Schon lange dachte ich über den Kauf eines „echten“ Rennrads nach. Zwischendurch tendierte ich auch kurz zum Kauf eines Mountainbikes, rückte von dieser Idee jedoch wieder schnell ab. Die allgemein explodierenden Kosten bewegten mich dazu, eher früher als später zuzuschlagen, da die Räder in der nächsten Saison vielleicht noch teurer werden. Lange suchte ich nach Rahmen und Marken, die mir gefielen, wägte ab, was ich brauche und was nicht und verzweifelte schließlich am Farbangebot. Mein Scott Speedster 10 Gravel ist in weiß-grau farblich sehr zurückhaltend und ich hätte gerne ein Bike mit weniger Understatement sondern mit mehr „hier bin ich“! Ein Rad, wie es nicht an jeder Ecke zu sehen ist, aber trotzdem bezahlbar war die Idee. SCOTT bietet leider oft nur sehr biedere Farben an und auch bei anderen Herstellern wurde ich nicht richtig fündig. Es entstand die Idee der individuellen Lackierung. Zunächst landete ich bei ORBEA. Die Räder überzeugten mich optisch, die Test nur teilweise. Also ging die Suche weiter und ich landete bei einer Marke, die mir bisher überhaupt nichts sagte.
RIBBLE ist der führende britische Radhersteller und produziert seit 1897. Zudem bieten sie ein faires Preis-Leistungsverhältnis und drei Jahre Gewährleistung. Einziger der Haken: der Brexit. Das Rad muss verzollt werden, was einige Gebühren mit sich bringt. Einmal den Einfuhrzoll von 14% und die Mehrwertsteuer, die in Deutschland berechnet wird. Trotzdem war ich neugierig und klickte mich durch die Seite und generierte spaßeshalber ein Rennrad. Die Farben überzeugten mich digital nichts so ganz, da ich mir nicht sicher war, ob sie wirklich so aussehen, wie sie angezeigt wurden. Das Orange beispielsweise wirkte eher in ein Braun. Auch hierfür bietet RIBBLE eine Lösung. Per Videocall landet man im Showroom in Preston (Lancashire) und kann mit einem netten Mitarbeitern sprechen, der einem die Farben auch vor der Kamera präsentiert, was mir einen deutlich genaueren Eindruck verschaffte. Allerdings tat ich mich mit seinem ziemlich fiesen Dialekt etwas schwer, bei der Klärung meiner anderen Fragen. Trotzdem bekam ich auf alle Fragen eine befriedigende Antwort. Nur die der Rahmengröße blieb bestehen. Denn – wie sollte es anders sein – stand ich genau zwischen M und L. Da mein Rücken verhältnismäßig lang ist, entschied ich mich für L und hoffte, dass das alles so passt und ich mich auch für die richtigen Komponenten entschieden hatte.

Ja, ich wagte es und klickte auf „bestellen“. Das war am 27.09.2022. Für die Fertigstellung wurde mir der 31.10. versprochen. Wie cool, kurz vor meinem Geburtstag. So richtig glauben konnte ich die schnelle Lieferung allerdings nicht. Und wie sollte es anders sein, kam einige Tage vor der Lieferung die Nachricht, dass sich „aufgrund fehlender Teile“ die Lieferung um zwei Monate verzögert. Das sah ich entspannt, da das Rad diesen Winter sowieso noch nicht auf die Straße darf. Doch alles kam anders und schon Ende November meldete Ribble den Versand, ich bezahlte online die rund 1000€ Zoll und am 01.12. stand der große braune Radkarton vor meiner Haustür. Ich war total ribbleig, nein hibbelig, wegen der Lackierung und total froh, als ich die ersten Teile des Rades freilegte.


Vor allem das „Pink Blossom Metallic“ ist der absolute Hammer und ich war froh, dass ich den Schriftzug in anthrazit und nicht schwarz gewählt hatte. An das „Seville Orange“ musste ich mich einen Moment gewöhnen, aber ich denke, dass die Kombination in der Sonne super aussehen wird, da ich zusätzlich zum Metallic Lack auch ein Glitzerfinish bestellt hatte. Wenn es ein divenhaftes Rad wird, dann auch richtig!



Die Komponenten sind von Level. Gut gefallen tut mir das Laufgeräusch der Laufräder mit Carbonfelgen und Messerspeichen. Das Lenkerband ist erst einmal orange. Ob es immer so bleiben wird weiß ich noch nicht. Ich wollte es aber einmal probieren, ob es zum Lack passt. Der Sattel ist von Fizik und ein Test. Mal schauen, ob ich mit dem zurecht komme. Falls nicht, wechsele ich wieder zu meinem Ergon, vielleicht aber in der Carbon-Variante.
Nun aber zur technischen Ausstattung, auf die viele ja hier schon warten:
Schaltgruppe: Shimano Ultegra Di2 R8100 2×12 (Kassette 11-34, Kettensatz 34/50)
Bremsen: Shimano Ultegra Hydraulisch Disc
Mit Pedalen (noch die schweren Shimano-MTB-Pedale, da ich die Schuhe ja auf beiden Rädern fahre) wiegt es knappe 9kg, also etwa 3kg leichter als mein Gravel.
Kosten: inkl. aller Steuern und Zölle knappe 6.000 €.
Da ich jetzt ein mega cooles Rad habe, habe ich mich dazu entschieden es auch mit einem Bikefitting vernünftig anpassen zu lassen. Also kontaktierte ich EIC-Bike in Leinefelde, die einen ziemlich guten Ruf genießen. Das Bikefitting klappte sogar noch in diesem Jahr, am 15.12. Finanziell schlug es noch einmal ordentlich zu Buche, aber was tut man nicht alles für ein paar mehr Watt auf dem Pedal. Mein Rad wurde mit Neugier begutachtet und ich erntete viel Lob bezüglich der Lackierung. Philipp, der Bikefitting-Spezialist, nahm sich volle zwei Stunden, um mich zunächst von Kopf bis Fuß zu vermessen und mich anschließend auf das Dummy-Bike zusetzen. Dort bekam ich für die 3D-Bewegungsanalyse Klebemarkierung an alle Gelenke, über die die Kamera während der Fahrt die Körperwinkel messen konnte. Nach der Grundeinstellung probierten wir verschiedene Sattelhöhen und -neigungen aus, sowie verschiedene Sättel. Vielleicht probiere ich meinen SQLab 612 (15er Breite), der bisher sein Dasein auf dem Kickrbike fristet doch noch einmal aus. Auch für die Schuhe bekam ich den Tipp doch das Fußgewölbe stärker zu unterstützen, um die Füße zu entlasten. Bei den ganz langen Touren um die 200km hatte ich ja immer brennende Fußsohlen. Ganz optimal ist mein Lenker leider nicht. Statt eines 120er Vorbaus wären 100mm für mich besser und mit 42cm ist der Lenker doch etwas breit. 38cm wäre optimal. Philipp versicherte mir aber, dass ich damit auch zurecht kommen sollte und ich nur bei ganz langen Strecken Probleme bekommen könnte. Ich werde es ausprobieren und mir im aller schlimmsten Fall irgendwann noch einmal einen neuen Lenker kaufen. Die Cleats saßen soweit gut, sodass dort nichts verändert werden musste. Alles in allem habe ich mich ziemlich wohl gefühlt und bekam auch noch eine Führung durch den Laden, bevor ich mich wieder ins Auto setzte nach Hause rollte. Ein toller Service, den ich jederzeit weiterempfehlen würde, vor allem, wenn Sitz- oder Knieprobleme oder ähnliches bestehen.


Nun steigt natürlich nun die Ungeduld, die den Frühling herbeisehnt um das gute Stück endlich auszuprobieren….