2022 – das Jahr der vielen „Ersten-Male“

Erste RTF, erste Rennen, erste 200er-Touren, erstes Fahren mit online-Bekanntschaften, erstes Rennrad und erstes Bikefitting. Dieses Jahr war definitiv ereignisreich. Neben den genannten Dingen habe ich auch mich im SUP-Paddeln und MTB-Fahren versucht. Eine kurze Übersicht bekommt ihr hier, lest auch sehr gerne noch einmal in die Beiträge rein.

Januar-März

Nach der Tour d´Zwift, die ich übrigens auch zum ersten Mal abschloss, meldete ich mich im Februar zu Tour d´Energie bei Göttingen an. Als Vorbereitung startete ich bei meiner ersten Radtourenfahrt (RTF) in Gieboldehausen und fuhr dort ganz optimistisch mit dem Rad hin. Dass ich den Großteil der Strecke alleine zurücklegte, war so nicht geplant. Ich denke, dass ich auch im nächsten Jahr wieder beim dieser schönen Veranstaltung starten werde, dieses Mal aber mental besser darauf eingestellt…. Vielleicht bin ich 2023 auch vorher nicht krank :).

April

Krank war ich auch kurz vor meinem nächsten Event, der TdE. Ihr seht: es lief richtig gut bei mir. Auch dieses Rennen – meine Premiere auf dem Rad mit Zeitmessung – lief nicht ganz so wie geplant, da ich kaum trainieren konnte. Auch hier war ich viele Kilometer Einzelkämpferin und hatte mit Krämpfen zu tun. Im Ziel war ich alleine und unzufrieden mit meiner Leistung, weshalb auch dieses Rennen nicht zu meinen Lieblingserlebnissen des Jahres zählt.

Mai

Mit weniger Druck ging es auf ein paar längere Touren alleine. Bei bombastischem Wetter zur Marienburg und eine Graveltour, die für ein MTB besser gewesen wäre, mir aber sehr viel Spaß gemacht hat.

Am Himmelfahrtswochenende fuhr ich am Donnerstag 190 km zu meiner Schwester und kämpfte mich sieben sonnige Stunden gegen den Nordwind. Am Samstag ging es zurück, leider mit Panne. Trotzdem machte ich an diesem Tag meine ersten 200km voll, da ich noch einen kleinen Umweg einplante.

Juni

Die nächste Langdistanz nahm ich mit meinem Radbuddy Kai zwei Wochen später in Angriff. Stets hügelig ging es mit etlichen Höhenmetern ins schöne Erfurt und selbstverständlich auch zurück. Die 230 km (meine längste Tour bisher) überforderte mich leider ziemlich und ich war extrem dankbar, dass ich viel Windschatten fahren durfte.

Juli

Der Juli führte mich zu einem Gesangsworkshop nach Italien. Viel Radfahren ließen Hitze und Zeit nicht zu, aber die gemachten Touren waren für mich etwas Besonderes und natürlich auch das Sightseeing in Florenz und Volterra. Wer es noch nicht getan hat – schaut euch den Beitrag nochmal an. Die Bilder zeigen es ganz gut 🙂

August

Mein zweites großes Rennen stand im Spätsommer an. In Hamburg startete ich bei der Cyclassics und es lief super, tolle Gruppe, bombastisches Tempo, bis mich eine Reißzwecke bei km 80 ausbremste. Irgendwie zeigte sich das ganze Jahr ziemlich unperfekt. Aber durch das Rennen und auch die Panne lernte ich tolle Menschen kennen. Für 2023 bin ich bereits angemeldet, um das Rennen einmal zu meiner Zufriedenheit zu beenden.

Kurz darauf nahm ich mit einigen Freunden an der Großen Weserrunde teil und fuhr dort 200km. Die Übernachtung zuvor war legendär 😂…

September – Oktober

Perfekt war aber, dass ich nach vier Jahren Pause so ganz vorsichtig wieder mit dem Laufen starten konnte. Mehr als 10 km (im Training nur 5-8) werde ich nicht mehr laufen, aber schon das macht mich ziemlich glücklich.

Ein weiteres Highlight – wenngleich das Wetter das anders sah – war meine Radtour nach Dresden, bei der ich eine Übernachtung in Leipzig einlegte. Die zweite Hälfte der Tour legte ich mit einer Bekanntschaft aus dem Internet zurück. Andy begleitete mich und bot mir Unterschlupf und eine ausführliche Stadtführung in Dresden. Ein tolles Wochenende und eine Bekanntschaft, die hoffentlich nicht im Sande verläuft.

November – Dezember

Ende des Jahres traf mein neues Schmuckstück, mein Carbon-Rennrad ein, welches bisher fast nur im Flur sein Dasein fristet. Der Einzige Ausflug bisher ging (im Kofferraum) zum Bikefitting nach Leinefelde.

Nun lasse ich das Jahr ausklingen und starte am 31. noch bei meinem ersten Lauf seit sehr langer Zeit. Dort werde ich ohne viel Training mal versuchen 5 km am Seeburger See in einer halbwegs akzeptablen Zeit zu absolvieren.

Daten und Zahlen

PoloStrava gibt das Sportjahr nur noch den Bezahlabbonenten frei. Das ist schade, aber an einige Zahlen komme ich auch so :).

Schwimmen: 68 Einheiten – Zeit: 30h 50 – Distanz: 90,54 km

Laufen: 14 Einheiten – Zeit: 7h 36 – Distanz:81 km – 913 Höhenmeter

Radfahren: 172 Einheiten – Zeit: 290h 57 – Distanz: 7.809 km – 62.337 Höhenmeter

Die RIBBellin

Schon lange dachte ich über den Kauf eines „echten“ Rennrads nach. Zwischendurch tendierte ich auch kurz zum Kauf eines Mountainbikes, rückte von dieser Idee jedoch wieder schnell ab. Die allgemein explodierenden Kosten bewegten mich dazu, eher früher als später zuzuschlagen, da die Räder in der nächsten Saison vielleicht noch teurer werden. Lange suchte ich nach Rahmen und Marken, die mir gefielen, wägte ab, was ich brauche und was nicht und verzweifelte schließlich am Farbangebot. Mein Scott Speedster 10 Gravel ist in weiß-grau farblich sehr zurückhaltend und ich hätte gerne ein Bike mit weniger Understatement sondern mit mehr „hier bin ich“! Ein Rad, wie es nicht an jeder Ecke zu sehen ist, aber trotzdem bezahlbar war die Idee. SCOTT bietet leider oft nur sehr biedere Farben an und auch bei anderen Herstellern wurde ich nicht richtig fündig. Es entstand die Idee der individuellen Lackierung. Zunächst landete ich bei ORBEA. Die Räder überzeugten mich optisch, die Test nur teilweise. Also ging die Suche weiter und ich landete bei einer Marke, die mir bisher überhaupt nichts sagte.

RIBBLE ist der führende britische Radhersteller und produziert seit 1897. Zudem bieten sie ein faires Preis-Leistungsverhältnis und drei Jahre Gewährleistung. Einziger der Haken: der Brexit. Das Rad muss verzollt werden, was einige Gebühren mit sich bringt. Einmal den Einfuhrzoll von 14% und die Mehrwertsteuer, die in Deutschland berechnet wird. Trotzdem war ich neugierig und klickte mich durch die Seite und generierte spaßeshalber ein Rennrad. Die Farben überzeugten mich digital nichts so ganz, da ich mir nicht sicher war, ob sie wirklich so aussehen, wie sie angezeigt wurden. Das Orange beispielsweise wirkte eher in ein Braun. Auch hierfür bietet RIBBLE eine Lösung. Per Videocall landet man im Showroom in Preston (Lancashire) und kann mit einem netten Mitarbeitern sprechen, der einem die Farben auch vor der Kamera präsentiert, was mir einen deutlich genaueren Eindruck verschaffte. Allerdings tat ich mich mit seinem ziemlich fiesen Dialekt etwas schwer, bei der Klärung meiner anderen Fragen. Trotzdem bekam ich auf alle Fragen eine befriedigende Antwort. Nur die der Rahmengröße blieb bestehen. Denn – wie sollte es anders sein – stand ich genau zwischen M und L. Da mein Rücken verhältnismäßig lang ist, entschied ich mich für L und hoffte, dass das alles so passt und ich mich auch für die richtigen Komponenten entschieden hatte.

Online-Shopping

Ja, ich wagte es und klickte auf „bestellen“. Das war am 27.09.2022. Für die Fertigstellung wurde mir der 31.10. versprochen. Wie cool, kurz vor meinem Geburtstag. So richtig glauben konnte ich die schnelle Lieferung allerdings nicht. Und wie sollte es anders sein, kam einige Tage vor der Lieferung die Nachricht, dass sich „aufgrund fehlender Teile“ die Lieferung um zwei Monate verzögert. Das sah ich entspannt, da das Rad diesen Winter sowieso noch nicht auf die Straße darf. Doch alles kam anders und schon Ende November meldete Ribble den Versand, ich bezahlte online die rund 1000€ Zoll und am 01.12. stand der große braune Radkarton vor meiner Haustür. Ich war total ribbleig, nein hibbelig, wegen der Lackierung und total froh, als ich die ersten Teile des Rades freilegte.

Vor allem das „Pink Blossom Metallic“ ist der absolute Hammer und ich war froh, dass ich den Schriftzug in anthrazit und nicht schwarz gewählt hatte. An das „Seville Orange“ musste ich mich einen Moment gewöhnen, aber ich denke, dass die Kombination in der Sonne super aussehen wird, da ich zusätzlich zum Metallic Lack auch ein Glitzerfinish bestellt hatte. Wenn es ein divenhaftes Rad wird, dann auch richtig!

Die Komponenten sind von Level. Gut gefallen tut mir das Laufgeräusch der Laufräder mit Carbonfelgen und Messerspeichen. Das Lenkerband ist erst einmal orange. Ob es immer so bleiben wird weiß ich noch nicht. Ich wollte es aber einmal probieren, ob es zum Lack passt. Der Sattel ist von Fizik und ein Test. Mal schauen, ob ich mit dem zurecht komme. Falls nicht, wechsele ich wieder zu meinem Ergon, vielleicht aber in der Carbon-Variante.

Nun aber zur technischen Ausstattung, auf die viele ja hier schon warten:

Schaltgruppe: Shimano Ultegra Di2 R8100 2×12 (Kassette 11-34, Kettensatz 34/50)

Bremsen: Shimano Ultegra Hydraulisch Disc

Mit Pedalen (noch die schweren Shimano-MTB-Pedale, da ich die Schuhe ja auf beiden Rädern fahre) wiegt es knappe 9kg, also etwa 3kg leichter als mein Gravel.

Kosten: inkl. aller Steuern und Zölle knappe 6.000 €.

Da ich jetzt ein mega cooles Rad habe, habe ich mich dazu entschieden es auch mit einem Bikefitting vernünftig anpassen zu lassen. Also kontaktierte ich EIC-Bike in Leinefelde, die einen ziemlich guten Ruf genießen. Das Bikefitting klappte sogar noch in diesem Jahr, am 15.12. Finanziell schlug es noch einmal ordentlich zu Buche, aber was tut man nicht alles für ein paar mehr Watt auf dem Pedal. Mein Rad wurde mit Neugier begutachtet und ich erntete viel Lob bezüglich der Lackierung. Philipp, der Bikefitting-Spezialist, nahm sich volle zwei Stunden, um mich zunächst von Kopf bis Fuß zu vermessen und mich anschließend auf das Dummy-Bike zusetzen. Dort bekam ich für die 3D-Bewegungsanalyse Klebemarkierung an alle Gelenke, über die die Kamera während der Fahrt die Körperwinkel messen konnte. Nach der Grundeinstellung probierten wir verschiedene Sattelhöhen und -neigungen aus, sowie verschiedene Sättel. Vielleicht probiere ich meinen SQLab 612 (15er Breite), der bisher sein Dasein auf dem Kickrbike fristet doch noch einmal aus. Auch für die Schuhe bekam ich den Tipp doch das Fußgewölbe stärker zu unterstützen, um die Füße zu entlasten. Bei den ganz langen Touren um die 200km hatte ich ja immer brennende Fußsohlen. Ganz optimal ist mein Lenker leider nicht. Statt eines 120er Vorbaus wären 100mm für mich besser und mit 42cm ist der Lenker doch etwas breit. 38cm wäre optimal. Philipp versicherte mir aber, dass ich damit auch zurecht kommen sollte und ich nur bei ganz langen Strecken Probleme bekommen könnte. Ich werde es ausprobieren und mir im aller schlimmsten Fall irgendwann noch einmal einen neuen Lenker kaufen. Die Cleats saßen soweit gut, sodass dort nichts verändert werden musste. Alles in allem habe ich mich ziemlich wohl gefühlt und bekam auch noch eine Führung durch den Laden, bevor ich mich wieder ins Auto setzte nach Hause rollte. Ein toller Service, den ich jederzeit weiterempfehlen würde, vor allem, wenn Sitz- oder Knieprobleme oder ähnliches bestehen.

Nun steigt natürlich nun die Ungeduld, die den Frühling herbeisehnt um das gute Stück endlich auszuprobieren….

Laufversuch und mit dem Rad zum Frühstück nach Braunlage

Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt weiß, dass ich aufgrund von Arthrose in den Großzehengrundgelenken im November 2018 das Laufen an den Nagel gehängt habe. Mit den Schmerzen machte es für mich einfach keinen Sinn mehr. Seit einigen Monaten bin ich jedoch wieder überwiegend schmerzfrei, weshalb ich dachte, dass ich es gerne wieder probieren würde. Keine Extreme und keine langen Strecken, das würde sicherlich nicht gut gehen, aber eine Handvoll Kilometer mal wieder laufend zurücklegen können wäre toll.

Letzte Woche bestellte ich mir neue Laufschuhe (so etwas habe ich die letzten vier Jahre ja nicht besessen) und zwar die Hoka Carbon X3. Mit ihrer Carbonsohle haben sie eine sehr hohe Steifigkeit, die meinen Zeh hoffentlich entlasten sollte. Da ich es auf ein Sonderangebot angelegt hatte sind sie leider minimal zu klein, aber blaue Zehennägel hole ich mir hoffentlich trotzdem nicht. Es dauerte fast eine Woche bis ich mich traute zu laufen. Was daran so schwierig ist? Vermutlich der Druck an mich selbst. Natürlich wäre ich enttäuscht, nach zwei Kilometern gehen zu müssen oder hatte auch Angst davor, dass die Schmerzen wiederkommen. Die Sonne lachte jedoch, der Morgen begann großartig, also schnürte ich die Schuhe und los ging´s. Ich wählte ganz optimistisch gleich eine wellige Strecke und auch wenn sich die Beine etwas schwer anfühlten lief es sich recht gut. Über den Papenberg ging es zurück nach Herzberg und einmal um den Jues und ich hatte zum Schluss tatsächlich 5,5 km auf der Uhr mit einer Pace von 6 min/km. Damit bin ich für den Start extrem zufrieden. Jetzt heißt es nur Däumchen drücken, dass es auch so bleibt….

Nachmittags ging es mit meinem neuen Kollegium nach Northeim zum Stand Up Paddeln. Unsere Schule hat reichlich Bretter und so konnten alle, die Lust darauf hatten bei super Temperaturen (warum auch immer hatte ich den langen Neo eingepackt, mich dann aber für den Badeanzug entschieden) aber kräftigem Wind eine Runde auf dem Kiessee paddeln.

Nach den beiden Sporteinheiten wachte ich heute Morgen mit leichtem wohligem Muskelkater auf, der aber nach dem ersten Frühstück gleich vertrieben werden sollte. Mein Pannenretter Stefan aus Hamburg (Cyclassics) hatte mich zusammen mit seiner Frau Inken auf einen Kaffee in ihr gemeinsames Ferienhaus (ein wunderschönes Blockhaus) in Braunlage eingeladen. Da ich ihm sowieso etwas schuldig war, bot ich an, zum Frühstück vorbeizukommen und Brötchen mitzubringen.

Um 7.30 Uhr ging es los. Leider hatte ich auf den ersten Kilometern bis zur Odertalsperre mit kräftigem Gegenwind zu tun. Ab dem Anstieg Höhe Rinderstall wurde es aber besser, trotzdem brauchte ich für die ersten 15 km länger als geplant. der lange Anstieg zog sich quälend lang und ich hatte das Gefühl kaum vom Fleck zu kommen. Kurz vor dem Ende kam mir ein Radfahrer entgegen, der mir schwer bekannt vorkam. Kai war eine ähnliche Runde anders herum gefahren und begleitete mich noch die letzten Meter bis zur Bergkuppe. Den Rest schaffte ich gut alleine und stand um 8.58 Uhr beim Bäcker. Die avisierten 9 Uhr schaffte ich nicht ganz pünktlich, aber wir hatten ja auch AB 9 Uhr vereinbart. Ich wählte den Bäcker mit der längsten Schlange (was eine gute Entscheidung war) und fuhr die letzten Meter bis zum Feriendomizil in der Nähe des Bodefalls. Dort erwarteten mich die beiden schon winkend und sehr herzlich und hatten ein tolles Frühstück aufgefahren. Ich verbrachte dort ein paar schöne Stunden und durfte mich noch ins Gästebuch eintragen und das Blockhaus besichtigen, was die beiden zum Großteil selbst errichtet hatten. Sicherlich sehen wir uns mal wieder. Sei es in Hamburg, Herzberg oder Braunlage.

Schließlich musste ich mich aber doch loseisen und setzte meine Tour in Richtung Oderteich fort. Nach dem Anstieg dort hoch war das Schlimmste an Höhenmetern geschafft. Der Sonnenberg hatte nun keinen großen Schrecken mehr. Kurz vor der Kuppe des Sonnenbergs hatte ich zwei Rennradfahrer im Nacken, die ich bis zum Ortsausgang St. Andreasberg leider wieder verloren hatte. Bergab kann ich… Trotzdem wäre etwas Begleitung nett gewesen, denn im Siebertal traf ich wider erwarten leider wieder auf Gegenwind. Trotzdem lief es ganz gut und ich entschied mich, nach einem kurzen Stop zu Hause noch nach Hattorf zum Flugplatzfest weiterzufahren um dort noch einen Crêpe zu essen und den Kunstfliegern zuzuschauen. So kam ich auf 77 km mit 850 hm (komoot hatte etwas mehr berechnet). Eine tolle spätsommerliche Tour mit netten Begegnungen. Ich habe sie sehr genossen und freue mich, dass das Bergfahren immer besser klappt. 🙂

Die 12. Große Weserrunde 2022

Vor zwei Jahren hatte ich einen Startplatz für die Große Weserrunde mit Start in Rinteln gewonnen. 2020 entfiel dieses Event allerdings und im Jahr 2021 war ich erkrankt. Die Veranstalter waren jedoch so großzügig, mich in diesem Jahr starten zu lassen. Angeboten werden Distanzen von 80 bis 350 k. Wir entschieden uns für die 200 km – eine Herausforderung, die aber nicht unmöglich ist. Ich fuhr nicht alleine, sondern nahm – schon ein bisschen schräg – meinen Exfreund Kai mit. Außerdem hatten sich auch Bernd aus Bad Grund und Jörg aus Hildesheim angemeldet. Kurzerhand buchten wir vier zwei Zimmer in einer seehr günstigen Unterkunft (20€ pro Person – ohne Frühstück). Entsprechend rustikal empfing uns der holländische Vermieter mit fleckigem bauchfreien T-Shirt in seinem Fachwerkhaus, das teilweise nach bester Heimwerkerkunst umgebaut, teilweise aber auch etwas naturbelassen war. Es war… interessant, aber für eine Nacht völlig ausreichend. Nur eine Badezimmertür wäre schön gewesen… Der Holländer räumte uns auch sogleich das TV Möbel aus dem Zimmer, damit wir unsere Räder dort parken konnten.

Abends gab es Pizza in Rinteln und dann versuchten wir zu schlafen, was mehr schlecht als recht gelang. Gespräche der Ukrainer, die ebenfalls in dem Haus untergebracht waren, knallende Autotüren, quietschende Reifen und mein lästiges ISG hielten mir neben Kais Geschnurchele (richtiges Schnarchen war es nicht) wach.

Bernd, ich, Kai und Jörg
Für den kleinen Hunger

Ein paar Stunden Schlaf bekam ich aber doch, bevor um 5 Uhr der Wecker klingelte. Wir zogen uns um, luden die Räder auf´s Auto und rollten nach Rinteln. Dort starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel mit unserem Frühstück, während kurze Zeit später auch Jörg und Bernd eintrudelten.

Um 7:02 ging es los und wir starteten mit einigen Mitfahrern flussaufwärts auf der östlichen Seite der Weser und rechneten ständig mit Regen. Anfangs noch in einer größeren Gruppe, splitteten wir uns nach einer Weile auf und verloren dabei auch Jörg und Bernd. Die Strecke war zwar beschildert, einige Schilder wiesen jedoch in die falsche Richtung, was mehrfach zu Irritationen führte. Der Regen ließ weiterhin auf sich warten. In der Nacht hatte es jedoch kräftig geregnet und gestürmt, sodass überall Zweige und Äste lagen. Bei einem Ausweichmanöver (bergauf und daher langsam) stürzte ein Fahrer und versuchte sich noch an mir abzustützen. Zum Glück stürzte ich aber nicht mit und auch ihm ist nichts passiert. Auch ein Erdrutsch und schlammige Überbleibsel überschwemmter Straßen begegneten uns und zeugten von einer wilden Nacht.

Nach der ersten Essenspause nach 50 km schlossen wir uns einem Team aus Minden (El Toro Radsport) an. Hier bekam ich nach und nach noch ein paar Infos zum Gruppenfahren in zwei Reihen. Das war wichtig, da ich ja auch immer wieder versucht habe Führungsarbeit zu übernehmen, aber nach 120 km einfach nicht mehr im Wind das Tempo halten konnte und kurz davor war, die Gruppe zu verlassen, um ja keinen Ärger mit den Mitfahrern zu provozieren. Da war ich für die Tipps sehr dankbar und es hat auch wunderbar funktioniert. Vielen Dank an die Herren für das Mitziehen.

Nicht so gut lief es für Kai, der nach 82 km einen Platten hatte. Ich sollte in der Gruppe weiterfahren. Leider kämpfte er recht lange mit dem Schlauchwechsel (Tubeless Ready Felgen sind etwas wunderbares…), sodass er uns vor der nächsten Pause nicht mehr einholte. Über Bodenwerder und Holzminden kamen wir schließlich zum Wendepunkt in Beverungen, wo Kai wieder etwas abgekämpft zu uns stieß wir Nudeln aßen und anschließend den Weg auf der westlichen Weserseite zurück nach Rinteln antraten. Ab dort hatte wir Gegenwind, der auch in der Gruppe Kräfte kostete.

Mit den roten Stieren
Kai ist wieder da!
Weiter geht’s…

Nach einer weiteren Stärkung bei etwa km 140 ging es in die Berge. Das WeserBERGland heißt nach nicht grundlos so. Ausgewiesen war die Strecke mit über 1600 hm, letztlich waren es wohl etwas über 1300. Blöderweise kamen die Anstiege zum Schluss und so kämpfte ich mich Berg um Berg und Anstieg um Anstieg weiter Richtung Ziel nicht ohne zwischendurch mal ein wenig zu hyperventilieren. Als der letzte Anstieg geschafft war, lag noch eine Abfahrt und ein paar letzte Kilometer vor uns, bevor wir glücklich ins Ziel einfuhren. Auf der Brücke fotografierte uns noch ein Fotograf oder Journalist, der uns später auch noch interviewte. Mal schauen, was mit diesem Interview passiert. 🙂

Wir holten uns unsere Urkunden ab und nutzten die Duschen, bevor wir uns aufs Essen stürzten. Überhaupt kulinarisch war die Weserrunde ein großes Vergnügen. Auch die Mitfahrer waren allesamt sehr sympathisch und man traf ein paar bekannte Gesichter. Wir kommen bestimmt gerne wieder, auch wenn die Höhenmeter am Ende schon eine ziemliche Zumutung sind ;)…. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal sogar Sonne? Wobei wir schon sehr glücklich waren, wider Erwarten trocken über den Tag zu kommen.

Cyclassics 2022

Kann Spuren von unbezahlter Werbung enthalten

Gewinnspiele sind mein Ding und gelegentlich gewinnt man wirklich coole Dinge, wie zum Beispiel im letzten Jahr einen Startplatz für die 60 km Distanz bei den BEMER Cyclassics in Hamburg. Bereitgestellt hatte diesen sporting hamburg. Corona machte uns Startern im letzten Jahr jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn das Rennen wurde wenige Tage vorher abgesagt. In diesem Jahr sollte es aber wieder an den Start gehen. In der Zwischenzeit hatte ich mich dazu entschieden, auf 100 km umzumelden. Die Anfahrt sollte sich ja auch lohnen.

Bereits am Mittwoch fuhr ich nach Kühlungsborn um noch ein paar Tage am Wasser mitzunehmen. Mit dem Wetter hatte ich ziemlich Glück und erwischte lediglich einen Regentag. Die anderen beiden Tage verbrachte ich überwiegend am Strand und auch ein wenig auf dem Rad. Bei meiner kleinen 45 km-Runde legte ich auf auf den ersten 7 km bereits 100 hm zurück, indem ich die Kühlung überquerte. Ja, es gibt dort durchaus auch Hügel. Ein weiterer kleiner Anstieg erwartete mich am Bastorfer Leuchtturm. Vorher machte ich aber am Hafen in Rerik ein kleines Päuschen.

Über Strava hatte ich festgestellt, dass ein Bekannter aus dem Harz, mit dem ich vor etlichen Jahren mal auf den Brocken gelaufen war, ebenfalls in Kühlungsborn war. Aus einem Mal-kurz-hallo-sagen am Strand wurde ein ausgedehnter Strandtag mit Tobias, seinen Kids und Bekannten. Ich wurde auch zweimal zum SUP genötigt und war begeistert. Sicherlich ist mein Gleichgewichtssinn nicht der beste und auf dem kleineren Board landete ich auch zweimal im Wasser, aber es ist eine tolle Sportart, die ich dringend hier im Harz weiter ausüben möchte. Zwischen den zwei SUP-Einheiten schwamm ich auch noch 1000 m und hatte für diesen Tag mein Sportsoll definitiv erfüllt. Auch an den zwei Abenden, die ich noch in K´born verbrachte, war ich von der Gruppe eingeladen, zu den Musikevents mitzukommen. Das war schön, vor allem, da der zweite Abend mit einer Pink Floyd-Coverband (Who´s Pink) wirklich auch richtig gut war.

Am nächsten Tag schob ich mich innerhalb von drei Stunden im Auto durch Blechkolonnen von Kühlungsborn nach Hamburg. Irgendwann war ich dann auch im Hotel in der Nähe des Schanzenviertels angekommen. Das Zimmer war noch nicht fertig, weshalb ich mich zunächst zu Fuß auf den Weg zur Anmeldung machte. Die Anmeldung klappte reibungslos und ich traf noch auf einige (facebook-) Bekannte (Richard, und Tina, die ich bisher nur digital „kannte“ und Maik und Alain). Zusammen gönnten wir uns ein ein Weizen und schlenderten noch über die Expo. Dort griff ich noch einen Riegel ab und probierte die Druckwellenmassage bei Reboots aus. Ich hatte vor einiger Zeit einmal ein ähnliches No-Name-Produkt probiert, welches ich an den Knöcheln als eher unangenehm empfunden hatte. Dies war hier nicht der Fall. Von den Füßen her füllen sich nach und nach Kammern mit Luft und sorgen für eine Komprimierung und damit einer Lymphdrainage. Auf einer nicht zu hohen Stufe war das am Tag vor dem Rennen sehr angenehm.

Nach dem Bummel über die Expo ging nach und nach jeder seiner Wege. Meiner führte mich zurück ins Hotel und unter die Dusche. Danach ging ich ins Schanzenviertel, um etwas Essbares zu ergattern. Dies gelang mir auch. Die Cannelloni waren nicht weltbewegend, aber sie machten satt und waren preislich in Ordnung. Im Zimmer schaute ich noch ein bisschen fern und machte mich bald bettfertig. Das Zimmer ging nach hinten raus und war daher recht ruhig, sodass ich bis 5.58 Uhr schlief, zwei Minuten bevor der Wecker klingelt. Besser geht es nicht. Ich zog mir schnell etwas an und ging zum Frühstück, was auch super war. Anschließend belud ich mein Auto und präparierte mein Rad mit den Startnummern. Nur die Nummer am Lenker konnte ich noch nicht anbringen, da ein Kabelbinder im Startbeutel fehlte. Das holte ich aber bei der Startbeutelabgabe nach. Beim Servicepoint von Paul Lange überprüfte ich auch noch einmal den Luftdruck, damit auch ja nichts schiefgeht….

Am Eingang des Startbereichs L traf ich wieder auf Richard. Nach dem Start wuselte ich mich eine Weile durch und schloss mich einer überholenden Gruppe an. Diese war super und wuchs im Laufe des Rennens auch noch weiter an. Wir fuhren von vornherein ein beachtliches Tempo von 38 km/h und wurden auch nicht langsamer, da wir super starke Männer dabei hatten, die viel Führungsarbeit übernahmen. Ich war lediglich zweimal vorne und auch nur für wenige Kilometer. Im Wind war das nicht mein Wohlfühltempo. Im Sog lief es jedoch reibungslos und nur nach Kurven musste ich mehr reintreten und merkte da schon die Spannung in den Oberschenkeln und war immer wieder besorgt, von der Gruppe abzureißen, das Team sammelt mich aber immer wieder ein, sodass ich über lange Strecken nahezu entspannt mithalten konnte.

Über Schenefeld und Appen ging es flach bis Elmshorn, wo wir am Wendepunkt der Strecke ankamen, südlich führte uns der Weg wieder zurück Richtung Hamburg.

Ein bisschen Führungsarbeit habe ich auch übernommen. Hinter mir die großartige Gruppe, die mir ein bombastisches Tempo ermöglicht hat,

Bei Wedel, nach knapp 70 km passierte es. Plötzlich klang mein Reifen komisch und wurde schwammig und mein Blick nach untern bestätigte meine Vermutung – ich hatte einen Platten. Also ausgeschert und ohne nachzudenken das Hinterrad ausgebaut. Ich versuchte zunächst selbst den Mantel abzubekommen, was ich natürlich mal wieder nicht schaffte. Immerhin fand ich den Übeltäter, eine Reißzwecke, die sich in meinen Reifen verbissen hatte… Die Situation nervte mich unglaublich und ich war ziemlich sauer, enttäuscht und frustriert. Am liebsten hätte ich mich heulend an die Straße gesetzt, was mich aber irgendwie auch nicht weiter gebracht hätte. Da eilte mir ein Zuschauer zu Hilfe. Stefan Kahn (wir telefonierten am nächsten Tag noch, nachdem ich ihn im Netz ausfindig gemacht hatte. Der Tipp „google mal nach „Modellbau Hamburg“ half, nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Platten in Wedel passiert war), flitzte nach Hause um Werkzeug zu holen, während drei weitere Herren, die außerhalb des Rennens mir dem Rad unterwegs waren, sich meiner erbarmten und zu dritt irgendwann den Mantel von der Felge bekamen. Schlauch raus, neuer Schlauch rein, aufgepumpt und das Laufrad wieder eingebaut. Dann bekam ich noch einen großzügigen Anschubser und weiter ging es. Ich bin den Herren so unglaublich dankbar. Nur dank ihnen konnte ich das Rennen beenden. Zeit hatte es trotzdem gekostet. 20 Minuten hatte meine unfreiwillige Pause gedauert und alle schnellen Gruppen waren durch.

Die letzten 24 km war ich also als Einzelkämpferin (mit 4 bar auf dem Hinterrad) unterwegs und fand keinen Fahrer, er annähernd mein Tempo fuhr. Also Zähne zusammenbeißen und kämpfen. Den zweiten Verpflegungspunkt ließ ich (wie übrigens den ersten auch) links liegen und strampelte, was die Beine hergaben und zählte die Kilometer wie einen Countdown abwärts. Die einzigen Höhenmeter kamen jetzt, die aber eher Wellen als längere Anstiege waren. Und so konnte ich auch hier an den meisten gut vorbeifahren. Dies motivierte und pushte mich weiter. Als mein Countdown bei 10 km war, sah ich plötzlich ein Schild mit 4 km. Da fiel mir ein, dass jemand sagte, dass die Tour gar nicht 100 km lang sei. Ich mobilisierte noch einmal alle Kräfte und zog auf den letzten zwei Kilometern noch einmal das Tempo an. Zumindest habe ich ein Zieleinfahrtsfoto ohne störende Gruppe :).

Mit meinem Schnitt von 36,6 km/h bei Strava (mit Aufzeichnungs-Stop bei der Panne) könnte ich zufrieden sein, auch wenn ich weiß, dass ich mit der Gruppe locker einen 38er-Schnitt hätte ins Ziel fahren können. Was mich richtig wurmt ist das offizielle Tempo mit noch nicht einmal 33 km/h. Und einer nicht sehr grandiosen Platzierung. Wäre nichts passiert, wäre ich im vordersten Fünftel gelandet. Aber…. hätte, hätte Fahrradkette…

Jetzt muss ich wohl doch nächstes Mal noch einmal starten.

Im Nachhinein erreichte mich die Info, dass mehrere Fahrer aufgrund von Reißzwecken auf der Strecke das Rennen nicht beenden konnten. Unfassbar, was es für bescheuerte (entschuldigt die Wortwahl) Menschen gibt. Klar nerven die gesperrten Straßen, aber wie sauer muss man sein, um ein Event derart zu boykottieren und Fahrer zu gefährden oder mindestens zu frustrieren, die viel Vorfreude, Training und Geld in ein Event wie dieses investiert haben.

Auf ein Eis nach Erfurt – oder: War doof – merkste selbst…

Heute ging es auf eine lockere 230 km lange Runde nach Osten, genauer gesagt nach Erfurt. Die Strecke war super easy und ich hatte die ganze Zeit über ein Lächeln im Gesicht….

So könnte ein Blog klingen, wenn ich eine top Ausdauer-Sportlerin wäre und mir jeder Kilometer in den Schoß fallen würde. Dem ich aber leider nicht so. Ich bin auf der Tour ordentlich an meine Grenzen gekommen, habe gekämpft, gelitten und geheult und war ziemlich unzufrieden mit mir. Macht mich das jetzt zu einer schlechten Radfahrerin? Das weiß ich nicht, zum Glück ist mir das auch egal (mit meinen „I can besser kiss than I ride“-Socken sowieso). Alles ging damit los, das ich nach der Tour zu meiner Schwester dachte, dass mich nun nichts und niemand aufhalten kann. Und so plante ich eine Tour nach Erfurt. Dort war ich zuletzt als Kind und es liegt im 100 km Radius. Also ein gutes Ziel. Über komoot plante ich die Route als Rundfahrt über Mühlhausen und Sondershausen, lud großspurig auch bei facebook zu der Tour ein und kündigte einen 26er Schnitt an. Zum Glück hatte sich nur Kai eingefunden, mitzufahren. Ralf hatte überlegt, ab Erfurt mitzufahren. Im Nachhinein bin ich froh, dass er nicht dabei war, da meine Laune vermutlich nur schwer zu ertragen war.

Zwar war ich die ganze Woche schon irgendwie groggy, aber das hinderte mich nicht daran, morgens um 6 Uhr mit Kai zu starten. Zwar merkte ich, dass meine Beinmuskulatur immer noch nicht wieder ganz im Lot war, aber sie fühlten sich etwas besser an, als die anderen Tage der Woche. Schon bis Worbis warteten jede Menge Höhenmeter auf uns, die nur vom Anstieg hinter Niederorschel getoppt wurden. Bis dahin war aber alles gut und wir waren zwar nicht schnell unterwegs, aber ich war optimistisch, das Ganze zu schaffen. Den ersten längeren Zwischenstopp machten wir – wie geplant – in Mühlhausen. Die Altstadt mit eindrucksvoller Stadtmauer, Toren, Türmen und Kirchen hat einen ganz besonderen Charme und gerne wäre ich mit der Kamera noch länger durch die Altstadt gestreift. Aber nach einem Cookie und Kaffee ging es weiter.

Über den Unstrutradweg fuhren wir an Bad Langensalza vorbei. Dieser fährt sich prima, ist innerhalb der Orte jedoch kein Garant für schnelles Tempo, da er phasenweise recht verwinkelte und eng ist.

Irgendwann landeten wir – dank komoot mit hohem Bundesstraßenanteil – in Erfurt. Ermüdungstechnisch wäre ich hier nicht böse gewesen, wenn die Tour bereits vorbei wäre, da mir die Höhenmeter schon ganz schön zu schaffen gemacht hatten. Mit Blick auf den Dom gönnten wir uns ein Eis und rollten durch die Innenstadt zur Krämerbrücke. Neben dieser kann die Rialto-Brücke in Venedig einpacken, denn hier kuscheln sich 32 Fachwerkhäuser über dem Wasser, die größtenteils noch heute Kunsthandwerker beherbergen. Eine tolle Atmosphäre.

Richtung Norden verließen wir die Stadt und fuhren Richtung Straußfurt und Greußen. Dort stoppten wir beim Supermarkt, um unsere Getränke aufzufüllen. Das war bitter nötig, denn plötzlich bemerkte ich, wie sehr ich beim Trinken gespart hatte. Weiterhin ging es bergauf und bergab und jedes Mal riss ich wieder bei den Anstiegen von Kai ab und meine Oberschenkel waren dicht. Auch begannen mein Rücken zu zwicken und meine Fußaußenkanten zu brennen. Die Hände taten auch weh und ich wollte nur noch nach Hause. Aber zwischen diesem und mir lagen in Sonderhausen noch immer noch knapp 60 km und noch viele, viele Höhenmeter. Eine Pause reihte sich an die andere und die geschätzte Ankunftszeit rutschte immer weiter nach hinten. Irgendwo zwischen Kleinfurra und Nohra hatte ich meinen ersten kleinen Heulkrampf. Ich konnte nicht mehr, war verzweifelt, sauer auf mich selbst und hatte keine Ahnung, wie ich den Rest noch schaffen sollte. Relativ schnell hatte ich mich wieder gefangen, was aber nichts an meiner körperlichen Verfassung änderte. Ich klebte nur noch in Kais Windschatten und riss immer wieder an den Anstiegen ab und versuchte mich, so gut es ging zusammenzureißen. Auf Höhe von Bad Sachsa liefen wieder die Tränen und ich überlegte, meine Eltern anzurufen, dass sie mich abholen. Kai motivierte mich weiterzufahren und irgendwie haben wir es geschafft, nach 12 Stunden und knapp 9 Stunden Fahrzeit wieder bei mir anzukommen.

Von Touren mit über 200 km nehme ich jetzt definitiv erst mal wieder Abstand. Ich habe heute gelernt, dass man, nur weil man 200 km flach fahren kann, noch lange nicht 230 km mit knapp 1800 hm fahren kann. Erst recht nicht, wenn man durch diverse Städte und Orte fährt, in denen man ständig halten und bremsen muss. Trotzdem hat sich die Tour gelohnt, da mir vor allem Mühlhausen sehr gut gefallen hat. Trotzdem bleibt eine gewissen Unzufriedenheit und Fassungslosigkeit, dass ich mich dermaßen überschätzen konnte. Ich dachte wirklich, ich könne so eine Tour alleine schaffen. Jetzt wurde ich schmerzhaft eines Besseren belehrt. Aber auch solche Geschichten gehören dazu. Zumindest sind ein paar ganz schöne Fotos entstanden. 🙂 Jetzt ist erst einmal Regeneration angesagt.

Longride zum Schloss Marienburg

Für den Tag gestrigen Samstag plante ich eine längere Runde um zu schauen, ob ich auch fit für Touren jenseits der 100 km bin.

Los ging es gegen 7.30Uhr, nachdem ich mir leckere Brötchen gebacken hatte. Über Gieboldehausen führte mich der Weg nach Lindau und Elvershausen. Schon dort begab ich mich in unbekannte Gefilde, nämlich auf den Anstieg Richtung Lagershausen. Der war zwar lang, aber aufgrund der wunderschönen Landschaft abwechslungsreich und lenkte mich gut ab.

In Imbshausen und Echte war ich bereits auf meiner ersten 100er Tour. Bald führte mich der Weg entlang der Leine mit welligen Straßen, schönen Brücken und überwiegend gutem Asphalt.

Ein minimaler Rückenwind sorgte für zügigen Vortrieb. Nur ein oder zwei Anstiege waren etwas knackiger, ansonsten führte der Weg stetig bergab. Schon ab Betheln (hinter Gronau) war das Schloss Marienburg zu sehen und der Weg nach Nordstemmen nicht mehr weit. Nach etwa 105 km war das Ziel erreicht. Der Anstieg zum Schloss war zum Glück nicht sehr lang und oben konnte ich mir das märchenhafte Schloss in Ruhe anschauen.

Doch was hat es mit diesem Schloss auf sich? Es war ein großer Liebesbeweis von König Georg von Hannover an seine Frau Königin Marie. Der neugotische Prachtbau (mit 130 Zimmern, Quelle) entstand zwischen 1858 und 1867, auf dem sagenumwobenen Marienberg, der angeblich von Zwergen bewohnt war. Genießen konnten die beiden ihr „Eldorado“ – wie sie es nannte – jedoch nicht. Georg erblindete noch vor Fertigstellung des Gebäudes und zunächst flüchtete er, ein Jahr später auch seine Frau mit den Kindern ins Exil nach Österreich (Quelle).

Derzeit streiten Ernst August Prinz von Hannover (Oberhaupt der Welfen und Urenkel Wilhelm des II.) und sein Sohn, der Investmentbanker Ernst August junior, um das Schloss. Der 68-jährige hatte seinem Sohn das Schloss vor einigen Jahren geschenkt und möchte diese Schenkung aufgrund „groben Undanks“ zurückziehen. Aufgrund der hohen Sanierungslast von 24 Millionen Euro hatte der Junior bereits 2019 versucht, das Schloss für einen Euro zu verkaufen. Der Einspruch des Vaters verhinderte dies allerdings (Quelle).

Ob Fan des Welfengeschlechts oder nicht, ein Besuch des Schlosses lohnt sich auf jeden Fall!

Nach einem Stück Apfelkuchen und einem Radler im Café Marie fuhr ich zurück. Nach der Pause moserten die Oberschenkel ein wenig, doch irgendwann wurde es besser. Nur das Tempo ließ sich nicht ganz so halten wie auf dem Hinweg.

Ab Gronau fuhr ich eine östlichere Route mit einem stetigen Anstieg bis Sibbesse und eine lustige Berg- und Talbahn, die allerdings auch Körner kostete. Auch die folgenden Anstiege, vor allem der bei Ellierode zeigten mir, dass mich die Kräfte langsam verließen. Plötzlich war zunächst der Feldweg nass, wenige Meter später auch ich. Bis Bad Gandersheim war der Schauer aber wieder vorbei und es ging es weiter über den Skulpturenradweg, der zum Glück ziemlich halbwegs flach ist. Der nächste kritische Punkt war die Überquerung des Harzhorns, an der ich einige Male stehen bleiben musste. Über Düderode ging es weiter über das Fissekental, welches ich schon einige Mal in Gegenrichtung durchquert hatte. Ab Willensen brachen die letzten 20 km an, die scheinbar kein Ende nehmen wollten. Jeder Hügel malträtierte die Oberschenkel und ich musste noch eine dringende Trinkpause einschieben.

Wieder einmal hat mir Strava einige km zu viel berechnet. Letztlich waren es heute wohl 193 km mit etwas über 1500 hm, für mich die längste Strecke, vor allem aber auch fordernder als die fast 200km an der Ostsee. Dies zeigt mir, dass ich meine Pläne für Himmelfahrt hoffentlich umsetzen kann. 🙂