, der neben seiner Schwimmtrainerausbildung auch Athletik- und Ausdauertrainer sowie Spezialist für Freiwasser- und Langstreckenschwimmen und das Schwimmen im Triathlon ist. Das machte es für mich besonders interessant, da ich mich gerne an längere Distanzen wagen und mich in diesem Jahr erstmalig im Triathlon versuchen möchte. Ganz günstig sollte das Camp nicht werden, denn ich gönnte mir die Übernachtung und Verpflegung im Hotel, um mich voll und ganz auf das Camp konzentrieren zu können.

Freitag reiste ich am späten Nachmittag an und bezog in aller Ruhe mein Zimmer, bevor es um 18 Uhr mit einer Begrüßung los ging. Außer mir waren acht weitere Sportler angereist, zum Teil aus Erfurt, Lüneburg, dem Bückeburger Raum, Süddeutschland und dem Ruhrgebiet. Demnach hatte ich mit 45 km die kürzeste Anreise.

Beim Kennenlernen stellte sich schnell heraus, dass die meisten Teilnehmer bereits mehrjährige Triathlonerfahrung hatten und viele auch regelmäßig am Schwimmtraining im Verein teilnehmen. Auch die aufgerufenen Schwimmzeiten schüchterten mich etwas ein. Trotzdem ging ich möglichst unbefangen in die erste etwa 80-minütige Einheit und stellte schnell fest, dass ein oder zwei Teilnehmer sehr schnell waren und der ein- oder andere eine tolle und saubere Technik hatte, dass ich mich aber keineswegs verstecken musste. Wir starteten mit einem Aufwärmen und einigen Übungen, bevor es an die Sprints und Videoaufnahmen ging. Ich muss gestehen, dass ich im ganzen Trubel vergessen habe, was genau wir am Freitag in welcher Reihenfolge gemacht haben. Bei den Videoaufnahmen nahm Marco uns aus drei Perspektiven auf, um unsere Schwachstellen aufzudecken. Im Sprint nahm Marco die Zeiten auf 25 und 200m. 200m sind für mich in etwas das, was auch ein 800m-Lauf ist. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Kein Sprint, aber auch keine Ausdauerdistanz, also ziemlich unangenehm. Trotzdem gab ich alles und war recht zufrieden mit meinen Zeiten.

Auf geht’s!

Gegen 20:30 Uhr gab es endlich im Hotel Abendessen und wir verabschiedeten uns gegen 22 Uhr alle relativ zügig ins Bett. Das Klima unter den Teilnehmern war am ersten Abend – wie soll ich sagen – irgendwie seltsam. Richtige Gespräche kamen nicht auf und als Nicht-Triathlet hatte man das Gefühl irgendwie nicht so ganz ernst genommen zu werden. Meine Rettung war aber Katharina aus Lüneburg (es muss am gemeinsamen Job liegen…), mit der ich mich zum Glück gut unterhalten konnte. Nur saß sie beim Essen irgendwie immer zu weit weg… Die anderen Teilnehmer tauten bis Sonntag größtenteils auch noch etwas auf, sodass die Runde zumindest ein bisschen kommunikativer wurde.

Ich schlief wie ein Stein und wurde am nächsten Morgen wirklich erst um 6.50 Uhr von meinem Wecker geweckt. Noch etwas müde, aber eigentlich ausgeruht schlüpfte ich in meine Klamotten und ging zum ersten kleinen Frühstück, da die erste Trainingseinheit bereits um 8 Uhr begann. Am Vormittag wurden der Front-Quadrant Kraulstil axial (also eher schmal) und schulterbreit, Beinarbeit und Atmung thematisiert und trainiert. Wie bei allen Einheiten wechselten wir lustig durch die Batterie an Materialien: Brett, Kurzflossen und Pullbuoy, lediglich die Paddles nutzten wir nicht.

Atmungsübung am Beckenrand

Nach 90 Minuten Training hatten wir nur kurz Zeit zum Duschen und für ein zweites Frühstück, bevor es um 11 Uhr mit dem Theorieblock weiterging. Diesen hielt Marco kurz. Er ging einmal auf das Thema Superkompensation und Trainingsintensitäten ein und ermahnte uns, wenig im mittleren HF-Bereich zu trainieren, sondern eher in den äußeren Bereichen, also Grundlagenausdauer 1 und Sprintschnelligkeit. Da muss ich wirklich – zumindest gelegentlich – etwas verändern, da ich beim Schwimmen meistens nur im Grundlagenbereich trainiere und beim Radfahren und Laufen immer den zu hohen mittleren Zonen. Echte Sprintübungen mache ich beim Radfahren höchstens indoor, beim Schwimmen mit einer zu geringen Intensität und zu langer Distanz und auch beim Laufen mit zu langen Distanzen. Marcos Tipp: Lieber weniger Schwimm-Sprintintervalle mit maximal 25m, diese aber am Puls- und Frequenzlimit. Hier solle ich mit Abgangszeiten arbeiten. Also beispielsweise alle 50s in den Sprint starten und die verbleibende Zeit zur Regeneration nutzen.

In der Videoanalyse zeigte er uns allen in Zeitlupe unsere Schwachstellen. Meine größten waren definitiv der zu hohe Kopf und der zu lange Arm in der Zug- und Druckphase. Dafür war der Beinschlag gar nicht so übel wie ich immer dachte. Beide Baustellen bekam ich in der Kürze der Zeit natürlich nicht ausgemerzt, aber zumindest weiß ich, woran ich in Zukunft arbeiten kann.

Es folgten einige Stunden Freizeit, die ich dazu nutzte, einzukaufen (Bananen, Kekse und Getränke) und mich bei zwei kurzen Saunagängen etwas zu erholen. Die restliche Zeit verbrachte ich dösend und fernsehguckend auf dem Bett, bevor es um 17 Uhr weiterging.

Das dritte Training war das Forderndste. Marcos Ton wurde kurz etwas schärfer, als vielen von uns am „Pendeln“ beim axialen Kraulen scheiterten. Einige pendelten zu viel und drehten aktiv den Kopf, andere zu wenig und schließlich ging er nach verschiedenen Übungsansätzen zu einer anderen Übung über. Es folgte eine Übung für den Umgang mit (Luft-)Stress. Dazu tauchten wir mit Kurzflossen bis zu Beckenmitte an und durch einen Ring hindurch und kraulten so schnell wie möglich die Bahn zu Ende. Prompt meldete sich bei mir ein Krampf und ich war froh, dass es nur zwei Durchgänge dieser Übung gab. Beim erneuten 25m Sprint verbesserten sich alle Zeiten 8bei mir von 20,02 auf 17,58s ( jeweils beim Wasserstart), was dafür spricht, dass zumindest einige Tipps auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Wir übten zwei Varianten des Orientierungsblicks, der im Freiwasser und beim Triathlon wichtig ist. Während man sich beim Wasserballkraul mit kurzen geraden Kraulzügen nach oben drückt, nutzt man bei der anderen Variante den langen Arm, um sich etwas aus dem Wasser zu drücken. Abschließend probierten wir das Schwimmen im Wasserschatten, wobei ich dabei das Feld anführen sollte.

Wasserschatten – alle mir hinterher!

Nach einem opulenten Abendessen ging es recht früh ins Bett. Die Nacht war leider nicht gut. Zunächst konnte ich nicht einschlafen, dann quälten mich gleich drei Alpträume.

Am nächsten Morgen erwachte ich gegen 6.30 Uhr ziemlich gerädert und mit einem leichten Ziehen in den Schultern. Beim Frühstück erfuhr ich, dass es den anderen auch nicht viel besser ging. Wir wussten, dass heute noch zwei Angstgegner auf uns warten. Ein erneutes 200m Schwimmen und die Rollwende.

Wir begannen das Training mit einer Wiederholung und selbstständigem Korrekturschwimmen und kamen recht bald zum Schwerpunkt Freiwasser. Zunächst übten wir die Atmung zur Schulter bei seitlichen Wellen, die wir selbst durch Schwimmbretter am Beckenrand erzeugten. Dann ging es daran, eine Boje schnell, auf kürzestem Weg und ohne dabei viel Geschwindigkeit zu verlieren zum umschwimmen. Anschließend machten wir eine kleine Pause, um anschließend in der 200m-Distanz noch einmal alles zu geben. Die meisten Teilnehmer verbesserten sich, trotz der Vorbelastung. Nur wenige waren so erschöpft, dass sie die 200m nicht ohne Pausen beenden konnte. Ich verbesserte mich um unglaubliche 21 Sekunden (von 3:29 auf 3:08 min!). Darauf war ich ziemlich stolz.

Rollwende

Abschließend übten wir die Rollwende, was bei vielen lustig aussah, da keiner von uns diese Rolle vorher beherrscht hatte. Ich bekam die Rolle zwar hin, aber der Abstand zum Beckenrand passte meistens nicht und ich brauchte beim Abstoßen viel zu viel Zeit zur Orientierung. Aber auch das kann ich zukünftig mal üben. Bis die Rollwende jedoch einen zeitlichen Vorteil gegenüber meiner Kippwende bringt (bei der ich glaube ich recht gut bin) wird es dauern…

Nach vier Einheiten an drei Tagen bin ich nun ziemlich erschöpft und habe soo viel Input bekommen, dass hoffe, zukünftig das ein oder andere umzusetzen. Vielleicht buche ich mir im Sommer oder Herbst noch einmal ein Einzeltraining. Auch diese bietet Marco an, wenn er in Heilbad Heiligenstadt ist.

Gruppenbild

Meinen Schwimmanteil werde ich jedoch zukünftig nicht erhöhen, sondern ihn bei etwas einmal die Woche belassen, sodass sich vermutlich keine sprunghaften Verbesserungen einstellen werden. Jedoch werde ich mehr auf die Techniktipps achten und die Sprints einbauen.

Ich lege ein Training wie dieses jedem ans Herz, der sein Kraulen verbessern möchte. Zwar richtet sich der Kurs auch an Anfänger, ich weiß aber nicht, ob die Frustration nicht etwas hoch wäre. Besser wäre hier vielleicht ein reiner Anfängerkurs oder ein Einzelcoaching.

(Die Bilder am und im Wasser stammen alle von Marco Henrichs.)

2022 – das Jahr der vielen „Ersten-Male“

Erste RTF, erste Rennen, erste 200er-Touren, erstes Fahren mit online-Bekanntschaften, erstes Rennrad und erstes Bikefitting. Dieses Jahr war definitiv ereignisreich. Neben den genannten Dingen habe ich auch mich im SUP-Paddeln und MTB-Fahren versucht. Eine kurze Übersicht bekommt ihr hier, lest auch sehr gerne noch einmal in die Beiträge rein.

Januar-März

Nach der Tour d´Zwift, die ich übrigens auch zum ersten Mal abschloss, meldete ich mich im Februar zu Tour d´Energie bei Göttingen an. Als Vorbereitung startete ich bei meiner ersten Radtourenfahrt (RTF) in Gieboldehausen und fuhr dort ganz optimistisch mit dem Rad hin. Dass ich den Großteil der Strecke alleine zurücklegte, war so nicht geplant. Ich denke, dass ich auch im nächsten Jahr wieder beim dieser schönen Veranstaltung starten werde, dieses Mal aber mental besser darauf eingestellt…. Vielleicht bin ich 2023 auch vorher nicht krank :).

April

Krank war ich auch kurz vor meinem nächsten Event, der TdE. Ihr seht: es lief richtig gut bei mir. Auch dieses Rennen – meine Premiere auf dem Rad mit Zeitmessung – lief nicht ganz so wie geplant, da ich kaum trainieren konnte. Auch hier war ich viele Kilometer Einzelkämpferin und hatte mit Krämpfen zu tun. Im Ziel war ich alleine und unzufrieden mit meiner Leistung, weshalb auch dieses Rennen nicht zu meinen Lieblingserlebnissen des Jahres zählt.

Mai

Mit weniger Druck ging es auf ein paar längere Touren alleine. Bei bombastischem Wetter zur Marienburg und eine Graveltour, die für ein MTB besser gewesen wäre, mir aber sehr viel Spaß gemacht hat.

Am Himmelfahrtswochenende fuhr ich am Donnerstag 190 km zu meiner Schwester und kämpfte mich sieben sonnige Stunden gegen den Nordwind. Am Samstag ging es zurück, leider mit Panne. Trotzdem machte ich an diesem Tag meine ersten 200km voll, da ich noch einen kleinen Umweg einplante.

Juni

Die nächste Langdistanz nahm ich mit meinem Radbuddy Kai zwei Wochen später in Angriff. Stets hügelig ging es mit etlichen Höhenmetern ins schöne Erfurt und selbstverständlich auch zurück. Die 230 km (meine längste Tour bisher) überforderte mich leider ziemlich und ich war extrem dankbar, dass ich viel Windschatten fahren durfte.

Juli

Der Juli führte mich zu einem Gesangsworkshop nach Italien. Viel Radfahren ließen Hitze und Zeit nicht zu, aber die gemachten Touren waren für mich etwas Besonderes und natürlich auch das Sightseeing in Florenz und Volterra. Wer es noch nicht getan hat – schaut euch den Beitrag nochmal an. Die Bilder zeigen es ganz gut 🙂

August

Mein zweites großes Rennen stand im Spätsommer an. In Hamburg startete ich bei der Cyclassics und es lief super, tolle Gruppe, bombastisches Tempo, bis mich eine Reißzwecke bei km 80 ausbremste. Irgendwie zeigte sich das ganze Jahr ziemlich unperfekt. Aber durch das Rennen und auch die Panne lernte ich tolle Menschen kennen. Für 2023 bin ich bereits angemeldet, um das Rennen einmal zu meiner Zufriedenheit zu beenden.

Kurz darauf nahm ich mit einigen Freunden an der Großen Weserrunde teil und fuhr dort 200km. Die Übernachtung zuvor war legendär 😂…

September – Oktober

Perfekt war aber, dass ich nach vier Jahren Pause so ganz vorsichtig wieder mit dem Laufen starten konnte. Mehr als 10 km (im Training nur 5-8) werde ich nicht mehr laufen, aber schon das macht mich ziemlich glücklich.

Ein weiteres Highlight – wenngleich das Wetter das anders sah – war meine Radtour nach Dresden, bei der ich eine Übernachtung in Leipzig einlegte. Die zweite Hälfte der Tour legte ich mit einer Bekanntschaft aus dem Internet zurück. Andy begleitete mich und bot mir Unterschlupf und eine ausführliche Stadtführung in Dresden. Ein tolles Wochenende und eine Bekanntschaft, die hoffentlich nicht im Sande verläuft.

November – Dezember

Ende des Jahres traf mein neues Schmuckstück, mein Carbon-Rennrad ein, welches bisher fast nur im Flur sein Dasein fristet. Der Einzige Ausflug bisher ging (im Kofferraum) zum Bikefitting nach Leinefelde.

Nun lasse ich das Jahr ausklingen und starte am 31. noch bei meinem ersten Lauf seit sehr langer Zeit. Dort werde ich ohne viel Training mal versuchen 5 km am Seeburger See in einer halbwegs akzeptablen Zeit zu absolvieren.

Daten und Zahlen

PoloStrava gibt das Sportjahr nur noch den Bezahlabbonenten frei. Das ist schade, aber an einige Zahlen komme ich auch so :).

Schwimmen: 68 Einheiten – Zeit: 30h 50 – Distanz: 90,54 km

Laufen: 14 Einheiten – Zeit: 7h 36 – Distanz:81 km – 913 Höhenmeter

Radfahren: 172 Einheiten – Zeit: 290h 57 – Distanz: 7.809 km – 62.337 Höhenmeter

Die RIBBellin

Schon lange dachte ich über den Kauf eines „echten“ Rennrads nach. Zwischendurch tendierte ich auch kurz zum Kauf eines Mountainbikes, rückte von dieser Idee jedoch wieder schnell ab. Die allgemein explodierenden Kosten bewegten mich dazu, eher früher als später zuzuschlagen, da die Räder in der nächsten Saison vielleicht noch teurer werden. Lange suchte ich nach Rahmen und Marken, die mir gefielen, wägte ab, was ich brauche und was nicht und verzweifelte schließlich am Farbangebot. Mein Scott Speedster 10 Gravel ist in weiß-grau farblich sehr zurückhaltend und ich hätte gerne ein Bike mit weniger Understatement sondern mit mehr „hier bin ich“! Ein Rad, wie es nicht an jeder Ecke zu sehen ist, aber trotzdem bezahlbar war die Idee. SCOTT bietet leider oft nur sehr biedere Farben an und auch bei anderen Herstellern wurde ich nicht richtig fündig. Es entstand die Idee der individuellen Lackierung. Zunächst landete ich bei ORBEA. Die Räder überzeugten mich optisch, die Test nur teilweise. Also ging die Suche weiter und ich landete bei einer Marke, die mir bisher überhaupt nichts sagte.

RIBBLE ist der führende britische Radhersteller und produziert seit 1897. Zudem bieten sie ein faires Preis-Leistungsverhältnis und drei Jahre Gewährleistung. Einziger der Haken: der Brexit. Das Rad muss verzollt werden, was einige Gebühren mit sich bringt. Einmal den Einfuhrzoll von 14% und die Mehrwertsteuer, die in Deutschland berechnet wird. Trotzdem war ich neugierig und klickte mich durch die Seite und generierte spaßeshalber ein Rennrad. Die Farben überzeugten mich digital nichts so ganz, da ich mir nicht sicher war, ob sie wirklich so aussehen, wie sie angezeigt wurden. Das Orange beispielsweise wirkte eher in ein Braun. Auch hierfür bietet RIBBLE eine Lösung. Per Videocall landet man im Showroom in Preston (Lancashire) und kann mit einem netten Mitarbeitern sprechen, der einem die Farben auch vor der Kamera präsentiert, was mir einen deutlich genaueren Eindruck verschaffte. Allerdings tat ich mich mit seinem ziemlich fiesen Dialekt etwas schwer, bei der Klärung meiner anderen Fragen. Trotzdem bekam ich auf alle Fragen eine befriedigende Antwort. Nur die der Rahmengröße blieb bestehen. Denn – wie sollte es anders sein – stand ich genau zwischen M und L. Da mein Rücken verhältnismäßig lang ist, entschied ich mich für L und hoffte, dass das alles so passt und ich mich auch für die richtigen Komponenten entschieden hatte.

Online-Shopping

Ja, ich wagte es und klickte auf „bestellen“. Das war am 27.09.2022. Für die Fertigstellung wurde mir der 31.10. versprochen. Wie cool, kurz vor meinem Geburtstag. So richtig glauben konnte ich die schnelle Lieferung allerdings nicht. Und wie sollte es anders sein, kam einige Tage vor der Lieferung die Nachricht, dass sich „aufgrund fehlender Teile“ die Lieferung um zwei Monate verzögert. Das sah ich entspannt, da das Rad diesen Winter sowieso noch nicht auf die Straße darf. Doch alles kam anders und schon Ende November meldete Ribble den Versand, ich bezahlte online die rund 1000€ Zoll und am 01.12. stand der große braune Radkarton vor meiner Haustür. Ich war total ribbleig, nein hibbelig, wegen der Lackierung und total froh, als ich die ersten Teile des Rades freilegte.

Vor allem das „Pink Blossom Metallic“ ist der absolute Hammer und ich war froh, dass ich den Schriftzug in anthrazit und nicht schwarz gewählt hatte. An das „Seville Orange“ musste ich mich einen Moment gewöhnen, aber ich denke, dass die Kombination in der Sonne super aussehen wird, da ich zusätzlich zum Metallic Lack auch ein Glitzerfinish bestellt hatte. Wenn es ein divenhaftes Rad wird, dann auch richtig!

Die Komponenten sind von Level. Gut gefallen tut mir das Laufgeräusch der Laufräder mit Carbonfelgen und Messerspeichen. Das Lenkerband ist erst einmal orange. Ob es immer so bleiben wird weiß ich noch nicht. Ich wollte es aber einmal probieren, ob es zum Lack passt. Der Sattel ist von Fizik und ein Test. Mal schauen, ob ich mit dem zurecht komme. Falls nicht, wechsele ich wieder zu meinem Ergon, vielleicht aber in der Carbon-Variante.

Nun aber zur technischen Ausstattung, auf die viele ja hier schon warten:

Schaltgruppe: Shimano Ultegra Di2 R8100 2×12 (Kassette 11-34, Kettensatz 34/50)

Bremsen: Shimano Ultegra Hydraulisch Disc

Mit Pedalen (noch die schweren Shimano-MTB-Pedale, da ich die Schuhe ja auf beiden Rädern fahre) wiegt es knappe 9kg, also etwa 3kg leichter als mein Gravel.

Kosten: inkl. aller Steuern und Zölle knappe 6.000 €.

Da ich jetzt ein mega cooles Rad habe, habe ich mich dazu entschieden es auch mit einem Bikefitting vernünftig anpassen zu lassen. Also kontaktierte ich EIC-Bike in Leinefelde, die einen ziemlich guten Ruf genießen. Das Bikefitting klappte sogar noch in diesem Jahr, am 15.12. Finanziell schlug es noch einmal ordentlich zu Buche, aber was tut man nicht alles für ein paar mehr Watt auf dem Pedal. Mein Rad wurde mit Neugier begutachtet und ich erntete viel Lob bezüglich der Lackierung. Philipp, der Bikefitting-Spezialist, nahm sich volle zwei Stunden, um mich zunächst von Kopf bis Fuß zu vermessen und mich anschließend auf das Dummy-Bike zusetzen. Dort bekam ich für die 3D-Bewegungsanalyse Klebemarkierung an alle Gelenke, über die die Kamera während der Fahrt die Körperwinkel messen konnte. Nach der Grundeinstellung probierten wir verschiedene Sattelhöhen und -neigungen aus, sowie verschiedene Sättel. Vielleicht probiere ich meinen SQLab 612 (15er Breite), der bisher sein Dasein auf dem Kickrbike fristet doch noch einmal aus. Auch für die Schuhe bekam ich den Tipp doch das Fußgewölbe stärker zu unterstützen, um die Füße zu entlasten. Bei den ganz langen Touren um die 200km hatte ich ja immer brennende Fußsohlen. Ganz optimal ist mein Lenker leider nicht. Statt eines 120er Vorbaus wären 100mm für mich besser und mit 42cm ist der Lenker doch etwas breit. 38cm wäre optimal. Philipp versicherte mir aber, dass ich damit auch zurecht kommen sollte und ich nur bei ganz langen Strecken Probleme bekommen könnte. Ich werde es ausprobieren und mir im aller schlimmsten Fall irgendwann noch einmal einen neuen Lenker kaufen. Die Cleats saßen soweit gut, sodass dort nichts verändert werden musste. Alles in allem habe ich mich ziemlich wohl gefühlt und bekam auch noch eine Führung durch den Laden, bevor ich mich wieder ins Auto setzte nach Hause rollte. Ein toller Service, den ich jederzeit weiterempfehlen würde, vor allem, wenn Sitz- oder Knieprobleme oder ähnliches bestehen.

Nun steigt natürlich nun die Ungeduld, die den Frühling herbeisehnt um das gute Stück endlich auszuprobieren….

Pleiten, Pech und Pannen – aber trotzdem schön

In den Herbstferien entschloss ich mich, mit Andy aus Dresden an die Ostsee zu fahren, um dort ein paar Touren gemeinsam zu fahren. Los ging es mit einer kleinen Sightseeing-Runde zum Bastorfer Leuchtturm und nach Rerik. Die Runde war sehr entspannt und die Sonne sorgte für einen tollen Nachmittag.

Für den nächsten Tag war eine längere Tour nach Schwaan geplant. Schwaan wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu Künstlerkolonie und ist noch immer sehr sehenswert, durch viele Kunstwerke, schöne Brücken und bemalte Hauswände. Daher wollte ich schon immer dorthin. Die geplante Route war 106 km lang.

Es war kühler und vor allem viel nebliger als gedacht. Bereits nach 15 km war bei Andy die Luft raus. Dies bemerkte ich, da ich plötzlich feinen Milchregen aus dem Reifen abbekam. Da es ein schleichender Platten war, schafften wir es noch auf der letzten Rille zurück nach Kröpelin, zur dortigen Fahrradwerkstatt. Dort zeigte sich große Hilfsbereitschaft, aber leider nicht soo viel Ahnung, da der Mechaniker noch nie ein Rennrad in der Hand hatte und auch noch keine Steckachse kannte. Trotzdem schaffte er es, einen Schlauch einzuziehen und wir fuhren weiter.

Wenige Kilometer später war der Reifen leider wieder platt. Und im Mantel fand sich ein ziemlich beeindruckender Cut. Also gab ich Andy meinen Schlauch und „opferte“ meine CO2-Kartusche (das funktioniert übrigens super!). Positiv gestimmt rollten wir weiter. Bis Schwaan waren es nur noch 8 km als es unter meinem Hintern plötzlich schwammig wurde. Das konnte doch nicht wahr sein! Keine Luft, kein Schlauch – Ende der Tour. Leider im Nirgendwo.

Etwa einen Kilometer weiter stießen wir auf eine Bushalstestelle, warfen einen flüchtigen Blick auf den Fahrplan und freuten uns, dass der nächste Bus in 45 kommen sollte. Also warteten wir und versuchten parallel Kleintransporter anzuhalten, um vielleicht doch nach Hause oder zumindest nach Bad Doberan zu trampen. Leider hielten lediglich einige Autos an, in die wir nicht mit beiden Rädern passten. Trotzdem toll, wenn sich Menschen finden, die helfen wollen! Der Bus kam auch nach 50 Minuten nicht, sodass wir den Fahrplan doch noch einmal genauer studierten. Die kleine Bemerkung, dass er nur am Wochenende fährt, hatten wir leider überlesen und die weiteren zwei Stunden bis zum nächsten Bus wollten wir nicht warten. Also kontaktierte Andy die Taxiunternehmen der Region, um ein Taxi zu organisieren, das uns mit Rädern mitnehmen konnte und ich hielt weiter den Daumen in den frischen Wind. Das Taxi kam etwa 30 Minuten später und ich war mittlerweile ganz schön durchgefroren. Für schlanke 70 Euro reisten wir zurück nach Kühlungsborn und suchten dort zeitnah den nächsten Radladen auf, um ausreichend Schläuche und CO2-Kartuschen zu erwerben. Schließlich wollten wir am Folgetag eine größere Tour von Neukloster aus fahren. Eine so teure kurze Radtour bin ich bisher noch nie gefahren, denn mehr als 50km sind es nicht geworden…

Der nächste Morgen verwöhnte uns wieder mit viel Sonne. Und wir starteten mitten in Neukloster Richtung Schwerin. Das Profil war unerwartet wellig und windig war es zudem auch. Anfang hing ich viel in Andys Windschatten, da er gleich ein straffes Tempo vorlegte.

Wir fuhren östlich bis zur Mitte des Schweriner Sees und überquerten ihn bei Rampe. Schnell waren wir am Schweriner Schloss und nutzten den Aufenthalt für einen ausführlichen Fotostop.

Anschließend fuhren wir mit viel Seeblick am Südufer entlang nach Crivitz. In Crivitz meldete sich der Hunger und wir kehrten in einer alten und richtig guten Bäckerei ein. Der Kuchen war verhältnismäßig günstig und richtig lecker!

Als wir losfuhren passierte es, Andy fuhr sich auf dem Kopfsteinpflaster erneut einen Platten. Wieder wechselte er den Schlauch und entschied sich, den alten Schlauch in den Mantel zu legen, um den Cut zu verstärken. Dafür benötigte er eine Schere oder etwas vergleichbares. Also klingelte er bei einer älteren Dame und fragte sie nach einem Messer. Sie war sichtlich erschrocken. Sicherlich hatte sie noch nie erlebt, dass bei einem Überfall vorher nach einem Messer gefragt wurde. Nachdem sie die Tür schnell wieder geschlossen hatte, brachte sie schließlich ein kleines Küchenmesser, was seinen Dienst tat. Mit repariertem Reifen ging es weiter.

Vor der Tour hatten wir beschlossen, die Runde zu kürzen, wenn wir wieder einen Platten haben. Das taten wir auch und fuhren nicht bis Goldberg, sondern relativ direkt durch Sternberg und ein Stück durchs Warnowtal. Am Ende des Tals erwartete uns eine fiese und plötzliche Steigung. Ich hatte sie kürzer kalkuliert und fluchte etwas, als sie auch nach der Kurve noch weiter ging. Hätte ich das geahnt, wäre ich den Berg entspannter angegangen. Laut schnaufend kam ich aber oben an. In Groß Görnow fuhren wir durch ein altes Rittergut, welches derzeit saniert wird. In ein paar Jahren ist es sicherlich wunderschön!

Musste ich am Anfang ziemlich keulen, ließen nun bei Andy etwas die Kräfte nach weshalb ich vor fuhr. Mit kräftigem Rückenwind ging das auch wie von alleine, wenngleich die Strecke weiterhin fröhlich bergauf und bergab ging. Aber auch seenreich war die Gegend, was die Fahrt sehr abwechslungsreich gestaltete. Nicht umsonst waren wir auf Teilen der MSR (Mecklenburger Seenrunde) unterwegs. Das nun folgende Waldstück gefiel mir besonders gut. Der Asphalt war überwiegend in einem super Zustand. Für den zügigen PKW-Verkehr war der Weg nur etwas schmal. Die kleinen Rampen machten aber total Spaß, auch wenn sie fordernd waren. Langsam wurde ich auch ziemlich erschöpft und war froh, als wir die letzte Kuppe vor Neukloster erreicht hatten und nur noch bergab rollen mussten um das Zeil zu erreichen. Ein Gutes hatte die Abkürzung: ohne diese wären wir wohl zu spät zum Inder gekommen. 😉


Nach dem Urlaub verabredet ich mich am 30.10. mit Kai, der vorschlug zum Josephskreuz bei Stolberg im Harz zu fahren. Ich plante bei Komoot die Strecke und stellte fest, das selbst durch den Harz die Strecke nicht viel mehr Höhenmeter hatte als am Harzrand entlang. Also fuhren wir los über Bad Lauterberg und Braunlage und von dort aus Richtung Osten über Sorge, Tanne, Hasselfelde und Stiege.

Pause in Stiege

Ab Stiege wechselte die Landschaft von kahlen ehemaligen Fichtenbeständen zu einer grünen, belaubten Hochebene. So richtig fühlte man sich dort gar nicht mehr im Harz. Langsam ging es bergauf und ab dem Parkplatz Auerberg folgte der größte Anstieg der Tour, der sich mit knapp 6 Prozent über 1,4 km zum Ziel hochzog.

Das Josephskreuz ist 38m hoch und wurde ursprünglich 1832 für Graf Joseph zu Stolberg-Stolberg angefertigt. Der Graf selbst ist nicht so bekannt, umso bekannter jedoch der Architekt des Doppelkreuzes. Es war kein anderer als Karl Friedrich Schinkel, um den man im Berliner Raum überhaupt nicht herum kommt. Leider brannte dieses Holzkreuz 1880 ab. Da es gerade in Mode war (siehe Eiffelturm in Paris) wurde er durch einen anderen Künstler Ende des 19. Jahrhunderts in Stahl erneut gebaut. Seitdem wurde es zweimal umfangreich restauriert und ist ein echter Blickfang, der aus jeder Himmelsrichtung gut aussieht.

Das Josephskreuz

Dort gönnten wir uns bei bestem Wetter eine Pause, bevor wir nach Stolberg rollten. Dort lockten zahlreiche Fotomotive, aber die Zeit drängt etwas, weshalb wir nur kurz dort hielten. Am Harzrand ging es stets wellig zurück Richtung Heimat.

Stolberg – ein wunderschöner Fachwerkort

Im Örtchen Buchholz wurden wir von einigen verkleideten jungen Herren aufgehalten, die teilweise in DDR-Polizeiuniformen dort Schützenfest feierten und um Wegezoll bettelten. Als sie uns fragten, woher wir kommen und ich sagte „aus der Nähe von Osterode“, sagten sie, dass wir ja dann gleich da seien. Ja, man kann 45 km als „gleich“ bezeichnen, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Zwei Orte später wussten wir, was sie meinten. Auch dort gibt es ein Örtchen namens Osterode… Bis Ellrich wurden die Wellen immer anstrengender und ich war froh, als wir endlich wieder bei Walkenried wieder in Niedersachsen landeten. Ich hatte knapp 1400hm und wollte gerne noch die 1500 erreichen. Dafür machten wir zunächst noch einen sehr plötzlichen Schlenker in Scharzfeld. Der kam so spontan, das ich nicht mehr rechtzeitig in den leichteren Gang schalten konnte. Trotzdem kam ich irgendwie den Berg hoch. In Herzberg fehlten mir immer noch ein paar Höhenmeter. Daher fuhren wir noch zum Schloss hoch, wo meine Höhenmeter endlich über 1500 anstiegen . Dafür zeigte mir Strava statt meiner 140km nur 139,9km. Der Klassiker. Aber irgendwas ist ja immer. Die Tour war richtig schön, das Wetter für Ende Oktober bombastisch. Es geht nichts über nette und rücksichtsvolle Radbegleitungen. Das gilt natürlich auch für Andy.

West-Ost-Tour

Oder: Der große Kleidungsbelastungstest….

Durch eine berufliche Veränderung war das Radfahren die letzten Wochen etwas kurz gekommen, weshalb ich gerne das verlängerte Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit nutzen wollte, um ein paar Kilometer auf neuen Wegen zurückzulegen. Was lag da näher, als zur Feier des Tages der Wiedervereinigung weit in die ehemalige DDR zu fahren? Die Zielsuche gestaltete sich als relativ einfach, da ich gerne Andy – eine Facebook-Radbekanntschaft aus Dresden treffen wollte. An einem Tag fahre ich keine 300 km, weshalb ich einen Zwischenstopp in Leipzig einplante.

Die Wetterprognose war anfangs noch ganz nett, verschlechterte sich aber zusehends, sodass ich erst nicht sicher war, ob ich das Ganze nicht doch lassen sollte. Das Hotel in Leipzig war nicht stornierbar, weshalb ich mir selbst in den Allerwertesten trat und mich am Samstagmorgen um 6.45 Uhr auf den Weg machte. Die Tour hatte ich zuvor mal wieder mit komoot geplant und war bei der ersten Etappe von 770 hm ausgegangen. Aber Pustekuchen. Auf den Rox übertragen war plötzlich von über 1000 hm die Rede. Na herzlichen Dank. Es sollte also nichts mit einer flachen Tour werden… Mit voll bepackter „Arschrakete“ – die große Satteltasche – Rahmen- und Oberrohrtasche und gut befülltem Futterbeutel ging es los. Zunächst mit kurzer Hose und den neuen Beinlingen von Craft, Trikot, Armlingen und Regenjacke. Schon auf dem ersten Kilometer begannen die Beinlinge zu rutschen, was leider auch den ganzen Tag über immer wieder passierte, da weder sie noch meine Hose eine Gummierung haben.

Sonnenaufgang
Mensch, Craft, das geht doch besser

Sehr, sehr lästig… Dafür bekam ich ein schönes Morgenrot zu sehen, bevor es nach 8 km begann zu regnen. Also zog ich in Barbis auch die lange Regenhose an und war ab da als rotes Michelin-Mädchen unterwegs.

In voller Montur

Bald hatte ich Niedersachsen verlassen und befand mich „drüben“. Auf noch bekannten Wegen fuhr ich mal im Niesel-, mal im Landregen nach Nordhausen und von dort aus weiter den ebenfalls mehrfach gefahrenen Radweg parallel zur Nordhäuser Straße gen Osten. Zum Glück kam der Wind meist von hinten, gelegentlich jedoch auch böig von der Seite. Bald überfuhr ich die nächste Landesgrenze und landete bei Berga in Sachsen-Anhalt. Der Regen ließ nach und ich zog spontan die Regenhose aus um sie fünf Kilometer später bei Roßla wieder anzuziehen. In Sangerhausen war ich bei zwei Hügeln kurz am Zweifeln, ob ich das Ganze überhaupt packen würde. Danach kamen zwar nur noch wenige schlimme Höhenmeter, aber immer wieder kurze knackige Rampen. Bei einer derselbigen merkte ich plötzlich ein Reißen an der Hose. Der Klettverschluss am Bein der Regenhose hatte sich gelöst und das Kettenblatt sich in der jetzt zu lockeren Hose verbissen. Also hat leider auch die VAUDE Regenhose den Stresstest nicht so richtig bestanden.

Sangerhausen

Davon ließ ich mich nicht aufhalten und fuhr mit einigen Pausen, teilweise in zugigen und mit Erbrochenem dekorierten Bushaltestellen weiter. Ab Halle fuhr ich überwiegend entlang der Weißen Elster (mit einem unnötig hügeligen Abstecher nach Schkeuditz) und war mir nichts, dir nichts in Sachsen. Es wurde auch Zeit, denn ich war langsam wirklich platt. Mein Hotel erreichte ich schließlich nach knapp 170 km, von denen immerhin etwa 40 trocken waren.

Nach einer ausführlichen Dusche machte ich mich zu Fuß auf in die etwa drei Kilometer entfernte Innenstadt, die ich ja bereits durch einige Besuche kannte. Trotzdem spazierte ich die wichtigsten und für mich hübschesten Plätze der Innenstadt ab (natürlich an der Thomaskirche vorbei quer durch die Stadt bis zum Augustusplatz und parallel wieder zurück, vorbei an der Nikolaikirche und über den Marktplatz) und lauschte eine Weile einem Sänger vor Auerbachs Keller. Irgendwann machte ich mich auf den Rückweg.

Da mein Handy kaum noch Akku hatte, schaltete ich es vorsichtshalber aus. Als ich es zum Navigieren wieder einschalten wollte, verlangte es plötzlich den PIN der SIM-Karte. Das war mir bis dahin noch nie passiert…. Den hatte ich natürlich nicht zur Hand, sondern zu Hause, und wurde etwas nervös. Erst einmal musste ich aber etwas essen und bestellte mir in einer Dönerbude ein paar Falafel und bat den Verkäufer, ob ich sein Handy nutzen dürfte, um meine Radverabredung für den Folgetag zu koordinieren. Leider fiel mir aber auch mein Facebook-Passwort nicht ein… Etwas verzweifelt ging ich in Richtung Hotel (zum Glück ist mein Orientierungssinn nicht soo schlecht). Auf dem Weg dorthin sprach ich noch einen jungen Herrn mit einem Coffee Bike an und schilderte ihm meine Lage. Er erlaubte mir, mit seinem Profil meiner Radverabredung zu schreiben. Blöd nur, dass ich dessen Nickname nicht exakt im Kopf hatte und ihn nicht fand. Zurück im Hotel hatte ich mein Handy und die Radbegleitung abgeschrieben, als mir einfiel, dass ich es ja ohne SIM-Karte probieren könnte. Also am Empfang eine Büroklammer ergattert und die SIM-Karte rausgebastelt. So konnte ich wenigstens mit WLAN mein Handy nutzen. Was für eine Erleichterung.

Ziemlich müde wollte ich gegen 21.30 Uhr schlafen. Dazu kam es aber leider bis nach 24 Uhr nicht, da Straßenbahnen, feiernde Leute, Sirenen & Co. alles gaben, um die stilleverwöhnte Diva wachzuhalten.

Gegen 5.30 Uhr war die Nacht wieder zu Ende, obwohl es draußen erstaunlich leise war. Ich packte meine Sachen und schlug um 7.01 Uhr zum Frühstück auf. Merke: wenn Vietnamesen schreiben, dass es ab 7 Uhr Frühstück gibt, heißt es, dass es ab 7 Uhr langsam aufgebaut wird. Sehr charmant fand ich aber, dass der Mitarbeiter mit jeder Lebensmittellieferung, die er ans Buffett bringen wollte erst zu mir kam. Und das obwohl ich ihm mehrfach sagte, dass er ganz in Ruhe aufbauen solle und ich mir dann etwas hole.

Um 8.30 Uhr war ich mit Andy und seinem Freund Stephan am Hotel verabredet. Stephan durfte ich meine Klamotten ins Auto werfen (die er mit nach Dresden nahm) und schon war mein Rad nur noch halb so schwer. Auch das Wetter versprach etwas besser zu werden, daher nahm ich auch nur die Regenjacke mit und verzichtete auf die Regenhose. Zum Austausch ließ er mir Andy als Radbegleitung da. Der hatte aber sein eigenes Rad und war daher kein Ballast. Irgendwie seltsam, wenn man sich nur vom Schreiben her kennt und keine Ahnung hat, ob man sich leiden kann und wie weit man leistungsmäßig auseinander ist. Ein leicht flaues Gefühl hatte ich schon, was sich aber schnell verflüchtigte. Mit Andy fuhr ich quer durch Leipzig und er legte ein ganz schönes Tempo vor. Ab dem Völkerschlachtsdenkmal hatten wir halbwegs freie Fahrt und ich gab alles, um halbwegs dran zu bleiben. Trotzdem musste ich doch um eine Reduzierung des Tempos bitten. Ob es an der Tour am Vortag lag oder einfach der zu großen Leistungsdifferenz, ich weiß es nicht. Ich tippe aber auf ersteres, da mich die kleinsten Hügel zum Schnaufen brachten. (Memo an mich: mein Asthmaspray ist schon seit längerem alle – vielleicht mal bei Gelegenheit ein neues besorgen…).

Die ersten 80 km ging es lustig auf und ab. Selten ganz schlimm, aber es war stets hügelig. Ab Zehren fuhren wir auf dem Elberadweg und gönnten uns nur noch einen Anstieg auf die Burg in Meißen.

15 km vor Dresden bekam ich einen Hungerast. Mein Brötchen hatte ich schon lange vorher gegessen und lief plötzlich auf der letzten Rille. Dankenswerter Weise half mir Andy mit einem Riegel aus, sodass es irgendwie doch noch bis in die Dresdner Innenstadt schaffte, in der wir erst einmal Currywurst und Pommes verdrückten. Gestärkt schaffte ich auch noch die Runde durch den Großen Garten. Dann waren es auch nur noch wenige Meter bis zum Ziel und wir stellten die Räder nach 131 km ab. Ich ziemlich kaputt, Andy nicht so. Aber gut, beim nächsten Mal tobe ich mich am Vortag vielleicht nicht so aus…

Den Nachmittag nutzten wir ausführlich und er zeigte mir viele tolle Orte der Stadt. Nach einem kräftigen Platzregen beispielsweise das Schloss Albrechtsberg aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, welches auf der anderen Elbseite liegt und einen tollen Blick über Dresden bietet. Erbaut wurde es für den jüngsten Bruder Wilhelm des I. Wir schauten uns die vorgelagerten Weinberge, das Blaue Wunder, und die Gärten rund um das Schloss an.

Anschließend setzten wir unsere Tour in der Innenstadt fort. In dieser war ich zuletzt vor knapp 20 Jahren und konnte mich nur an wenig erinnern. Die Frauenkirche war damals noch nicht ganz fertig gestellt. Sie beeindruckte mich ziemlich. Am Fürstenzug, der aus 102 m die 34 Herrscher aus dem Geschlecht der Wettiner darstellt, spekulierten wir über die Bedeutung einiger lustiger Beinamen wie Dietrich der Bedrängte, Albrecht der Entartete und Friedrich der Gebissene.

In der Dämmerung und den nächsten aufziehenden düsteren Wolken wechselten wir noch einmal die Elbseite und schauten uns den Goldenen Reiter und – viel wichtiger – die Eisdiele von Terence Hill an. Wieder zurück über die Elbe ging es Richtung Zwinger, der im Moment eine ziemliche Baustelle ist. Dort erwischte uns auch der nächste Schauer, bei dem wir uns aber zum Glück unterstellen konnten. Nach einem leckeren Abendessen ging es auch ziemlich bald in die Federn.

Am Montag ging es zurück nach Hause, mit einem kleinen Abstecher zur Burg Kriebstein, der schönsten Ritterburg Sachsens, die ab 1384 gebaut und oft erweitert, umgebaut und den Geschmäckern der Zeit angepasst wurde. Zu ihr hoch führt die steilste Straße Sachsens mit 24 %. Vielleicht mal eine Radherausforderung…..

Alles in allem ein anstrengendes, aber trotz des mistigen Wetters ein schönes Wochenende, was mich zwar müde, aber mit dem Gefühl zurücklässt, es optimal genutzt zu haben. Einen großen Dank nochmal an Stephan für den Gepäckshuttle und Andy für die schöne Tour und Geduld und die Stadtführung.

Neben der kaputten Hose und den rutschenden Beinlingen hat es übrigens auch die Regenjacke erwischt. Da ist die Verschweißung der Naht im Nacken aufgegangen. Lief also richtig gut für meine Bekleidung…

Laufversuch und mit dem Rad zum Frühstück nach Braunlage

Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt weiß, dass ich aufgrund von Arthrose in den Großzehengrundgelenken im November 2018 das Laufen an den Nagel gehängt habe. Mit den Schmerzen machte es für mich einfach keinen Sinn mehr. Seit einigen Monaten bin ich jedoch wieder überwiegend schmerzfrei, weshalb ich dachte, dass ich es gerne wieder probieren würde. Keine Extreme und keine langen Strecken, das würde sicherlich nicht gut gehen, aber eine Handvoll Kilometer mal wieder laufend zurücklegen können wäre toll.

Letzte Woche bestellte ich mir neue Laufschuhe (so etwas habe ich die letzten vier Jahre ja nicht besessen) und zwar die Hoka Carbon X3. Mit ihrer Carbonsohle haben sie eine sehr hohe Steifigkeit, die meinen Zeh hoffentlich entlasten sollte. Da ich es auf ein Sonderangebot angelegt hatte sind sie leider minimal zu klein, aber blaue Zehennägel hole ich mir hoffentlich trotzdem nicht. Es dauerte fast eine Woche bis ich mich traute zu laufen. Was daran so schwierig ist? Vermutlich der Druck an mich selbst. Natürlich wäre ich enttäuscht, nach zwei Kilometern gehen zu müssen oder hatte auch Angst davor, dass die Schmerzen wiederkommen. Die Sonne lachte jedoch, der Morgen begann großartig, also schnürte ich die Schuhe und los ging´s. Ich wählte ganz optimistisch gleich eine wellige Strecke und auch wenn sich die Beine etwas schwer anfühlten lief es sich recht gut. Über den Papenberg ging es zurück nach Herzberg und einmal um den Jues und ich hatte zum Schluss tatsächlich 5,5 km auf der Uhr mit einer Pace von 6 min/km. Damit bin ich für den Start extrem zufrieden. Jetzt heißt es nur Däumchen drücken, dass es auch so bleibt….

Nachmittags ging es mit meinem neuen Kollegium nach Northeim zum Stand Up Paddeln. Unsere Schule hat reichlich Bretter und so konnten alle, die Lust darauf hatten bei super Temperaturen (warum auch immer hatte ich den langen Neo eingepackt, mich dann aber für den Badeanzug entschieden) aber kräftigem Wind eine Runde auf dem Kiessee paddeln.

Nach den beiden Sporteinheiten wachte ich heute Morgen mit leichtem wohligem Muskelkater auf, der aber nach dem ersten Frühstück gleich vertrieben werden sollte. Mein Pannenretter Stefan aus Hamburg (Cyclassics) hatte mich zusammen mit seiner Frau Inken auf einen Kaffee in ihr gemeinsames Ferienhaus (ein wunderschönes Blockhaus) in Braunlage eingeladen. Da ich ihm sowieso etwas schuldig war, bot ich an, zum Frühstück vorbeizukommen und Brötchen mitzubringen.

Um 7.30 Uhr ging es los. Leider hatte ich auf den ersten Kilometern bis zur Odertalsperre mit kräftigem Gegenwind zu tun. Ab dem Anstieg Höhe Rinderstall wurde es aber besser, trotzdem brauchte ich für die ersten 15 km länger als geplant. der lange Anstieg zog sich quälend lang und ich hatte das Gefühl kaum vom Fleck zu kommen. Kurz vor dem Ende kam mir ein Radfahrer entgegen, der mir schwer bekannt vorkam. Kai war eine ähnliche Runde anders herum gefahren und begleitete mich noch die letzten Meter bis zur Bergkuppe. Den Rest schaffte ich gut alleine und stand um 8.58 Uhr beim Bäcker. Die avisierten 9 Uhr schaffte ich nicht ganz pünktlich, aber wir hatten ja auch AB 9 Uhr vereinbart. Ich wählte den Bäcker mit der längsten Schlange (was eine gute Entscheidung war) und fuhr die letzten Meter bis zum Feriendomizil in der Nähe des Bodefalls. Dort erwarteten mich die beiden schon winkend und sehr herzlich und hatten ein tolles Frühstück aufgefahren. Ich verbrachte dort ein paar schöne Stunden und durfte mich noch ins Gästebuch eintragen und das Blockhaus besichtigen, was die beiden zum Großteil selbst errichtet hatten. Sicherlich sehen wir uns mal wieder. Sei es in Hamburg, Herzberg oder Braunlage.

Schließlich musste ich mich aber doch loseisen und setzte meine Tour in Richtung Oderteich fort. Nach dem Anstieg dort hoch war das Schlimmste an Höhenmetern geschafft. Der Sonnenberg hatte nun keinen großen Schrecken mehr. Kurz vor der Kuppe des Sonnenbergs hatte ich zwei Rennradfahrer im Nacken, die ich bis zum Ortsausgang St. Andreasberg leider wieder verloren hatte. Bergab kann ich… Trotzdem wäre etwas Begleitung nett gewesen, denn im Siebertal traf ich wider erwarten leider wieder auf Gegenwind. Trotzdem lief es ganz gut und ich entschied mich, nach einem kurzen Stop zu Hause noch nach Hattorf zum Flugplatzfest weiterzufahren um dort noch einen Crêpe zu essen und den Kunstfliegern zuzuschauen. So kam ich auf 77 km mit 850 hm (komoot hatte etwas mehr berechnet). Eine tolle spätsommerliche Tour mit netten Begegnungen. Ich habe sie sehr genossen und freue mich, dass das Bergfahren immer besser klappt. 🙂

Die 12. Große Weserrunde 2022

Vor zwei Jahren hatte ich einen Startplatz für die Große Weserrunde mit Start in Rinteln gewonnen. 2020 entfiel dieses Event allerdings und im Jahr 2021 war ich erkrankt. Die Veranstalter waren jedoch so großzügig, mich in diesem Jahr starten zu lassen. Angeboten werden Distanzen von 80 bis 350 k. Wir entschieden uns für die 200 km – eine Herausforderung, die aber nicht unmöglich ist. Ich fuhr nicht alleine, sondern nahm – schon ein bisschen schräg – meinen Exfreund Kai mit. Außerdem hatten sich auch Bernd aus Bad Grund und Jörg aus Hildesheim angemeldet. Kurzerhand buchten wir vier zwei Zimmer in einer seehr günstigen Unterkunft (20€ pro Person – ohne Frühstück). Entsprechend rustikal empfing uns der holländische Vermieter mit fleckigem bauchfreien T-Shirt in seinem Fachwerkhaus, das teilweise nach bester Heimwerkerkunst umgebaut, teilweise aber auch etwas naturbelassen war. Es war… interessant, aber für eine Nacht völlig ausreichend. Nur eine Badezimmertür wäre schön gewesen… Der Holländer räumte uns auch sogleich das TV Möbel aus dem Zimmer, damit wir unsere Räder dort parken konnten.

Abends gab es Pizza in Rinteln und dann versuchten wir zu schlafen, was mehr schlecht als recht gelang. Gespräche der Ukrainer, die ebenfalls in dem Haus untergebracht waren, knallende Autotüren, quietschende Reifen und mein lästiges ISG hielten mir neben Kais Geschnurchele (richtiges Schnarchen war es nicht) wach.

Bernd, ich, Kai und Jörg
Für den kleinen Hunger

Ein paar Stunden Schlaf bekam ich aber doch, bevor um 5 Uhr der Wecker klingelte. Wir zogen uns um, luden die Räder auf´s Auto und rollten nach Rinteln. Dort starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel mit unserem Frühstück, während kurze Zeit später auch Jörg und Bernd eintrudelten.

Um 7:02 ging es los und wir starteten mit einigen Mitfahrern flussaufwärts auf der östlichen Seite der Weser und rechneten ständig mit Regen. Anfangs noch in einer größeren Gruppe, splitteten wir uns nach einer Weile auf und verloren dabei auch Jörg und Bernd. Die Strecke war zwar beschildert, einige Schilder wiesen jedoch in die falsche Richtung, was mehrfach zu Irritationen führte. Der Regen ließ weiterhin auf sich warten. In der Nacht hatte es jedoch kräftig geregnet und gestürmt, sodass überall Zweige und Äste lagen. Bei einem Ausweichmanöver (bergauf und daher langsam) stürzte ein Fahrer und versuchte sich noch an mir abzustützen. Zum Glück stürzte ich aber nicht mit und auch ihm ist nichts passiert. Auch ein Erdrutsch und schlammige Überbleibsel überschwemmter Straßen begegneten uns und zeugten von einer wilden Nacht.

Nach der ersten Essenspause nach 50 km schlossen wir uns einem Team aus Minden (El Toro Radsport) an. Hier bekam ich nach und nach noch ein paar Infos zum Gruppenfahren in zwei Reihen. Das war wichtig, da ich ja auch immer wieder versucht habe Führungsarbeit zu übernehmen, aber nach 120 km einfach nicht mehr im Wind das Tempo halten konnte und kurz davor war, die Gruppe zu verlassen, um ja keinen Ärger mit den Mitfahrern zu provozieren. Da war ich für die Tipps sehr dankbar und es hat auch wunderbar funktioniert. Vielen Dank an die Herren für das Mitziehen.

Nicht so gut lief es für Kai, der nach 82 km einen Platten hatte. Ich sollte in der Gruppe weiterfahren. Leider kämpfte er recht lange mit dem Schlauchwechsel (Tubeless Ready Felgen sind etwas wunderbares…), sodass er uns vor der nächsten Pause nicht mehr einholte. Über Bodenwerder und Holzminden kamen wir schließlich zum Wendepunkt in Beverungen, wo Kai wieder etwas abgekämpft zu uns stieß wir Nudeln aßen und anschließend den Weg auf der westlichen Weserseite zurück nach Rinteln antraten. Ab dort hatte wir Gegenwind, der auch in der Gruppe Kräfte kostete.

Mit den roten Stieren
Kai ist wieder da!
Weiter geht’s…

Nach einer weiteren Stärkung bei etwa km 140 ging es in die Berge. Das WeserBERGland heißt nach nicht grundlos so. Ausgewiesen war die Strecke mit über 1600 hm, letztlich waren es wohl etwas über 1300. Blöderweise kamen die Anstiege zum Schluss und so kämpfte ich mich Berg um Berg und Anstieg um Anstieg weiter Richtung Ziel nicht ohne zwischendurch mal ein wenig zu hyperventilieren. Als der letzte Anstieg geschafft war, lag noch eine Abfahrt und ein paar letzte Kilometer vor uns, bevor wir glücklich ins Ziel einfuhren. Auf der Brücke fotografierte uns noch ein Fotograf oder Journalist, der uns später auch noch interviewte. Mal schauen, was mit diesem Interview passiert. 🙂

Wir holten uns unsere Urkunden ab und nutzten die Duschen, bevor wir uns aufs Essen stürzten. Überhaupt kulinarisch war die Weserrunde ein großes Vergnügen. Auch die Mitfahrer waren allesamt sehr sympathisch und man traf ein paar bekannte Gesichter. Wir kommen bestimmt gerne wieder, auch wenn die Höhenmeter am Ende schon eine ziemliche Zumutung sind ;)…. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal sogar Sonne? Wobei wir schon sehr glücklich waren, wider Erwarten trocken über den Tag zu kommen.

Cyclassics 2022

Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten

Gewinnspiele sind mein Ding und gelegentlich gewinnt man wirklich coole Dinge, wie zum Beispiel im letzten Jahr einen Startplatz für die 60 km Distanz bei den BEMER Cyclassics in Hamburg. Bereitgestellt hatte diesen sporting hamburg. Corona machte uns Startern im letzten Jahr jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn das Rennen wurde wenige Tage vorher abgesagt. In diesem Jahr sollte es aber wieder an den Start gehen. In der Zwischenzeit hatte ich mich dazu entschieden, auf 100 km umzumelden. Die Anfahrt sollte sich ja auch lohnen.

Bereits am Mittwoch fuhr ich nach Kühlungsborn um noch ein paar Tage am Wasser mitzunehmen. Mit dem Wetter hatte ich ziemlich Glück und erwischte lediglich einen Regentag. Die anderen beiden Tage verbrachte ich überwiegend am Strand und auch ein wenig auf dem Rad. Bei meiner kleinen 45 km-Runde legte ich auf auf den ersten 7 km bereits 100 hm zurück, indem ich die Kühlung überquerte. Ja, es gibt dort durchaus auch Hügel. Ein weiterer kleiner Anstieg erwartete mich am Bastorfer Leuchtturm. Vorher machte ich aber am Hafen in Rerik ein kleines Päuschen.

Über Strava hatte ich festgestellt, dass ein Bekannter aus dem Harz, mit dem ich vor etlichen Jahren mal auf den Brocken gelaufen war, ebenfalls in Kühlungsborn war. Aus einem Mal-kurz-hallo-sagen am Strand wurde ein ausgedehnter Strandtag mit Tobias, seinen Kids und Bekannten. Ich wurde auch zweimal zum SUP genötigt und war begeistert. Sicherlich ist mein Gleichgewichtssinn nicht der beste und auf dem kleineren Board landete ich auch zweimal im Wasser, aber es ist eine tolle Sportart, die ich dringend hier im Harz weiter ausüben möchte. Zwischen den zwei SUP-Einheiten schwamm ich auch noch 1000 m und hatte für diesen Tag mein Sportsoll definitiv erfüllt. Auch an den zwei Abenden, die ich noch in K´born verbrachte, war ich von der Gruppe eingeladen, zu den Musikevents mitzukommen. Das war schön, vor allem, da der zweite Abend mit einer Pink Floyd-Coverband (Who´s Pink) wirklich auch richtig gut war.

Am nächsten Tag schob ich mich innerhalb von drei Stunden im Auto durch Blechkolonnen von Kühlungsborn nach Hamburg. Irgendwann war ich dann auch im Hotel in der Nähe des Schanzenviertels angekommen. Das Zimmer war noch nicht fertig, weshalb ich mich zunächst zu Fuß auf den Weg zur Anmeldung machte. Die Anmeldung klappte reibungslos und ich traf noch auf einige (facebook-) Bekannte (Richard, und Tina, die ich bisher nur digital „kannte“ und Maik und Alain). Zusammen gönnten wir uns ein ein Weizen und schlenderten noch über die Expo. Dort griff ich noch einen Riegel ab und probierte die Druckwellenmassage bei Reboots aus. Ich hatte vor einiger Zeit einmal ein ähnliches No-Name-Produkt probiert, welches ich an den Knöcheln als eher unangenehm empfunden hatte. Dies war hier nicht der Fall. Von den Füßen her füllen sich nach und nach Kammern mit Luft und sorgen für eine Komprimierung und damit einer Lymphdrainage. Auf einer nicht zu hohen Stufe war das am Tag vor dem Rennen sehr angenehm.

Nach dem Bummel über die Expo ging nach und nach jeder seiner Wege. Meiner führte mich zurück ins Hotel und unter die Dusche. Danach ging ich ins Schanzenviertel, um etwas Essbares zu ergattern. Dies gelang mir auch. Die Cannelloni waren nicht weltbewegend, aber sie machten satt und waren preislich in Ordnung. Im Zimmer schaute ich noch ein bisschen fern und machte mich bald bettfertig. Das Zimmer ging nach hinten raus und war daher recht ruhig, sodass ich bis 5.58 Uhr schlief, zwei Minuten bevor der Wecker klingelt. Besser geht es nicht. Ich zog mir schnell etwas an und ging zum Frühstück, was auch super war. Anschließend belud ich mein Auto und präparierte mein Rad mit den Startnummern. Nur die Nummer am Lenker konnte ich noch nicht anbringen, da ein Kabelbinder im Startbeutel fehlte. Das holte ich aber bei der Startbeutelabgabe nach. Beim Servicepoint von Paul Lange überprüfte ich auch noch einmal den Luftdruck, damit auch ja nichts schiefgeht….

Am Eingang des Startbereichs L traf ich wieder auf Richard. Nach dem Start wuselte ich mich eine Weile durch und schloss mich einer überholenden Gruppe an. Diese war super und wuchs im Laufe des Rennens auch noch weiter an. Wir fuhren von vornherein ein beachtliches Tempo von 38 km/h und wurden auch nicht langsamer, da wir super starke Männer dabei hatten, die viel Führungsarbeit übernahmen. Ich war lediglich zweimal vorne und auch nur für wenige Kilometer. Im Wind war das nicht mein Wohlfühltempo. Im Sog lief es jedoch reibungslos und nur nach Kurven musste ich mehr reintreten und merkte da schon die Spannung in den Oberschenkeln und war immer wieder besorgt, von der Gruppe abzureißen, das Team sammelt mich aber immer wieder ein, sodass ich über lange Strecken nahezu entspannt mithalten konnte.

Über Schenefeld und Appen ging es flach bis Elmshorn, wo wir am Wendepunkt der Strecke ankamen, südlich führte uns der Weg wieder zurück Richtung Hamburg.

Ein bisschen Führungsarbeit habe ich auch übernommen. Hinter mir die großartige Gruppe, die mir ein bombastisches Tempo ermöglicht hat,

Bei Wedel, nach knapp 70 km passierte es. Plötzlich klang mein Reifen komisch und wurde schwammig und mein Blick nach untern bestätigte meine Vermutung – ich hatte einen Platten. Also ausgeschert und ohne nachzudenken das Hinterrad ausgebaut. Ich versuchte zunächst selbst den Mantel abzubekommen, was ich natürlich mal wieder nicht schaffte. Immerhin fand ich den Übeltäter, eine Reißzwecke, die sich in meinen Reifen verbissen hatte… Die Situation nervte mich unglaublich und ich war ziemlich sauer, enttäuscht und frustriert. Am liebsten hätte ich mich heulend an die Straße gesetzt, was mich aber irgendwie auch nicht weiter gebracht hätte. Da eilte mir ein Zuschauer zu Hilfe. Stefan Kahn (wir telefonierten am nächsten Tag noch, nachdem ich ihn im Netz ausfindig gemacht hatte. Der Tipp „google mal nach „Modellbau Hamburg“ half, nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Platten in Wedel passiert war), flitzte nach Hause um Werkzeug zu holen, während drei weitere Herren, die außerhalb des Rennens mir dem Rad unterwegs waren, sich meiner erbarmten und zu dritt irgendwann den Mantel von der Felge bekamen. Schlauch raus, neuer Schlauch rein, aufgepumpt und das Laufrad wieder eingebaut. Dann bekam ich noch einen großzügigen Anschubser und weiter ging es. Ich bin den Herren so unglaublich dankbar. Nur dank ihnen konnte ich das Rennen beenden. Zeit hatte es trotzdem gekostet. 20 Minuten hatte meine unfreiwillige Pause gedauert und alle schnellen Gruppen waren durch.

Die letzten 24 km war ich also als Einzelkämpferin (mit 4 bar auf dem Hinterrad) unterwegs und fand keinen Fahrer, er annähernd mein Tempo fuhr. Also Zähne zusammenbeißen und kämpfen. Den zweiten Verpflegungspunkt ließ ich (wie übrigens den ersten auch) links liegen und strampelte, was die Beine hergaben und zählte die Kilometer wie einen Countdown abwärts. Die einzigen Höhenmeter kamen jetzt, die aber eher Wellen als längere Anstiege waren. Und so konnte ich auch hier an den meisten gut vorbeifahren. Dies motivierte und pushte mich weiter. Als mein Countdown bei 10 km war, sah ich plötzlich ein Schild mit 4 km. Da fiel mir ein, dass jemand sagte, dass die Tour gar nicht 100 km lang sei. Ich mobilisierte noch einmal alle Kräfte und zog auf den letzten zwei Kilometern noch einmal das Tempo an. Zumindest habe ich ein Zieleinfahrtsfoto ohne störende Gruppe :).

Mit meinem Schnitt von 36,6 km/h bei Strava (mit Aufzeichnungs-Stop bei der Panne) könnte ich zufrieden sein, auch wenn ich weiß, dass ich mit der Gruppe locker einen 38er-Schnitt hätte ins Ziel fahren können. Was mich richtig wurmt ist das offizielle Tempo mit noch nicht einmal 33 km/h. Und einer nicht sehr grandiosen Platzierung. Wäre nichts passiert, wäre ich im vordersten Fünftel gelandet. Aber…. hätte, hätte Fahrradkette…

Jetzt muss ich wohl doch nächstes Mal noch einmal starten.

Im Nachhinein erreichte mich die Info, dass mehrere Fahrer aufgrund von Reißzwecken auf der Strecke das Rennen nicht beenden konnten. Unfassbar, was es für bescheuerte (entschuldigt die Wortwahl) Menschen gibt. Klar nerven die gesperrten Straßen, aber wie sauer muss man sein, um ein Event derart zu boykottieren und Fahrer zu gefährden oder mindestens zu frustrieren, die viel Vorfreude, Training und Geld in ein Event wie dieses investiert haben.

Viel singen, schwitzen, Kultur und ein bisschen Radfahren in Italien

Seit etwa einem Dreivierteljahr bin ich Mitglied einer neuen Band „Coffee, Cake & Bass“. Mein Mitsänger Michael fragte mich im Frühjahr, ob ich nicht Lust auf einen Pop- und Jazz-Gesangsworkshop in der Toskana hätte. Alleine wäre ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen, aber mein Urlaub war noch nicht geplant und auf Mallorca hatte ich festgestellt, dass Urlaub alleine nicht immer so erquickend ist und Abende recht lang werden können. Also haderte ich nicht lange und sagte ihm zu. Die Planung überließ ich ihm, da er schon einige Male dort war. Direkt am ersten Ferientag ging es los. Kurz nach 5 Uhr rollte Michaels roter Audi in die Einfahrt und ich packte neben meinem Koffer auch mein Rad in seinen Kofferraum. Er war etwas angespannt, da seine AdBlue-Anzeige, bzw. die seines Wagens leuchtete. Am Tag zuvor hatte er wohl den Tank etwas überfüllt. Für den Fall der Fälle hatte er jedoch einen Werkstatttermin in Bamberg ausgemacht. Wir rollten also los und ich übernahm das Steuer nach den ersten etwa 100 km. Vorher erlosch jedoch in Anzeige, sodass wir entspannt an Erfurt vorbei Richtung Süden fahren konnten. In Bamberg machten wir jedoch trotzdem Halt um einen Kaffee zu trinken und machten einen kurzen Bummel durch die Innenstadt.

Neptunbrunnen „Gabelmoo“

Das Bamberger Rathaus

Von Bamberg ging es weiter an München vorbei, was reibungslos und staufrei klappte. Vor der österreichischen Grenze wollten tanken, da es hieß, es gäbe in Österreich Diesel-Mangel. Daher fuhren wir zwischen München und Rosenheim von der Autobahn ab, nachdem wir uns eine Vignette besorgt hatten. Eine Tankstelle abseits der Autobahn war jedoch in Deutschland nicht mehr zu finden, sodass wir mit halbleere Tank über die Grenze fuhren. Nach ziemlich viel Überland-Kurbelei fanden wir irgendwo bei Kufstein eine Tankstelle und füllten den Tank bevor aus auf der Autobahn Richtung Innsbruck weiter ging. Nun übernahm Michael wieder das Steuer und brachte uns über den Brenner, der auch erfreulich leer war. Nach ziemlich genau 1000 km kamen wir am späten Nachmittag am südlichen Zipfel des Gardasees an und fanden nach einiger Sucherei auch unser Hotel, in der Nähe des Gardalandes. Zwar war es ziemlich warm (38°C) und mir hing der Magen in den Kniekehlen, aber trotzdem machten wir uns zu Fuß auf, Richtung See. Ein Marsch, der Aufgrund leichter Orientierungsschwierigkeiten etwa sieben Kilometer lang war.  In der Altstadt von Peschiera der Garda suchten wir uns eine Pizzeria und genossen unser erstes italienisches Essen. Nach dem Essen machten wir auf dem Heimweg (der zum Glück etwas kürzer war) noch einige Fotos. Nach knapp zwölf Kilometern in Flipflops (und teilweise barfuß) brannten meine Füße gewaltig.

Nach einer unruhigen Nacht setzte ich mich vor dem Frühstück eine kleine Runde aufs Rad. Nüchtern war ich bisher noch nie gefahren und werde es wohl so bald auch nicht wieder tun. Müdigkeit, Temperatur, lange Fahrt und knurrender Magen forderten ihren Tribut und meine etwa 40 km lange Radfahrt dauerte deutlich länger als geplant. Ich machte einige Fotos und wollte eigentlich an die Spitze der Landzunge bei Sirmione. Leider war an der Scaligeroburg meine Reise zu Ende, da dort Fahrräder (auch geschobene) untersagt sind. Über holprige Straßen führte mich der Weg zurück zum Hotel, wo mich nach einer Dusche Michael und ein etwas spartanisches Frühstück erwarteten.

Sirmione

Nach dem Essen sattelten wir die Pferde und fuhren weiter zu unserem nächsten Etappenziel – Florenz.

Unser florentiner „Classic Hotel“ war nahe der Innenstadt und in einem altehrwürdigen Gemäuer nahe der Boboli Gärten. Entsprechend kühl war zum Glück das Zimmer. Die Temperatur genossen wir jedoch nur kurz, bevor wir uns gegen 14 Uhr in der Mittagshitze vorbei am Palazzo Pitti Richtung Innenstadt aufmachten. Nach knapp 15 Minuten schritten in bereits über die Ponte Vecchio ins Herz der Stadt und ich bestaunte von außen die Uffizien, den Palazzo Vecchio, den Dom, diverse Kirche und Plätze und überhaupt das Flair der Stadt, die Julius Cäser gegründet, und von den Medici so geprägt wurde. Wir drehten Runde um Runde und gönnten uns ein Eis vor der Santa Maria Novella, bevor wir weitere Denkmäler, Deckenfresken und Gebäude bestaunten und an Designerläden vorbei schlenderten. In Skulpturform begegneten wir ständig Michelangelos David-Kopie, aber auch Leonardo da Vinci und Dante standen in Stein gehauen in der Gegend herum. Die Opulenz zeigt die ehemalige Bedeutung der spätmittelalterlichen Handelsstadt und den Einfluss ihrer reichen Gönner, die Künstlern und Wissenschaftlern ein Zuhause in Florenz boten.

Palazzo Pitti

Die Uffizien

Der Duomo (Sanata Maria del Fiore), dekoriert mit rotem Marmor aus Siena, weißem aus Carrara und grünem aus Prato. Das erste Bauwerk dieser Dimension der Ranaissance.

Blick in den Palazzo Vecchio

Basilika San Lorenzo

Deckenfresko in San Marco

Eis geht immer

Kreuzgang der Basilica della Santissima Annunziata

Wir gönnten uns auch wieder etwas zu Essen. Und zwar nicht irgendwo, sondern direkt am Arno, mit Blick auf die Ponte Vecchio. Abends wollten wir uns von der Piazzale Michelangiolo aus den Sonnenuntergang anschauen, irrten uns aber bezüglich des Hügels und bestiegen zunächst den Hügel des Fortes di Belvedere. Zum Glück waren wir sehr früh dran, weshalb wir den steilen Abstieg und den Aufstieg auf den benachbarten Hügel noch mehr als rechtzeitig schafften. Dort fanden sich, je näher der Sonnenuntergang rückte, immer mehr Schaulustige ein, um für sich, oder die sozialen Medien den Sonnenuntergang auf Bilder zu bannen.

Ponte Vecchio

Auf der Piazzale Michelangiolo

Als die Sonne unter Applaus die Bühne verlassen hatte gingen wir entlang des Arnos und begleitet von Millionen von Mücken zurück. Nach etwa 17 km Pflastertreten fielen wir relativ erschöpft in die Betten. Am nächsten Morgen gab es ein etwas reichhaltigeres Frühstück (dieses Mal Buffet) und wir gingen erneut in die Stadt, um der Markthalle einen Besuch abzustatten. Wir probierte uns durch Mortadella, Trüffel und Balsamico und Michael kaufte sich ein Fläschchen von letzterem. Gegen 11.30 Uhr traten wir die Weiterreise Richtung Bestimmungsort an. Der Workshop sollte zwischen Volterra und Colle di Val d´Elsa (ganz grob in der Nähe von Siena) stattfinden. Die Zimmer waren noch nicht fertig, weshalb wir zunächst die Qualität des Pools überprüften – mit positivem Fazit – und nach und nach die ersten Teilnehmer kennenlernten.  

Am Nachmittag konnten wir die Zimmer beziehen. Unser Apartment war riesig. Ein großer Wohnraum mit Kochzeile, zwei Schlafzimmer und Bäder. Der einzig große Nachteil war, dass es direkt unterm Dach lag und die kleinen bodennahen Fenster nachts kaum für Abkühlung sorgten, weshalb ich keine Nach mehr als fünf oder sechs Stunden mit Unterbrechungen geschlafen habe.

Los ging es mit einem gemeinsamen Abendessen, in Form eines italienischen Buffets. Es zog sich bis in die späten Abendstunden, weshalb wir anschließend nur noch ins Bett fielen.

Zwar war ich mit Abstand das Küken der Gruppe, sie setzte sich aber aus sehr netten und interessanten Personen zusammen. So waren an den folgenden Tagen gute Gespräche garantiert. Das Coaching übernahm die Gesangspädagogin Anke Held, die ihren Job super machte und jeden an seiner Leistungsstufe abholte. Unterstützt wurde sie dabei von dem Jazzgitarristen Holger Schliestedt, der für eine abwechslungsreiche, stilsichere und auf die Sänger angepasste Begleitung sorgte. Die Teilnehmer kamen aus allen Ecken Deutschlands und der Schweiz und jede und jeder brachte auf seine Art Input mit in die Gruppe, sei es auf musikalische oder tänzerische Art oder durch Humor oder Theatererfahrung. Auch kamen wir in den Genuss kurzer Yoga– und NIA-Einheiten.

Da die kommenden Tage ziemlich durchgetaktet waren, fuhr ich nur wenig Rad. Am Sonntag und Dienstag fuhr ich vor dem Frühstück (aber immerhin nach einer Banane) 40 km (mit über 500 hm). Das war nicht wahnsinnig viel, aber viel mehr war einfach nicht drin. Zum Ausgleich schwamm ich viel und jeden Tag mussten wir zum Proberaum einige Höhenmeter überwinden, da er ein gutes Stück entfernt war.

Dieselben Höhenmeter begegneten mir natürlich auch beim Radfahren. Um auf die Straße zu gelangen muss hier zunächst eine knapp 1000 m lange und recht steile Schotterpiste bezwungen werden. Gut, dass ich mich für die Gravelbereifung entschieden habe. Auch ansonsten bot die Gegend wenig Erholung. Zwar waren die Straßen in einem recht guten Zustand, aber das Profil war äußerst wellig und die Autofahrer kannten keinen Abstand beim Überholen. Die anderen Radfahrer waren aber immerhin sehr nett und so hatte ich auf der zweiten Tour die Möglichkeit mich immerhin für rund fünf Kilometer an einen anderen Fahrer zu hängen. Denn insgesamt war meine Geschwindigkeit hier jenseits von Gut und Böse. Schlafmangel, Wärme, Uhrzeit (Startzeit war immer um 6 Uhr) und Profil zollten ihren Tribut. Aber ich genoß die Bewegung und vor allem natürlich Landschaft und malerische Orte, wie Colle di Val d´Elsa. Die Altstadt liegt hoch über der Unterstadt und ist wohl auch durch einen Aufzug zu erreichen.

Unsere Unterkunft – Antico Borgo Tignano

Colle di Val d’Elsa

Eine etwas längere Distanz fuhr ich an unserem freien Tag, dem Mittwoch. Nach dem Frühstück machte ich mich bei bereits über 30°C auf den Weg Richtung Volterra. Der Ort liegt lediglich 18 km von hier entfernt; bis dorthin müssen jedoch etwa 500 hm bezwungen werden. Anfangs machte ich mich für meine Verhältnisse ganz gut, da immer wieder auch Bergab-Passagen dabei waren, auf den letzten Metern musste ich jedoch gleich zweimal verschnaufen. Trotz fleißigen Trinkens (die erste Flasche war bereits leer), hatte ich aufgrund der staubigen Luft, des Ozons und der Trockenheit das Gefühl, mein Rachen gleiche einer Wüste. In Volterra sah ich mich ganz kurz um und beschloss, dass ich es mir auf dem Rückweg genauer anschauen wollte. Nun kam das Highlight der Tour. Von Volterra ging es in meist großzügigen Serpentinen über fast zehn Kilometer nur bergab. Zum Glück waren wenig Insekten unterwegs, sodass sie mir nicht alle zwischen den Zähnen hingen. Ein breites Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Auch die weiteren Kilometer durch das Val de Cecina waren trotz des Gegenwindes gut fahrbar und meistens hatte ich einen breiten Seitenstreifen, auf dem ich den Autofahrern etwas aus dem Weg gehen konnte. In Cecina angelangt suchte ich zunächst die Eisdiele, an der ich mich mit Michael verabredet hatte. Anschließend rollte ich noch etwas an der Strandpromenade entlang, da ich 45 Minuten zu früh war.

Blick zurück nach Volterra

Cecina

Nach einem leckeren Eis gingen wir an südlichen Strand, der von Pinienwäldern gesäumt ist. Unter den Pinien suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und ich schwamm noch einen Kilometer im Mittelmeer. Nachdem ich zwei Quallen begegnet war, etwas strandnäher als geplant… Unter den Pinien ruhten wir noch eine Weile und lauschten dem Krach der Zikaden und Hubschrauber, die ständig am Küstenstreifen kreisten, um Waldbrände früh zu erkennen.

Zurück ging es nicht mit dem Rad, sondern bequem mit dem Auto. Das sparte mir nicht nur einen mörderischen Anstieg, sondern gab mir zudem die Möglichkeit, mir noch einmal mit etwas mehr Muße – und Kamera – Volterra anzusehen.

Aufgrund der andauernden Hitze und der mit 7 1/2 h recht langen Workshopzeit pro Tag blieb das Rad die nächsten Tag stehen. Stattdessen schwamm ich jeden Tag etwas oder versuchte in den Mittagspausen etwas zu dösen, da der fehlende Schlaf doch etwas an die Substanz ging.

Am Freitag endete der Workshop mit einem Konzert aller Teilnehmer. Da ich mich selbst auf dem Klavier begleitete, war ich ungewöhnlich nervös, brachte meinen Auftritt aber gut über die Bühne und freute mich auch sehr über die Fortschritte der anderen Teilnehmer, die einem im Laufe dieser Woche zum Teil schnell ans Herz gewachsen waren.

Nach einer kleinen Terrassen-Session mit Klavier, Gitarren und Gesang verschwanden alle Teilnehmer um Mitternacht ins Bett. Das war auch ganz gut so, da wir entgegen der ursprünglichen Planung die Rückfahrt in einer Etappe fuhren und die rund 1300 km in einem durch fuhren. So lange am Stück habe ich glaube ich noch nicht gesungen… Die Disconacht auf Bayern 1 hat uns auf jeden Fall gut durch die Nacht gebracht.

Während meiner Zeit in Antico Borgo Tignano erreichte mich auch die Nachricht, dass mein Blog bei der fahrrad.de Blogwahl 2022 auf dem 4. Platz gelandet ist. Da bin ich ganz baff und begeistert. Vor allem, da es eine Auswertung gab und ich nun weiß, an welchen Ecken es noch hapert und was ich schon ganz gut mache. Ich freue mich über die Platzierung sehr und gratuliere auch allen anderen Teilnehmern!

Auf ein Eis nach Erfurt – oder: War doof – merkste selbst…

Heute ging es auf eine lockere 230 km lange Runde nach Osten, genauer gesagt nach Erfurt. Die Strecke war super easy und ich hatte die ganze Zeit über ein Lächeln im Gesicht….

So könnte ein Blog klingen, wenn ich eine top Ausdauer-Sportlerin wäre und mir jeder Kilometer in den Schoß fallen würde. Dem ich aber leider nicht so. Ich bin auf der Tour ordentlich an meine Grenzen gekommen, habe gekämpft, gelitten und geheult und war ziemlich unzufrieden mit mir. Macht mich das jetzt zu einer schlechten Radfahrerin? Das weiß ich nicht, zum Glück ist mir das auch egal (mit meinen „I can besser kiss than I ride“-Socken sowieso). Alles ging damit los, das ich nach der Tour zu meiner Schwester dachte, dass mich nun nichts und niemand aufhalten kann. Und so plante ich eine Tour nach Erfurt. Dort war ich zuletzt als Kind und es liegt im 100 km Radius. Also ein gutes Ziel. Über komoot plante ich die Route als Rundfahrt über Mühlhausen und Sondershausen, lud großspurig auch bei facebook zu der Tour ein und kündigte einen 26er Schnitt an. Zum Glück hatte sich nur Kai eingefunden, mitzufahren. Ralf hatte überlegt, ab Erfurt mitzufahren. Im Nachhinein bin ich froh, dass er nicht dabei war, da meine Laune vermutlich nur schwer zu ertragen war.

Zwar war ich die ganze Woche schon irgendwie groggy, aber das hinderte mich nicht daran, morgens um 6 Uhr mit Kai zu starten. Zwar merkte ich, dass meine Beinmuskulatur immer noch nicht wieder ganz im Lot war, aber sie fühlten sich etwas besser an, als die anderen Tage der Woche. Schon bis Worbis warteten jede Menge Höhenmeter auf uns, die nur vom Anstieg hinter Niederorschel getoppt wurden. Bis dahin war aber alles gut und wir waren zwar nicht schnell unterwegs, aber ich war optimistisch, das Ganze zu schaffen. Den ersten längeren Zwischenstopp machten wir – wie geplant – in Mühlhausen. Die Altstadt mit eindrucksvoller Stadtmauer, Toren, Türmen und Kirchen hat einen ganz besonderen Charme und gerne wäre ich mit der Kamera noch länger durch die Altstadt gestreift. Aber nach einem Cookie und Kaffee ging es weiter.

Über den Unstrutradweg fuhren wir an Bad Langensalza vorbei. Dieser fährt sich prima, ist innerhalb der Orte jedoch kein Garant für schnelles Tempo, da er phasenweise recht verwinkelte und eng ist.

Irgendwann landeten wir – dank komoot mit hohem Bundesstraßenanteil – in Erfurt. Ermüdungstechnisch wäre ich hier nicht böse gewesen, wenn die Tour bereits vorbei wäre, da mir die Höhenmeter schon ganz schön zu schaffen gemacht hatten. Mit Blick auf den Dom gönnten wir uns ein Eis und rollten durch die Innenstadt zur Krämerbrücke. Neben dieser kann die Rialto-Brücke in Venedig einpacken, denn hier kuscheln sich 32 Fachwerkhäuser über dem Wasser, die größtenteils noch heute Kunsthandwerker beherbergen. Eine tolle Atmosphäre.

Richtung Norden verließen wir die Stadt und fuhren Richtung Straußfurt und Greußen. Dort stoppten wir beim Supermarkt, um unsere Getränke aufzufüllen. Das war bitter nötig, denn plötzlich bemerkte ich, wie sehr ich beim Trinken gespart hatte. Weiterhin ging es bergauf und bergab und jedes Mal riss ich wieder bei den Anstiegen von Kai ab und meine Oberschenkel waren dicht. Auch begannen mein Rücken zu zwicken und meine Fußaußenkanten zu brennen. Die Hände taten auch weh und ich wollte nur noch nach Hause. Aber zwischen diesem und mir lagen in Sonderhausen noch immer noch knapp 60 km und noch viele, viele Höhenmeter. Eine Pause reihte sich an die andere und die geschätzte Ankunftszeit rutschte immer weiter nach hinten. Irgendwo zwischen Kleinfurra und Nohra hatte ich meinen ersten kleinen Heulkrampf. Ich konnte nicht mehr, war verzweifelt, sauer auf mich selbst und hatte keine Ahnung, wie ich den Rest noch schaffen sollte. Relativ schnell hatte ich mich wieder gefangen, was aber nichts an meiner körperlichen Verfassung änderte. Ich klebte nur noch in Kais Windschatten und riss immer wieder an den Anstiegen ab und versuchte mich, so gut es ging zusammenzureißen. Auf Höhe von Bad Sachsa liefen wieder die Tränen und ich überlegte, meine Eltern anzurufen, dass sie mich abholen. Kai motivierte mich weiterzufahren und irgendwie haben wir es geschafft, nach 12 Stunden und knapp 9 Stunden Fahrzeit wieder bei mir anzukommen.

Von Touren mit über 200 km nehme ich jetzt definitiv erst mal wieder Abstand. Ich habe heute gelernt, dass man, nur weil man 200 km flach fahren kann, noch lange nicht 230 km mit knapp 1800 hm fahren kann. Erst recht nicht, wenn man durch diverse Städte und Orte fährt, in denen man ständig halten und bremsen muss. Trotzdem hat sich die Tour gelohnt, da mir vor allem Mühlhausen sehr gut gefallen hat. Trotzdem bleibt eine gewissen Unzufriedenheit und Fassungslosigkeit, dass ich mich dermaßen überschätzen konnte. Ich dachte wirklich, ich könne so eine Tour alleine schaffen. Jetzt wurde ich schmerzhaft eines Besseren belehrt. Aber auch solche Geschichten gehören dazu. Zumindest sind ein paar ganz schöne Fotos entstanden. 🙂 Jetzt ist erst einmal Regeneration angesagt.