Tour d´Energie 2022 – meine Renn-Premiere

Am 24.04.2022 war es soweit, es war der Tag meines ersten Rennens. Kai hatte mir dankenswerter Weise die Startunterlagen schon am Vortag abgeholt, sodass ich Rad, Helm und Rucksack bereits mit Startnummern versehen konnte. Am Morgen musste ich also nur mein Fahrrad und meine Siebensachen ins Auto legen und schon konnte es losgehen.

In Göttingen fand ich direkt einen Parkplatz und rollte zum Startbereich. Nachdem ich mir ein Dixie von innen angeschaut hatte, rollte ich nur wenige Meter am Leinekanal entlang und traf direkt auf Kai und Jörg Rausch. Ersterer war bereits aus Hattorf mit dem Rad angereist, letzterer wollte mit seinem Trekking-Rad die 45km-Runde unsicher machen. Wahnsinn!! Irgendwann gesellte sich auch noch Ralf Schäfer dazu, ein guter Zeitpunkt für ein erstes Gruppenfoto.

Anschließend ging es zum Startbereich, in dem ich meine Freundin Doris traf und auch noch einen Riegel abstaubte. 😉 Um 10.50 Uhr fiel der Startschuss und wenig später setzte sich auch unsere Gruppe in Bewegung. Kai startete in der Gruppe hinter mir und wollte mir bei dem Rennen Windschatten geben. Ich fuhr erst einmal alleine vor, da ich wusste, dass er mich irgendwann einholen würde. Es gab einen fliegenden Start, der das ganze Procedere etwas entspannte.

Schon nach wenigen Kilometern brauste das ganze Feld beinahe in zwei ungünstig stehende Supportfahrzeuge, vor denen leider etwas spät gewarnt wurde. Unzählige Fahrer hatten auch auf den nächsten Kilometern Pannen und standen am Rand und ich hoffte nur, pannen- und unfallfrei durchzukommen. Schließlich hatte auch Kai mich eingeholt und ich hängte mich in seinen Windschatten. Schon bald fing ich aber an zu keuchen und bat ihn, doch wirklich das Rennen auch als Rennen zu fahren und wollte mich einer Gruppe anschließen, um mein Tempo zu fahren. Mit der Resterkältung wollte ich nichts riskieren (bis dahin war das zumindest noch mein Vorsatz). Ich tingelte von Gruppe zu Gruppe. Von den einen fühlte ich mich ausgebremst, von anderen tempomäßig überfordert. So war ich immer wieder auch alleine unterwegs. Über den ersten Höhenzug ging es nach Hann Münden. Dort entledigte ich mich meiner Armlinge, die ich schon vorher heruntergeschoben hatte, da es doch etwas wärmer war als gedacht. Eigentlich hatte ich gehofft, von dort bis Hemeln etwas entspannen zu können, aber Wind und Wellen (also des Asphalts, nicht der Weser) machten auch den Weg bis Hemeln nicht unanstrengend. „Komm, an den da vorne hängen wir uns ran!“, sprach mich plötzlich ein netter Herr an und nahm mich spontan in den Windschatten. Solche Situationen hatte ich heute recht häufig, auch bei von hinten anrollenden Gruppen („Komm, häng dich rein!“) und war von so viel gutem Sozialverhalten (oder Gentlemen?) begeistert. In Hemeln ging laaange bergauf, fünf Kilometer mit einer immerhin nur mäßigen Steigung. Hier konnte ich laut schnaufend einige Fahrer hinter mir lassen, was mir – ich nehme an aufgrund der Geräuschkulisse – irritierte Blicke einbrachte. 🙂 Oben schnappte ich mir am Verpflegungsstand eine Cola und eine Apfelschorle, stürzte diese hinunter und weiter ging es, ebenfalls zunächst hinunter. Leicht wellig, eher aber bergauf ging es bis Dransfeld. Auf dem Weg ackerte ich wieder im Wind vor mich hin, als ich eine Fahrerin des TESA-Teams (Alex, wie sich später herausstellte) hinter mir rufen hörte „Vielleicht hättest du mal den Anstand, nach vorne zu fahren“. Sie meinet nicht mich, sondern den Herrn, der sich schon seit Längerem hinter mich geklemmt hatte. Schuldbewusst zog er auch an mir vorbei.

Mit dem sympathischen Team TESA

Mit Alex und ihrem Teamkollegen Herrn Virus zockelte ich anfangs den drei Kilometer langen Weg zum Hohen Hagen hoch, aber mich verließen dort die Kräfte ziemlich. Ich zockelte dort mit sagenhaften knappen 12km/h hoch und war ständig versucht, einfach abzusteigen. Das Publikum am Rand und natürlich auch die Fahrer hinter mir wussten dies aber zu verhindern. Oben angekommen nahm ich auch den nächsten Getränkestand in Anspruch und freute mich sehr auf die Abfahrt.

Wo schaut er denn hin?

Schon nach ein paar Metern war es mit der Freude aber vorbei. Krämpfe in den Waden und zeitgleich in den inneren Oberschenkelmuskeln hatte ich auch noch nicht. Bis Jühnde wurden sie richtig schlimm und erst ab Sieboldshausen wurde es etwas besser. Bis dahin hatte ich aber meine gerade erst gefundene tolle Gruppe längst ziehen lassen müssen. Ein Fahrer kam noch an mir vorbei und fragte mich, ob mit meinen Beinen alles ok wäre, er hätte auch solche Krämpfe gehabt. Wie gesagt, alle waren total nett und aufmerksam zu mir. Der Wind war weiterhin ziemlich gemein, außerdem setzte leichter Niesel ein und ich war wirklich froh, als wir endlich in Rosdorf einrollten. Ich hatte mich wieder einer Gruppe angeschlossen, die nun stetig das Tempo anzog. Da ich keine Ahnung hatte, wie viele Kilometer es noch genau bis zum Ziel waren, ein gewagtes Unterfangen. Trotzdem ging ich mit und schaffte es tatsächlich auch an der Gruppe dran zu bleiben. Für einen spektakulären finalen 100m Sprint standen jedoch keine Kraftreserven mehr zur Verfügung.

Lächeln trotz fieser Krämpfe

Im Ziel bemerkte ich, wie mir schlagartig kalt wurde. Also Armlinge wieder an und einen Riegel vertilgt. Ich schaute mich um, ob ich jemanden entdecken konnte, den ich kannte. Dies war nicht so, bis ich auf Kai traf. Der war schon auf dem Sprung nach Hause und zeigte mir noch, wo ich etwas zu Essen ergattern konnte. Das war auch nötig, wie mir meine mein Frieren und meine weißen Finger deutlich zeigten. Mit Nudeln und einem alkoholfreien Radler machte ich es mir an einem der Tische bequem und machte mich nach dem Festmahl zurück auf den Weg zum Auto. Den ursprünglichen Plan, vor Ort zu duschen hatte ich verworfen.

Erschöpft aber glücklich im Ziel.

Daher legte ich lediglich mein Rad und den halben Hausstand wieder ins Auto und begab mich auf den Heimweg. Dabei schaltete ich die Sitzheizung auf volle Power um wieder halbwegs auf Temperatur zu kommen. Eine weitere Premiere gab es zu Hause. Ich füllte mir tatsächlich die Badewanne im alten Bad. Normalerweise bin ich überhaupt kein Badewannenmensch und wasche ich dort nur mein Rad, aber heute war mir danach mich dort hineinzulegen. Die nächsten Tage werde ich es etwas ruhiger angehen lassen, um mich gänzlich auszukurieren.

Bei der Gesamtwertung der Damen bin ich mit 3:28:26h auf Platz 54 von 120 gelandet, in meiner Altersklasse auf dem 16. von 25 Plätzen.

5 Kommentare zu „Tour d´Energie 2022 – meine Renn-Premiere

  1. Das ist eine wirklich starke Premiere gewesen, Glückwunsch und natürlich auch einen großen Respekt für die Leistung von mir ist dir sicher.

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  2. Ein toller Bericht. Gedanklich bin ich beim Lesen die ganze Zeit auf dem Rad gewesen🚲Du kannst stolz auf dich sein. Super Leistung👏👏Freundliche Grüße
    Michael Ullrich

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