Auf ein Eis nach Erfurt – oder: War doof – merkste selbst…

Heute ging es auf eine lockere 230 km lange Runde nach Osten, genauer gesagt nach Erfurt. Die Strecke war super easy und ich hatte die ganze Zeit über ein Lächeln im Gesicht….

So könnte ein Blog klingen, wenn ich eine top Ausdauer-Sportlerin wäre und mir jeder Kilometer in den Schoß fallen würde. Dem ich aber leider nicht so. Ich bin auf der Tour ordentlich an meine Grenzen gekommen, habe gekämpft, gelitten und geheult und war ziemlich unzufrieden mit mir. Macht mich das jetzt zu einer schlechten Radfahrerin? Das weiß ich nicht, zum Glück ist mir das auch egal (mit meinen „I can besser kiss than I ride“-Socken sowieso). Alles ging damit los, das ich nach der Tour zu meiner Schwester dachte, dass mich nun nichts und niemand aufhalten kann. Und so plante ich eine Tour nach Erfurt. Dort war ich zuletzt als Kind und es liegt im 100 km Radius. Also ein gutes Ziel. Über komoot plante ich die Route als Rundfahrt über Mühlhausen und Sondershausen, lud großspurig auch bei facebook zu der Tour ein und kündigte einen 26er Schnitt an. Zum Glück hatte sich nur Kai eingefunden, mitzufahren. Ralf hatte überlegt, ab Erfurt mitzufahren. Im Nachhinein bin ich froh, dass er nicht dabei war, da meine Laune vermutlich nur schwer zu ertragen war.

Zwar war ich die ganze Woche schon irgendwie groggy, aber das hinderte mich nicht daran, morgens um 6 Uhr mit Kai zu starten. Zwar merkte ich, dass meine Beinmuskulatur immer noch nicht wieder ganz im Lot war, aber sie fühlten sich etwas besser an, als die anderen Tage der Woche. Schon bis Worbis warteten jede Menge Höhenmeter auf uns, die nur vom Anstieg hinter Niederorschel getoppt wurden. Bis dahin war aber alles gut und wir waren zwar nicht schnell unterwegs, aber ich war optimistisch, das Ganze zu schaffen. Den ersten längeren Zwischenstopp machten wir – wie geplant – in Mühlhausen. Die Altstadt mit eindrucksvoller Stadtmauer, Toren, Türmen und Kirchen hat einen ganz besonderen Charme und gerne wäre ich mit der Kamera noch länger durch die Altstadt gestreift. Aber nach einem Cookie und Kaffee ging es weiter.

Über den Unstrutradweg fuhren wir an Bad Langensalza vorbei. Dieser fährt sich prima, ist innerhalb der Orte jedoch kein Garant für schnelles Tempo, da er phasenweise recht verwinkelte und eng ist.

Irgendwann landeten wir – dank komoot mit hohem Bundesstraßenanteil – in Erfurt. Ermüdungstechnisch wäre ich hier nicht böse gewesen, wenn die Tour bereits vorbei wäre, da mir die Höhenmeter schon ganz schön zu schaffen gemacht hatten. Mit Blick auf den Dom gönnten wir uns ein Eis und rollten durch die Innenstadt zur Krämerbrücke. Neben dieser kann die Rialto-Brücke in Venedig einpacken, denn hier kuscheln sich 32 Fachwerkhäuser über dem Wasser, die größtenteils noch heute Kunsthandwerker beherbergen. Eine tolle Atmosphäre.

Richtung Norden verließen wir die Stadt und fuhren Richtung Straußfurt und Greußen. Dort stoppten wir beim Supermarkt, um unsere Getränke aufzufüllen. Das war bitter nötig, denn plötzlich bemerkte ich, wie sehr ich beim Trinken gespart hatte. Weiterhin ging es bergauf und bergab und jedes Mal riss ich wieder bei den Anstiegen von Kai ab und meine Oberschenkel waren dicht. Auch begannen mein Rücken zu zwicken und meine Fußaußenkanten zu brennen. Die Hände taten auch weh und ich wollte nur noch nach Hause. Aber zwischen diesem und mir lagen in Sonderhausen noch immer noch knapp 60 km und noch viele, viele Höhenmeter. Eine Pause reihte sich an die andere und die geschätzte Ankunftszeit rutschte immer weiter nach hinten. Irgendwo zwischen Kleinfurra und Nohra hatte ich meinen ersten kleinen Heulkrampf. Ich konnte nicht mehr, war verzweifelt, sauer auf mich selbst und hatte keine Ahnung, wie ich den Rest noch schaffen sollte. Relativ schnell hatte ich mich wieder gefangen, was aber nichts an meiner körperlichen Verfassung änderte. Ich klebte nur noch in Kais Windschatten und riss immer wieder an den Anstiegen ab und versuchte mich, so gut es ging zusammenzureißen. Auf Höhe von Bad Sachsa liefen wieder die Tränen und ich überlegte, meine Eltern anzurufen, dass sie mich abholen. Kai motivierte mich weiterzufahren und irgendwie haben wir es geschafft, nach 12 Stunden und knapp 9 Stunden Fahrzeit wieder bei mir anzukommen.

Von Touren mit über 200 km nehme ich jetzt definitiv erst mal wieder Abstand. Ich habe heute gelernt, dass man, nur weil man 200 km flach fahren kann, noch lange nicht 230 km mit knapp 1800 hm fahren kann. Erst recht nicht, wenn man durch diverse Städte und Orte fährt, in denen man ständig halten und bremsen muss. Trotzdem hat sich die Tour gelohnt, da mir vor allem Mühlhausen sehr gut gefallen hat. Trotzdem bleibt eine gewissen Unzufriedenheit und Fassungslosigkeit, dass ich mich dermaßen überschätzen konnte. Ich dachte wirklich, ich könne so eine Tour alleine schaffen. Jetzt wurde ich schmerzhaft eines Besseren belehrt. Aber auch solche Geschichten gehören dazu. Zumindest sind ein paar ganz schöne Fotos entstanden. 🙂 Jetzt ist erst einmal Regeneration angesagt.

Himmelfahrtskommando in den Norden

Schon bei meinem Bericht über die Tour zur Marienburg habe ich es vorsichtig angekündigt. Für das Himmelfahrtswochenende hatte ich mir etwas Größeres vorgenommen. Mit Gravelbereifung und etwas Gepäck wollte ich meine Schwester besuchen. Lieber wäre mir die Rennradbereifung gewesen, jedoch hatte meine Wahl zwei Gründe. Zum einen hatte ich mein Rad schwerer beladen als üblich, zum anderen hatte ich die Hoffnung, dass die etwas robusteren Reifen mir einen Plattfuß ersparen würden. So war das Reisetempo zwar etwa heruntergesetzt, aber ein hohes Tempo war nicht meine erste Priorität. Eine Zerrung in der Kniekehle brachte meine Planung etwas in Wanken. Da diese sich aber mehr bei Höhenmetern bemerkbar macht, ging ich das Unterfangen mit pinkem Tape in der Kniekehle trotzdem an.

Der Wecker klingelte am Donnerstag um 4.00 Uhr und nach einem gemütlichen Frühstück packte ich die letzten Sachen und saß kurz nach 5.00 Uhr auf dem Rad Richtung Norden.

Zunächst fuhr ich über Osterode und Willensen nach Kalefeld. Die Kirche dort wollte ich beim letzten Mal schon fotografiert haben. Mit ihrer Backsteingotik erinnert die Emporenhallenkirche an die Sakralbauten im Norden, also eine gute Einstimmung auf meine Tour. Der Weg führte mich auf ähnlichem Wege zum Schloss Marienburg. Dort traf ich um kurz vor 8 Uhr ein und dachte mir schon, dass ich dort wohl noch keinen Kaffee bekommen würde. Doch sogar die Runde über den Innenhof blieb mir verwehrt.

Also fuhr auf auf der anderen Seite des Berges wieder hinab Richtung Pattensen. Ab hier merkte ich, dass der Wind langsam zunahm, da die Tour nun flacher und windanfälliger wurde. Leider kam er aus Nordwesten, also immer von links oder von vorn. Das sollte sich bis zum Ende der Tour auch nicht mehr ins Positive verändern. In Hannover führte mich das Navi über Linden, hinter den Herrenhäuser Gärten vorbei (das habe ich erst bei der Nachbearbeitung gesehen), durch Leinhausen und Stöcken. In Stöcken bewunderte ich das Eingangsportal zum Stadtfriedhof.

Es war kurz vor 10 Uhr und langsam erwachten auch die Herren, die in großen Scharen zu Fuß oder hoch zu Rad auf ihre Vatertagstouren aufbrachen. Um 10.30 Uhr kreuzte ich die A2 und machte in luftiger Höhe über der Autobahn eine Pause, bevor es in Richtung Garbsen weiterging.

Landschaftlich reizvoll war die Strecke nicht. Das änderte sich erst wieder ab Neustadt am Rübenberge. Zwar wurden die Radwege weniger, die Orte jedoch deutlich netter, mit unzähligen alten Dreiseitenhöfen und viel rotem Backstein. Die Windstärke nahm zu und mein Durst leider auch. 1,5l sind für eine Tour wie diese definitiv nicht genug… Die Märkte hatten aufgrund des Feiertags geschlossen und die einzigen Tankstellen die ich fand, waren SB-Tankstellen ohne Einkaufsmöglichkeit. Im Ort Nöpke sah ich eine Frau mit Kinderwagen, die gerade auf ein Haus zusteuerte und bat sie darum, mir die Flaschen aufzufüllen. Mit einer Marathonläuferin hatte ich genau die richtige erwischt, da sie mir sagte, dass sie auch regelmäßig bei fremden Leuten um Wasser bitte. Nun ging es auf die Zielgerade. Der Wind fegte mir immer stärker ins Gesicht und jeder der noch 30 km zog sich elendig in die Länge. Eine längere Verschnaufpause an einem Bahnübergang, an dem der Verkehr über 5 Minuten auf die beiden durchfahrenden Züge warten durfte.

Immerhin genug Zeit, etwas zu essen und den Rox an die Powerbank zu hängen, dessen Akku bei Dauernavigation nach nun über 150 km langsam schwächelte. Einige Zeit später sah ich vor mir einen Planwagen vor mir. Ich kam ihm relativ zügig näher und hörte und sah bald die grob 15 Männer, die sich gegen das Wandern entschieden hatten. Als sie mich entdeckten war das Gegröle groß und man bot mir sogar ein Bier an. Dieses lehnte ich jedoch dankend ab und überholte den Traktor bei der nächsten Möglichkeit. Ich zähle jeden restlichen km, bis ich endlich um kurz nach 13 Uhr bei meiner Schwester ankam.

Den Freitag nutzten wir zum regenerativen Shoppen bei Bremen und ließen den Tag relativ entspannt angehen.

Samstag ging es wieder zurück. Allerdings startete ich erst gegen 8 Uhr, da wir ja noch gemütlich frühstücken wollten. Als ich das Rad aus der Garage holte schauerte es kräftig. Ich entschied mich dafür, diesen Schauer abzuwarten, was zu Glück nicht lange dauerte und fuhr im leichten Nieselregen und empfindlicher Kälte los. Schon auf den ersten Kilometern machte ich eine große Extraschleife. Ich hatte bei meiner Grobplanung Dörverden als Startpunkt angegeben – den nächst größeren Ort. Bei komoot hatte ich das genaue Ziel zwar noch geändert, aber nicht mehr auf den Rox geladen. Zwar wunderte ich mich, dass ich in die gefühlt falsche Richtung fuhr, hatte aber auch eine andere Route für den Rückweg geplant. Als ich das Problem erkannte, war es schon zu spät und Wenden hätte sich nicht mehr gelohnt. Mit einem immerhin sehr verkehrsberuhigtem Schlenker von etwa 5 km Umweg ging es irgendwann los in Richtung Süden. Der Wind kam heute eher aus westlicher Richtung und schob mich auf einigen Passagen recht zügig, meist schob er mich aber eher Richtung Straßenmitte.

Meine Beine fühlten sich gar nicht so ermüdet an, wie ich es zunächst befürchtet hatte. Heute fuhr ich etwas westlicher durch Hannover. Immer wieder gab es kleine Schauer und auch die Sonnen hat wenig Kraft, sodass ich die meiste Zeit mit Armlingen und/oder Regenjacke fuhr. In Langenhagen kam ich am Flughafen vorbei und überlegte kurz, das Rad als Gepäck aufzugeben und in wärmere Gefilde zu flüchten, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Stattdessehn gönnte ich mir eine kurze Auszeit am Maschsee, bevor ich weiter Richtung Hildesheim fuhr.

In Hildesheim war ein Kaffeestop geplant. Gegenüber des Bahnhofs fand ich ein Café, in das ich aber das Rad natürlich nicht hineinnehmen durfte. Da ich es am Bahnhof auch keinesfalls unangeschlossen alleine stehen lassen wollte setze ich mich als einziger Gast nach draußen und es gab prompt einen weiteren kräftigen Schauer. Zum Glück gab es ein Vordach, sodass ich nur etwas Spritzwasser abbekam. Auch bei meiner Frage nach einer Toilette hatte ich kein Glück, diese sei leider geschlossen. Als ich bei meiner Weiterfahrt eine Tankstelle entdeckte, hing auch dort ein Schild „Ich bin leider wieder verstopft“. Da wird man ja quasi zum Wildurinieren gezwungen….

Trotz veränderte Route kam ich wieder an der Marienburg vorbei. Doch halt, nein! Große Verwechslungsgefahr. Beide liegen in der Nähe von Hildesheim, jedoch ist das Schloss Marienburg ein Prachtbau jüngeren Datums, wohingegen diese Marienburg eine Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert ist. Leider habe ich es verpasst, Fotos zu machen und wollte keinen Schlenker dorthin fahren, daher hier ein Bild aus dem Internet.

060610 Universität Hildesheim Domäne Marienburg Foto Andreas Hartmann, Luisenstrasse 13, 31141 Hildesheim – fotoaha@aol.com

In Groß Düngen erinnerte mich der Ortsname an die Aufnahme von Nährstoffen und ich kaufte mir ein zucker- und koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk um meiner Flaschen aufzufüllen und wollte den Halt nutzen, um meine Blase zu leeren. Letzteres leider erfolglos („Nein, eine Kundentoilette haben wir nicht“). Kohlensäure in Radflaschen ist eher suboptimal. Ganze dreimal schlug mir der Druck beim Öffnen der Flasche gegen das Zäpfchen, ab dem vierten Trinken, hatte die Gefährdung nachgelassen ;).

Es folgte einer der größten Anstiege der Tour über den Weinberg bei Nette. In zum Glück nicht zu steilen Serpentinen ging es vier Kilometer den Berg hinauf und ein paar weniger auf der anderen Seite hinunter.

Bald landete ich in Rhüden. Von dort aus sollten es noch 50 km mit einigen Höhenmetern sein. Langsam merkte ich die Erschöpfung auch das lange Sitzen war nicht mehr so ganz komfortabel. Kurz gesagt, die Motivation war nicht mehr ganz so hoch, was unter anderem mit dem weiterhin etwas an April erinnernden Wetter zu tun hatte. 15 km weiter, kurz hinter Seesen machte mein Rad seltsame Geräusche. beim Blick nach unten wusste ich weshalb. Bei meinem hinteren Reifen war die Luft noch mehr raus als bei mir. Damit war mein Plan pannenfrei zu bleiben leider nicht aufgegangen. Ich hatte zwar alles dabei, was man braucht, leider ja aber die nicht die Kraft den Mantel wieder in die Felge zu bekommen. Also versuchte ich gar nicht erst den Schlauch zu wechseln, sondern versuchte es mit verschiedenen Telefonjokern. Leider hatte keiner Zeit und Möglichkeit mich abzuholen.

Also schob ich mein Rad und überlegte, was ich nun tun könnte. Nach Seesen die 4 km zurück laufen und den Zug nehmen, wäre die einfachste Lösung. Jedoch hatte ich vor, die Tour zu beenden und war todunglücklich. Da kam aber der Held in glänzender Rüstung und hoch zu Ross. Na gut, der Held in Rennradoutfit und Carbonrad und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte. Zerknirscht bejahte ich dies. Auch er hatte ganz schön mit dem Mantel zu kämpfen, aber nach einer knappen Viertelstunde war mein Rad wieder fahrbereit und ich unendlich dankbar. Nun konnte ich auch den Rest des Weges in Angriff nehmen. Zwar wurde es noch einmal ordentlich hügelig, aber irgendwie mobilisierte ich noch irgendwelche Kräfte um sogar eine Schleife über Hattorf zu fahren, um eine SD-Karte abzuholen. Dank dieser Zusatzkilometer (und denen zu Beginn) kam ich tatsächlich knapp über 200 km und jubelte innerlich, als der Tacho auf 200 km sprang. Zwar war diese Tour sicherlich nicht die landschaftliche Reizvollste und auch nicht die mit dem besten Fahrerlebnis auf Straße und Radwegen, aber es ging auch primär darum, meine Schwester zu besuchen und zu schauen, ob ich zwei dieser Distanzen in kurzer Zeit gewachsen bin.

Jetzt bin ich ziemlich müde, aber auch ordentlich stolz und werde erst einmal meinen Beinen ein paar Tage Ruhe gönnen. Knapp 390 km in drei (bzw. zwei aktiven) Tagen waren für mich eine ganz schöne Herausforderung.

Longride zum Schloss Marienburg

Für den Tag gestrigen Samstag plante ich eine längere Runde um zu schauen, ob ich auch fit für Touren jenseits der 100 km bin.

Los ging es gegen 7.30Uhr, nachdem ich mir leckere Brötchen gebacken hatte. Über Gieboldehausen führte mich der Weg nach Lindau und Elvershausen. Schon dort begab ich mich in unbekannte Gefilde, nämlich auf den Anstieg Richtung Lagershausen. Der war zwar lang, aber aufgrund der wunderschönen Landschaft abwechslungsreich und lenkte mich gut ab.

In Imbshausen und Echte war ich bereits auf meiner ersten 100er Tour. Bald führte mich der Weg entlang der Leine mit welligen Straßen, schönen Brücken und überwiegend gutem Asphalt.

Ein minimaler Rückenwind sorgte für zügigen Vortrieb. Nur ein oder zwei Anstiege waren etwas knackiger, ansonsten führte der Weg stetig bergab. Schon ab Betheln (hinter Gronau) war das Schloss Marienburg zu sehen und der Weg nach Nordstemmen nicht mehr weit. Nach etwa 105 km war das Ziel erreicht. Der Anstieg zum Schloss war zum Glück nicht sehr lang und oben konnte ich mir das märchenhafte Schloss in Ruhe anschauen.

Doch was hat es mit diesem Schloss auf sich? Es war ein großer Liebesbeweis von König Georg von Hannover an seine Frau Königin Marie. Der neugotische Prachtbau (mit 130 Zimmern, Quelle) entstand zwischen 1858 und 1867, auf dem sagenumwobenen Marienberg, der angeblich von Zwergen bewohnt war. Genießen konnten die beiden ihr „Eldorado“ – wie sie es nannte – jedoch nicht. Georg erblindete noch vor Fertigstellung des Gebäudes und zunächst flüchtete er, ein Jahr später auch seine Frau mit den Kindern ins Exil nach Österreich (Quelle).

Derzeit streiten Ernst August Prinz von Hannover (Oberhaupt der Welfen und Urenkel Wilhelm des II.) und sein Sohn, der Investmentbanker Ernst August junior, um das Schloss. Der 68-jährige hatte seinem Sohn das Schloss vor einigen Jahren geschenkt und möchte diese Schenkung aufgrund „groben Undanks“ zurückziehen. Aufgrund der hohen Sanierungslast von 24 Millionen Euro hatte der Junior bereits 2019 versucht, das Schloss für einen Euro zu verkaufen. Der Einspruch des Vaters verhinderte dies allerdings (Quelle).

Ob Fan des Welfengeschlechts oder nicht, ein Besuch des Schlosses lohnt sich auf jeden Fall!

Nach einem Stück Apfelkuchen und einem Radler im Café Marie fuhr ich zurück. Nach der Pause moserten die Oberschenkel ein wenig, doch irgendwann wurde es besser. Nur das Tempo ließ sich nicht ganz so halten wie auf dem Hinweg.

Ab Gronau fuhr ich eine östlichere Route mit einem stetigen Anstieg bis Sibbesse und eine lustige Berg- und Talbahn, die allerdings auch Körner kostete. Auch die folgenden Anstiege, vor allem der bei Ellierode zeigten mir, dass mich die Kräfte langsam verließen. Plötzlich war zunächst der Feldweg nass, wenige Meter später auch ich. Bis Bad Gandersheim war der Schauer aber wieder vorbei und es ging es weiter über den Skulpturenradweg, der zum Glück ziemlich halbwegs flach ist. Der nächste kritische Punkt war die Überquerung des Harzhorns, an der ich einige Male stehen bleiben musste. Über Düderode ging es weiter über das Fissekental, welches ich schon einige Mal in Gegenrichtung durchquert hatte. Ab Willensen brachen die letzten 20 km an, die scheinbar kein Ende nehmen wollten. Jeder Hügel malträtierte die Oberschenkel und ich musste noch eine dringende Trinkpause einschieben.

Wieder einmal hat mir Strava einige km zu viel berechnet. Letztlich waren es heute wohl 193 km mit etwas über 1500 hm, für mich die längste Strecke, vor allem aber auch fordernder als die fast 200km an der Ostsee. Dies zeigt mir, dass ich meine Pläne für Himmelfahrt hoffentlich umsetzen kann. 🙂

Durchwachsene Renn-Vorbereitung und Nominierung zur Blogwahl bei fahrrad.de

Zu Beginn der Osterferien war ich unglaublich motiviert und wollte eine top Vorbereitung für die Tour d´Energie auf die Straße bringen. Erstens kommt es jedoch anders und zweitens als man denkt. Zwischen Omabesuch und Proben plante ich für Gründonnerstag eine Harztour, um mich an Höhenmeter zu gewöhnen. Frohen Mutes machte ich mich trotz durchwachsener Wettervorhersage auf den Weg. Schon vor der Tür wurde ich von leichtem Niesel begrüßt. Den ignorierte ich aber und fuhr los Richtung Osterode.

Ganz optimistisch ohne Regenklamotten..

Schon nach wenigen Kilometern war der juvenile Niesel zu einem adulten Regen angewachsen und bereits vor Osterode war ich völlig durchnässt und merkte das „Kwutschen“ in den Schuhen (das eklige Gefühl, wenn man Wasser in den Schuhen hat). Ich war schon versucht, einfach zu wenden, denn die Harztour wollte ich bei diesem Wetter auf gar keinen Fall in Angriff nehmen. Also fuhr ich weiter bis Badenhausen um dann eine relativ flache Runde über Dorste, Wulften und Gieboldehausen zu fahren. Ich fror erbärmlich und war froh, nach 67 km wieder zu Hause zu sein. Es dauerte einige Zeit, bis ich wieder halbwegs aufgetaut war.

Karsamstag hatte ich Zeit und das Wetter war bedeutend besser. Kühl und windig, aber sonnig. Mit meinem Kumpel David machte ich mich auf den Weg wieder Richtung Badenhausen. Bis dahin hatten wir entspannten Rückenwind. Nach Badenhausen änderte sich die Fahrtrichtung und damit leider auch der Wind bis Bad Grund kam er nun meist von schräg vorne. Bad Grund ließ schon einmal die Beine mit gemeinen 10% aufjaulen. Nach dem Anstieg luden wir uns aber kurz bei meinem Freund Bernd auf einen Kaffee ein (vielen Dank dafür und die kleine Verschnaufpause), bevor wir uns auf der Harzhochstraße (B242) wiederfanden.

Bernd, der spontane Barista
David auf den letzten Metern vor Clausthal.
Die Marktkirche in Clausthal, die größte Holzkirche Deutschlands

Diese führte uns hügelig, mit maximal 8% Steigung Richtung Clausthal. Dort verabschiedete sich David Richtung Osterode, der nun doch keine Lust mehr hatte, mir hinterherzustrampeln. Trotzdem hatte er sich bis dahin richtig gut geschlagen. Der Wind kam nur noch von vorne und das sollte sich für den weiteren Weg auf der Harzhochstraße auch nicht mehr ändern. Ich fuhr weiter auf der 242 Richtung Osten. Hier hatte ich eine freie Sicht auf verschiedene Seen und überhaupt rundum auf das Harzer Land, da auch dort, wie überall im Harz, Trockenheit, Borkenkäfer und Stürme dem Fichtenwald das Leben gekostet haben. Viele Fotos habe ich aufgrund des starken. Verkehrs allerdings nicht gemacht…

Die Idee war, über Riefensbeek wieder zurückzufahren. Am Abzweig interviewte ich kurz meine Beine und ganz überheblich behaupteten diese, noch topfit zu sein. Also glaubt ich ihnen dies und setzte meinen Weg durch den Harz fort, wohlwissend, dass der schlimmste Teil mir noch bevor stand. 10 km ging es nun fast nur bergauf, teilweise mit 11% Steigung. Meine Geschwindigkeit fiel rapide, aber ich versucht, die Atmung ruhig und die Trittfrequenz möglichst ökonomisch zu halten. Mit zwei kleinen Päuschen schaffte ich es tatsächlich bis Sonnenberg. Von da an kam noch ein letzter kleiner Anstieg auf dem Weg nach St. Andreasberg und ab dann konnte ich entspannt rollen, auch wenn ich stets den Unfall eines Bekannten denken musste, der irgendwo dort verunfallt sein musste, jedoch bis jetzt an den Unfall keine Erinnerung hat. Mit dieser Geschichte im Hinterkopf fährt man definitiv etwas vorsichtiger.

Die Harzhochstraße… die Ruhe täuscht..

Ich fuhr über Bad Lauterberg, und Scharzfeld und stand plötzlich nach rund 90 km in Pöhlde. Da wollte ich die 100 auch noch voll machen. Also fuhr ich bis nach Hattorf und über den Phillips zurück. Bis Hattorf hatte ich besten Rückenwind und nur marginal müde Beine. Am Phillips hatten selbige aber gar keine Lust mehr und ließen mich das deutlich spüren. Zu Hause angekommen war ich nach 107 km und über 1200 hm rappelalle, aber auch ziemlich stolz auf meine Leistung.

Für Montag hatte ich einen Socialride organisiert, bei dem einige Teilnehmer absagten und letztlich auch ich, da ich mir bei meiner Regentour doch eine ziemliche Erkältung eingefangen hatte. Auch den Rest der Woche werde ich jetzt die Füße still halten, um bis Sonntag zur tdE wieder halbwegs auf dem Damm zu sein.

Eine Bitte in eigener Sache. Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal bei der Blogwahl von fahrrad.de nominiert. Stimmt fleißig ab, wenn euch mein Blog gefällt.

Bis dahin. Ride on! Vielleicht sieht man sich am Sonntag in Göttingen?

Ab ins Wasser – 13.000 m und 520 Bahnen

Es ist kalt, es ist windig, es ist regnerisch, es ist einfach eklig. Ich muss gestehen, dass es mich derzeit viel Überwindung kostet, mich aufs Rad zu setzen. Sportlich aktiv bleiben sollte ich trotzdem, deswegen fahre ich in den letzten Wochen wieder häufiger zum Schwimmen. Dabei fiel mir vor einiger Zeit ein Plakat ins Auge, was sofort meinen Ehrgeiz weckte: 24-Stunden-Schwimmen in Clausthal Zellerfeld. Organisiert von der dortigen Ortsgruppe der DLRG. Der Termin war frei und Kai schnell überzeugt, also meldeten wir uns an – ich für 4-5 Stunden, Kai für 3-4.

Die Regularien lauteten folgendermaßen: Schwimmzeit ist, je nach Anmeldung zwischen Samstag 12 Uhr und Sonntag um 12 Uhr. Jeder schwimmt so lange wie er möchte oder kann. Nach mindestens 55 Minuten Schwimmzeit sind jeweils 5 Minuten Pause erlaubt, schnelles Nippen am Trinken auch zwischendurch.

Da ich noch nie mehr als 4000 m geschwommen war, war es umso schwierig eine Taktik zu entwickeln. Natürlich nahm ich mir vor, das Tempo nicht zu hoch zu wählen und vorher genug Mineralien und Kohlenhydrate zu mir zu nehmen. Einige Tage vorher starteten wir mit dem Carbo-Loading und am Wettkampftag aßen wir reichlich und salzig um Krämpfen vorzubeugen. Startzeit war für uns um 17 Uhr. Wir waren schon früher in der Halle und durften nach kurzer Einweisung auch früher starten. Vorher legten wir un unsere Energieriegel und -Gels bereit und stellten unsere Flaschen an den Beckenrand. In meiner Flasche hatte ich einen Energydrink mit Koffein. Dass das ein Fehler war, stellte ich später noch fest. Dann ging es los. Badekappen auf und los.

Kai schwamm auf einer benachbarten Bahn, ich auf der Außenbahn. Die ersten Bahnen liefen gut. Auf einer abgesperrten Bahn waren wir zunächst zu dritt und organisierten uns untereinander ganz gut, sodass auch Überholen gut funktionierte. Allerdings bemühte ich mich so sehr außen zu schwimmen, dass ich mehrfach beim Kraulen auf die Kunststoffabsperrkette schlug und meine Hand hinterher etwas blau war. Auch die Leiter habe ich einmal kräftig an der scharfkantigen Stufe getreten. Auch nicht sooo schön. Viel schlimmer war aber, dass ich trotz der guten Vorbereitung bereits nach 1500 m einen Krampf bekam. Ich drosselte das Tempo und versuchte mein Bein zu lockern. Bis zur ersten Pause waren es noch 25 Minuten. Kurz dachte ich darüber nach aufzugeben. Beim Lockern merkte ich aber, dass sich der Krampf etwas löste. Der Energydrink verhalf mir, auch noch den Rest der ersten Stunde zu überstehen. In den 5 Minuten Pause setzte sich mich an den Rand und dehne meinen Fuß und meine Wade und schwamm weiter.

Bisher schwamm ich immer im Wechsel zwei Bahnen Kraul, zwei Bahnen Brust, da ich kein besonders ausdauernder Kraulschwimmer bin. Nun waren wir zwei Leute mehr in der Bahn. Ein Pärchen, was zunächst ein wahnsinniges Tempo vorlegte pflügte stetig an mir vorbei und machte das Wasser unruhig. Allerdings erlebte ich hier zum ersten mal, den sogenannten „Wasserschatten“. Ich wusste nicht, dass es den gibt, bemerkte aber, dass ich, sobald ich überholt wurde mich ausgebremst fühlte. Tatsächlich gibt es einen Sog wie beim Windschatten auch im Wasser. Faszinierend. Nach einer weiteren Stunde ließ das Tempo des Paares nach und ich wurde nicht mehr ganz so oft überholt. Langsam wurde es langweilig. Ich setzt mir jedoch Ziele: Minute 30 – Trinken, Minute 55 – Pause. Die Stunde bekam dadurch etwas Struktur und zog sich nicht mehr ganz so lange hin.

Nach drei Stunden beendete Kai seine Schwimmeinheit und ich versprach ihm, nur noch maximal 1:40 h zu schwimmen. Daran hielt ich mich auch fast. Vorher gab es aber noch einen Riegel. Stunde vier ging relativ schnell vorbei und das Paar verließ irgendwann das Wasser, sodass es im Becken wieder etwas leerer wurde. Nach 3:30 h merkte ich, dass der Nacken stärker spannte und die Schultermuskulatur sich meldete. Von da an wechselte ich jede Bahn den Stil. Das Tempo ließ ein bisschen nach, ich war aber total überrascht, dass ich es bis dahin so stabil halten konnte. Die letzte Pause nutzte ich, um die Blase zu leeren und von der Banane abzubeißen.

Auf in die letzten Bahnen. Nach etwa 40 Minuten schlug ich an und teilte meiner Bahnzählerin mit, dass ich aufhöre. Diese schickte mich aber los, noch einmal 50 m dran zu hängen, dass ich die 13.000 m voll mache. Das ging natürlich auch noch.

So beendete ich den Schwimmtag nach 4:42 Stunden total glücklich und stolz. Die Konkurrenz konnte ich überhaupt nicht einschätzen. Eine Bekannte schreib, dass sie vor zwei Jahren über 23 km geschwommen war. Da war ich weit von entfernt. Da alle Teilnehmer zeitversetzt starteten und ich nicht wusste, wie groß das Starterfeld war konnte ich nur beurteilen, was ich in den knapp fünf Stunden beobachtet hatte und hatte entsprechend ein ganz gutes Gefühl. Dieses sollte mich auch nicht trügen. Am nächsten Tag bei der Siegerehrung durfte ich die Urkunde für die „Weiteste Schwimmerin des Oberharzes“ in Händen halten. Kai als Schwimmanfänger (zumindest Anfänger was das Bahnenschwimmen angeht) landete auf einem beachtlichen 8. Platz mit 6150 m in drei Stunden. Da bin ich ja auch ganz schön stolz auf ihn. Aber verratet es nicht weiter.

Wieder stehe ich aber vor dem Problem, welches ich schon im Blogbeitrag „Schwimmen im Standardtempo“ beschrieben habe. Ich schwimme immer einen Schnitt von etwa 2 min/100 m. Egal, ob ein, zwei, vier oder 13 km. Auch dieses Mal lag er bei 2:08 min/100 m. Klar, ein kleines bisschen langsamer war ich, aber das ist definitiv vernachlässigbar. Da müsste doch mit besserer Schwimmtechnik deutlich mehr drin sein. Wer hat da Tipps für mich, meine Pace zu verbessern?

Die Nacht nach dem Schwimmen war der Horror. Gegen 22 Uhr waren wir zu Hause und aßen noch etwas und ich war hundemüde. Wir legten uns hin, aber ich konnte bis 2:30 Uhr absolut nicht einschlafen. Koffein-Energydrinks kommen bei Abendveranstaltungen garantiert nicht mehr in die Flasche! So eine schlechte Nacht hatte ich schon lange nicht mehr….

Zuletzte gilt mein Dank der DLRG Clausthal Zellerfeld, bei der ich schon als Kind oft bei Rettungsschwimm-Wettkämpfen zu Gast war und sogar einige Gesichter wiedererkannte. Die Organisation war toll und es hat riesig Spaß gemacht. Nächstes Jahr kommen wir bestimmt wieder und dann schwimme ich in meinen Geburtstag rein!